Im Paarungsfieber. Grace Goodwin

Im Paarungsfieber - Grace Goodwin


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Simmons. “Mutter” kam mir nicht so einfach über die Lippen und das wusste er.

      Ich war von roher Stärke umgeben. Knallharten Männern. Dicken Panzerungen. Mächtigen Waffen. Ich trainierte, um meinen Geist und meinen Körper zu stählen. Ich war fast eins achtzig groß. Ich war es nicht gewohnt, mich klein oder verletzlich zu fühlen, aber als ich in diesem verfluchten Stuhl saß, kam ich mir vor wie ein kleines Püppchen. Ich war einen Kopf größer als die durchschnittliche Erdenfrau, aber hier? Hier kam ich mir vor wie ein Knirps, der am Erwachsenentisch saß und mit den Füßen baumelte, weil sie den Boden nicht erreichten.

      Zum Glück aber wussten die Befehlshaber der Koalitionsflotte, wie sie sich meine Größe und List zunutze machen konnten. Und die morgige Mission meines Teams war der Beweis dafür. Manchmal war es besser, es dem Skorpion statt dem Löwen gleichzutun. Klein aber tödlich. Das war mein Motto. Zum Teufel, das war so ziemlich das Motto aller Menschen hier draußen in den Tiefen des Weltalls. Wir waren zwar nicht so groß wie manch andere Alienrassen, aber wenn es sein musste waren wir verdammt gemein. Es war eine Frage des Stolzes. Für mich war es meine persönliche Mission.

      “Megan, hören sie mich?” Die Doktorin beugte sich über mich und leuchtete mir mit einer dieser blöden Lampen in die Augen und ich verzog das Gesicht. Viel zu hell.

      “Ja, leider.” Ich wollte den großen Mann, seinen enormen Schwanz. Ich wollte mich hübsch und feminin und begehrenswert fühlen. Stattdessen aber stand mir eine weitere Mission bevor, ein weiterer Einsatz in schwerer Panzermontur und Helm, von Kopf bis Fuß mit Dreck bedeckt, um Dinge zu töten. Einmal mehr.

       Reiß dich zusammen!

      Das war praktisch mein Familienmotto und ich hatte es verinnerlicht. Diese drei Worte hatten mich durch mörderische Trainingsstunden gebracht, durch Schmerzen, und als ich mehr als einmal in den vergangenen zwei Jahren in feindlichen Gebieten festsaß. Mir war kalt und heiß gewesen, ich war ausgehungert und mit Schweiß, Blut und allen erdenklichen Körperflüssigkeiten besudelt gewesen sowie mit Zeugs, dass ich mir vor meiner Reise ins Weltall nie hätte ausmalen können. Im verfickten Weltall. Als ich innehielt und darüber sinnierte, dass ich gerade in einer Blechbüchse in einer weit, weit entfernten Galaxie herum schwebte, flippte ich immer noch aus. Also beschloss ich nicht darüber nachzudenken.

      Die Doktorin knipste den LeuchtStab aus und ich konnte wieder sehen. Als ich zu ihr aufblickte, nickte sie zufrieden. “Gut. Ich wollte ihnen ungern einen Neurostimulator injizieren.”

      In der Hand hielt sie einen kleinen, grünen Zylinder, der meiner Erfahrung nach schlimmer piksen konnte, als jede Art Nadel zuhause. Sicher, das Ding hatte überhaupt keine Nadel. Aber das bedeutete, dass der Wirkstoff mit irgendetwas anderem durch die Haut befördert wurde. Keine Ahnung wie es funktionierte. Ich wollte es auch gar nicht wissen. “Nein, Danke. Halten sie das Ding bloß fern von mir.”

      Die Doktorin kicherte und überreichte den Zylinder einem Assistenten. Der nahm das Dosiergerät und huschte davon, als wäre er in eine äußerst vertrauliche Unterhaltung hineingeplatzt. Was auch der Fall war. Und dieser Gedanke brachte mich ratzfatz zurück zur Realität. Ich war wieder vollkommen anwesend. Kein Traummann. Kein Traumschwanz. Keine Neckereien, kein Aufgereize oder Scharfgemache. Kein unglaublicher Orgasmus.

      Ich befand mich im Testzimmer für Bräute im Sanitätstrakt auf dem Schlachtschiff Karter. Scheiße. Viel lieber würde ich zurück nach Fantasia gehen, mit einem sehr dominanten Mann, der genau wusste, was er mit seinen Händen anstellen musste, und mit seinem Schwanz. Es war schon viel zu lange her, seitdem ich etwas anderes als meine eigenen Finger zwischen den Beinen gespürt hatte.

      “Habe ich geschrien?” Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. “Bitte, sagen sie mir, dass ich nicht geschrien habe.” Ich würde mich mit meiner Ionenpistole erschießen, sollten die Männer auf der Krankenstation mich im Traum vor Lust kreischen gehört haben.

