Praxisbuch Wetter- und Nachtfotografie. Daan Schoonhoven

Praxisbuch Wetter- und Nachtfotografie - Daan Schoonhoven


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eignen sich hervorragend, um damit Details herauszuheben. Motive für kurze Telebrennweiten sind Lichtsäulen, Sonnenauf- und -untergänge, Planetenkonjunktionen, Irisierungen und Koronen. Große Telebrennweiten eignen sich besonders für Details von Mond und Sonne, Luftspiegelungen und grüne Blitze.

       MakroobjektivMit einem echten Makroobjektiv können Sie Dinge im Maßstab 1:1 auf dem Sensor abbilden. Meist werden sie für kleine Blumen, Insekten und Pilze eingesetzt, doch auch wetterbedingte Details wie Tautropfen in einem Spinnennetz oder Eiskristalle kommen damit gut zur Geltung.

      Objektive werden zunehmend mit Bildstabilisatorsystemen ausgestattet. Bei großen Teleobjektiven kamen sie zuerst zum Einsatz, weil durch die Bildvergrößerung auch die Kamerabewegungen mit vergrößert werden. Mittlerweile findet man Bildstabilisatoren auch in Weitwinkel- und Makroobjektiven. Moderne Stabilisatorsysteme schaffen einen Zugewinn verwacklungsfreier Belichtungszeiten von bis zu vier Blendenstufen, was wirklich viel ist. Dadurch lässt sich auch bei wenig Licht noch aus der freien Hand fotografieren. Auf dem Stativ bringt der Bildstabilisator nichts, sondern kann im Gegenteil durch seine Aktivität Schwingungen erzeugen. Deshalb sollte man ihn ausschalten, wenn man mit einem solchen Objektiv vom Stativ aus fotografiert.

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       Die Wirkungsweise eines Polarisationsfilters lässt sich in Kombination mit einem Weitwinkelobjektiv gut erkennen: Der Himmel ist in der Mitte dunkler als außen. | Ameland | 02.03.2010, 16:42 Uhr | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 16 – 35 mm 1:2,8 L USM bei 16 mm, 1/80 s, Blende 16, ISO 200

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       Ein Stativ ist bei der Wetterfotografie unbedingt anzuraten. So hat man maximale Flexibilität bei den Kameraeinstellungen und kann bei langen Verschlusszeiten Bewegungsunschärfen vermeiden. | Schiermonnikoog, 28.03.2010, 10:07 Uhr | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D Mk II, Canon EF 70 – 200 mm 1:2,8 IS II USM bei 70 mm, 1/640 s, Blende 8, ISO 400

       2.3Stativ

      Viele der in diesem Buch gezeigten Bilder wären ohne ein gutes Stativ nicht möglich gewesen. Mit einem ordentlichen Stativ geht man gerne um und es erleichtert einem die Arbeit. Sind Sie viel zu Fuß unterwegs oder führen es auf Flugreisen mit, spielt sein Gewicht eine wichtige Rolle. Ein leichtes Stativ aus Kohlefasern bietet sich dann an. Schwerere Stative bieten in der Regel einen sichereren Stand. Wer unter Extrembedingungen wie etwa an der Küste (jede Menge Sand und Salzwasser) fotografiert, kann inzwischen Stative auswählen, bei denen die anfälligen Bauteile extra abgedichtet sind und korrosionsbeständige Materialien verbaut wurden. Fotografieren Sie unter solchen Bedingungen mit einem »normalen« Stativ, sollten Sie es direkt im Anschluss gründlich reinigen und das nicht ein paar Tage aufschieben. Salz ist äußerst aggressiv und der Sand zerstört durch seine scheuernde Wirkung. Bestimmte Wetterphänomene lassen sich auch ganz einfach aus dem Auto heraus fotografieren. In manchen Fällen kann das schon aus Sicherheitsgründen ratsam sein. Mit einem Autofensterstativ zur Befestigung am teilweise geöffneten Seitenfenster oder einem dicken Bohnensack geht das Fotografieren aus dieser Position deutlich einfacher.

