Wolff of Wall Street. Ernst Wolff

Wolff of Wall Street - Ernst Wolff


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href="#u16fd6c33-478f-574f-9c3c-cbba00eccaff">50. Planwirtschaft

       51. Wirtschaftssanktionen

       52. Demokratisches Geldsystem

       Corona-Virus – Super-GAU für die Weltwirtschaft

       Corona-Pandemie – Hedgefonds und das Ende des Mittelstands

       Der Lockdown und der digital-finanzielle Komplex

       TIMELINE

      Der Autor:

      Ernst Wolff, geboren 1950, wuchs in Südostasien auf. Er studierte Philoso­phie und Geschichte in Deutschland und den USA und arbeitet als Journa­list, Drehbuchautor und Dolmetscher. Zuletzt erschienen von ihm: „Welt­macht IWF. Chronik eines Raubzuges“ (2014) und „Finanz-Tsunami. Wie das globale Finanzsystem uns alle bedroht“ (2017).

      Vorwort

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      In diesem Buch versuche ich das globale Finanzsystem so erklären, dass auch Laien es in seinen Grundzügen verstehen können. Es geht mir darum, einen Bereich unserer Gesellschaft zu entschlüsseln, der von immenser Bedeutung ist, weil er unser Leben immer stärker bestimmt und unsere Zu­kunft zunehmend gefährdet.

      Wie groß die Gefahr ist, hat sich zuletzt im März/April 2020 gezeigt. Wegen des Ölpreiseinbruchs infolge der einsetzenden weltweiten Rezession und der dadurch ausgelösten Turbulenzen an den Finanzmärkten musste der Zusammenbruch des globalen Finanzsystems zum dritten Mal seit der Jahrtausendwende verhindert werden.

      Diese jüngste Rettungsaktion unterschied sich allerdings grundlegend von den beiden vorangegangenen Noteinsätzen, sowohl dem nach der Welt­finanzkrise 2007/08 als auch dem auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2012/13. Es wurden nämlich mehrere Rekorde aufgestellt, die einen ge­schichtlichen Wendepunkt markieren. Noch nie sind Aktienkurse in so kurzer Zeit so stark eingebrochen wie im März 2020. Noch nie haben die Zentralbanken daraufhin so hohe Geldsummen ins System gepumpt und noch nie haben sich die Aktienmärkte so schnell erholt wie im April 2020.

      Den meisten Menschen ist das wahre Ausmaß dieser Entwicklung allerdings nicht bewusst geworden, weil ihre Aufmerksamkeit in dieser Zeit fast ausschließlich der Corona-Pandemie galt. Die Extreme an den Finanzmärkten sind für uns alle jedoch von existenzieller Bedeutung. Die­jenigen, die vom gegenwärtigen System profitieren, haben durch ihre Maß­nahmen zur Rettung des Systems nämlich gezeigt: Sie werden nichts unversucht lassen, um es auch weiterhin aufrecht zu erhalten.

      Wir übrigen werden dafür einen hohen Preis zahlen müssen: Uns erwarten eine dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit, die bisher schärfsten Aus-teritätsprogramme und eine sich beschleunigende Entwertung des Geldes. Außerdem müssen wir mit einer zunehmenden Massenarmut rechnen, die das Potenzial hat, gewaltige soziale Unruhen bis hin zu Bürgerkriegen auszulösen.

      Auf jeden Fall werden die Verantwortlichen sich wegen der Zuspitzung sozialer Konflikte nur an der Macht halten können, wenn sie unsere Rechte noch stärker beschneiden, uns noch gründlicher kontrollieren und notfalls mit Gewalt disziplinieren. Da dieser Prozess nicht aufzuhalten und schon gar nicht umzukehren ist, gibt es aus der gegenwärtigen Situation nur einen Ausweg: Das bestehende Wirtschafts- und Finanzsystem muss beendet und durch ein System ersetzt werden, das der Mehrheit der Menschen und nicht wie das gegenwärtige einer verschwindend kleinen Minderheit nützt.

