Olli und die Hundefänger. Mathias Meyer-Langenhoff

Olli und die Hundefänger - Mathias Meyer-Langenhoff


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ist er bestimmt nicht“, meinte Paula.

      Ich zuckte mit den Schultern. Meine letzte Hoffnung war, dass Gisbert zur Anna Lena gelaufen war, manchmal kam er nämlich einfach von alleine zurück.

      „Kommt rüber, schnell, die Leute hier haben ihn gesehen!“ Das war Olli. Mein Herz schlug wie verrückt. Während wir alle zu dem Schiff auf die andere Kanalseite rannten, schwor ich, Gisbert nie mehr aus der Hand zu geben und mich zu Hause als Erstes mit ihm in einer Hundeschule anzumelden. Er musste endlich gehorchen lernen.

      *

      *

      Besuch auf der Marijke - Olli erzählt

      Ich konnte wirklich nichts dafür, dass Gisbert weggelaufen war. Er hatte so überraschend an der Leine gezogen, na ja, und als wir ihn dann gefunden hatten, war ich tausendprozentig sicher, ihn zu kriegen. Sonst klappte mein Torwartsprung immer. Diesmal hatte ich mir sogar wehgetan, aber ich ließ mir lieber nichts anmerken, denn der doofe Hund war ja schon wieder verschwunden. Beim Suchen hatte ich alles gegeben.

      Nachdem ich die anderen zu dem Schiff gerufen hatte, kamen sie sofort herüber. „Gisbert hat hier am Ufer herumgeschnüffelt“, erklärte ich Meike.

      „Ja, stimmt“, sagte der Skipper, „ich habe mich noch gewundert, weil der Hund seine Leine hinter sich herzog.“

      „Und dann? Wo ist er hin?“, fragte Meike atemlos.

      Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, denn ich wusste ja, was der Mann antworten würde. „Eine Frau hat ihn eingefangen. Ich glaube, es war eine Hundefängerin, sie hatte nämlich einen großen Kescher dabei.“

      „Was? Das glaub ich jetzt nicht. Das gibt’s doch nur im Film. Warum haben Sie ihm nicht geholfen?“

      Der Skipper zuckte mit den Schultern. „Was hätte ich tun sollen? Es gibt so viele herrenlose Hunde.“

      „Haben Sie wenigstens gesehen, wo sie Gisbert hingebracht hat?“ Meike war völlig fertig – logisch. Sie fing an zu weinen.

      „Wo sie deinen Hund hingebracht hat, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass sie mit ihm in Richtung Drommedaris gegangen ist“, antwortete der Skipper.

      „Also los, dann hinterher“, meinte Pit, aber Hanjo war dagegen.

      „Stopp. Mich würde erst mal interessieren, wie die Frau ausgesehen hat“, sagte er.

      Der Skipper kratzte sich am Kopf. „Schon auffällig. Sie erinnerte mich ein bisschen an eine Seeräuberbraut. Sie trug ein schwarzes Kopftuch und darunter lange, rote Haare. Außerdem kaute sie ziemlich laut Kaugummi. Ihr Schmatzen konnte ich bis zu mir an Bord hören.“

      Hanjo nickte. „Vielen Dank für Ihre Auskunft, Sie haben uns sehr geholfen. Paula, kannst du ihm deine Handynummer geben?“ An den Skipper gewandt, sagte er noch: „Wäre nett, wenn Sie uns Bescheid geben würden, falls Sie die Frau noch mal sehen. Wir sind nämlich auch mit einem Boot unterwegs und bleiben wahrscheinlich noch eine Weile im Hafen.“

      Hanjo hatte alles im Griff. Das mit dem Handy wäre mir jetzt nicht eingefallen. Paula gab dem Skipper ihre Nummer.

      „Okay, kein Problem, wenn ich sie sehe, sage ich Bescheid. Viel Glück noch bei der Suche“, sagte der Skipper.

      Wir bedankten uns und rannten in Richtung Drommedaris. Aber von dieser Frau oder Gisbert war weit und breit nichts zu sehen.

      „Und jetzt?“, fragte Meike, die sich beruhigt hatte.

      „Am besten zurück zur Anna Lena“, meinte Paula. „Mama hat mir schon zweimal eine SMS geschickt. Wir sollen essen kommen.“

      Das war gut, denn ich hatte wirklich wahnsinnigen Hunger. Egal, was passierte, essen konnte ich immer.

