Praxisbuch Wetter- und Nachtfotografie. Daan Schoonhoven

Praxisbuch Wetter- und Nachtfotografie - Daan Schoonhoven


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Die Wirkung von Grauverlaufsfiltern – oben links: Ohne Filter wird der Himmel ziemlich hell abgebildet – oben rechts: 0,6 ND mit weichem Übergang, der im Bild nicht zu erkennen ist – unten links: 0,6 ND mit hartem Übergang, der, vor dem Objektiv zu hoch platziert, deutlich sichtbar ist – unten rechts: 0,6 ND mit hartem Übergang, korrekt an der Horizontlinie platziert. | Montfort | 26.04.2014, 13:30 Uhr | Bob Luijks | Canon EOS 5D Mk III, Canon EF 24 – 70 mm 1:2,8 L USM bei 25 mm, 1/20 s, Blende 18, ISO 250

      Grauverlaufsfilter gibt es als Schraubfilter und als rechteckige Einschubfilter. Letztere haben den großen Vorzug, dass die Horizontlinie nicht, wie bei den Schraubfiltern, genau in der Bildmitte liegen muss, da man sie in der Halterung frei in einer Achse verschieben kann. Dafür benötigt man aber neben dem Filter selbst noch einen passenden Filterhalter, der mit einem Haltering auf das Objektivgewinde geschraubt wird. Haben Sie unterschiedliche Filtergewindegrößen auf Ihren Objektiven, brauchen Sie dafür jeweils eigene Halteringe (dafür aber nur einen Satz Filter!).

      Mit Grauverlaufsfiltern können Ihnen angenehm natürlich wirkende Bilder gelingen. Mit Ausnahme von schweren Regenschauern bei Sonnenschein ist der Himmel normalerweise immer heller als die darunterliegende Landschaft. Das gilt sogar im Falle von Reflexionen auf dem Wasser, die dunkler sind als ihr »Original« am Himmel. Sie können diese Filter aber auch kreativ einsetzen, indem Sie graue Himmel damit noch bedrohlicher werden lassen.

       Korrekte Belichtung des Himmels

      In Schwarzweiß gedacht, strebt die Belichtungsmessung der Kamera ein mittleres Grau als Tonwert an. Im Vergleich zur Landschaft ist der Himmel aber meist sehr hell. Ohne weiteres Eingreifen wird ein hellblauer Himmel aufgrund der Belichtungsmessung so belichtet, dass er dunkelblau wird. Für eine korrekte Darstellung des Himmels müssen Sie daher etwas mehr belichten. Um wie viel, hängt von der jeweiligen Motivsituation ab. Da das Wetter und somit das Licht sehr unterschiedlich sein können, lassen sich hier keine Standardkorrekturwerte angeben. Für bestmögliche Nachbearbeitung sollte man so reichlich wie möglich belichten (»expose to the right«), ohne dass es zu Stellen mit reinem Weiß und ohne Detailzeichnung kommt.

      Es gibt natürlich auch den entgegengesetzten Fall, wenn die Kamera bei dunklen Lichtverhältnissen das mittlere Grau anstrebt und die eigentlich düstere, mysteriöse Bildstimmung dadurch zerstört wird. Wenn das der Fall ist, belichten Sie absichtlich knapper als die Kamera es vorschlägt.

      Wie Sie sehen, hängt die optimale Belichtung nicht nur von den Lichtverhältnissen ab, sondern auch vom ästhetischen Empfinden. Folgen Sie daher Ihrem Herzen und nicht nur dem Diktat der Technik!

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       Schiermonnikoog | 22.09.2012, 20:32 Uhr | Tim Hofmeester | Canon EOS 5D Mk III, Canon EF 24 – 70 mm 1:2,8 L USM bei 28 mm, 4 s, Blende 16, ISO 50, Grauverlaufsfilter 0,9 ND mit hartem Übergang

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       Die Bewegung der Wolken wurde dank eines um zehn Blendenstufen abdunkelnden Graufilters sichtbar. | Helmond | 12.05.2013, 18:46 Uhr | Gerard Schouten | Canon EOS 5D Mk II, Canon EF 17 – 40 mm 1:4 bei 17 mm, 91 s, Blende 16, ISO 200, Grauverlaufsfilter 0,6 ND plus Graufilter Lee Big Stopper, Stativ