      Ist eine solche Veränderung angesichts der aktuellen Machtverhältnisse utopisch? Ganz sicher nicht, denn die große Mehrheit der Menschen wird wegen der vor uns stehenden Umbrüche in einen immer stärkeren Konflikt mit den bestehenden Verhältnissen geraten und daher immer drängender nach einem Ausweg suchen. Allerdings wird sich ihr dabei ein gewaltiges Hindernis in den Weg stellen: die weit verbreitete Unkenntnis der Funkti­onsweise des bestehenden Systems.

      Deshalb besteht eine der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart in der systematischen Aufklärung über die Hintergründe und Zusammenhänge des globalen Wirtschafts- und Finanzkreislaufs. Nur wenn die Mehrheit der Menschen seine grundlegenden Mechanismen versteht, wird es möglich sein, sein zerstörerisches Wirken gewaltfrei zu beenden und eine friedliche und wahrhaft demokratische Umgestaltung der Verhältnisse in Angriff zu nehmen.

      Diesem Zweck dient das vorliegende Buch, das auch als Nachschlage­werk gedacht ist, mit dem sich das einmal erworbene Wissen jederzeit wieder auffrischen lässt und dessen Erläuterungen per Klick auf den Link auch als Videoclips gehört und gesehen werden können.

      Der Anhang des Buches enthält eine Timeline, die die Geschichte des aktuellen Finanzsystems von seiner Gründung 1944 bis heute grob nach­zeichnet, und drei im Zuge der Corona-Krise veröffentlichte „Wolff of Wall Street Spezial“-Folgen, in denen die damals aktuellen Vorgänge im Finanz­system erläutert werden.

       Ernst Wolff Berlin, im Juli 2020

      Einleitung

      „Nicht das, was du nicht weißt, bringt dich in Schwierigkeiten, sondern das, was du fälschlicherweise zu wissen glaubst.“

       (Mark Twain)

      Die zwei großen Fehleinschätzungen unserer Zeit

      Es gibt in unserer Gesellschaft zwei Ansichten, die von der überwiegenden Mehrheit der Menschen geteilt und von fast niemandem angezweifelt wer­den. Sie betreffen zum einen die politischen Strukturen, unter denen wir leben, und zum anderen die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Realität, auf der diese politischen Strukturen basieren. Zusammen bilden beide so etwas wie eine von der breiten Allgemeinheit stillschweigend akzeptierte Übereinkunft.

      Ansicht Nr. 1 lautet: Bei uns regiert das Volk.

      Ansicht Nr. 2 lautet: Das Finanzsystem ist nur ein Teilbereich unserer Gesellschaft, den man nicht unbedingt verstehen muss.

      Geht man diesen Ansichten auf den Grund, dann stellt man allerdings fest, dass sie nicht etwa auf intellektueller Einsicht oder auf Erfahrungs­werten basieren, sondern den Menschen zunächst von Elternhaus, Schulen, Ausbildungsbetrieben und Universitäten mit auf den Weg gegeben und später ein Leben lang von Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eingetrichtert werden – mit dem Ergebnis, dass ihr Wahrheitsgehalt kaum jemals in Frage gestellt wird.

      Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass sich hinter diesen An­sichten ganz handfeste Interessen verbergen, deren Durchsetzung nur einem kleinen Teil der Bevölkerung nützt. Im Grunde handelt es sich also um zwei vorsätzlich herbeigeführte Fehleinschätzungen, die weitreichende Konsequenzen haben. Sie tragen nämlich entscheidend dazu bei, die be­stehende Ordnung und ihre Machtstrukturen zu festigen und verhindern so, dass die Menschen diese Strukturen durchschauen – mit der Folge, dass sie dadurch unfähig werden, an den bestehenden Verhältnissen etwas zu ändern.

      Sehen wir uns beide Fehleinschätzungen deshalb etwas genauer an:

      Fehleinschätzung Nr. 1: „Bei uns regiert das Volk“

      In einem Obergeschoss des Berliner Hauptbahnhofs hängt ein Schild mit der Aufschrift „400 Meter von hier regiert das Volk“. Der Hinweis gilt dem südlich vom Bahnhof gelegenen Reichstagsgebäude, Sitz des deutschen Parlaments, und soll dem Betrachter ganz offensichtlich eine uns allen bekannte Botschaft vermitteln:

      Wir leben in einem Gesellschaftssystem, in dem wir als Volk das Sagen haben. Und da das Volk zu groß ist, um als Ganzes regieren zu können, übergeben


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