Unerfüllte Träume einer jungen Liebe. Marie-Claire de Bergér
und kommt aus einer wunderbaren Familie. Eine gute Mischung, um später das Leben mit ihr zu teilen.“ Darum dankte er dem Herrgott für diesen einmaligen Tag in seinem Leben, der ihm beschert worden war, und darüber schlief er schließlich ein.
Am Morgen in der Frühe hörte Ulli die Haustüre. „Ach“, dachte sie bei sich, „Mariele geht mit Bella Gassi. Dann kann ich noch a bisserl weiterschlafen, denn es ist ja erst 7 Uhr.“ Sie drehte sich auf die andere Seite und schlief erneut ein.
Gegen 7:30 Uhr kam die Hausherrin mit ihrer Hündin zurück. Bella bekam ihr Fresschen und freute sich darüber. Danach legte sich sie sich in ihr Hundekörbchen zum Schlafen nieder. Uschi stand unterdessen auf und begann mit ihrer Morgentoilette, anschließend kleidete sie sich an. Dann ging sie zu Diether hinüber, um ihn zu wecken. Sie klopfte. Als sie keine Antwort erhielt, lugte sie vorsichtig in die Schlafstube hinein. Da sah sie, dass das Bett leer war und erschrak. In der Diele hörte sie im Bad die Dusche und nun wusste Ursula, wo er sich befand. Daraufhin eilte sie die Treppe hinunter ins Esszimmer, dort saß am gedeckten Frühstückstisch ihre mütterliche Freundin und begrüßte sie mit einem freundlichen „Guten Morgen, Ursula! Hast du gut geschlafen?“
„Ja, wie a Katz! Diether ist noch im Bad“, antwortete sie glücklich. Die Baronin wünschte zum Frühstück „Guten Appetit“, als Diether ins Wohnzimmer trat. Er hatte gut geschlafen, was man ihm auch ansah, ohne neugierige Fragen stellen zu müssen. Er wünschte daher den Damen einen schönen guten Morgen und einen gesegneten Appetit.
„Gleichfalls, lasse es dir gut schmecken“, meinte Ulli dazu.
Diether strahlte. „Ich hoffe, dass es euch so gut geht wie mir. Aber Sie machen ein betrübtes Gesicht, Marie-Theres, was ist passiert?“, fragte er.
„Ich muss für zwei Tage nach Bern in die Deutsche Botschaft und werde die Ursula hier alleine lassen müssen, was mir eigentlich nicht gefällt. Sie können sich ja denken, warum, Diether“, erwiderte die Botschaftsrätin.
„Ach ja, ich weiß, weil ich noch nicht volljährig bin. Oh Gott, Mariele, hast du Sorgen, und das wegen mir! Meinst du, Diether würde über mich herfallen, während du weg bist, aber das glaubst du doch selbst nicht!“, lachte Ursula.
„Diether, kann ich mich auf Sie verlassen, dass in der Zeit, in der ich fort bin, nichts zwischen euch passiert außer Busseln und Kuscheln?“, fragte die Baronin freundlich.
„Marie-Theres, Sie können sich auf mich verlassen, ein Mann, ein Wort. Wenn ich so ein Versprechen gebe, halte ich das auch, keine Frage“, antwortete Diether der Hausherrin aufgeregt. „Ich werde sorgfältig auf die Ulli aufpassen, als wäre sie meine Schwester. Und ich weiß auch schon, was wir zwei unternehmen: Vielleicht gehen wir wandern, denn die Rigi ist ja das reinste Blumen- und Wanderparadies“, fügte er hinzu.
*
Abreise der Patentante Marie-Theres
„Also Mariele, du hältst aber auch gar nichts von mir, meinst du, ich würde Diether in Schwierigkeiten bringen wollen? Glaubst du das von deinem Mündel? Eine andere Frage, wie lange bist du außer Haus?“, fragte Ursula liebenswürdig.
„Drei Tage, dann bin ich wieder hier. Jetzt muss ich noch Frau Sutter Bescheid geben, denn sie fährt ja mit. Ich muss zuerst mit ihr ins Stadthaus fahren, um die Wohnung erneut in Ordnung zu bringen. Einkaufen brauchst du nicht, es ist alles im Kühlschrank und in der Truhe.“ Mit einem Blick auf Diether fuhr sie fort: „Schauen Sie nicht so skeptisch, junger Mann, die Ursula kann ausgezeichnet kochen, das hat sie in der Real- und Haushaltsschule in Wasserburg am Inn gelernt. So, jetzt wisst ihr die wichtigsten Dinge. Übrigens, Bella nehme ich mit, darum braucht ihr euch nicht zu kümmern. Ich denke, nun können wir fahren.“ Damit rief sie nach der Haushälterin. „Pfiat euch und bleibt sauber, salü“, rief die Baronin und verließ mit Hund und Köchin das Chalet.
