Red Dirt Heart: Ungezähmte Erde. N.R. Walker

Red Dirt Heart: Ungezähmte Erde - N.R. Walker


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sich und vielleicht wurde die Musik kurz leiser oder seine Stimme trug einfach so weit, aber wir konnten Charlie klar und deutlich hören.

      »Travis hat mich gebeten, ihn zu heiraten.«

      Einfach so.

      Lauras Blick richtete sich auf mich und sie legte die Hand auf meinen Arm. Sie lächelte. »Stimmt das?«

      Mir fehlten die Worte, verblüfft, dass er es einfach so herausposaunte, nachdem er ein Jahr kaum darüber gesprochen hatte. »Ähm.« Verwundert schüttelte ich den Kopf und schnaubte. »Also, ja.«

      »Warum habt ihr es uns nicht früher gesagt?«, fragte sie. Es war wirklich eine unschuldige Frage.

      »Na ja, ich hab ihn vor einem Jahr gefragt. Er hat Ja gesagt, aber, uh…« Ich versuchte, einen Weg zu finden, es auszudrücken, ohne ihre Gefühle zu verletzen. »Na ja, er hat es seit einer Weile nicht erwähnt und ich vermute, dass er es nur Sam sagen wollte.« Ich zuckte zusammen. »Entschuldige, aber ich glaube nicht, dass wir das hören sollten.«

      Laura sah zu Sam und Charlie und ihr Lächeln verblasste ein wenig, aber sie atmete tief durch und hob das Kinn. »Ich bin einfach froh, dass sie sich verstehen. Sie haben jetzt einander und das ist alles, was ich mir wünschen kann.«

      »Ich freue mich auch«, sagte ich. »Und ich bin auch froh, dass er dich hat. Ich weiß, dass ihr euch im letzten Jahr unterhalten habt und so, und ich weiß auch, dass er manchmal immer noch etwas abweisend wirkt, aber Laura, darf ich dir etwas sagen?«

      Laura atmete tief ein, als würde sie sich für schlechte Neuigkeiten wappnen, nickte aber. »Ja, natürlich.«

      Ich wandte mich zur Bar um und sprach leise, damit Charlie uns auf keinen Fall hören konnte. »Als ich damals hier ankam, war er… Ich will nicht gebrochen sagen, weil das nicht stimmt, aber er hatte sich von den Menschen in seinem Leben zurückgezogen. Ich vermute, er war der Meinung, dass er nur mit den Leuten zusammen sein und auf der Sutton Station überleben konnte, wenn er einfach wie sein Dad war.«

      Laura nickte traurig. »Oh. Das dachte ich mir schon, nach dem, was George und Katie mir erzählt haben. Charlie spricht nie darüber…«

      Das überraschte mich nicht. »Er wird nicht darüber reden. Es fällt ihm schwer. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um das wieder in Ordnung zu bringen, Laura, und ich bin noch lange nicht fertig.«

      Sie lächelte mich traurig an. »Du bist so gut zu ihm.«

      Daraufhin sah ich wieder zu Charlie, der nun über etwas lachte, was Sam gesagt hatte. »Denk nicht, dass es auf dich zurückzuführen ist, wenn er dir nichts über sich selbst erzählt, denn das ist es nicht. Es geht um ihn. Aber eins kann ich dir sagen, die Tatsache, dass er dich in seinem Leben will, dass du überhaupt jetzt hier bei ihm bist, ist eine große Sache für ihn. Und dass er Sam einfach so erzählt hat, dass wir verlobt sind« – Ich schüttelte langsam den Kopf – »tja, das ist monumental.«

      Laura lächelte mich an. »Also habt ihr noch keinen Termin festgelegt?«

      Ich lachte bellend. »Ah, nein. Ich hab ihn wortwörtlich vor einem Jahr gefragt und er hat es noch nicht einmal Ma oder George erzählt, also nein, davon sind wir noch weit entfernt.«

      »Wirklich?« Sie legte den Kopf schräg. »Er hat es niemandem erzählt?«

      »Na ja, er hat es gerade Sam gesagt.«

      »Aber es ist ein Jahr her!«, flüsterte sie offensichtlich verdutzt.

