Moody Food-Fotografie. Corinna Gissemann

Moody Food-Fotografie - Corinna Gissemann


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       MINIMALISMUS

      Ich selbst liebe Minimalismus in Bildern, ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr. Denn gerade das stellt meiner Ansicht nach die Herausforderung dar: Das Abbilden eines einzelnen Elements ist oft schwieriger als das Abbilden größerer Arrangements. Beim Fotografieren eines Einzelelementes soll der Hauptdarsteller die volle Aufmerksamkeit bekommen und nichts soll davon ablenken. Daher ist hier die Perspektive als auch das Spiel mit der Schärfentiefe enorm wichtig, denn gerade minimalistische Bilder, egal ob Stilllife oder Food, können auf den Betrachter schnell langweilig wirken.

      Doch worin besteht nun die Besonderheit bei minimalistischen Bildern? Beim Betrachter erwecken solche Fotos den Eindruck, unvollständig zu sein, und er vervollständigt sie unbewusst. Schauen Sie sich das Bild oben links an: Was passiert vor Ihrem geistigen Auge, wenn Sie den Granatapfel betrachten?

      Möchten Sie beim Betrachter Spannung erzeugen, können Sie gut mit Anschnitten arbeiten, um die volle Aufmerksamkeit für Ihr Bild zu bekommen. Auch das Arbeiten mit Komplementärfarben, der Drittelregel oder mit einer spannenden Komposition helfen u. a. dabei, das Auge des Betrachters verweilen zu lassen.

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      Schauen Sie von links nach rechts und achten Sie darauf, wie Ihr Auge das jeweilige Bild wahrnimmt. ISO 100 ∙ 1,6 Sek. ∙ f/4.5 ∙ 100 mm

      Der Schlüssel zu einem interessanten, minimalistischen Bild ist also: Setzen Sie einfach möglichst wenige Elemente ein, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, tiefer in das Bild einzusteigen.

      Möchten Sie einmal etwas Besonderes wagen? Dann wandeln Sie Ihr Bild in Schwarz-Weiß um. Damit fällt die Ablenkung durch Farben weg und das Auge des Betrachters wird nur noch von Kontrast und Licht-Schatten-Verläufen geleitet. Das kann Ihr Motiv nochmal hervorheben und Ihr Bild interessanter machen.

      Gerade minimalistische Bilder können durch eine geschickte Schwarz-Weiß-Bearbeitung ihren ganz besonderen Reiz bekommen.

      Doch überlegen Sie vorher genau, ob die Umwandlung in Schwarz-Weiß zu Ihrem Motiv passt oder eher nicht. Bilder von Gerichten sind generell nicht zur Umwandlung in Schwarz-Weiß geeignet, Bilder mit wenigen Elementen wie Obst, Gemüse oder Kräuter hingegen schon eher. Probieren Sie es einfach aus!

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       MULL- ODER LEINENTÜCHER BRINGEN ZUSÄTZLICH TEXTUR IN IHRE BILDER.

      ISO 100 ∙ 1/40 Sek. ∙ f/4 ∙ 90 mm

       KAPITEL 2

      DER EINSTIEG: WAS BENÖTIGEN SIE?

      Ich möchte in diesem Kapitel gar nicht tief in die Technik einsteigen, dafür empfehle ich Ihnen mein erstes Buch »Food-Fotografie: Leckere Bildrezepte für Einsteiger«, worin ich alles zum Thema Objektive, Kamera und Zubehör für den Einstieg in die Food-Fotografie erkläre. Dennoch möchte ich hier noch einmal kurz auf die wichtigsten Aspekte eingehen, damit Sie auch direkt mit dem ersten Projekt im nächsten Kapitel starten können.

      Machen Sie sich bitte nicht so viele Gedanken über Dinge, die Sie vielleicht nicht besitzen, wie eine teure Kamera, teure Objektive oder ein Fenster mit Nordausrichtung. Sie können mit der Kamera, die Sie haben, oder einem günstigen Objektiv auch gute Bilder erstellen, ja selbst mit Ihrem Smartphone. Über Fensterlicht werden Sie auf jeden Fall verfügen, ob in der Küche, im Schlafzimmer oder im Bad, völlig egal. Wichtig ist, dass Sie lernen, mit der vorhandenen Lichtsituation umzugehen. Haben Sie kein Stativ, dann ist das kein Problem. Üben Sie zunächst Aufnahmen auf Augenhöhe zu machen, indem Sie Ihre Kamera auf dem Tisch mit Ihrem Set positionieren und dann den Selbstauslöser Ihrer Kamera aktivieren. Sie sehen, es gibt für fast alles eine Lösung.

