Olli und die Hundefänger. Mathias Meyer-Langenhoff

Olli und die Hundefänger - Mathias Meyer-Langenhoff


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Wir waren ja nicht blöd.

      Nachdem wir das Angelzeug aus unserer Kajüte geholt hatten, schlug Pit sich an den Kopf. „Wir haben gar keine Köder.“

      „Und wenn wir es mit Brot versuchen?“

      „Gute Idee. Ich hol’ was aus der Küche.“

      Kurze Zeit später war er zurück. Wir drehten aus dem weichen holländischen Puffbrot kleine Kügelchen und steckten sie an den Haken. Dann ließen wir die Angeln mit kräftigem Schwung ins Wasser fliegen.

      Jetzt hieß es warten.

      Unsere Schwimmer, also diese Dinger, die anzeigen sollen, ob ein Fisch angebissen hat, lagen ziemlich dicht nebeneinander. Wir glotzten und glotzten, warteten und warteten, aber es tat sich nichts.

      „Lass uns aufhören, ich hab keinen Bock mehr“, meinte Pit. „Fußball spielen ist eben doch besser.“ Dabei streichelte er mit einer Hand seinen Ball, der wie immer neben ihm lag, und begann, seine Schnur einzuholen.

      „Na gut, dann eben Bordfußball“, grinste ich. Ich wollte gerade aufstehen, da spannte sich meine Angelschnur, der Schwimmer ging unter, und die Rutenspitze begann, wie verrückt zu wippen. „Pit, Pit, ich hab einen!“, rief ich.

      „Okay, jetzt ganz ruhig. Halt die Angel mit beiden Händen. Langsam die Kurbel drehen!“

      „Geht nicht, geht nicht!“, schrie ich. „Das muss ein Riesenbrocken sein. Ich schaff das nicht alleine!“

      „Cool bleiben, Junge, cool bleiben!“

      „Bin ich ja, aber du musst mit anpacken!“, schrie ich ihn noch einmal an.

      „Na gut, ich drehe, du hältst die Rute.“

      Weil wir so laut waren, kamen auch die anderen. Sogar die Mädchen kletterten aus dem Klüvernetz heraus, um zu sehen, was los war.

      „Los, Olli, das schaffst du!“, rief Papa.

      Ich gab alles, Pit kurbelte, aber das Vieh wollte einfach nicht aus dem Wasser.

      „Mann ey, meine Arme fangen schon an zu zittern, ich kann nicht mehr. Papa, jetzt hilf mir doch!“

      Ehrlich, hätte Papa jetzt nicht mit festgehalten, hätte ich die Angel einfach losgelassen. Dabei hatten wir den Fisch noch gar nicht gesehen, er war immer noch unter Wasser.

      Papa und ich hielten die Rute und Pit drehte weiter an der Kurbel. Cornelis musste zwar das Boot steuern, aber zwischendurch feuerte er uns auch an. „Los, noch ein bisschen, gleich habt ihr ihn!“

      Ich glaube, wir kämpften gefühlt eine halbe Ewigkeit, bis der Fisch endlich auftauchte. Zuerst sah man nur etwas Dunkles, Glänzendes. Es verschwand immer wieder unter der Wasseroberfläche, aber dann schwebte es in der Luft. Ein Aal, so groß wie ein Meeresungeheuer.

      „Iiiih, was ist das?“ Die Mädchen ekelten sich und sprangen kreischend zurück. Mit einem lauten Klatsch knallte der Fisch auf das Bootsdeck. Gisbert fing wie rasend an zu bellen, der Aal zappelte und schlug um sich und sah aus wie eine Riesenschlange.

      Endlich schaffte Uli es, ihn vom Haken zu lösen und in eine Wanne zu werfen.

      „Wahnsinn, Wahnsinn. Das ist der größte Aal, den ich jemals gesehen habe!“, schrie Pit und vollführte eine Art Kriegstanz.

      Gisbert hatte sich wieder beruhigt, er saß auf Meikes Arm und ließ sich mit Leckerchen füttern. „Kann man den wirklich essen?“, fragte sie und sah sich meinen Fang genau an.

      „Ich auf keinen Fall, der sieht doch voll ekelig aus!“ Hannah schüttelte sich.

      „Stell dich nicht so an“, lachte Lutz, „das ist ein Leckerbissen.“

      „Wer von euch will ihn denn davon überzeugen, in die Bratpfanne zu hüpfen?“, fragte Mama.