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       Wolkenreflexionen und ein Fotograf in den Salzwiesen. Vor allem in der rechten Bildecke sehen Sie, wie der Polarisationsfilter den Himmel fast schwarz werden hat lassen. | Schiermonnikoog | 05.04.2008, 10:04 Uhr | Johan van der Wielen | Canon EOS 1D Mk II, Canon EF 16 – 35 mm 1:2,8 L USM bei 18 mm, 1/5 s, Blende 22, ISO 50

       2.3.1Stativkopf

      Für den Einsatz von Weitwinkel- bis zu kurzen Teleobjektiven empfiehlt sich ein Kugelkopf. Mit einer kurzen Drehbewegung am Fixierknopf oder -hebel sitzt alles fest und auch wenn das Stativ nicht absolut geradesteht, können Sie damit schnell Ihr Foto mit geradem Horizont aufnehmen. Längere Telebrennweiten ab etwa 400 mm bringen viel Gewicht mit sich. Auch wenn Kugelköpfe dafür grundsätzlich ausgelegt sein können, so ist in solchen Fällen von ihnen abzuraten, weil das Risiko, dass sich das Ganze plötzlich doch noch nach vorne absinkt, zu groß ist. Einen besseren Halt bieten 3-Wege-Neiger, die eine präzise Neigung der Kamera in drei Richtungen erlauben.

       2.4Filter

       2.4.1Polarisationsfilter

      Ein schöner blauer Frühlingshimmel voller idyllischer Schäfchenwolken oder auch ein klarer Winterhimmel bei Frost: Das tiefe Blau spricht die Sinne an und bietet einen wundervollen Hintergrund bei Schneelandschaften oder Frühlingsblumen. Mit einem Polarisationsfilter können Sie dieses Blau zusätzlich verstärken. Wenn Sie den Polarisationsfilter beim Blick zum Himmel vor die Augen halten und ihn dabei drehen, sehen Sie, wie der Himmel in einer bestimmten Stellung viel dunkler und intensiver wird.

      Grund dafür ist, dass der Filter einen großen Anteil des unpolarisierten, d. h. in unterschiedlichen Winkeln schwingenden Lichts abhält und in nur einer Richtung schwingende Lichtwellen hindurchlässt. Das Himmelsblau wird dadurch intensiver und dunkler. Das von den Wolken gestreute Licht kann nicht polarisiert werden, sodass Wolken sich bei Gebrauch eines Polarisationsfilters stärker vom Himmelsblau absetzen.

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       Das Unwetter einer Kaltfront zieht ab und die Sonne bricht durch die nachrückenden Wolken. Bei diesem Foto kam ein um zwei Blendenstufen abdunkelnder Grauverlaufsfilter (0,6 ND) zum Einsatz, um die Helligkeit von Landschaft und Himmel ins Gleichgewicht zu bringen. | Elst | 09.06.2014, 14:47 Uhr | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D Mk II, Canon EF 16 – 35 mm 1:2,8 L bei 16 mm, 1/125 s, Blende 8, ISO 200

      Auf diese Weise erhöht sich der Kontrast am Himmel. Das Ausmaß dieses Effekts regeln Sie durch Drehung des Polarisationsfilters in seiner Fassung. Die maximale Wirkung bekommen Sie in einem Winkel von 90° zur Sonne. Haben Sie die Sonne exakt im Rücken, ist das genau links und rechts von Ihnen. Ein Polarisationsfilter wirkt sich also nur auf einen bestimmten Teil des Himmels aus, was besonders beim Einsatz von starken Weitwinkelobjektiven offensichtlich wird: Der Himmel wird nicht gleichmäßig abgedunkelt, sondern weist auch hellere Flecken auf, was entsprechend unnatürlich aussieht. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Wirkung des Polarisationsfilters durch Drehung entsprechend zu begrenzen. Auch im Hochgebirge ist Vorsicht geboten, da der Himmel unter bestimmten Umständen fast schwarz wird.

       2.4.2Grauverlaufsfilter

      So gut die Kameras inzwischen auch sein mögen, so sind sie doch manchmal immer noch mit dem enormen Kontrast zwischen Landschaft und Himmel überfordert. Unsere Augen können größere Helligkeitsunterschiede viel leichter überbrücken als die Kamera dies vermag. Während wir also mühelos den Wolkenhimmel über der farbenprächtigen Landschaft genießen können, sieht die Kamera manchmal nur eine schwarze Silhouette mit einem perfekt belichteten Himmel oder eine gut belichtete Landschaft mit einem völlig ausgewaschenen Himmel. In solchen Fällen kann man sich mit mehreren unterschiedlich belichteten Aufnahmen behelfen, die man mit der HDR-Technik (high dynamic range, hoher Dynamikumfang) in der Bildbearbeitung zusammenfügt. Mit einem Grauverlaufsfilter kann man die Helligkeitsunterschiede aber auch ohne HDR-Aufnahmen überwinden. Diese Filter sind in der oberen Hälfte grau eingefärbt und gehen nach einem mehr oder weniger deutlichen Übergang in den klaren unteren Bereich über. Der dunkle Bereich dunkelt Himmel und Sonne ab und verringert den Kontrast zwischen Himmel und Landschaft auf ein für die Kamera handhabbares Maß.

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