Getriebene. Armin Wühle

Getriebene - Armin Wühle


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aber, wie Vincent schien, die mit denselben Handbewegungen unterstrichenen Ausflüchte. Vincent bestellte schließlich eine ganze Flasche, und der Wirt zog zufrieden ab.

      »Der hat mich gerade verarscht, oder?«

      »Ja, das hat er.«

      »Immerhin hast du versucht, mir zu helfen.«

      »Nur halbherzig.«

      Vincent lachte.

      »Die Menschen waren früher anders«, sagte Milo. »Wir hatten nicht viele Besucher in der Stadt. Es gab ein Hotel und eine Jugendherberge, und die wurden meist für Familienfeiern benutzt. Aber wenn wir richtige Besucher in der Stadt hatten, wurden sie umgarnt. In den Geschäften hat man ihnen eine Kleinigkeit geschenkt, selbst wenn sie nichts gekauft haben. Einmal saßen wildfremde Franzosen in unserem Wohnzimmer, da war ich ein kleiner Junge. Meine Tante hatte sie auf der Straße aufgegabelt. Einer der beiden war schwarz und das hat ihr gefallen, sie kannte Schwarze nur aus dem Fernsehen. Ich wurde geschickt, um meine Schwägerin zu holen, sie hatte ein Gästezimmer, und die Franzosen sollten dort übernachten. Als Fremder wurdest du mindestens auf einen Kaffee eingeladen, jetzt stellen sie dir die Luft zum Atmen in Rechnung.«

      »Nun ja, was bleibt ihnen übrig? Sieh dir den Laden an. Wie viele Hochzeiten gab es wohl im letzten Jahr? Wie viele wurden ausschweifend gefeiert? Es ist nie schön, über den Tisch gezogen zu werden, aber die Leute versuchen über die Runden zu kommen, und ich bin der reiche Ausländer.«

      »Mach es uns nicht zu leicht. Wir sind nicht nur Opfer eines Krieges, sondern Menschen mit guten und schlechten Eigenschaften. Es gibt immer eine Wahl.«

      Der Wirt kam mit der Flasche Wein und zwei Bechern zurück. Vincent wollte ihnen einschenken, doch Milo wehrte ab.

      »Du musst mir damit helfen«, sagte Vincent.

      »Ich trinke keinen Alkohol.«

      »Generell nicht?«

      Milo zog eine Kette hervor, die er um den Hals trug. Auf dem Stein war eine arabische Kalligrafie eingraviert.

      »Ich bin Muslim.«

      »Gehen wir heute Abend nicht auf eine Party?«

      »Na und?«

      Vincent schenkte sich selbst den zweiten Becher ein. »Wenn ich schon vor der Party betrunken bin, bist du dafür verantwortlich.«

      »Ich bin für gar nichts verantwortlich. Warum hast du auch eine ganze Flasche bestellt?«

      Vincent holte grinsend sein Notizbuch hervor. »Milo, hilf mir mal kurz beim Denken. Dieses Interview hat mich kalt erwischt. Ich wusste, dass Varga mauern würde, aber ich habe zumindest auf einen Ansatz für meine Recherchen gehofft, einen Geruch in der Luft, nach dem ich die Nase strecken kann. Für die Reisereportage habe ich genug, da grase ich noch ein paar Clubs ab, mache etwas Vox Pop und dann ist gut. Aber das soll nicht der einzige Text bleiben. Ich habe seit Kurzem Kontakte zum Intruder. Du kennst den Intruder

      »Natürlich.«

      »Ich dachte, diese Varga-Geschichte könnte etwas für den Intruder sein, aber im Moment stehe ich zu schwach da. Ich brauche einen besseren Einblick in den Filz zwischen Varga, den Drogenclans und der SU. Das ist eine große Kriegsverwertungsmaschine, bei der sich alle gegenseitig in die Hände spielen.«

      »Jedem, der sich ein wenig mit Thikro beschäftigt, ist das klar.«

      »Aber ich möchte die Details. Welche Absprachen gibt es untereinander? Wer finanziert wen? Wer verdient woran und wie viel?«

      »Kein Mensch wird dir davon erzählen. Vincent, was erwartest du?«

      »Sam wird plappern, allein schon aus Geltungssucht. Ich brauche keine geheimen Protokolle, keine Nummern von Offshore-Konten. Da komme ich nicht ran, schon klar. Ich brauche nur einen Insider, der mir das grobe System bestätigt. Den ich zitieren kann. Einen Söldner der SU vielleicht.«

      »Diese Leute sind verschwiegen. Sehr loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber. Außerdem ist denen die linke Presse verhasst. Wie willst du unter diesen Umständen jemanden finden?«

      »Dafür habe ich ja dich. Kannst du mir helfen?«

      Milo blickte ihn argwöhnisch an, aber er dachte nach.

      »Es müssen keine hohen Tiere sein«, warf Vincent ein. »Niederes Fußvolk geht auch. Jemand, der genug Einblick hat, um mir ein paar Krumen zuzuwerfen. Den Rest deute ich an.«

      »Ich sehe, was sich machen lässt.«

      »Danke.«

      Vincent packte sein Notizbuch beiseite und schenkte sich großzügig nach. Er lehnte sich zurück und ließ den Blick auf dem Monopteros ruhen, der die Mitte des Gartens zierte. Dort zu sitzen stand sicherlich dem Brautpaar zu. Spatzen hüpften auf dem Tisch herum.

      »Wann gehen wir eigentlich auf diese Party?«

      Milo zuckte die Achseln. »Neun, halb zehn?«

      Vincent hatte keine Lust, die letzten Stunden vor der Party in seiner Wohnung zu verbringen. Er fragte Milo, ob sie bis dahin etwas unternehmen wollten, und Milo lud ihn zu sich nach Hause ein. Vincent steckte die halbvolle Weinflasche in seine Tasche und beglich beim Hinausgehen die Rechnung.

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