Unerfüllte Träume einer jungen Liebe. Marie-Claire de Bergér
Damen und brachten sie zum Landrover. Alle stiegen ein und der Leutnant fuhr den breiten Forstweg vom Chalet Resi hinauf zum Plateau Rigi Scheidegg. Dort stand der Heli und wartete auf sie. Uerli, der Pilot, und der Bordfunker begrüßten die Ankömmlinge freundlich und halfen ihnen beim Einsteigen in den Helikopter. Diether, Uschi und Mariele nahmen ihre Plätze ein und schnallten sich an. Urs verabschiedete sich und verriegelte die Türe von außen. Dann lief er geduckt zum Jeep, weil sich die Rotorblätter in Bewegung setzten und der Heli in den nächtlichen Himmel aufstieg.
Uerli sprach ins Helm-Mikro: „Hello Air Base Chur-Calanda, we are ready for take-off. This is Helicopter 00 77 flying to the canton of Graubünden in Oberengadin. Roger and over.“
„Here Air Base Chur Calanda: Helicopter 00 77, you are ready for take-off. Your weather chart is as follows: strong westwardly winds and storm. Clear weather in the eastern region. Roger, over.“
„Thanks tower, good-bye. Roger, over!“ Der Hubschrauberpilot flog in Richtung Pontresina in das Val Bernina. Diether war neugierig und fragte den Bordfunker, warum der Hubschrauber nachts fliegen könne.
Der Bordmechaniker antwortete: „Junger Mann, wir haben Nachtsichtgeräte an Bord mit einer Infrarotkamera, deshalb ist ein Nachtflug möglich.“ Diether bedankte sich herzlich bei Uerlis Kollegen.
Ungefähr eine halbe Stunde später meldete sich die Air Base von Chur Calanda: „Hello Uerli, are you ready to land on the landing field?
„No, tower, we are going to land in Val Bernina on a square next to the mountain house. Roger, over.“
„That is allright with us. Roger, over!“
Nach einer Dreiviertelstunde sahen sie die Lichter von St. Moritz und Pontresina. Der Heli überflog kurz die Station der Diavolezza Bahn und setzte hinter Urs Jagdhütte die Kufen auf. Die Hütte war erleuchtet, ein Zeichen, dass die Männer des Heeres Wache hielten. Das beruhigte die Baronin ungemein, denn mit andern Worten: Angst brauchten sie nicht zu haben. Uerli und sein Kollege waren den dreien beim Aussteigen aus dem Heli behilflich. Die Piloten trugen das Gepäck. Urs Adjutant kam ihnen entgegen. Es war Klaus Andermatten, was für eine Beruhigung für alle!
Langsam gingen sie auf das Haus zu, da stürzte eine zierliche Gestalt aus der Türe. Es war die Gräfin von Bellheim und die stürmte auf die drei zu wie die Lava aus einem Vulkan. „Oh chérie, Marie-Theres, mon dieu, und meine kleine Ulli. Mit einem Begleiter?“
„Fee du! Mein Gott, wie geht’s dir? Ist dir auch nichts passiert?“, fragte die Baronin.
„Non, ma chère amie, mir geht’s gut und euch auch? Meine kleine Ulli, du hast deinen Freund mitgebracht, oh là là! Comme ci comme ça.“
Sie begaben sich alle zusammen ins Haus und Diether staunte über den großen Wohnraum. „Liebe Felicitas, darf ich dir unseren Feriengast und Freund von Ursula vorstellen: Diether Marchart aus Wien.“
Fee reichte Diether ihre kleine, zierliche Hand und er hauchte einen formvollendeten Handkuss darauf. Sie umarmte alle der Reihe nach. Bei Marie-Theres angekommen entschuldigte sie sich, dass sie ihre Freundin mit Monsieur Sutter angesprochen hatte. „Diese Typen an der Rezeption waren mir nicht geheuer, man weiß nie, wo die mithören. Die haben sich zu viel des Guten nach dir wegen des Überfalls in Afrika auf den Transporter von Unicef erkundigt und da habe ich dich mit Monsieur Sutter angesprochen!“
„Lass gut sein Fee, es war richtig so“, meinte Mariele dazu.
„Was haben sie dich gefragt, Fee?“
„Wann Monsieur Sutter benachrichtigt worden wäre und wie man die Botschaftsrätin informiert hätte und wie oft. Sie hätte mir doch bestimmt eine Nachricht hinterlassen! Und so weiter und so fort.“
„Und was hast du geantwortet?“, fragte die Baronin.
