Odenwald Reiseführer Michael Müller Verlag. Stephanie Aurelia Staab
1997, als mit Prinzessin Margaret das letzte Familienmitglied starb.
Stadtrundgang
Die sehenswerten Gebäude liegen in der Innenstadt verstreut. Vor allem Georg Moller, Oberbaurat und Hofbaumeister des Großherzogtums Hessen-Darmstadt, hat das historische Bild geprägt.
Die St.-Ludwig-Kirche im Stil des Pantheons
Das Ludwigsmonument auf dem Luisenplatz im Zentrum der Stadt ist bei der Stadteinfahrt von Westen weithin sichtbar. Die 33,7 m hohe Säule, die von Georg Moller entworfen wurde, trägt die über 5 m hohe Bronzestatue von Ludwig I. Auch am Kollegiengebäude, an der Nordseite des Luisenplatzes, neben dem „Langen Lui“, hat Moller seine architektonische Handschrift hinterlassen. Heute ist hier das Regierungspräsidium Darmstadt untergebracht. Eindrucksvoll ist auch die Architektur der St.-Ludwig-Kirche (Wilhelminenstraße). Diese wurde 1822-27 nach dem Vorbild des römischen Pantheon erbaut und 2005 im Innenraum restauriert. Die kreisrunde Form hat der Kirche die Beinamen „Kuppelkirche“ und „Käs’glock“ eingehandelt. In direkter Nachbarschaft liegt das Staatstheater Darmstadt mit seiner neu gestalteten Fassade und dem modernen Vorplatz. Wenige Meter von der Kirche entfernt steht ein Obelisk mit Jugendstilschmuck, der zu Ehren von Alice Maud Mary von Großbritannien und Irland errichtet wurde, einer Tochter von Queen Victoria und Mutter von Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt.
Früher Hoftheater, heute Haus der Geschichte
Einen Hauch Altstadt-Flair verbreitet das Areal rund um das Residenzschloss. In der Ernst-Ludwig-Straße, mitten in der Fußgängerzone, steht der Weiße Turm mit seiner prägnanten Pickelhaube. Er wurde im 14. Jh. errichtet und im 18. Jh. zum Glockenturm umgebaut. Wenige Meter entfernt liegt der Marktplatz mit Marktbrunnen (1546), der bereits im 14. Jh. Handelsplatz war. Mittwochs und samstags findet hier - umrahmt von Geschäften, Cafés und Restaurants - der Wochenmarkt statt. Ein beliebter Treffpunkt ist der Ratskeller im 1598 erbauten Rathaus. Dieses beherbergt heute das Standesamt und die einzige Hausbrauerei der Stadt. Einen Steinwurf davon entfernt steht die Stadtkirche, die 1369 erstmals als Kapelle erwähnt und spätestens im Zuge der Reformation evangelische Zentralkirche wurde. In ihrer Gruft befinden sich die Gräber der Landgrafen von Hessen-Darmstadt, die zum Teil nach Rücksprache mit dem Gemeindebüro besichtigt werden können (www.stadtkirche-darmstadt.de). Als modernes Gotteshaus stellt die Kirche ihren Raum für Lesungen und Konzerte zur Verfügung.
Gegenüber steht das Alte Pädagog (ehemalige Lateinschule, heute Veranstaltungslocation) in der gleichnamigen Straße. Es wurde 1607-29 erbaut, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1979 sowie in den Folgejahren wiederhergestellt. In der Schule büffelten Größen wie Justus von Liebig, Georg Büchner und Georg Christoph Lichtenberg.
Über den parallel verlaufenden Weg „Am Kleinen Woog“ hinweg und an der Stadtbibliothek vorbei, erreicht man den Hinkelsturm mit einem Reststück Altstadtmauer, der in den 1990er-Jahren restauriert wurde. Seit 1997 befindet sich dort das Altstadtmuseum. Auf Hessisch heißt Huhn „Hinkel“. Doch das Federvieh hat nichts mit dem Turm zu tun. Vielmehr ist ein großer, in der Nähe liegender „Hünenstein“ - oder eben Hinkelstein - für den Namen verantwortlich.
