Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic

Feuerjäger: Sammelband - Susanne Pavlovic


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sagte Nardon und sah kurz von seinem Notizbuch auf. »Ich hatte vermutet, es könnten drei, fünf oder sieben sein. Primzahlen erfreuen sich ja großer Beliebtheit in der Zauberei, und drei wären meines Wissens mindestens erforderlich, um ein Transportfeld aufzubauen.«

      »Dann seid Ihr ebenfalls ein Zauberer?«, fragte Gendig überrascht.

      »Dimensionstheoretiker«, sagte Nardon. »Was konntet Ihr weiterhin in Erfahrung bringen?«

      »Den Namen des Erschaffers«, sagte Gendig. »Falls er Euch interessiert.«

      »Und wie«, sagte Pintel.

      »Karcharoth von Kalmija. Ich kannte ihn flüchtig. Ein Mensch, vielleicht das größte Talent, das die Zauberei der Neuzeit aufzuweisen hat, aber beherrscht von einem ungesunden Machtstreben. Er schuf den Toröffner, um arkane Energien aus anderen, ergiebigen Ebenen zu erschließen.«

      »Was die Erste Dimensionale Direktive klar verbietet«, warf Pintel ein. »Und nicht umsonst.«

      »Er war der Ansicht, die moderne Zauberei sei weit genug fortgeschritten, um mit den Risiken fertig zu werden«, sagte Gendig. »Der Rat teilte seine Ansicht nicht, und weil Karcharoth als gefährlich und unberechenbar eingestuft wurde, entzog man ihm seine Schöpfung und verwahrte sie in Einzelteilen an geheimen Orten und verbot ihm, sich jemals wieder damit zu befassen. Ich habe den Fall nicht im Einzelnen weiter verfolgt, aber er hat sich wohl nicht an diese Vorgaben gehalten. Es gab einige Vorfälle, und schließlich wurde Karcharoth nach Sturmwacht verbannt, das man zuvor nach allen Regeln der Kunst ausbruchssicher gestaltet hatte. Es war ein edles Gefängnis, aber nichts desto weniger ein Gefängnis.«

      »Ich kenne die Insel«, warf die Kriegerin ein. »Sie trägt eine Festung aus den Einigungskriegen.«

      »Eben jene«, bestätigte Gendig. »Dort hat er den Rest seines Lebens verbracht. Er hat sich weiter wissenschaftlich betätigt, brachte einige sehr bemerkenswerte Abhandlungen über Materiemanipulation heraus. Er starb erst kürzlich. Einige Jahre mag es her sein.«

      »Momentchen«, sagte die Kriegerin. »Wie alt soll er geworden sein, oder handelt es sich um die zwergische Version von einige Jahre?«

      »Er wurde älter, als Menschen es gewöhnlich werden«, bestätigte Gendig. »Hundertachtzig Jahre, wenn mich die Erinnerung nicht trügt.«

      »Zäher Bursche«, sagte die Kriegerin.

      »Ich nehme an, er hat nachgeholfen«, sagte Pintel.

      »Der Schluss liegt nahe. Wenn Ihr jedenfalls mehr über das Artefakt erfahren wollt, würde ich an Eurer Stelle dort suchen. Er hat auch, soweit ich weiß, bis zum Schluss Lehrlinge ausgebildet. Vielleicht könnt Ihr deren Namen in Erfahrung bringen und sehen, ob sie etwas wissen.«

      »Ich hatte gehofft, Ihr wüsstet etwas über die Verstecke der übrigen Artefakte«, sagte Nardon mit einem Anflug von Enttäuschung in der Stimme.

      »Nein«, sagte Gendig. »Jeder, der damit zu tun hat, weiß über höchstens eines Bescheid. Alles andere wäre viel zu riskant.«

      »Sinnvoll«, gab Nardon zu und schloss sein Notizbuch.

      »Versucht es auf Sturmwacht«, sagte Gendig. »Mehr kann ich Euch nicht raten.«

      »Ich danke Euch, auch im Namen meiner Gefährten«, sagte Nardon. »Und richtet Eurer Tochter die besten Grüße aus. Sagt ihr, es war nicht persönlich gemeint.«

      »Aber es war … Aua! Pintel, lass das!«

      »Wir gehen«, sagte Pintel zu der Kriegerin und zog energisch an ihrer Hand.

