Unerfüllte Träume einer jungen Liebe. Marie-Claire de Bergér

Unerfüllte Träume einer jungen Liebe - Marie-Claire de Bergér


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Sie wissen, wo ich mich aufhalte, falls Sie noch Fragen zu dem Fax haben. Am besten ist es, Sie rufen Herrn Urs Sutter in der Botschaft an, er ist Leutnant des Abschirmkommandos des Schweizer Bundesheeres und hat mit dem Überfall dienstlich zu tun. Auf Wiederluage, Herr Dr. Adenauer.“

      „Auf Wiederhören, Frau Baronin, ich danke Ihnen für Ihre rasche Benachrichtigung, adieu.“

      „Hast du alles mit deinem Chef geklärt, Schatz?“, fragte Urs. „Dann fertige ich den Bericht von Uschi und Diether an.“

      „Urs, ist das wirklich nötig, dass du diese Geschichte, die sich in meinem Ferienhaus zugetragen hat, auch noch dienstlich bearbeiten musst? Kann man das nicht als einfachen Einbruch gelten lassen?“, fragte Mariele ängstlich. „Ihr habt doch den Täter, oder?“, fügte sie aufgebracht hinzu.

      „Schatz!“, sagte Urs. „Es tut mir leid, ich muss Meldung machen.“

      „Nun ja, wenn das so ist, in Gottes Namen, aber bitte nichts an die Presse weitergeben. Sonst flippt Pia aus.“

      „Bitte auch nichts über Ullis Ohnmacht und Nervenschock“, fügte Diether ernst hinzu.

      „Ihr könnt euch auf uns verlassen. Davon werde ich nichts berichten“, entgegnete Urs.

      „Sag mal, Mariele, warum seid ihr eigentlich noch nicht verheiratet?“, fragte Ulli neugierig.

      „Wir durften nicht. Ich hätte einen Adeligen heiraten müssen, den ich nicht liebte und wollte. Wenn wir uns verehelicht hätten, wäre meine Apanage gestrichen worden. Das ist so testamentarisch festgelegt worden. Wir können erst heiraten, wenn ich ein Baby bekomme, einen Erben“, erklärte Marie-Theres ihrem Mündel.

      „Nun, wenn das so ist, schade, dass ihr euch noch nicht vermählen dürft. Dann wünsche ich dir alsbald Nachwuchs. Wer weiß, wer weiß, gell, Diether? Sie sind so ein tolles Paar, ein ganz tolles Zweigespann“, meinte Ursula fröhlich. „Eigentlich habe ich einen Ersatzpapa und eine Ersatzmama in der Schweiz und daheim meine Mutz und Roland. Prima, das gibt’s nicht alle Tage, ich habe zwei Mütter und zwei Väter! Das hat nicht jedes Kind, ich bin reich gesegnet mit den besten Menschen der Welt!“

      „Und wo bleibe ich?“, fragte Diether grinsend.

      „Du bist mir das Allerliebste, das ich jetzt und für alle Zeiten lieben darf“, antwortete Ursula mit todernster Miene auf seine Frage. Daraufhin küsste Diether Uschi im Beisein von Patentante und ihrem Lebenspartner mitten auf den Mund.

      „Prinzessin, du findest das in Ordnung mit uns zwei?“, fragte Urs aufgeregt.

      „Selbstverständlich, ihr seid doch neben Diether, meiner Mutzi, Roland und Tante Clarissa die einzigen vernünftigen und liebevollen Menschen in meiner jetzigen Familie. Wenn ich da an den Rest der Familie von Hartenstein denke … igitt, igitt. Natürlich die von Krailburgs ausgenommen“, fügte Ulli hinter der Hand sprechend hinzu.

      Diether musste über Ursulas Aussage lachen. Er kannte die Familie und die Verhältnisse bis jetzt ja noch nicht und konnte sich ob des heiteren Ausbruchs keinen Reim darauf machen. Was tut so ein Mensch, der mitten in eine Familiengeschichte hineinkomplimentiert wird? Er setzt sich ans Klavier und spielt querbeet, was ihm gerade so einfällt.

      Die Baronin musste wegen des Klavierspiels lachen und meinte: „Lieber Diether, entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie in eine brenzlige Angelegenheit einbezogen haben. Sie gehören ja demnächst mit zur Familie.“

      „Was höre ich da, unsere Kleine hat sich verliebt, also war der Kuss eben keine Dankesbezeugung? Eher ein Liebesbeweis? Gratuliere, Prinzessin, hast einen guten Geschmack. Der Junge gefällt mir, sein Händedruck war fest und männlich, er liebt die Berge und die Natur und beide können sich an der Musik ergötzen. Was will unsere Kleine noch mehr? Dabei habe ich den jungen Mann wirklich als Botschaftssekretär eingeordnet“, erläuterte Urs. „Diether ist aber auch ein g’standenes Mannsbild dazu, was ich so gesehen und von ihm gehört habe.“

      Diether war über das Lob des Leutnants rot geworden und er dachte bei sich: „Hat der eine gute Menschenkenntnis.“

      „So, Marie-Theres, ich werde morgen früh zum Posten-Kommandanten gehen und ihm Bericht erstatten, und zwar nur das, was mir die beiden jungen Leute berichtet haben. Das Chalet steht ab sofort unter dem Hoheitsrecht der Deutschen Botschaft und wird ab morgen früh von der deutschen und der Schweizer Abteilung des Verfassungsschutzes betreut, bis wir die Bande dingfest gemacht haben. Wir vermuten, dass es kein Einzeltäter gewesen ist, sondern mehrere Verbrecher. Eine Bande, die zurzeit von sich reden macht, ist die Gruppe der schwarzen Kapuzen“, berichtete Urs der Botschaftsrätin.