      „Ich nicht“, meinten die Mädchen wie aus einem Mund.

      „Wenn ihr wollt, mach ich das“, schlug Cornelis vor, den Lutz am Steuerrad abgelöst hatte. „Dafür nimmt man einen Hammer.“ Er öffnete eine Kiste und holte einen großen Gummihammer heraus.

      „Und wenn wir ihn freilassen?“, schlug Hanjo vor. „Ist doch viel zu schade, ihn einfach aufzuessen.“

      „Finde ich auch, der tut mir nämlich richtig leid“, meinte Lara und wollte schon ihre Hand in die Wanne stecken, um ihn zu streicheln.

      „Vorsicht, vielleicht ist das ein Zitteraal, die können einem Stromstöße verpassen“, warnte Paula.

      Sofort zog Lara ihre Hand zurück.

      „Stromstöße? Ist doch Quatsch.“

      „Stimmt. Die gibt’s nämlich hier gar nicht, nur in Südamerika. Außerdem sind Zitteraale keine Aale.“ Hanjo holte Luft, um uns wie immer die Welt zu erklären.

      „Schon gut, schon gut. Ich finde deinen Vorschlag in Ordnung. Wir lassen ihn schwimmen“, unterbrach ich ihn.

      Und dann nahmen Pit und ich die Wanne, setzten sie auf die Reling und schütteten den Aal zurück ins Wasser.

      „Er hätte sich wenigstens mal bedanken können“, meinte Meike.

      Cornelis lachte. „Das stimmt, schade um das schöne Abendessen. Aber wir sind gleich in Enkhuizen, Leute, seht ihr? Da vorne ist der Drommedaris. Also, an die Leinen, fertig, los!“ Er übernahm das Steuerrad und Papa wie immer am Segelbaum das Kommando, das heißt, er stellte sich hinter uns, gab seine Befehle und rührte keinen Finger. Echt unfair, immer mussten wir arbeiten – und er machte den Chef.

      Wir holten das Segel ein, sogar ziemlich schnell, und Pit und Paula machten anschließend vorne am Klüvernetz alles klar. Dann startete Cornelis den Motor. Gisbert, der alte Angsthase, fing natürlich wieder an zu bellen. Meike hatte ganz schön zu tun, um ihn zu beruhigen. Hanjo und ich standen vorne am Bug und sahen den Drommedaris langsam näher kommen.

      „Das Ding ist ja total riesig.“

      „Klar, was dachtest du denn? Ist ja auch ein altes Stadttor. Weißt du eigentlich, warum der Turm Drommedaris heißt?“

      Jetzt hatte ich ihn. Er wollte mir wieder einen Vortrag halten, aber ich war ausnahmsweise vorbereitet. Kurz vorher hatte mir das Cornelis nämlich schon erklärt. Jetzt konnte ich auch mal glänzen. „Logo, sieht doch aus wie ein Höcker von Dromedaren“, sagte ich so lässig wie möglich.

      Er sah mich erstaunt an. „Woher weißt du das?“

      „Sieht man doch.“

      „Sieht man doch? Eigentlich haben Dromedare aber nur einen Höcker und nicht zwei wie Kamele oder dieser Doppelturm.“

      „Mist!“ Ich hätte bei Cornelis besser aufpassen sollen. Jetzt hatte er mich.

      Und schon ging’s los. „Aber du weißt bestimmt nicht, dass dies früher das südliche Eingangstor in die Stadt war. Direkt dahinter liegt der alte Hafen, wahrscheinlich werden wir da ankern ...“

      Ich klinkte mich einfach aus.

      Der Hafen war supervoll mit Schiffen, aber Cornelis fuhr locker durch das Gewühl und eroberte uns einen freien Liegeplatz. Extra für uns öffnete sich sogar eine Zugbrücke. Sie war in der Mitte geteilt, sodass es aussah, als würden zwei riesige Tore hochgeklappt. Während wir fuhren, mussten die Fußgänger und Radfahrer warten, bis wir durch waren und sich die Brücke wieder geschlossen hatte.

      „Wie geil ist das denn?“ Paula kriegte sich gar nicht mehr ein.

      Direkt nach der Brücke befestigte Cornelis die Anna Lena an der Bordwand eines anderen Schiffes. Wir waren das vierte oder fünfte in der Reihe.

      „Jetzt liegen wir im Päckchen“, sagte Papa.

      „Wieso Päckchen?“, wollte ich wissen.

      „Na,


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