♦ Das Altstadtmuseum im Hinkelsturm hat von April bis Okt. Sa/So 14-16 Uhr geöffnet. Eintritt 2,50 €, erm. 1,50 €. Dort gibt es eine sehenswerte Rekonstruktion der Altstadt im Maßstab 1:160. Infos unter www.darmstadt-tourismus.de/besuch/darmstadt-istkultur/sehenswuerdigkeiten/pois/altstadtmuseum-hinkelsturm/detail.html.
Über den Kleinschmidtsteg geht es zurück Richtung Innenstadt, vorbei am „Datterich“-Brunnen mit seinen beweglichen Figuren. Die gleichnamige Darmstädter Lokal-Posse von Ernst Elias Niebergall ist das bekannteste Schauspiel in hessischer Mundart. Rolltreppab gleitet man an der Goldenen Krone vorbei, dem ältesten erhaltenen Altstadtgebäude. Davor steht der „Heiner“, Symbolfigur der Darmstädter. Die Bronzeplastik zeigt einen „Eckensteher“ - Tagelöhner wie diesen gab es zuhauf in der Stadt. Sie boten täglich ihre Arbeitskraft für ein paar Mark an.
Der Weg zum Herrngarten führt durch das Schloss, in dem sich u. a. das Schlossmuseum, die Universitäts- und Landesbibliothek, Fachbereiche der TU, der Schlosskeller samt Disco (auch Livemusik) und der sog. Künstlerkeller befinden. Seit 2010 gibt es auf der Bastion einen schönen Biergarten, der wie der Schlosskeller vom AStA der TU Darmstadt bewirtschaftet wird. Die Schlossanlage besteht aus mehreren Baustilen: Hinter der barocken Fassade verbirgt sich Architektur aus der Renaissance. Zwischen 2014 und 2020 wurde der Schlossgarten im umgebenden Graben neu gestaltet. Er ist nun ein kleines, grünes Kleinod, in dem man die Geschäftigkeit ringsherum leicht vergessen kann.
Ursprünglich grenzte der Herrngarten direkt ans Schloss. Er war zunächst Nutzgarten für die höfische Küche und wurde 1766 in einen englischen Landschaftspark umgestaltet, der ab 1802 auch dem Volk zugänglich gemacht wurde. Denkmäler erinnern an Goethe oder die Mitglieder derer von Hessen-Darmstadt. Heute liegen die viel befahrene Zeughausstraße, das Landesmuseum und das Haus der Geschichte auf dem Karolinenplatz dazwischen. Im Haus der Geschichte haben sich u. a. das Hessische Staatsarchiv, der Historische Verein für Hessen und die Hessische Familiengeschichtliche Vereinigung niedergelassen. Das Bauwerk war in seinen Anfängen 1819 ein Hoftheater - sein Konstrukteur: Hofbaudirektor Georg Moller.
Wissenschaftsstadt Darmstadt
1997 wurde Darmstadt als erster Stadt in Deutschland der Titel Wissenschaftsstadt verliehen, begründet in den vielen namhaf-ten Institutionen, die hier Quartier bezogen haben, wie die EUMETSAT, die Europa mit den neuesten Klimadaten versorgt, und das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung. Außerdem gerät Darmstadt immer dann in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit, wenn Europa mal wieder einen Satelliten ins All schießt. Denn in Darmstadt befindet sich das Kontrollzentrum der Weltraumorganisation ESA, das ESOC (European Space Operation Centre). Dessen Innenleben kann bei öffentlichen Führungen auch besichtigt werden (Termine unter www.esa.int).
Mathildenhöhe und Rosenhöhe
Bevor die Wissenschaftsstadt zu dem wurde, was sie heute ist, schaffte der Slogan „In Darmstadt leben die Künste“ Identität. Den Grund für diesen hohen Anspruch findet man u. a. auf der Mathildenhöhe, die vielleicht ab Mitte 2021 zu den UNESCO-Welterbestätten gehören wird.
Das prunkvolle Portal des Ernst-Ludwig-Hauses: Hier hatten die Jugendstilkünstler einst ihre Ateliers
Die Mathildenhöhe beherbergt die Hinterlassenschaften der „Darmstädter Künstlerkolonie“: einzigartige