Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic

Feuerjäger: Sammelband - Susanne Pavlovic


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nicht eine seiner bevorzugten Disziplinen zu sein.

      »Besser gesagt, es gab ein solches Kloster«, fuhr er fort. »Große Teile davon sind niedergebrannt. Ich bin kein Priester, aber ich habe einige Jahre dort gelebt und mit Hilfe der dortigen Bibliothek meine Doktorarbeit verfasst. Die Bibliothek ist übrigens ebenfalls abgebrannt, was einen unwiederbringlichen Verlust darstellt. In diesem Kloster wurde ein Artefakt aufbewahrt, ganz ähnlich dem aus dem Markholt-Erbe.«

      »Woher weißt du von dem Erbe?«, fragte Krona dazwischen.

      »Wir hatten inzwischen Gelegenheit, uns auszutauschen«, erklärte Pintel. »Sie wussten es aber schon vorher, nur nicht so genau.«

      »Das Artefakt hatte ebenfalls die Form eines Totenschädels, nur war es aus Stein gefertigt, nicht aus Kristall«, sagte Nardon. »Es war dem Abt des Klosters, Blakkur von Erin, zur Aufbewahrung anvertraut worden. Es ist Teil einer mächtigen zauberischen Vorrichtung.«

      »Wissen wir«, sagte Krona. »Das Große-Macht-und-gleichzeitig-große-Gefahr-Ding.«

      »Nicht sonderlich präzise, aber richtig«, sagte Nardon. »Das Kloster jedenfalls wurde von dem gleichen Feuerwesen heimgesucht, das euch auch begegnet ist. Es brachte das Artefakt an sich und brannte das Kloster nieder.«

      »Für richtig große Feuer scheint sie etwas übrig zu haben«, warf Krona ein.

      »Kein Wunder bei einem Wesen, dessen ursprüngliche Existenzebene die des Feuers ist«, sagte Nardon.

      »Gut«, sagte Krona. »Ich nehme an, es läuft darauf hinaus, dass ihr genau wie wir auf der Jagd nach diesem – Ding – seid.«

      »Valdar«, verbesserte Pintel.

      »Deine Annahme ist richtig«, sagte Lomir zu Krona. »Wir haben uns schon darauf verständigt, in dieser Sache zusammenzuarbeiten. Nardon ist unser Experte in Fragen rund um die Valdar …«

      »Übertreib bitte nicht«, sagte Nardon verlegen.

      »Na gut«, sagte Lomir. »Er ist das, was einem Experten am nächsten kommt. Er nimmt an, dass es mindestens einen weiteren solchen Schädel gibt, und es liegt auf der Hand, dass die Valdar versuchen wird, diesen zu bekommen.«

      »Um sich alle drei daheim aufs Kaminsims zu stellen«, sagte Krona.

      »Nicht ganz«, sagte Lomir. »Die Schädel sind Teil einer Vorrichtung, mit der man Tore öffnen kann.«

      »Aha«, sagte Krona.

      »Existenzebenen«, erklärte Pintel. »Es gibt da diese Theorie von der unendlichen Anzahl alternierender Existenzebenen, manche ganz ähnlich zu unserer, manche völlig verschieden, manche die Heimat ganz mieser Gesellen, die man wirklich nicht zum Abendessen treffen möchte. Ein Toröffner schafft eine Verbindung zwischen zwei Ebenen, so dass die Bewohner zwischen ihnen wechseln können. Angenommen, es gelänge der Valdar, ein solches Tor zu öffnen, geschähe eine Kontamination der Ebenen mit extradimensionalen Existenzen, ich meine, eine weitaus größere Kontamination als sowieso schon vorliegt, denn die Valdar ist definitiv hier nicht heimisch. Es würde aber eine Unzahl anderer nachströmen und sich hier breitmachen, was zu einem unbeschreiblichen dimensionalen Chaos führen würde …«

      »Aha«, sagte Krona.

      »Das Unbedingt-verhindern-sonst-Riesenschlamassel-Ding«, sagte Lomir grinsend.

      »Prima«, sagte Krona. »Das macht die Sache wesentlich klarer. Was war es noch mal, was wir verhindern müssen?«

      »Dass sie den Rest der Vorrichtung zusammensucht«, sagte Fenrir.

      »Alles klar. Mehr muss ich gar nicht wissen.«

      »Die Frage ist nun, wie wir das anstellen wollen«, sagte Lomir.