      “Sie haben nicht geschrien.” Sie grinste und zwinkerte mir verschwörerisch zu. “Ich bin nie getestet worden, aber alle Bräute, die es gemacht haben, hatten immer eine sehr erregende Erfahrung.”

      Sie war ein paar Jahre älter als ich. Sie mochte zwar nicht so wie ich als Braut getestet worden sein, aber mit den goldenen Armbändern an ihren Handgelenken war sie unverkennbar mit einem Atlanen verpartnert, also kannte sie sich aus mit den autoritären Atlanischen Männern. Und mit großen Schwänzen. Und, basierend auf meinem Traum, den Handschellen und dem gigantischen Mann, der mir das Hirn rausvögelte, würde ich genau das bekommen.

      Der Gedanke an einen Atlanischen Partner gab mir Gänsehaut und meine Muschi verkrampfte sich, als ich einer Hitzewallung erlag. Dass mein Unterbewusstsein einen dieser riesigen, brutalen Krieger wollte, hätte mich verwundern sollen, tat es aber nicht. In den vergangenen zwei Jahren, in denen ich an der Seite der Koalitionsstreitkräfte gekämpft hatte, waren mir viele Atlanen begegnet und sie alle waren erste Sahne gewesen. Dominant. Herrschsüchtig. Lästig. Sie hatten nichts gegen Frauen, waren weder respektlos noch chauvinistisch. Nein, im Gegenteil. Sie waren einfach extreme Alpha-Männer. Überbehütend. Anspruchsvoll. Gnadenlos.

      Ich zitterte, dieses eine Wort ließ meine Haut kribbeln. Gnadenlos. Mit ihren Feinden kannten sie keine Gnade. Und schockiert musste ich feststellen, dass ich im Bett keine Gnade kennen wollte.

      2

       Megan

      Mein tiefstes, dunkelstes Verlangen war also der Wunsch nach einem dominanten, fordernden Liebhaber. Schön. Aber abgesehen davon? Die Atlanen konnten von mir aus mit ihrer herrischen, überheblichen Art auf diesem Raumschiff herumstapfen, sollten sich ihr Getue aber für jemanden aufheben, der an die Decke sprang, sobald sie murrten. In anderen Worten, nicht mit mir.

      Einer insbesondere erweckte in mir den Wunsch nach Atlanischer Körperkraft, weil ich ihm den Kopf abreißen wollte. Kriegsfürst Nyko. Sollte Doktor Moors Partner auch nur annähernd wie dieser nervtötende Krieger, der mich jedes Mal auf die Palme brachte gestrickt sein, dann war es ein Wunder, dass sie ihn nicht im Schlaf getötet hatte. Vielleicht hatte sie das ja getan und das war der Grund, warum sie lächelte und immer so freundlich war.

      Ich saß auf dem Untersuchungsstuhl und trug meine komplette Panzeruniform. Zum Glück versteckte die schwere Panzerung meine aufgestellten Nippel. Wie ich gehört hatte, mussten die Frauen auf der Erde einen Krankenhauskittel anziehen. Als ob ich sowas mit mir machen lassen würde.

      Sobald ich hier fertig war, müsste ich in meine Koje gehen und meinen Schlüpfer wechseln. Er war klatschnass. Wegen eines imaginären Partners, der gerne das Sagen hatte. Warum hatte mich das dermaßen heiß gemacht? Warum war ich davon gekommen? Meine Muschi flimmerte immer noch, obwohl es nur ein Traum gewesen war.

      Ich konnte Doktor Moor nichts vormachen. Sie wusste, was Sache war. Sie hatte mitgehört. Außerdem war sie eine Frau und von Zeit zu Zeit tat es mir gut, mit einer zu reden. Keine Männer. Kein Testosteron.

      “Es war ein Traum und es war … geil.” Ich atmete tief durch und ließ es raus. Dann setzte ich mich auf und klatschte die Handflächen auf die Armlehnen des Stuhls. “War's das? Bin ich fertig?”

      Ihr dunkles Haar wirkte geschmeidig, es leuchtete im grellen Licht der Krankenstation und ihre grüne Uniform betonte ihre olivfarbene Haut. “Ich habe ihnen gesagt, dass es schmerzfrei und einfach ablaufen würde. Ein kurzes Nickerchen, ein heißer Traum und sie sind verpartnert.” Der Plan schien sie zufrieden zu stellen und am Ende schnippte sie sogar mit den Fingern. “Mir macht es auch Spaß.” Sie zwinkerte mir zu und ich musste zurückgrinsen. “Das Testen gibt mir eine Gnadenfrist, bevor ich wieder in die Notaufnahme muss, um die Verletzten auszusortieren.”

      Ich wusste, welches Grauen sie damit meinte, denn ich hatte es zwei Jahre lang mit eigenen Augen gesehen.

      “Sie müssen nur noch zwei Tage durchhalten,” fügte sie aufgemuntert hinzu. Offensichtlich wollte sie nicht erwähnen, was mir alles zustoßen könnte,


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