Unerfüllte Träume einer jungen Liebe. Marie-Claire de Bergér

Unerfüllte Träume einer jungen Liebe - Marie-Claire de Bergér


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      „Dann ist es gut!“

      „Was gibt’s Neues bei uns?“, erkundigte sich Ursula.

      „Fritzl und Rosel lassen dich herzlich grüßen. Christel ist mit Eltern und Geschwistern in Österreich. Kucki ist mit Vater und Mutter in Wien. Helga gastiert an der Wiener Staatsoper und Frieder spielt als Gast-Cellist bei den Wiener Symphonikern. Wenn er gut abschneidet, könnte er dort Mitglied werden. So mein Mauserl! Jetzt muss Schluss sein, grüße mir bitte Fee von Bellheim, wenn ihr ins Fextal nach Sils-Maria fahrt!“

      „Pfüet di, Mutz! Ich werd’s der Gräfin ausrichten.“

      „Servus, Ullakind!“

      „Servus Mutzi!“

      Uschi hatte noch den Lautsprecher des Fernsprechers an, der für beide Telefone geschaltet war. Diether hatte somit alles mit angehört. Er meinte lachend: „Na so was, ich bin also ein Bodyguard aus der Botschaft, na warte, du Hexerl!“ Er schnappte sich Ursula, um sie abzubusseln. Zwischen zwei zärtlichen Küssen, fragte er: „Wer sind Fritz und Rosel? Christel und Kucki?“

      „Diese Mädels sind meine besten Freundinnen. Fritz ist Rosels Bruder, mein Beschützer aus Kindertagen. Helga ist Opernsängerin, ihr Mann ist Cellist bei den Münchener Symphonikern. Und Fee ist eine Internatsfreundin von Mariele und meiner Mutter. Die waren alle drei in einem Internat für Höhere Töchter in Interlaken. Seither ist diese Dreierbande, wie sie sich nannte, immer noch eng befreundet. Bist jetzt zufrieden mit meiner Auskunft, Schatz?“

      „Immer, mein Liebes!“, lachte er vergnügt. „I hab di schon verstanden, meine Kleine. Und nun machen wir Musik, einverstanden?“

      „Jederzeit“, sagte sie freudestrahlend.

      Vorher verschloss Ursula aber noch die Terrassentüre, schaltete die Zeituhr des eisernen Vorhangs ein und zum Schluss im Parterre die Alarmanlagen. Diese Sicherungen des Chalets durfte sie nicht vergessen.

      „Wir müssen noch in den Keller, Großer! Die Kellertüre zum Garten hin müssen wir auch abschließen.“ Bei diesen Worten gingen sie nach unten, schlossen ab und in kürzester Zeit hatten sie im ganzen Ferienhaus überall die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. „Jetzt haben wir das Feriendomizil überall gesichert und können uns mit ruhigem Gewissen der Musik widmen, gell, Diether“, verkündete Uschi.

      Nun konnte sich Diether beruhigt ans Klavier setzen. „Was möchtest du mit mir zusammen spielen?“

      „Schumanns Träumerei, Diether!“

      „Dann lass uns beginnen.“ Uschi übernahm die oberen Noten und Diether spielte die untere Weise. „Möchtest du dazu singen, Uschi?“

      „Ja, Diether, schau, hier sind die Schubertnoten.“ Dann sang sie für ihren Liebsten: „Leise flehen meine Lieder in die Nacht zu dir.“

      Diether fühlte, dass sie nur für ihn gesungen hatte. „Mei, Schatz, du hast a Stimm! Sie ist mir durch Mark und Bein gegangen! Ich habe selten so eine klare Naturstimme gehört wie die deine. Es wäre eine Schande, wenn du dieses Naturwunder, das dir unser Herrgott geschenkt hat, nicht ausbilden ließest.“

      „Ja, ich weiß, Bub, mal schaun, was Felicitas dazu sagt, wenn wir im Fextal sind. Fee möchte mir in dieser Beziehung gerne helfen. Sie hat ja das Geld für meine Ausbildung und möchte diese bezahlen.“

      „Ulli, so schön und gefühlvoll habe ich das Ständchen von Schubert noch nie gehört“, meinte er träumerisch. „Weißt, eine Melodie, wie du sie gerade eben gesungen hast, hört sich gesungen von so einer Stimme, wie du sie besitzt, viel besser an. Dies sage ich dir nicht, um dir zu schmeicheln, nein, das behaupte ich als Musiker.“

      In der Zwischenzeit war es 22 Uhr geworden. Sie räumten im Salon noch etwas auf. Ulli stellte für das Frühstück am nächsten Morgen alles parat und frohgemut stiegen die beiden hinauf in den ersten Stock. Nun konnten sie mit ruhigem Gewissen zu Bett gehen.

