Unerfüllte Träume einer jungen Liebe. Marie-Claire de Bergér

Unerfüllte Träume einer jungen Liebe - Marie-Claire de Bergér


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      Ferientage auf der Berghütte

      Nach diesem schrecklichen Ereignis atmeten die Baronin, die Gräfin und die beiden jungen Leute endlich auf. Wie der Einbrecher ins Haus gekommen war, das wusste niemand. Sie wollten es auch gar nicht erfahren. Der Schrecken ob dieses Geschehens war nun verflogen und sie wollten nur noch ihre Ruhe haben. Marie-Theres umarmte schweigend ihre Freundin Fee, Ulli und Diether. Letztere konnten sie verstehen: Es hätte schlimmer ausgehen können.

      „Also, Mariele, wir haben Hunger! Was hast du zum Essen da?“, fragte Ursula ihre Patentante.

      „Ulli, wir haben noch eine Schüssel mit Kartoffelsalat im Kühlschrank. Den habe ich für Urs, dich und Diether aus Bern mitgebracht. Frau Sutter hatte dazu Canapés hergerichtet, die waren, da Urs noch nicht kam, für euch beide bestimmt. Ich hoffe nur, dass die kleinen Häppchen noch schmecken? Diese Leckereien waren die ganze Zeit über im Kühlfach“, berichtete ihre Patentante.

      „Dann werden wir sie für einige Minuten in die Backröhre stellen, sonst sind sie zu kalt zum Servieren“, meinte Ulli dazu.

      „Du hast recht, chèrie, kalt schmecken die wirklich nicht“, antwortete Fee. Diether machte sich nützlich und deckte in der Zwischenzeit den Tisch im Esszimmer.

      „Oh mon dieu, ein Kavalier“, freute sich die Gräfin. Nach fünf Minuten klingelte die Küchenuhr am kleinen Backofen und Uschi entnahm die Schnittchen, sortierte sie auf eine Platte, trug sie ins Wohnzimmer und stellte alles auf den Tisch. Man setzte sich an die Tafel.

      „Mariele, kommt Urs nicht zum Essen?“, fragte Ursula besorgt.

      „Der wird noch auf der Bergstation sein. Urs Kompanie vermutet ja, dass zwei Kapuzenmännern die Flucht gelungen ist. Der eine ist hier eingebrochen und der andere ist, wie wir wissen, in die Berge geflüchtet“, antwortete Diether statt der Baronin. Diese warf ihm einen dankbaren Blick zu.

      „Aber ich denke, wenn die Angelegenheit mit dieser Bande geklärt ist, wird er wohl zur Jagdhütte zurückkehren“, erwiderte die Baronin.

      „Dies ist auch meine Meinung, Mariele“, sagte Uschi bedächtig.

      „Da kannst recht haben, Dirndl“, ertönte da Urs Stimme. „Die Geschichte ist zunächst vorbei und alles ist aufgeklärt, wir können jetzt in Frieden unsere Ferien auf der Hütten verbringen.“ Marie-Theres und die Gräfin waren erleichtert, Diether und Ulli ebenso.

      Diether meinte schmunzelnd: „Ich habe gedacht, ich müsste Uschi auf die Rigi entführen.“

      „Dös hätt was geben, Madl, a Geschrei von deinem Mütterlein. Ja, verflixt, dös wär a Gaudi gewesen, glaubt mir’s“, dröhnte da Urs mit seinem Bass dazwischen.

      In diesem Moment klingelte das Telefon bei Urs im Arbeitszimmer. Eilig ging er hinüber, weil er dachte, es sei der Oberst Zurbriggen. Darum meldete er sich auch mit seinem Dienstgrad: „Hier Leutnant Sutter.“

      „Urs, ich bin’s Pia, ist zufällig die Ulli in Ihrer Nähe?“

      „Hallo, Frau Baronin von Giebel, dös ist ja eine Überraschung, mei, was wird die Ulli a Freid haben? A Momenterl bitt’ schön. Prinzessin, kimm amoal her, deine Anwesenheit ist gefragt“, rief Urs.