      »Wir haben zwei Möglichkeiten«, sagte Krona. »Erstens, wir ziehen diesen dritten Schädel aus dem Verkehr. Zweitens, wir ziehen die Feuerfrau aus dem Verkehr. Nummer Zwei wäre mir lieber. Ich habe ein Hühnchen mit der Dame zu rupfen. Sie hat mir meine Karriere versaut.«

      »Unser ursprünglicher Plan war es, den Erbauer des Markholt-Labyrinths zu befragen«, sagte Fenrir. »Das war, bevor Krona festgenommen wurde. Wir benötigen Informationen, egal welche der Möglichkeiten wir wählen. Wir wissen nichts über weitere Schädel, und die Spur der Valdar haben wir ebenfalls verloren.«

      »Und hier kommt Freund Nardon ins Spiel.« Lomir machte eine ausholende Handbewegung.

      »Kommt er nicht«, sagte Nardon betrübt. »Meine Suche war zeitaufwendig, aber leider wenig ergiebig. Die Academia in Halmesholm hat keinen Lehrstuhl für Dimensionstheorie oder angrenzende Wissenschaften. Ich habe mich längere Zeit mit einem Zaubereitheoretiker unterhalten, der von einem solchen Artefakt noch nie gehört hatte. Er meinte allerdings, er hätte davon hören müssen, wenn es in den letzten zwanzig Jahren etwas Hörenswertes gegeben hätte. Das lässt den Schluss zu, dass wir es mit einem alten Artefakt zu tun haben.«

      »Onkel Mandor sagte, er hätte die Aufgabe von seinem Großvater geerbt«, sagte Pintel. »Gar so lange kann es also nicht her sein.«

      »Das Labyrinth und der Toröffner müssen nicht zur gleichen Zeit entstanden sein«, gab Nardon zu bedenken. »Im Gegenteil, es ist anzunehmen, dass der Toröffner deutlich älter ist. Die Gefährlichkeit musste erst erwiesen sein, ehe man beschloss, es wegzusperren.«

      »Wir könnten mit dem Arkanen Rat Kontakt aufnehmen«, schlug Pintel vor. »Das sind diejenigen, die solche Entscheidungen treffen. Was man wegsperrt oder nicht, meine ich. Die haben da sicher Aufzeichnungen.«

      »Gute Idee«, sagte Lomir. »Und wie nehmen wir Kontakt auf?«

      »Wir reisen nach Lichtenreich und beantragen eine Audienz«, sagte Pintel.

      »Lichtenreich ist drüben auf Lichtenau«, sagte Krona. »Das ist nicht gerade in der Nachbarschaft.«

      »Wie lange braucht ein solcher Antrag, bis er bewilligt wird?«, fragte Lomir.

      »Das ist das Problem«, sagte Pintel geknickt. »Der Hohe Rat hat viel zu tun. Normalerweise kriegt ein unbedeutendes kleines Licht wie ich ihn überhaupt nicht zu sehen. Ihr sowieso nicht. Ihr seid ja nicht mal Zauberer.«

      »Dann befragen wir den Erbauer des Labyrinthes«, sagte Nardon. »Immerhin konnte ich in Erfahrung bringen, wo dieses Tiefengründig liegt: im Südosten der Insel, mitten im ehemaligen Erendor. Von hier aus gesehen sind zwei Gebirgszüge dazwischen. Der kürzeste Weg führt über den Wetterstein-Pass, aber der ist um diese Jahreszeit nicht zu empfehlen. Ich schlage vor, wir nehmen die Königsstraße. Das ist zwar ein Umweg, aber wahrscheinlich die schnellste Art zu reisen, und die sicherste.«

      »Wie viele Tagesreisen?«, fragte Lomir.

      »Zwei Wochen, überschlägig gerechnet«, sagte Nardon. »Die Hälfte, wenn wir uns Pferde besorgen. Vier bis fünf Tage, wenn wir an jeder Poststation die Pferde wechseln, was uns aber eine Stange Geld kosten würde.«

      »Auch ein Kurierpferd wird nicht schneller laufen, als ich reiten kann«, sagte Krona. »Und das ist nicht beliebig steigerbar.«

      »Du wirst aber einsehen, dass wir es eilig haben«, sagte Fenrir. »Wir haben schon eine Menge Zeit verloren. Wir wissen nicht, was die Feuerfrau weiß. Vielleicht hat sie den dritten Schädel längst in ihrem Besitz.«

      »Schon gut«, sagte Krona missmutig. »Ein knallharter Gewaltritt von vier Tagen stand einfach nicht ganz oben auf meiner Wunschliste.«

      »Auf meiner auch nicht«, pflichtete Pintel ihr bei. »Mein Problem ist immer, dass die Pferde gar nicht merken, dass ich drauf sitze.«

      »Was, wenn er nichts weiß?«, fragte Lomir.

      »Dann sind wir eine Woche oder länger vergeblich durch die Gegend gegurkt«, sagte Krona.

      »Vier Tage«, sagte Lomir.

      »Plus Rückweg«, sagte Krona. »Oder willst du dort bleiben?«

      »Wie auch immer«, sagte Fenrir. »Für meinen Geschmack


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