Frau ohne Welt. Teil 2: Der Krieg gegen das Kind. Bernhard Lassahn

Frau ohne Welt. Teil 2: Der Krieg gegen das Kind - Bernhard Lassahn


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bekanntlich »Handeln für Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden« – wer könnte dagegen sein? Es klingt, als wäre es von Herzen gut gemeint und letztlich harmlos.

      Doch was wollen diese Frauen wirklich?

      Dale O’Leary hat es zu fünf programmatischen Forderungen zusammengefasst, die das Programm des sogenannten Gender Mainstreaming erklären, das mit der 4. Weltfrauenkonferenz in die Welt gesetzt wurde. Dabei taucht immer wieder die Formulierung »die Welt braucht« auf. Das erinnert womöglich so manchen Alt-Hippie an den Song What the World Needs Now, in dem es heißt, dass die Welt vor allem Liebe brauche, »love, sweet love«. Aber um Liebe geht es nicht. Es geht um das Vergnügen, das uns winkt, wenn wir die Postulate des Gender Mainstreaming umsetzen.

      Die Forderungen wirken in ihrer Maßlosigkeit so abwegig, dass man leicht verleitet wird, sie nicht ernst zu nehmen. Nimmt man sie jedoch ernst, erkennt man schnell eine finstere Anti-Utopie: Wir erkennen die Zerstörung der Familie und der Liebe; die fünf Punkte sind eine Beschreibung eines Endstadiums der Menschheitsgeschichte und eine verdeckte Kriegserklärung gegen Kinder.

      Bei Dale O’Leary liest es sich so:

      1.In der Welt braucht es weniger Menschen und mehr sexuelle Vergnügungen. Es braucht die Abschaffung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die Abschaffung der Vollzeit-Mütter.

      2.Da mehr sexuelles Vergnügen zu mehr Kindern führen kann, braucht es freien Zugang zu Verhütung und Abtreibung für alle und Förderung homosexuellen Verhaltens, da es dabei nicht zur Empfängnis kommt.

      3.In der Welt braucht es einen Sexualkundeunterricht für Kinder und Jugendliche, der zu sexuellem Experimentieren ermutigt; es braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern über ihre Kinder.

      4.Die Welt braucht eine 50/50-Männer/Frauen-Quotenregelung für alle Arbeits- und Lebensbereiche. Alle Frauen müssen zu möglichst allen Zeiten einer Erwerbsarbeit nachgehen.

      5.Religionen, die diese Agenda nicht mitmachen, müssen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

      Nun will ich auch einen Satz bilden, in dem ein »müssen« vorkommt: Wir müssen aufhören, das lediglich für eine abseitige Spinnerei zu halten, die uns nicht betrifft. Vergleichen wir diese Grundforderungen von 1995 mit der realen Situation von heute, so können wir sehen, wie weit die Entwicklung schon vorangeschritten ist. Nicht etwa weil wir es so wollen, sondern weil Rahmenbedingungen geschaffen wurden, die diese Entwicklung steuern. Wer es auf Fördergelder abgesehen hat oder Applaus für seine Meinungsäußerung sucht, sollte die Punkte unbedingt beachten. Wer sich vor Strafe schützen will, ebenfalls.

      Es geht nicht nur um Vergnügungen. Hier wird eine Drohkulisse aufgebaut, die sich nur notdürftig hinter dem Versprechen von »mehr sexuellen Vergnügungen« versteckt, es blitzt immer wieder die Bereitschaft auf, die Forderungen auch mit dem nötigen Nachdruck durchzusetzen – das heißt: mit gesetzlichen Regelungen und mit harten Strafen. Das Programm läßt keine Alternativen zu. Niemand muss ja sagen, aber wehe, jemand sagt nein! Das ist nicht vorgesehen. Man kann nur »Gefällt mir« anklicken.

      Wer auch nur zu einem dieser Punkte – Gleichstellung, Abtreibung, Förderung von Homosexualität, frühkindlicher Sex, Quote, Vollzeit-Berufstätigkeit der Frauen und Religionsfeindlichkeit – in Opposition geht, begibt sich ins gesellschaftliche Abseits und gehört nicht mehr zur Konsensgesellschaft.

       Das kleine Vergnügen

      Für Kinder wird so ein Programm die Hölle auf Erden. Es wird ihnen von Anfang an deutlich gemacht, dass sie nicht gewollt sind. Sie werden nur noch gebraucht, um das 50/50-Quoten-Modell am Leben zu halten, das jeden Ergeiz und Leistungswillen unterdrückt und Arbeit zur bloßen Pflichterfüllung macht. Damit wird dem Motor, von dem unser kultureller und wissenschaftlicher Fortschritt abhängt, schon bald der Treibstoff ausgehen.