      Auf dem Tisch der Anna Lena standen dampfende Schüsseln mit Spaghetti und Bolognese-Soße. Da könnte ich mich reinsetzen. Zum Glück musste ich nichts erklären, das übernahm Hannah.

      Meike weinte erneut, deshalb konnte sie nicht selbst erzählen, was passiert war. Peinlich war es mir schon, denn Hannah verschwieg natürlich nicht, dass Gisbert eigentlich mir weggelaufen war. Ich war froh, dass ich meine Nase in den Spaghettiteller stecken konnte. Aber sie stellte die ganze Sache fair dar.

      „Hat der Skipper wirklich gesagt, die Frau hätte ausgesehen wie eine Seeräuberbraut?“, fragte Cornelis noch einmal, nachdem Hannah alles berichtet hatte. Sie nickte. „Dann wird mir einiges klar. Das ist Elli, die Matrosin von Henk.“

      „Wer ist Elli?“ Meike hatte natürlich noch gar nichts gegessen.

      „Elli Smit und Henk Bosman fahren zusammen auf der Marijke. Sie verdienen ihr Geld tatsächlich als Hundefänger“, erklärte Cornelis.

      „Auf der Marijke?“, riefen wir alle fast wie aus einem Mund.

      „Ja, auf der Marijke. Kennt ihr das Schiff?“, fragte Cornelis überrascht.

      „Nein, das nicht“, erklärte ihm Hanjo, „aber den Namen kennen wir gut. Auf Ameland haben wir mal geholfen, eine gestohlene Galionsfigur wiederzufinden. Die hieß auch Marijke.“

      „Ja und? Was machen die mit den Hunden? Jetzt sag schon!“, ging Meike dazwischen.

      „Nun mal langsam, Kind.“ Beate, Meikes Mutter, legte beruhigend die Hand auf ihren Arm.

      „Ganz genau weiß ich das auch nicht. Vermutlich verkaufen sie die Tiere an Versuchsanstalten. Sie sind ziemlich oft in Amsterdam. Aber eins weiß ich, mit Henk und Elli ist nicht zu spaßen“, erklärte Cornelis.

      „Dann schalten wir eben die Polizei ein“, schlug Mama vor.

      „Hm. Ich habe eine bessere Idee. Es gibt hier in Enkhuizen eine Kneipe, da gehen die beiden oft hin. Auch Thijs, der Dritte an Bord. Am besten ist, ich versuche, sie heute Abend dort zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht lässt sich ja was machen.“

      „Warum gehen wir nicht sofort zu dieser Marijke? Ich kann nicht mehr warten, ich will meinen Gisbert zurück!“, schrie Meike.

      „Bleib ruhig, du hast doch gehört, mit denen ist nicht zu spaßen. Cornelis, deine Idee klingt vernünftig. Wenn du ihnen erklärst, dass Gisbert uns gehört, dann geben sie ihn bestimmt heraus.“

      „Ich hoffe es.“ Cornelis klang nicht wirklich überzeugt, obwohl er es vorgeschlagen hatte.

      „Wie wäre es, wenn wir dich begleiten?“, schlug Papa vor. „So eine richtige Seemannskneipe ist doch ganz was Feines, oder?“

      „Lieber nicht, Henk kann schnell ungemütlich werden. Ich kann euch De Klimop empfehlen. Da ist es nett. Außerdem lenkt das Meike ein bisschen ab. Da kommt sie auf andere Gedanken. Später treffen wir uns dann wieder auf der Anna Lena.“

      Ich hatte eine Idee. „Wo liegt denn die Marijke normalerweise, Cornelis?“

      „Meist im Buitenhaven. Da haben sie es nicht so weit zu ihrer Kneipe. Ich mach mich dann mal auf den Weg.“ Cornelis stand auf und kletterte auf Deck.

      Wir mussten noch aufräumen. Pit, Hanjo und ich waren an der Reihe. Drei Abende Spüldienst, echt nervig.

      „Bin gespannt, ob Cornelis was rausbekommt. Was machen wir heute Abend?“, fragte Hanjo. „Gehen wir mit oder bleiben wir hier?“

      „Geht mit. Ich habe Bauchschmerzen und will mich lieber hinlegen“, sagte ich.

      „Hast wohl zu viel gefuttert?“, grinste Pit.

      „Kann schon sein.“

      Mama und Papa wunderten sich zwar, aber sie glaubten mir. „Am besten gehst du ins Bett und legst dir eine Wärmeflasche


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