      Ich lachte. »Willkommen im Leben nach Charlie-Sutton-Zeit. Entweder ist es alles auf einmal oder der stete Tropfen, der den Stein höhlt.«

      ***

      Charlie ließ sich rücklings auf das noch immer zerwühlte Bett fallen und öffnete seine Jeans. »Ich bin vollgefressen und hatte einen Cocktail zu viel. Was zum Teufel hast du mir da überhaupt gegeben?«

      Ich zog meine Stiefel aus und schlüpfte aus meiner Hose. »Es war ein Tom Collins. Ich dachte, dass du von all den Getränken auf der Karte das nehmen würdest, das nach einem Mann klingt.«

      Er lachte leise. »Na ja, falls Qantas jemals einen neuen Treibstoff braucht…«

      Ich zog Charlie die Stiefel aus. »Ich wollte dir einen Cocksucking Cowboy besorgen.«

      Er lachte lauter. »Du kennst mich gut. Warum hast du es nicht gemacht?«

      »Weil Laura mit mir an der Bar war.«

      Er seufzte. »Ihr schient euch ziemlich gut unterhalten zu haben.«

      Ich kniete mich aufs Bett, krabbelte über ihn, bis ich auf Höhe seiner Lippen war und legte mich auf ihn. »Ich hab gehört, was du zu Sam gesagt hast.«

      Charlies Augen glänzten irgendwie feucht und er berührte meine Haare. »Und was war das?«

      »Dass ich dich gefragt habe, ob du mich heiraten willst.«

      Er schluckte und sein Blick huschte zwischen meinen Augen hin und her. »War das in Ordnung?«

      Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Sehr in Ordnung.«

      »Ich weiß nicht, warum ich es ihm erzählt hab«, sagte er. »Es ist einfach irgendwie rausgesprudelt.«

      »Es ist okay, Charlie. Du kannst es erzählen, wem immer du willst.«

      »Hast du es deiner Mum oder deinem Dad gesagt?«, fragte er. »Ich meine, wir haben seit einer Weile nicht darüber gesprochen –«

      »Einer Weile?«, unterbrach ich ihn. »Wir haben eigentlich überhaupt nicht darüber gesprochen.«

      »Doch, haben wir«, antwortete er, als wäre er beleidigt. »Dreimal im letzten Jahr, seit du mich gefragt hast. Einmal, als wir am Uluru waren, erinnerst du dich? Wir haben auf dem Bett gelegen und du hast gesagt, dass es das beste Jahrestaggeschenk aller Zeiten war, dich dorthin mitzunehmen und ich antwortete, dass deins besser war. Erinnerst du dich?«

      »Mein Jahrestaggeschenk?«

      »Dein Antrag.« Er zog die Brauen zusammen. »Und dann, als wir diese dämliche Reality-TV-Show angesehen haben, die du magst, und das schwule Paar geheiratet hat. Du hast mir ins Ohr geflüstert, dass sich das Wort Ehemann schön anhört und ich meinte, ja, das tut es, aber es ist eine Schande, dass die australische Regierung nicht derselben Meinung ist. Erinnerst du dich nicht daran?«

      »Doch, schon, aber –«

      »Und dann erst letzten Monat, als wir auf die kleine Gracie aufgepasst haben und sie ein ganzes Wochenende bei uns hatten. Wir haben sie schlafen gelegt und du meintest, dass wir es in einer Kirche durchziehen sollten und ich sagte, dass wir keine Kirche brauchen. Du warst doch dabei. Bitte sag mir, dass du dich daran erinnerst.«

      »Ich hab davon gesprochen, dass Trudy und Bacon Gracie taufen lassen. Wovon hast du geredet?«

      Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Vom Heiraten«, antwortete er schließlich.

      »Das ist also deine Vorstellung von Unterhaltungen übers Heiraten?«

      »Na ja, wir haben darüber gesprochen«, sagte er.

      »Du hast wieder Gespräche in deinem Kopf geführt, Charlie«, sagte ich lächelnd. »Wie wäre es, wenn du mich ab und zu miteinbeziehst?«

      Er lächelte nicht und hatte diesen Ausdruck in den Augen, der mir verriet, dass er zu viel nachdachte.

      »Sprich es aus, Charlie.«

      »Hast du es deiner Mum gesagt?«

      Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab darauf gewartet, dass du so weit bist.«

      Er drehte den Kopf, sodass er mich nicht ansehen musste. Ich stützte mich auf den Ellbogen ab und umfasste sein Kinn, damit er mich wieder ansah. »Ich werde dich nicht drängen. Ich werde für immer auf dich warten.«

      »Ein Jahr ist zu lang, nicht wahr?« Seine Augen verrieten mir, dass er gleich in Panik


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