       2.4.3Graufilter

      Graufilter haben keinen Verlauf in ihrer Färbung, sondern bestehen einfach aus dunklem Glas oder Kunststoff. Sie halten, wie eine Sonnenbrille, einen Teil des Lichts ab und sind in verschiedenen Intensitäten erhältlich. Bis zu zehn Blendenstufen Lichtverlust sind üblich. Ihr Verwendungszweck besteht darin, bei normalen bis hellen Lichtverhältnissen lange Verschlusszeiten zu ermöglichen. Man kann zwar bei praller Sonne mit der niedrigsten ISO-Einstellung und maximal abgeblendet fotografieren, doch für mehrere Sekunden Belichtungszeit reicht das nicht aus. Mit einem Graufilter können Sie Dynamik in Ihre Fotos bringen, indem Sie beispielsweise fließendes Wasser und Wellen verwischen lassen oder bei besonders langen Belichtungszeiten in einen bauschigen Dunst verwandeln. Wolken werden, sofern Sie sich ausreichend bewegen, zu Streifen am Himmel. Mit Graufiltern bieten sich Ihnen interessante kreative Möglichkeiten.

       2.5Weiteres Zubehör

      Der Markt an nützlichem Fotozubehör, der einem die Arbeit einfacher und schöner macht, ist riesig geworden. Wir stellen hier ein paar Dinge vor, die insbesondere in der Wetterfotografie relevant sind.

       2.5.1Smartphone

      Ein Smartphone ist aus der modernen Wetterfotografie nicht mehr wegzudenken, da man mit ihm dank einschlägiger Internetseiten und Apps das Wetter bequem in Echtzeit vor Ort verfolgen kann. Voraussetzung für diesen Einsatzzweck ist allerdings eine mobile Internetverbindung, die fernab bewohnter Gebiete nicht immer gegeben ist.

       2.5.2Fernauslöser

      Mit einem Fernauslöser (kabelgebunden oder kabellos) können Sie die Kamera auslösen, ohne diese zu berühren, und so Erschütterungen vermeiden. Neben ganz einfachen Fernauslösern mit Auslöseknopf gibt es solche mit Intervalometerfunktion, mit der Sie die Anzahl der in einem Zeitintervall automatisch getätigten Aufnahmen festlegen können. Diese Funktion empfiehlt sich besonders bei Sternspurenfotos oder Zeitrafferaufnahmen.

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       Die Bildstimmung durch den tatsächlich vorhandenen Nebel wird zusätzlich durch einen beschlagenen Verlaufsfilter unterstrichen, der nur im Bereich des Weidenbaums trockengewischt wurde. | Swalmen | 06.07.2013, 5:52 Uhr | Bob Luijks | Canon EOS 5D Mk III, Canon EF 24 – 70 mm 1:2,8 L USM bei 46 mm, 2 s, Blende 16, ISO 320

       Beschlagen

      Jeder kennt das: Mitten in der schönsten Fotosession beschlägt plötzlich das Objektiv. Schnell mit dem Objektivputztuch oder einem Spezialtuch für Kondensierungen darübergewischt, doch nach kurzer Zeit ist alles wieder wie vorher.

      Dass Abwischen nicht hilft, liegt am kalten Objektiv, auf dem die Luftfeuchtigkeit kondensiert. Die wirksamste Lösung besteht darin, die schnelle Auskühlung der Kamera zu verhindern. Dies kann man mit einem Schal oder Handtuch versuchen. Wirklich helfen wird dies allerdings nur, wenn die Kamera der Kälte nur kurz ausgesetzt ist, denn letzten Endes kühlt sie doch häufig aus. Wirksamer sind in solchen Fällen Wärmekissen oder Handwärmer, die durch ihre Wärmeabgabe über mehrere Stunden Kondensationen vermeiden können. Da sie allerdings ziemlich heiß werden können, sollten Sie sie nicht direkt mit der Kamera oder dem Objektiv in Berührung kommen lassen, sondern ein Tuch oder ein Stück Pappe dazwischen legen und das Wärmeelement mit ein paar Gummibändern befestigen. Außer beim Fotografieren selbst beschlägt die Ausrüstung vor allem dann besonders stark, wenn Sie aus der Kälte in warme Innenräume kommen. Die dann entstehenden Kondensationen können der Kamera wirklich gefährlich werden. Lassen Sie die Fototasche daher mindestens eine Stunde lang geschlossen oder legen sie an einen kühlen Ort, wo sie sich langsam aufwärmen kann. Beschlagen ist meistens unerwünscht, doch kann man sich das Phänomen auch kreativ zunutze machen. Kondensationen auf Filter oder Objektiv, die eventuell teilweise abgewischt werden, eignen sich prima als Weichzeichner.

       2.5.3Wasserwaage

      In immer mehr Kameras werden


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