      Da fiel Ursula zum Glück noch etwas ein. „Diether, in deinem Nachttisch liegt eine Gaspistole, nimm sie bitte an dich, lege sie unter dein Kopfkissen und lade sie. Ich weiß nicht, ich habe so ein komisches Gefühl im Bauch, so, als wenn heute Nacht noch etwas geschehen würde.“

      „Hast du Angst, mein Schatz? Dann komme ich zu dir. Ich werde mich auf den Diwan hinter dem Paravent legen.“

      „Würdest du das für mich tun, Diether? Dafür wäre ich dir ewig dankbar, denn mein Instinkt sagt mir, dass diese Nacht noch etwas geschieht. Bitte lache mich nicht deswegen aus, aber dieser Druck in der Magengegend ist furchtbar“, klagte sie voller Sorge.

      „Habe keine Furcht, hier ist meine Gaspistole und du hast deine auch geladen, da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen“, beruhigte er sie.

      Beide kleideten sich für die Nacht an und legten sich schlafen. Doch Diether gingen Ullis Worte nicht aus dem Kopf und er kam nicht zur Ruhe. Das war auch gut so, denn so hörte er das Geräusch der heruntergedrückten Türklinke sofort. Zum Glück wurden die Türen alle nach innen geöffnet und so sah die schwarze Gestalt nicht gleich, was hinter der Zimmertüre lag. Hätte der Eindringling gewusst, was sich dahinter verbarg, sein Blick wäre nur auf den Paravent gefallen. Der Einbrecher hatte eine Taschenlampe eingeschaltet und hielt den Strahl auf Uschis Gesicht. Er brüllte laut: „Aufstehen!“ Ursula wurde direkt wach, knipste mit einem Finger unter der Bettdecke alle Lampen in ihrer Stube an. Darauf war der Dieb nicht gefasst. Ihre rechte Hand schnellte vor, zielte und drückte gleichzeitig die Munition der Gaspistole ab. Sie traf das Individuum mitten ins Gesicht. Mit dieser plötzlichen Reaktion hatte sich Ulli womöglich das Leben gerettet. Der Fremde stürzte, weil er nichts mehr sah, nach vorne und blieb wie betäubt auf dem Gesicht liegen. Diether sprang hinter der Türe hervor und warf sich auf den Verbrecher.

      „Madel, hast in dieser Schublade a Kordel zum Verschnüren?“, rief er aufgeregt.

      „Wart, Burli!“ Uschi stand vom Bett auf, lief zur Kommode, griff hinein und entnahm ihr mehrere Reepschnüre. „Hier hast du eine Menge Schnürriemen zum Festbinden“, lachte sie. Diether verschnürte den Gangster wie ein Paket, die Pistole, welche auf dem Boden lag, nahm er mit einem Bleistift auf. Den hatte Ulli auf dem Tisch im Erker liegen lassen. „Hast a Plastiktüten? A kloane brauch i nur.“

      „Ja, in der Schubladen der Bauernkommode liegen welche“, erwiderte Uschi. Dann nahm sie das Telefon zur Hand und wählte die Nummer der Gendarmerie. „Den Herrn Trutzli, bitt’ schön.“

      „Trutzli!“, meldete sich eine verschlafene Stimme. „Wer ist da?“

      „Hallo Herr Trutzli, hier ist das Chalet Resi, ich bin’s, die Ursula von Giebel, da die Botschaftsrätin außer Haus ischt, wie Sie vielleicht wissen. Doch i han zu meinem Schutz a Bodyguard aus der Botschaft im Hüsli. Wir hobet an Einbrecher überwältigt und dingfest g’macht. Allerdings han i mit einer Gas-Pistole uff ihn g’schosse. Habe Sie das verstanden? Herr Trutzli!“, fragte ihn Ulli im schönsten Schwyzerdütsch.

      „Baronesse, wir kommet zugleich, machet Sie uns erscht die Türe uff, wenn wir Sie rufet, gell. Auf Wiederluage, wir san in fünf Minütte do, Baronesse, merci“, antwortete der Kommandant.

      „Diether, der Gendarmerieposten rückt an, wir müssen runter ins Parterre, aber wir können die Haustüre erst öffnen, wenn der Trutzli sich meldet.“

      „Am besten, wir bringen diesen Verbrecher in den Flur hinaus, da können die Herren ihn sofort in Empfang nehmen.“ Diether schleifte den langen Kerl bis zur Diele und legte ihn an die Seite der Empore. Beide gingen hinunter und da hörten sie auch schon den Polizeikommandanten rufen: „Baronesse, wir sans, Sie könne uffmachet.“

      Diether schloss die schwere Eichentüre auf und ließ die Gendarmen eintreten.

      „Bitt‘ schön, Herr Trutzli, entschuldigen Sie diese Umstände mitten in der Nacht, aber mein Beschützer aus der Botschaft meinte, wir sollten Sie rufen. Der Einbrecher liegt fest verschnürt oben an


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