      „Ich soll ans Telefon?“, sprach Uschi ganz erstaunt zu Diether. Sie ging zögernd zu Urs ins Büro und nahm den Hörer in die Hand: „Ja, hier ist Ursula von Giebel, bitt’ schön, wer ist da?“

      „Ah, dös hat aber lang gedauert, Madl, bischt du ans Telefon kimme bischt.“

      „Mutzilein, du rufst an? Ist was passiert?“

      „Naa Madl, aber bei eich ist ja was los, warst a net in Gefahr, Ullikind?“

      „Naa Mutzi, es ist alles in Ordnung hier oben. Ich hatte ja einen Beschützer, einen liebevollen Menschen. Mutz … ich habe … mich verliebt!“

      „Do legst di nieder, Kruzitürken, wo gibt’s denn so was? Ulli, du bist erst sechzehn Jahre alt!“

      „Und du, du warst a net viel älter als wie i jetzt!“

      „Ja, ich weiß Madl, da habe ich auch deinen Papa kennengelernt.“

      „Schau, dös mein i ja grad, Mutzi. Er ist 1,80 Meter groß, hat a ganz liabs G’schau, blaue Augen, nur ist er a bisserl schmal bei seiner Länge. Er studiert und wohnt in Wien und ist Österreicher wie Papa. Er ist im ÖAV und geht genau wie i gern in die Berg.“

      „So, a Wiener ist’s und sonst?“

      „Warte Mutzi, i ruf ihn her. Diether, kimm amoal.“

      „I kimm Uschi, wo brennt’s denn, Schatzel?“

      „Hier ist meine Mutter am Apparat, magst a wengerl mit ihr reden?“

      „Freili tu i dös, also, Grüß Gott, Frau Baronin, küss die Hand, gnädige Frau. I bin der Diether aus Wien und bei Ihrer Tochter und mir war es Liebe auf den ersten Blick.“

      „Sauber, soag i, aber gut gesagt. Was studierens denn?“

      „Germanistik, Philosophie und Volkswissenschaft und nebenbei Psychologie. Ich komme aus einer Lehrerfamilie, spiele Cello in der Meisterklasse der Musikhochschule in Wien, malträtiere das Klavier, manchmal die Geige und die Gitarre. Reicht das fürs Erste, Madame von Giebel?“, fragte Diether schmunzelnd.

      „Vorläufig, ja. Wenn’s meinst, Bua. I denk, dass mei Dirndl die richtige Wahl getroffen hat, na, dös werden wir ja dann sehen, salut Diether! Du kannst mir mein Töchterl noch amoal geben! Dank dir recht schön!“

      „Ulli, sie fragt nach dir.“ Er reichte ihr den Hörer zurück.

      „Du bist ja fei a Schlitzohr, Dirndl. Schaun wir mal, er hört sich gut an, seine Reden haben mir gut gefallen. Also, grüß mir das Mariele, die Fee und die beiden g’standenen Mannsbilder, pfüet di, Ulli, bis später!“

      „Pfüet di Mutzi. Servus!“ Beide legten die Hörer auf.

      „Was war denn das?“, bemerkte Urs zu dem abrupten Ferngespräch von Ullis Mutter.

      „Frag mich was Leichteres, Urs, ich weiß es nicht. Vielleicht muss sie erst einmal verdauen, was ich ihr da auf die Schnelle mitgeteilt habe. Wahrscheinlich war das Ferngespräch mit Diether gerade ausschlaggebend, wer weiß. Die Mutzi ruft bestimmt noch einmal an. Mariele kennt das schon“, prophezeite Uschi an Urs gewandt.

      „Du Ursi, wenn der Eindringling wieder eine Wanze eingesetzt hat, dann bekämen seine Hintermänner doch mit, was wir eben besprochen haben?“, fragte Uschi bang.

      „Nein, das konnte er nicht, weil die Sprechmuschel des Hörers zu flach ist, sodass das kleine Etwas keinen Halt darin gehabt hätte. Mit großer Bestimmtheit wäre ein Rauschen zu hören gewesen, Kleines. War etwa ein Piepsen da?“, erkundigte sich Urs.

      „Mutti hätte natürlich etwas gesagt, aber sie war klar zu verstehen“, bemerkte Ulli dazu.

      „Aber ich werde vorsichtshalber nachschauen, Ursula. Du hast mich da auf eine Idee gebracht“, erwiderte der Leutnant und ging zurück in sein Büro. Uschi gesellte sich zu den Damen, die bei Diether in der Schmökerecke saßen. Diether rauchte seine Pfeife und die Damen ihre Peter Stuyvesant.

      „Kleines, deine Mama war ganz reizend, ich hätte bald auch Mutz zu ihr gesagt. Sie hörte sich so leicht und beschwingt an, als ob sie einen Schwips gehabt hätte.“

      „Kruzitürken, da kannst du recht haben. Dann hat sie im Geschäft einen Vertreterbesuch gehabt. Mitte August kommt dieser Herr Waller immer für Landhausmoden und -stoffe. Er bringt meiner Mutter dann einen Piccolo mit. Dieses Flascherl wird sie bei einem guten Geschäftsabschluss getrunken haben. Deswegen war sie auch so aufgekratzt.“

      „Ursula, wenn sie noch einmal mit dir telefoniert, werde ich ihr die Leviten lesen. So etwas, ohne uns zu


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