Der rätselhafte Doppelgänger - Kinder-Krimi. Kirsten Holst

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PC gesessen und gar nichts gemerkt.“

      Bengt warf ihr einen interessierten Blick zu. „Du hast einen PC mit?“

      „Ja“, antwortete Märta mit einem Lächeln. „Ohne kann ich kaum leben.“

      „Wollen wir Karten spielen?“ fragte Manette, als sie vor dem Wohnmobil standen. Sie hoffte, daß Stina nein sagen würde, weil sie nach Louis und Berit suchen wollte.

      Stina gähnte. „Nicht heute abend. Ich muß ins Bett.“

      „Na, dann gute Nacht“, sagte Manette. „Wir sehen uns morgen.“

      Kurz darauf traf sie Helge im Dorf.

      „Hast du sie nicht gefunden?“ fragte sie.

      Helge schüttelte den Kopf und sprang vom Fahrrad.

      „Ich bin durchs ganze Dorf gefahren. Und am Hafen entlang. Wenn nur nichts passiert ist.“

      „Es ist nichts passiert“, beruhigte Manette ihn. „Ich glaub’, ich weiß, wo sie sind. Komm mit!“

      Helge stellte sein Fahrrad ab. Sie schlugen den Weg zum alten Alfred ein.

      Manette winkte ihn zu sich heran, und gemeinsam schlichen sie bis zum Fenster und spähten in die Stube, in der Berit und Louis die Steinsammlung ansahen, während der alte Alfred seinen Kaffee trank.

      „Na, was habe ich gesagt!“ flüsterte Manette triumphierend. „Ich wußte doch, daß sie hier sind. Ich kenne meine Pappenheimer.“

      „Was?“ fragte Helge verwirrt.

      Manette drehte sich um und lächelte ihm zu. Helge wollte gerade etwas sagen, als ein Schuß aus Henriks Pistole ihn vollkommen aus der Fassung brachte.

      „Oh, shit, du kleiner stinkiger Zwergpudel“, rief Manette und sprang in die Johannisbeerbüsche. Henrik rannte in wilder Flucht auf die Straße, aber er kam nicht weit, denn Manette schnappte ihn sich, wie sehr er auch um sich schlug und biß.

      „Ey, hilf mir mal mit der wilden Bestie hier“, rief Manette. „Er muß bestimmt auch nach Hause.“ Ohne weitere Umstände warf sie Henrik in Helges Arme. „Ich geh’ rein und hole die beiden anderen.“

      „Oh, verflucht, er beißt!“ schrie Helge und ließ Henrik los, der sofort über die Straße rannte, auf den Weg, der zum Campingplatz führte.

      „Dieser kleine Vampir“, sagte Helge stöhnend, als Manette mit Berit und Louis im Schlepptau wieder auftauchte. „Er hat mich wirklich gebissen.“

      „Glaubst du, daß er wirklich ein Vampir ist?“ fragte Louis interessiert. Er hätte schon immer mal gern einen Vampir getroffen.

      „’türlich ist er keiner. Er ist nur ein kleiner, rotzfrecher Bengel, genau wie du“, antwortete Manette.

      „Äh ... sehen wir uns morgen?“ fragte Helge ein wenig schüchtern, nachdem Manette und er die Kleinen reingescheucht hatten.

      Manette grinste. „Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen.“

      „Ich meinte ... wollt ihr morgen an den Strand? Du und dieses schwedische Mädchen. Dann könnten wir vielleicht zusammen gehen?“

      „Sie heißt Stina. Ja, ich denke schon. Wenn es nicht gerade gießt. Bis dann.“

      4. Kapitel

      Als Manette am nächsten Morgen aufwachte, ging sie sofort in die Waschräume. Lis schaute ihr verblüfft hinterher. Sonst pflegte Manette zum Frühstück mit ungekämmten Haaren und Schlaf in den Augen angetrottet zu kommen, aber heute war sie schon gewaschen und gekämmt.

      Manette spürte wohl den verwunderten Blick ihrer Mutter, tat aber, als wenn nichts wäre. Sie hatte nicht die geringste Lust, ihr zu erzählen, daß sie auf keinen Fall dem norwegischen Jungen ungewaschen und mit Strubbelhaaren über den Weg laufen wollte. Da fiel ihr plötzlich ein, daß sie nicht einmal wußte, wie er hieß.