„Ich habe gesagt: Was für eine Botschaftsrätin? Und was hat der Leutnant Sutter mit ihr zu tun? Bei mir im Hotel war Monsieur Sutter in Urlaub, sonst kenne ich niemand mit diesem Namen, es war nur ein Gast. So habe ich es gesagt.“ Während die beiden Damen sich unterhielten, hatten Uschi und Diether mit Klaus Andermatten das Gepäck in den ersten Stock gebracht.
„Baronesse, Sie und Herr Marchart bekommen das Schlafstüberl in der Ecke mit dem Erker. Frau Baronin kommt zum Chef ins Zimmer und daneben liegt die Suite der Gräfin von Bellheim“, erklärte Klaus Andermatten.
„Baronesse, Sie sind dann quasi wieder in Ihrem alten Zimmer und können sich mit Ihrem Freund einrichten.“
„Danke Klaus, Sie sind sehr liebenswürdig.“
„Danke, Baronesse, Sie sind sehr nett.“ Klaus Andermatten begab sich wieder nach unten. Plötzlich piepste sein Funkgerät: „Klaus, hier ist Urs.“
„Ja Chef, ich höre!“
„Ist das Gepäck gut angekommen?“
„Sehr wohl, Chef!“
„Das höre ich gerne.“
„Bin auf dem Wege zu euch, wir überfliegen gerade St. Moritz. Sind die Leuchtfeuer noch an?“
„Selbstverständlich!“
„Das ist gut, bis gleich!“, sagte Urs.
Und da hörte man auch schon den Heli herannahen. Die beiden Damen unterbrachen ihre Unterhaltung und wunderten sich über den Heli, der gerade hinter dem Haus aufgesetzt hatte. Einige Minuten danach stand Urs in der Wohnzimmertüre. Marie-Theres sprang auf und flog ihrem Mann an den Hals.
„Weiberl, Weiberl! War es so arg ohne mich?“ Sie schluchzte kurz auf und er küsste sie zärtlich.
„Wunderbar, dass du schon früher gekommen bist, die beiden Turteltauben sind oben und packen ihre Koffer aus“, berichtete Mariele. „Du, die Fee hat mir da so einiges erzählt. Sie hat aus Sicherheitsgründen so getan, als ob sie mich nicht kennen würde.“
„Haben die Typen der Fee geglaubt?“
„Vielleicht, Urs, ich weiß es nicht. Nach dieser Auskunft sind sie mit einem schwarzen Mercedes abgefahren.“ Fee hatte den letzten Satz gehört, als sie in den Salon eintrat und beantwortete Urs Frage. Darum meinte er zu seiner Frau: „Liebes, du kannst mir gleich alles in unserem Zimmer erzählen, dann kann ich mir ein Bild von dem Ganzen machen.“ Damit war die Baronin einverstanden.
In der Zwischenzeit betraten Ulli und Diether das Erkerstübchen. Sie schlossen die Türe des Kleiderschrankes auf, damit sie ihre Garderobe beim Auspacken direkt hineinhängen konnten. Als diese Arbeit erledigt war, meinte Uschi mit froher Miene: „Schau, Diether, was wir hier für einen herrlichen Blick aus dem Fenster haben. Man sieht genau auf die Bergstation der Diavolezza und den Piz Palü.“
Diether war begeistert von diesem grandiosen Ausblick. „Von hier aus wirken die drei Pfeiler des Eisriesen Piz Palü noch wuchtiger, als direkt davor“, erkannte er.
„Großer, du schläfst am besten in dem andern Bett an der gegenüberliegenden Wand unter dem Fenster. Sonst …“ Uschi musste lachen. „Sonst kommen dir bei der Schlafcouch am Ende die Quadratlatschen unter der Decke hervor.“
Diether begutachtete den Diwan und nickte mit dem Kopf. „Du hast recht, Kleines.“ Er musste über die Vorstellung lachen, dass tatsächlich seine großen Füße herausragen würden. „Das macht aber gar nichts, zum Kuscheln abends ist die Bettcouch groß genug, gell Schatzele?“
„Ja mei, dann passt’s auch mit deine großen Hatscher“, grinste Ulli. Sie packten noch den Rest der Wäsche in die Bauernkommode und dann waren sie mit dem Auspacken ihrer ganzen Garderobe fertig. Uschi legte die Pyjamas für beide auf die Betten und erklärte Diether noch, wo die Bäder des Hauses waren. Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn in den Flur. „Siehst, Burli, die erste Türe ist fürs Bübele, die andere fürs Mädele und die dritte ist das große Bad. Dort sind eine Badewanne, Dusche, Bidet und ein Whirlpool drin. In den kleineren Bädern ist jeweils