      „Oh mein Gott, Urs, was soll nun werden? Dann sind wir hier nicht mehr sicher. Nein! Dies kann ich den jungen Menschen gegenüber nicht mehr verantworten. Ursula und Diether sind mit mir hier in großer Gefahr“, sprach die Baronin aufgeregt.

      „Ich weiß, was wir tun werden: Du und die beiden, ihr werdet mit dem Hubschrauber abgeholt und zu Fee von Bellheim ins Oberengadin gebracht. Auf der Straße besteht die Gefahr einer Verfolgung eurerseits. Am meisten noch mit deinem Carmann Ghia, da dein CD-Schild direkt ins Auge fällt. Diether, was haben Sie für einen Wagen?“, fragte Urs beiläufig.

      „Mein PKW steht neben dem Auto der Baronin an der Talstation der Rigi-Luftseilbahn in Chräbel. Ich habe einen grünen Volvo mit dem Kennzeichen: W-40-U-18. Im Auto liegen meine Gitarre, Klettersachen, Rucksack, Pickel, Seil und die Bergschuhe“, erwiderte Diether beflissentlich.

      „Beide PKW kommen in unsere Werkstatt und werden vorher auf Bomben und Wanzen untersucht“, erklärte Urs. „Packt bitte alle eure Sachen in einer Stunde zusammen. Dann kommt der Transporthubschrauber und bringt euch zur Gräfin von Bellheim. Rufe sie aber vorher an und sage ihr, warum du mit den jungen Leuten früher kommst als geplant, gell, Schatz“, sagte Urs zärtlich zur Baronin. Seufzend wollte sie die Nummer wählen. „Halt, stopp!“, rief Urs. „Lege bitte den Hörer auf.“ Erschrocken kam Mariele der Bitte nach. Der Leutnant hob den Telefonhörer mit zwei Fingern vorsichtig in die Höhe und drehte mit einem Schraubenzieher die Sprechmuschel und die Hördose auf. Dort erblickte er das, wonach er gesucht und dort vermutet hatte: eine Wanze!

      „Urs, der Bundeskanzler hat Mariele angerufen, aber geklingelt hat das rote Telefon. In diesem Apparat kann ja dann keine Wanze sein“, meinte Ulli.

      „Warum?“

      „Weil der rote Fernsprecher in ihrem Schreibtisch stand. Der Dieb konnte gar nicht wissen, dass sie noch einen Telefonanschluss hat. Als es geläutet hat, und ich mit Dr. Adenauer gesprochen habe, holte ich es vorher aus der Schublade. Nach dem Anruf verstaute ich es wieder im gleichen Fach. Am Abend entfernte ich es aus der Lade und schloss den Schreibtisch ab. Dann habe ich es mit in die Schlafstube genommen und im Nachttischschränkchen verstaut“, meldete sich Uschi aufgeregt zu Wort.

      „Bitte Urs, schau lieber nach, ob nicht doch etwas darin ist“, meinte Marie-Theres ganz erregt. Urs ließ sich nicht lange bitten und sah nach. Doch zum Glück fand sich kein Abhörgerät in der Sprechmuschel.

      „Gut gemacht Mädel, du bist halt eine echte von Giebel, dein Papa wäre stolz auf dich, Kleines!“, sprach Urs zufrieden. Glücklicherweise hatte der Eindringling nur das normale Telefon verwanzt. „Einen Moment, ich untersuche noch den Sekretär nach diesen Dingern“, rief Urs aus dem Büro. Er nahm das mechanische Gerät, das für solche Fälle notwendig war, und durchsuchte damit das Möbelstück von innen und außen, inklusive Geheimfach. Diese Sonde war klein und höchst empfindlich, sie passte in jede noch so winzige Lücke. „Wenn eine dieser Abhörrosetten innen in dem Möbelstück gewesen wäre, würde die rote Lampe direkt angehen. Außerdem würde sich dieses winzige Etwas bemerkbar machen, indem es einen Signalton von sich geben würde“, erklärte der Leutnant und machte die Wanze unbrauchbar.

      „Jetzt bin ich erleichtert und kann endlich mit Fee sprechen.“ Die Botschaftsrätin wählte vom roten Apparat aus die Nummer ihrer Freundin Felicitas in Sils-Maria.

      „Ja, hier bei Gräfin von Bellheim“,


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