      Sie duschte sich schnell und zog sich an. Auf dem Weg zurück blieb sie beim Wohnmobil stehen und klopfte an die Tür.

      „Hei, Stina! Du kannst ruhig aus den Federn kommen! Heute ist absolutes Strandwetter.“

      Sie wartete die Antwort nicht erst ab, sondern lief weiter zu ihrem eigenen Wagen, vor dem Lis und Per schon Kaffee tranken.

      Louis hatte bereits gefrühstückt und stand mit Berit ein Stück entfernt auf dem Platz und beobachtete gespannt Henriks ferngesteuertes Modellflugzeug, das hoch über ihnen in einem fast wolkenlosen Himmel kreiste. Manette fiel unwillkürlich Tommy ein, aber dann machte das Modellflugzeug einen Looping, den kein richtiges Flugzeug absolvieren könnte, begann zu trudeln und stürzte ins Gestrüpp hinter dem Campingplatz.

      Henrik schmiß die Fernbedienung hin und verschwand im Dickicht, um nach dem verunglückten Flugzeug zu suchen. Einen Moment später tauchte er hinter den Büschen wieder auf und winkte Berit und Louis zu sich.

      „Ey, kommt mal her, gucken!“

      „Igitt! Wie eklig!“ rief Berit aus, als sie das tote Kaninchen sah, das Henrik im Gestrüpp gefunden hatte.

      „Meinst du, man kann es essen?“ fragte Henrik und schaute Louis fragend an.

      Louis schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das war sicher krank.“

      „Was sollen wir damit machen?“ fragte Berit.

      „Wir könnten es vielleicht obduzieren“, schlug Henrik vor.

      „Was ist das?“ fragte Louis.

      „Es aufschneiden“, sagte Henrik überlegen, „und gucken, was drin ist.“

      „Nee, das ist eklig“, sagte Berit. „Das ist doch voll mit Gedärmen und so.“

      „Das sind wir auch“, meinte Louis.

      „Ich finde, wir sollten es lieber begraben“, sagte Berit.

      „Wir können es ja erst obduzieren und hinterher begraben“, schlug Henrik vor. Ihm gefiel das Wort obduzieren so gut.

      Louis nickte. „Ich habe einen Dolch.“ Er schaute sich um und fügte hinzu: „Vielleicht gehen wir lieber ein Stück weiter weg.“

      Er vermutete, daß Berits Mutter nicht so fürchterlich begeistert wäre, wenn sie erfahren würde, daß sie ein Kaninchen obduzierten.

      Stina kam im Pyjama aus dem Wohnmobil und steuerte direkt auf den Tisch zu, an dem Manette und deren Eltern immer noch beim Frühstück saßen. Stina war es anscheinend vollkommen gleichgültig, wie unausgeschlafen und zerzaust sie aussah.

      „Hallo“, sagte Stina und ließ sich auf Louis’ leerem Platz nieder. „Habt ihr was zu frühstücken für mich?“

      „Ja, bedien dich nur“, sagte Lis leicht lächelnd. „Ihr habt sicher noch nichts eingekauft, Bengt und du, was?“

      „Er hat versprochen, es zu tun, aber er ist noch nicht aufgestanden“, sagte Stina. „Er war bestimmt gestern abend noch in der Kneipe, als ich im Bett war.“

      „Das sieht ihm ähnlich“, meinte Lis.

      Stina nahm ihr das nicht übel. Es stimmte ja. Wenn Bengt Urlaub machte, trank er gern ein bißchen zuviel. So konnte er besser entspannen, behauptete er.

      „Das passiert nur in den Ferien“, sagte Stina. „Sonst paßt er immer genau auf.“

      „Könntest du nicht ein bißchen weniger reden und ein bißchen mehr essen“, meckerte Manette. „Sonst wirst du ja nie fertig.“

      Stina konzentrierte sich aufs Essen, und es dauerte keine fünf Minuten, dann stand sie auf.

      „Danke fürs Frühstück“, sagte sie. „Sollen wir abwaschen?“

      Lis schüttelte den Kopf. „Nein, das mache ich schon, aber vielen Dank auch.“

      „Nun


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