„Mein Gott, Diether, ich kann es gar nicht fassen, wir sind allein auf weiter Flur. Schau, wir haben das Reich für uns und können nach Herzenslust singen und musizieren. Sogar das Essen dürfen wir uns selbst herrichten, ist das nicht schön?“, lachte Ulli und tanzte vor Freude durchs Wohnzimmer.
Diether war genauso überrascht wie Uschi über diese neue Freiheit. Lieber Himmel, er hatte seinen Schatz für sich alleine! Natürlich würde er sich nichts zuschulden kommen lassen, er nicht und Ursula auch nicht. Er freute sich auf das gemeinsame Erwachen am Morgen und auf andere Dinge der kommenden Tage. Trotzdem musste er Uschi zuerst ganz einfach in den Arm nehmen und sie zärtlich küssen.
Nach einer Weile wurde er wohl etwas zu stürmisch und Ulli rief lebhaft aus: „Diether, bist narrisch! Nur net huddeln, du Bergfex, du willst doch noch a bisserl von mir haben oder magst mi totdrucken?“
„Naa, ganz bestimmt net. I hab dös nur getan, weil i so glücklich bin hier mit dir.“
„Warum möchtest du denn mit mir über die Rigi wandern?“
„Na, weil es auf der Scheidegg so schön ist!“, erklärte er. „Oder magst lieber im Chalet bleiben? Was meinst, Schatz?“
„Also, wenn du mich so fragst, würde ich lieber mit dir im Haus bleiben. Hier sind wir ungestört oder net, was meinst du dazu?“, rief sie lachend aus, als sie sein verdattertes Gesicht sah. „Net so garstig schauen, du möchtest das Gleiche wie ich oder irre ich mich? Du bist viel lieber mit mir alleine im Ferienhaus, stimmt’s? Oder liege ich da falsch?“
„Konnte man mir das ansehen? Oh, wie peinlich, natürlich bin ich viel lieber mit dir in trauter Zweisamkeit“, erwiderte er schelmisch.
In der Zwischenzeit hatten sie ihr Frühstück beendet, das sich durch die Abreise der Baronin etwas verzögert hatte. Gemeinsam räumten sie im Esszimmer auf.
„Hast du Lust, mit auf die Terrasse zu gehen oder möchtest du lieber das Klavier bearbeiten? Dann spiele, was dir gerade einfällt. Ich setze mich in die Raucherecke und schmauche eine Zigarette!“
Dieser Bitte kam er natürlich liebend gern nach. Deshalb erklangen flotte Rhythmen wie Boogie-Woogie, Beat und Rock and Roll, Melodien von Glenn Miller, Elvis und Paul Anka.
Die Zigarette hatte sie zu Ende geraucht und setzte sich neben Diether auf die Klavierbank. Er spielte mit viel Hingabe den Sehnsuchtswalzer von Franz Schubert. Danach hörte Uschi Klänge von Fréderic Chopin. „Wenn dir die Musik zu viel wird, Kleines, höre ich auf!“
„Nein, ich könnte dir stundenlang zuhören, Großer“, flüsterte sie ihm zärtlich ins Ohr.
Zwischendurch klingelte das Telefon. Uschi meldete sich: „Hier bei von Trostburg, wer ist da?“ Während Uschi sich meldete, kam Diether näher heran. Die Stimme sprach näselnd: „Du bist also doch da! Du verdammtes Miststück, ich kriege dich schon noch, bald bist du fällig, verlass dich drauf.“ Dann wurde eingehängt und es war totenstill im Hörer.
„Hast du das mitbekommen, Diether? Das galt ja offensichtlich der Botschaftsrätin.“
Dann klingelte es erneut, und zwar das rote Telefon in Marieles Büro: „Hallo, Frau von Trostburg, sind Sie da?“ Es war die Gendarmerie!
„Nein, Herr Trutzli, hier ist Ursula von Giebel. Meine Tante musste zurück in die Deutsche Botschaft nach Bern.“
„Aha, wir haben da nämlich so einen komischen Anruf von ihrem normalen Fernsprechapparat aufgenommen.“
„Ja, Herr Trutzli, der ist in der Tat sehr merkwürdig gewesen. Ich hätte Sie deswegen geradewegs angerufen, Sie sind mir, Gott sei gedankt, zuvorgekommen. Danke vielmals!“, erwiderte Ursula. Sie legte den Hörer auf.
Das Ganze verblüffte Diether ein wenig und er fragte: „Sag mal, wieso hat deine Tante zwei Telefone, ein rotes und ein schwarzes?“
„Das rote hat eine Geheimnummer, die nur der Bundeskanzler, die Deutsche Botschaft und die Gendarmerien der Kantone wissen. Das schwarze ist ein normaler Fernsprechanschluss, der in jedem Schweizer Telefonbuch