Unerfüllte Träume einer jungen Liebe. Marie-Claire de Bergér
Freundin Kucki, die würde das garantiert bewerkstelligen“, bemerkte Marie-Theres.
„Liebe Tante, die Mutti meiner Freundin ist an der Münchener Staatsoper im festen Ensemble. Dazu öfter als Gast an der Wiener Staatsoper beschäftigt. Weitere Gastspiele in Salzburg, Linz an der Donau, Festwochen in Kärnten und so weiter. Ich könnte euch noch mehr davon aufzählen“, entgegnete Ulli.
„Wahrscheinlich weiß sie einen guten Rat, wie wir das anstellen können, dass du Unterricht bekommst“, fiel Felicitas ihr ins Wort.
„Wer weiß, wer weiß, meine Damen, es könnte sein, dass sie mit meiner Mutz hierher zum Abschiedsabend kommt, ist ja kein Ding der Unmöglichkeit! Alles ist drin!“
„Ursula, hast du wieder geträumt?“, fragte ihre Patentante sinnierend.
„Tja, wie man’s nimmt: Manchmal träume ich Bruchstücke und ein andermal fügt sich Bild an Bild. Das sind dann die erfreulichen Albträume“, antwortete Ulli ihrer Patentante. „Aber ich werde unter anderem für Diether singen, meinen Schatz, und nicht für so eine Trulla aus deinem Hotel, Fee.“
„Maidli, du hast recht, du singst für mich und nicht für die Gäste des Hotels Splendid. Die sind nur schmückendes Beiwerk, um dir zu applaudieren, dass du diese Lieder und Arien ihnen zum Gefallen und besonders mir zum Abschied zu Gehör bringen wirst“, fand Diether und küsste Uschis Hand liebevoll.
Mariele lobte Diether für seine lieben Worte und meinte zu Fee: „Nun mach doch nicht die Pferde scheu, du musst natürlich dem Publikum mitteilen, dass Ursula keine ausgebildete Sängerin ist, sondern eine reine Naturstimme besitzt, die ein gewisses klares Timbre hat. So und nicht anders ist die Situation, meine Liebe.“
„Ihr werdet doch jetzt nicht anfangen zu streiten, liebe Patentante. Felicitas muss, wenn sie uns beide ansagt, den Gästen das mitteilen, was du eben gesagt hast, und weiter nichts. Schluss, aus! Ja, Leit, wie ham wir’s denn, Saxefix noch amoal!“, so schimpfte Ulli lachend mit den beiden Damen. Die Herren feixten sich eins dabei und mussten ebenfalls zusammen mit Uschi lachen.
„Jetzt schlagt’s euch net die Köpf ein, ihr zwei Grazien. Wir werden diese Sache schon mit Pia regeln“, sagte Urs.
„Aber wenn du es dann geschafft hast, meine Kleine, mein Hotel ist in den besten Händen, dann begleite ich dich zu deinen Auftritten überallhin. Dann wirst du von mir so richtig betüddelt, was haltet ihr zwei davon, Ulli und Diether?“, ließ Fee sich vernehmen.
„Entschuldige Fee, nein, bitte nicht, da lasse ich mich lieber von meiner Freundin Christel Obermayer begleiten. Fee, du bist mir zu rappelig, tut mir leid.“
„Oh, und wo bleibe ich, Schatz?“, fragte Diether ganz ungeniert.
„Du bist dann mein Mentor, Betreuer und – mein Ehemann! Zufrieden, Herr Hofrat Marchart mit der zukünftigen Künstlerin?“
„Sehr! Meine Dame, sehr!“, rief Diether lachend. „Ma chérie, würde unsere liebe Gräfin sagen. Oh Pardon, Felicitas, wir wollten Sie nicht kränken.“
„Hast du auch nicht, mein Junge, ich kann zwar ein gutes Hochdeutsch, aber das ist, ihr wisst ja, ab und zu schwierig für mich und dann kommt meine französische Kinderstube durch. Ich weiß nicht, wieso, aber sie kommt, compris, mon amie?“ Das klang so drollig, dass alle lachen mussten.
Es wurde noch hin und her diskutiert und über manche Dinge palavert, bis Urs etwas anderes einfiel. „Ihr wollt doch nächstes Jahr auf der Rigi am Vierwaldstätter-See mit euren Freunden Urlaub machen?“
„Nein, Urs, im nächsten Jahr im Juli wollen wir mit Pia und Roland nach Schweden an den Mälar-See, den Urlaub im Ferienhaus verbringen. Dann werde ich Mitte Juli nach Zermatt fahren, da die Matterhorn-Nordwand auf meinem Programm steht, und vielleicht noch einige andere Bergfahrten.“
„Den Urlaub auf Rigi Klösterli werdet ihr dann ein Jahr später dort erleben, wenn ich richtig verstanden habe?“, fragte Urs erleichtert.