      Der Geburtsfehler der Frauenpolitik liegt darin, dass die Frauen, die sich als »Agentinnen des Wandels« sehen, immer unter sich geblieben sind, damit ihr Weltbild nicht irritiert wird. Ihre Weltanschauung ist nur die halbe Wahrheit (die eine ganze Lüge ist). Sie nehmen die Weltsicht der Männer gar nicht erst zur Kenntnis, sie verkennen das Interesse der Männer am Wagemut, am Spiel und am Aufbruch ins Unbekannte; sie verstehen nicht, was an Dynamik verlorengeht, wenn die Wunschträume der Männer in Fesseln gelegt werden. Schon der kleine Wilhelm Busch wollte, dass er »zauberhaft fliegen und hupfen könnte, hoch in der Luft, von einem Baum zum andern«. Und er stellte sich vor, dass seine Angebetete »es mit ansähe und wäre starr vor Bewunderung«. So sind sie, die kleinen, die mittelgroßen und die großen Männer; sie wollen Höhenflüge wagen, wollen den Frauen gefallen und der ganzen Nachwelt und speziell ihren eigenen Kindern Außergewöhnliches hinterlassen.

      Doch wenn das Arbeitsleben zum Dienst nach Vorschrift gerät, der beargwöhnt und überwacht wird, resignieren die Männer. Dann macht sich ein Schlendrian breit, wie man ihn aus der Endphase des Sozialismus mit seinen Propagandaschlachten um die Planerfüllung kennt. In Zukunft könnte es heißen: »Es geht wirtschaftlich bergab, aber unsere 50/50-Quote ist erfüllt.«

      Das Privatleben wird ebenso lustlos werden. Es wird nicht nur Dienst, sondern auch Sex nach Vorschrift geben. Die kreative Spannung zwischen Mann und Frau wird abgebaut; es wird spannungslos werden – und langweilig. Schon die Kleinen werden einer zwangsverordneten Sexualisierung unterworfen, an der fremde »Tanten« und »Onkel« mehr interessiert sind als sie selber. Die werden ihnen den Spaß gründlich verderben. Ein Familienleben, wie wir es (noch) kennen, wird es in dieser Welt nicht mehr geben.

      Die Liste mit den fünf Punkten, die Dale O’Leary aufgeführt hat, gibt uns einen Universalschlüssel zum Verständnis vieler aktueller Diskussionen an die Hand. Der Schlüssel öffnet mehrere Türen zugleich. Schlagartig wird dasselbe Ziel hinter den verschiedenen Themen erkennbar, als hätte jemand mit einem Hauptschalter auf der gesamten Etage Licht angemacht. Nun stellt sich heraus, dass so mancher Journalist oder Politiker, der lautstark nach neuen Wegen ruft, in Wirklichkeit nur brav einfordert, was längst beschlossen ist. So jemand ist alles andere als mutig. Er passt sich nur im vorauseilenden (oder nachtrabenden) Gehorsam der kommenden Einheitsmeinung an.

      Das Gender-Programm kommt von oben, es geht top down. Es geht nicht etwa, wie uns eine treuherzige Vorstellung von Demokratie nahelegt und wie man es bei einem mündigen Wahlvolk, das seine eigenen Interessen an die Politik weiterleitet, erwarten sollte, von unten – also von der Basis aus – nach oben, sondern umgekehrt: Es geht von oben nach unten. Die Würfel sind gefallen, die Weichen sind gestellt. Wir werden nicht mehr gefragt, sondern nur noch manipuliert und immer weiter in die vorgegebene Richtung gedrängt.

      Es sind nur kleine Vergnügungen, die uns die Gender-Agenda gönnt. Wir sollen nur ein bisschen Spaß haben – wie in dem Lied Ein bisschen Frieden von Nicole, nur der »kleine Hunger«, den man aus der Werbung kennt, soll gestillt werden. Es geht um die sparsamen Vergnügungen für Leute, die ihre Leidenschaft nicht mehr aus der Unterschiedlichkeit der Geschlechter beziehen, denn die Unterschiede zwischen Mann und Frau, die für den großen Spaß sorgen, werden abgeschafft.

      Das heißt, dass es einen neuen Begriff von Sexualität geben wird. Wir sollen einem Partner zukünftig nicht mehr tief in die Augen blicken, um nach ungeborenen Kindern Ausschau zu halten. Die Bryan-Adams-Frage, ob man jemals eine Frau wirklich geliebt hat, wird demnächst nicht nur pauschal mit Nein beantwortet werden, es wird auch viele geben, die auf Nachfrage zugeben müssen: Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt eine Frau war.

      Wir neigen dazu, hochnäsig zu sein, unsere Kultur für überlegen zu halten und jede Literatur, die aus einem Teil der Welt kommt, den wir früher als die »dritte« bezeichnet haben, als literarisch minderwertig anzusehen, womöglich als Kitsch. Mit der Liebesgeschichte, vor der Morgendämmerung erzählt hat die vietnamesische Autorin Duong Thu Huong das Glück und Unglück eines Paares beschrieben, dem wir seine besondere Liebe herzlich gönnen, das aber aufgrund von Verwicklungen, die mit Frauenrechten und mit Beschlüssen der Partei zusammenhängen, nicht heiraten und keine Kinder bekommen darf. Die beiden müssen sich heimlich treffen, ihre Liebe ist so schön wie »frische Blumen in einer


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