Öffne dein Herz. Hanna Berghoff
nicht dafür interessiert?«
Diesmal zuckte Jana die Schultern. »So viel weiß ich darüber gar nicht. Da solltest du besser Zenzi fragen. Sie ist mit den beiden zur Schule gegangen.«
Ja, ich hätte wohl grundsätzlich Zenzi fragen sollen, dachte Melanie. Das erinnerte sie wieder an ihre Überlegungen, warum sie Jana Zenzi als Ansprechpartnerin vorgezogen hatte. »Denkst du wirklich, es gibt keine Klöße mehr, wenn wir zu spät in den Grünen Baum kommen?«, fragte sie etwas neckend.
»Knödel«, korrigierte Jana sie. »Hier bei uns heißt das Knödel. Klöße heißt das nur bei euch in Preußen.« Ein Zwinkern in ihren Augen, als sie Melanie nun ansah, zeigte jedoch deutlich, dass sie sich auf Melanies neckenden Tonfall eingelassen hatte.
Melanie lächelte sie an. »Dann kannst du mir ja beim Essen auch erzählen, wer diese Nicky ist, bei der Babett Greiner jetzt wohnt.«
Sie hatte erwartet, dass auch Jana lächeln würde, aber das tat sie nicht. Im Gegenteil, es schien, als ob die Erwähnung des Namens Nicky bei ihr einen Temperatursturz in ihrer Stimmung ausgelöst hätte.
»Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte Melanie verunsichert. Schon wieder. Das war anscheinend ein Dauerzustand in Janas Gegenwart.
»Nein, nein.« Entschieden schüttelte Jana den Kopf, und nun lächelte sie doch, während sie kurz einen Blick auf Melanie warf. Doch ihr Lächeln schien ziemlich gezwungen. »Nicky ist nur . . .« Sie atmete tief durch. »Vielleicht sollte ich dich da vorwarnen. Sie ist verliebt in Babett. Schwer verliebt.«
Oh. Es war nur ein innerliches lautloses Oh, das Melanie da entschlüpfte. Ihren Lippen entschlüpfte nichts. Vielleicht konnten ein paar Leute hier in diesen Dörfern das Wort Lesbe doch buchstabieren.
»Ist das ein Problem für dich?«, fragte Jana, und eine gewisse Anspannung lag in ihrer Stimme.
»Kein Problem, nein.« Nun schüttelte Melanie den Kopf. »Natürlich nicht. Warum sollte es?«
»Könnte ja sein«, sagte Jana. »Nicky geht sehr offen damit um. Aber damit ist sie eine große Ausnahme hier, und deshalb wird sie auch allgemein als so eine Art verrücktes Huhn betrachtet, das keiner ernstnimmt.« Sie machte eine kleine Pause, dann fuhr sie etwas leiser fort: »Sie ist meine beste Freundin, seit wir zusammen zur Schule gegangen sind. Ich möchte nicht, dass ihr irgendetwas passiert.«
Zwei Fragen taten sich in Melanie auf. Was sollte dieser Nicky passieren, nur weil Melanie sie kontaktierte, um die abgebrannte Bäuerin Babett Greiner kennenzulernen? Und zweitens: Wenn Nicky Janas beste Freundin war und offenbar lesbisch, was war dann mit Jana?
Das Letzte strich sie innerlich gleich wieder. Was sollte mit Jana sein? Sie war die Freundin oder vielleicht sogar Verlobte ihres Chefs. Und vermutlich würde sie ihn bald heiraten, dann ein paar Kinderchen von ihm in die Welt setzen und sich von einer Dorfschönheit in eine Dorfmatrone verwandeln.
Wie all die anderen Frauen vor ihr hier im Dorf, die denselben Weg gegangen waren.
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