„Es sei denn, Ulli hat andere Pläne, was ich nicht glaube“, erwiderte Diether.
„Ich habe da gerade meinen Namen gehört, was war mit der Rigi. Oder vernahm ich da etwas Falsches?“
„Nein, du hast es schon richtig vernommen. Urs fragte, ob wir in den Ferien nächstes Jahr die Rigi bevölkern würden.“
„Also Urs, wir können erst 1960 an den Vierwaldstätter-See fahren“, erklärte Uschi.
„Kinderl!“, rief die Baronin dazwischen. „Wisst ihr eigentlich, wie spät es schon ist, es geht auf Mitternacht zu, wollt ihr net schlafen gehen?“
„Oh jegerl, Patentante, wir haben net auf die Uhr geschaut, gell, Diether. Kimm aufi, Bub, nun geht’s ab zum Matratzenhorchdienst.“ Die jungen Leute wünschten eine gute Nacht und stürmten die Treppe hinauf. Sie betraten zusammen Ullis Stüberl und schlossen leise die Türe hinter sich.
„Mein Gott, Schatz, vor lauter Proben sind wir nicht mal zum Schmusen und Küssen gekommen.“ Bei diesen Worten küsste er sie ausgiebig und zärtlich wie ein schmachtender Liebhaber.
„Ich habe eine ganz liebe Bitte, Diether! Würdest du heute Nacht bei mir im Zimmer übernachten in dem zweiten Bett, ja?“
„Warum, Schatzele?“
„Angst hab i, weshalb dös weiß i net, Bub.“
„Maidli! Da wirst du erst fragen müssen!“
„Quatsch, wer soll das denn erfahren?“, antwortete Ulli leise.
„Nun gut, ich hole meinen Pyjama und dann kimm i wieder, gell.“ Diether löste sich behutsam von ihr, schaute vorsichtig aus der Türe und sauste ins Nebenzimmer. Still holte er seinen Schlafanzug aus der Reisetasche und verschwand erneut in Uschis Zimmer. Ursula hatte das Nachtlicht eingeschaltet und wollte sich gerade entkleiden, als er wieder bei ihr erschien. „Madl, i geh ins Bad, in der Zwischenzeit bist fertig dann, gell“, entschuldigte er sich und begab sich dorthin.
Ursula zog sich für die Nacht aus und ihr Nachtzeug an. Seufzend legte sie sich ins Bett und deckte sich zu. Dann kam Diether aus dem salle de bain heraus und kroch ebenso unter die Bettdecke seines Lagers. Uschi schaute traurig zu ihm hinüber. „Schatz, es geht nicht, wir müssen tapfer sein, auf der Rigi holen wir alles nach, da kann uns keiner drein reden.“
Er rutschte zu ihr hinüber, nahm sie zärtlich in seinen Arm und meinte: „Kimm, wir knuddeln noch ein bisserl, Liebes.“
„I bin brav und du auch. Außer Küssen nichts gewesen, so kann man doch sagen, gell“, flüsterte Uschi.
Diether musste lachen. „Du Hexerl, du kloans, net locker lassen, gell.“ Er küsste sie erneut aufs Goscherl. Sie schmusten noch eine Zeit lang, und da beide müde waren, schliefen sie auch schnell ein.
Mitten in der Nacht erwachte Uschi mit einem lauten Schrei. Ein Albtraum hatte sie wach werden lassen. Diether schreckte hoch und fragte ganz entsetzt: „Madl, was is? Ist was mit dir?“ Er wusste nicht, was er noch zu ihr sagen sollte.
„Mein Gott, Diether!“ Ulli saß aufrecht auf der Bettkante. „Mutzi ist die Treppe runtergefallen! Oh mei, i muss dem Fritzerl oder der Rosi Bescheid geben und bei den Angermayers anrufen. Meine Mutter ist ja im Moment alleine daheim.“ Da Uschi ein Telefon auf dem Zimmer hatte, brauchte sie nicht hinunter in die Diele zu gehen. Sie nahm den Hörer ab und wählte die Null, um das Gespräch nach Deutschland aus der Schweiz anzumelden. Es dauerte nicht lange und es meldete sich das Amt in St. Moritz. Ursula gab die Telefonnummer ihrer Freunde durch. Dann dauerte es ein paar Minuten und sie hatte den Fritz mit verschlafener Stimme am Apparat: „Ja, hier Angermayer, wer ist da?“
„Fritzl, i bin’s, Uschi aus der Schweiz.“
„Ja Madl, was ist passiert?“
„Mei, Bua, i hab träumt, mei Mutterl wäre die Treppen nuntergefallen! Sie hat