      »Ich wünsche Euch eine gute Reise«, sagte Gendig. »Ihr habt ein Stück Weg vor Euch, wenn Ihr nach Sturmwacht wollt.«

      »Daran sind wir mittlerweile gewöhnt.« Nardon verzog das Gesicht. »Ich glaube wirklich, ich habe mehr Wegstunden zurückgelegt, seit ich diesen Auftrag habe, als zuvor in meinem ganzen Leben.«

      »Ihr seid jung«, sagte Gendig aufmunternd. »Es wird Euch nicht schaden.«

      »Das ist ein Trost«, sagte Nardon und deutete eine leichte Verbeugung an. »Auf Wiedersehen, Ehrwürdiger Meister der Runen.«

      Gendig seufzte, als die Umrisse der Fremden verschwammen und sich in einiger Entfernung mit der Umgebung zu einem rot-braunen Fleckenmuster verbanden. Er wartete ab, bis ihre Schritte verklungen waren, dann schlug er energisch das Lehrbuch auf und reichte es seinem Enkel hinüber.

      »An die Arbeit«, sagte er. »Mir scheint, ich brauche früher einen Nachfolger als gedacht.«

      4: STURMWACHT

      Die Überfahrt nach Sturmwacht stand unter keinem guten Stern. Es hatte die Gefährten mehrere Tage gekostet, ein Schiff zu finden. Lomir war schließlich erfolgreich gewesen, obwohl die Summe, von der er sich hatte trennen müssen, ihm schier die Tränen in die Augen getrieben hatte.

      »Fluch«, hatte er geschnaubt. »So ein Unsinn! Sieben Jahre Pech für jeden, der dort landet! Wenn er von allen seinen Passagieren so viel Geld nimmt, kann er sich in sieben Jahren zur Ruhe setzen.«

      Kronas Anblick hatte unter den Seeleuten dann beinahe eine Meuterei ausgelöst: Sturmwacht war schon schlimm genug, aber auch noch eine Frau an Bord! Krona hatte gereizt reagiert und war in dem darauf folgenden Handgemenge beinahe über Bord gegangen.

      Und dann das Wetter, das sich stetig verschlechterte, je weiter sie hinaus auf die offene See fuhren – selbstverständlich eine weitere Auswirkung des Fluches, der über Sturmwacht lag. Ein böiger Wind war aufgekommen, der Wellen auftürmte und die Regentropfen in nadelspitze Geschosse verwandelte. Das Schiff hob und senkte sich, bis Meer und Himmel sich zu einer einzigen grauen Masse vermischten.

      Nardon war völlig außer Gefecht gesetzt. Er hatte schon im Hafen erste Anzeichen von Seekrankheit gezeigt und war nur mit sanfter Gewalt an Bord zu bringen gewesen. Krona hatte ihn aus einem dunklen Winkel im Frachtraum geholt und ihn an Deck befördert, wo sich Seekrankheit ihrer Erfahrung nach am besten aushalten ließ. Dort saß er jetzt zwischen zwei Taurollen, klammerte sich an ein mit Salzwasser getränktes Seil und sah zum Sterben elend aus. Den übrigen Gefährten schien die raue See überraschend wenig auszumachen. Fenrir hielt sich mit Todesverachtung und unverbrüchlicher Würde aufrecht. Lomir erwies sich für einen Zwerg als erstaunlich seetauglich, er blieb an Deck und aus dem Weg der Seeleute, im Gegensatz zu Pintel, den die Schaukelei nahezu in Ekstase versetzte. Er sprang zwischen den Seeleuten herum und befragte sie zu jedem Handgriff, drängte sie dazu, die Geschichte vom Fluch über Sturmwacht ein weiteres Mal zu erzählen und konnte gerade noch davon abgehalten werden, in die Takelage zu klettern, um die Aussicht zu genießen.

      Der Wind peitschte Regengüsse über das Deck, als endlich am Nachmittag desselben Tages der Anker geworfen wurde.

      Mit eingezogenem Kopf arbeitete Krona sich quer über das Deck hinüber zum Kapitän.

      »Könnt Ihr uns nicht näher heranbringen?«, fragte sie fast schreiend, um das Dröhnen, Rauschen, Knattern und Heulen um sie herum zu übertönen. »Wir sind ja noch mitten auf dem Meer!«

      »Die Insel ist dort drüben!«, schrie der Kapitän zurück und zeigte auf eine entfernte, dunkle Masse inmitten der tobenden Elemente. »Näher kann ich nicht heranfahren, bei diesem Wetter! Wir würden gegen die Klippen geschleudert!«

      »Dann warten wir, bis der Sturm sich legt!«

      »So viel Gold könnt Ihr mir gar nicht bezahlen, dass ich dieses Risiko eingehe. Wäre ich ein wirklich vernünftiger Mann, dann wäre ich gar nicht hier.«

      »Und wie sollen wir da hinüberkommen?«

      »Ihr werdet rudern müssen.«

      »Rudern?!« Mit Entsetzen dachte Krona an die Zwerge. »Ihr meint, in einem Boot?«

      »Haltet stracks auf den Nordturm zu«, sagte der Kapitän. »Ihr werdet einen schmalen, spitzen Felsgrat passieren. Behaltet ihn steuerbord. Die Fahrrinne dort ist tief genug für ein Boot.«

      »Das


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