      Ich fotografiere immer noch bei mir zu Hause. Sie brauchen also auch kein eigenes Fotostudio, keine teuren Requisiten und keine teure Ausrüstung, um Ihre Fotoideen zu verwirklichen.

       KAMERA

      Gute Bilder können Sie mit allen Arten von Kameras machen, auch mit Ihrem Smartphone. Die beste Kamera nützt Ihnen nämlich nichts, wenn andere elementare Dinge wie Styling, Komposition oder auch das Licht nicht stimmen. Sicherlich gibt es Vor- und Nachteile bei den verschiedenen Kamera-Modellen, aber Fotos machen sie alle, und das ist wichtig, um mit diesem Buch arbeiten zu können. Grundsätzlich würde ich Ihnen aber ans Herz legen, im RAW-Format zu fotografieren, und, wenn Sie das bereits beherrschen, im M-Modus Ihrer Kamera. Sind Sie noch nicht firm im Fotografieren mit dem M-Modus, leistet Ihnen der AV-Modus/A-Modus (Blendenvorwahl) gute Dienste. Von Vorteil ist auch das Fotografieren mit möglichst niedriger ISO-Zahl, denn gerade in dunklen Bereichen Ihres Fotos wird das Bildrauschen schnell sichtbar (und dunkle Bereiche wird es in diesem Buch viele geben). Ab welcher ISO-Zahl Ihre Fotos anfangen zu rauschen, hängt ganz von Ihrem Kameramodell ab. Nichtsdestotrotz ist das kein K. O.-Kriterium für gute Fotos, denn zum einen lässt sich das Bildrauschen auch in Bildbearbeitungsprogrammen verringern und zum anderen kann man es auch in Maßen als stilistisches Mittel einsetzen.

      RAUSCHEN

      Möchten Sie Fotos mit möglichst geringem Bildrauschen aufnehmen, sollten Sie die niedrigste ISO-Zahl an Ihrer Kamera einstellen.

       OBJEKTIV

      Bei den Objektiven ist es ähnlich. Machen Sie sich am Anfang nicht verrückt, weil Sie dieses oder jenes Objektiv nicht besitzen, aber ein Freund oder eine Freundin eines hat und damit so wunderbare Fotos macht. Versuchen Sie die Schritte, die ich Ihnen erkläre, mit Ihrer vorhandenen Ausrüstung oder auch mit Ihrem Smartphone umzusetzen. Möchten Sie dann tiefer in die Materie einsteigen, können Sie sich immer noch Gedanken über den Kauf einer neuen Kamera oder eines neuen Objektives machen. Ich fotografiere seit nunmehr acht Jahren mit einer 5D Mark II und einem 100-mm-Makro-Objektiv und einem 50-mm-Objektiv, also Festbrennweiten. Auch Ihr Smartphone ist für den Anfang völlig ausreichend, gerade, wenn Sie auf Plattformen wie Instagram Ihre neuesten Werke präsentieren möchten. Allerdings haben Festbrennweiten im Gegensatz zu Zoomobjektiven einen entscheidenden Vorteil: Sie sind schärfer in der Abbildungsleistung und beim Komponieren Ihres Fotos sind Sie gezwungen, sich zu bewegen. Das klingt für Sie merkwürdig? Ist es aber nicht, denn mit einem Zoomobjektiv können Sie bequem von Ihrem Standpunkt aus in Ihr Setting hineinzoomen, bei einer Festbrennweite müssen Sie sich entweder vorher Gedanken machen, wo Sie Ihre Kamera positionieren, und das Set dementsprechend aufbauen, oder Sie müssen später näher an das Set heran bzw. weiter weg gehen. Sie sind also, wenn man es nüchtern betrachtet, mit einer Festbrennweite sportlicher unterwegs, was bei vielen Bildern sicherlich auch von Vorteil ist.

       BILDBEARBEITUNGSPROGRAMM

      Um Ihre Bilder bearbeiten und ihnen den letzten Schliff geben zu können, benötigen Sie natürlich ein Bildbearbeitungsprogramm. Welches Sie nutzen, hängt ganz von Ihrem Geldbeutel und Nutzungsverhalten ab. Ich arbeite seit Jahren mit Lightroom und bin mehr als zufrieden damit. Neben diesem gibt es aber auch andere, wie z. B. Photoshop, Gimp oder auch Paint.net. Wichtig ist aber, dass Ihr Bildbearbeitungsprogramm RAW-Dateien öffnen kann. Wie Sie Ihre Fotos mit Lightroom bearbeiten, zeige ich Ihnen später in Kapitel 11 ab Seite 157.

      RAW-FORMAT

      Das RAW-Format stellen Sie in Ihrer Kamera ein. Es lässt sich später deutlich umfassender bearbeiten als das JPEG-Format.


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