Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman - Michaela Dornberg


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sie ließ es aber bleiben, weil es jetzt nicht mehr passte. Außerdem hatte es Zeit, Rosmarie irgendwann zu erzählen, dass Werner zurückhaltender geworden war und sie sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass er sich beinahe ein wenig dafür schämte, kurz Gefühle und Schwäche gezeigt zu haben.

      Was war das lecker gewesen, zufrieden schoben sie die leeren Teller beiseite, und dann war es auch schon allerhöchste Zeit, aufzubrechen.

      Inge kaufte die Kleinigkeiten nicht mehr ein, aber die Blumen für ihre Mutter doch. Das tat sie nicht aus Pflichtgefühl, oder weil es einen konkreten Anlass gab, sondern einfach so. Sie liebte ihre Mutter wirklich sehr, und sie war unglaublich stolz auf sie, was die plötzlich alles auf die Beine stellte.

      Es ging ihr gut, sie führte ein schönes Leben, hatte die Eltern ganz in der Nähe, und den Sonnenwinkel, den sie ebenfalls über alles liebte, für einen Augenblick war es beinahe so wie früher. Die Sonne schien, die Luft war mild, Menschen kauften ein, unterhielten sich. Hier und da hörte man ein Lachen. Und von hier aus konnte man nichts von der Zerstörung sehen, die auf alles einen grauen Schleier gelegt hatte, auch auf die Menschen.

      Da Inge die Blumen zuerst gekauft hatte, verabschiedete sie sich von Rosmarie.

      »Es war schön, dich zu sehen, und das eben, das war besonders schön. Man sollte dem, der die Idee hatte, gratulieren, so ein Treffpunkt hat eindeutig gefehlt.«

      »Finde ich auch, meine Liebe, wir sollten es wiederholen, oder?«

      »Werden wir, grüß deinen Heinz von mir und auf bald, Rosmarie.«

      Es gab eine letzte Umarmung, dann ging Inge rasch nach Hause, jetzt musste sie sich aber sputen, die Zeit das Essen zu kochen, das sie geplant hatte, reichte nicht mehr aus. Dann mussten halt Spaghetti her, die dauerten nicht lange, und die gingen immer, mehr noch, Pamela würde sich ganz besonders freuen. Wenn es nach der ginge, könnten jeden Tag Nudeln auf den Tisch kommen.

      Es war schön gewesen, Rosmarie so unverhofft zu treffen.

      Und der Crêpe …, hm, der war so was von lecker gewesen.

      Sie überlegte kurz, ihrer Mutter die Blumen direkt zu bringen, dann jedoch entschied sie sich dagegen. Es musste warten. Sie ging ins Haus, packte ihre Einkäufe aus, und dann musste sie sich wirklich sputen.

      Natürlich hatten Sam und Luna bemerkt, dass wieder jemand im Haus war, sie kratzten an der Terrassentür, doch so leid es Inge auch tat, die mussten warten, denn die würden ja nicht nur hereinkommen und sich auf ihre Kissen zurückziehen, sondern erwarteten Streicheleinheiten und mehr noch die begehrten Leckerli. Das musste Zeit haben bis später. Eine richtig gute Tomatensauce zu kochen, das war sehr aufwändig, und wenn Inge sich schon mal dran machte, eine zu kochen, dann tat sie es stets auf Vorrat und fror sie portionsweise ein. Was für ein Glück. Jetzt musste sie die Sauce nur noch auftauen und erwärmen, und die Spaghetti brauchten nicht lange.

      Inge war gerade mit allem fertig, als Pamela ins Haus gepoltert kam, stürmisch und laut, dabei war das sonst überhaupt nicht ihre Art. Doch wenn sie aus der Schule kam, geschah das immer mit viel Radau. Sie hatte das Haus kaum betreten, als sie auch schon brüllte: »Ich bin wieder da«, und die nächste Frage, die kam prompt: »Was gibt es denn zu essen?«

      Inge sagte es ihrer Tochter, die mittlerweile in die Küche gekommen war, und das bescherte ihr auch prompt eine stürmische Umarmung.

      »Mami, du bist die Allerbeste, hm, Spaghetti, du weißt doch, dass ich mich in die hineinlegen könnte.«

      Wenn es etwas zu essen gab, was Pamela mochte, erfolgten immer solche oder ähnliche Aussprüche und Umarmungen, deswegen musste Inge das nicht überbewerten. Aber schön war es doch.

      »Und wo ist der Papi?«, erkundigte Inge sich. »Er wollte dich doch von der Schule abholen.«

      »Hat er, Mami, sonst wäre ich ja noch nicht daheim. Der Papi bringt nur noch sein Auto in die Garage, du weißt doch, wie ordentlich er ist. Er lässt es niemals einfach nur vor der Tür stehen.«

      Ganz im Gegensatz zu mir, dachte Inge, die ihren Wagen aus lauter Bequemlichkeit nämlich meistens vor dem Haus parkte.

      »Prima, mein Kind, dann kannst du jetzt schon mal den Tisch decken, und was möchtest du trinken?«

      Diese Frage war berechtigt, denn Pamela konnte sich niemals sofort für etwas entscheiden.

      »Lass mal, Mami, darum kümmere ich mich selbst. Ich glaube, heute nehme ich eine Apfelschorle, aber nein, vielleicht auch diesen leckeren Rhabarbersaft, oder nein, doch lieber bloß ein Wasser.«

      Inge lächelte still vor sich hin. Vermutlich würde es letztendlich doch die Apfelschorle sein.

      Pamela deckte den Tisch, und danach riss sie die Terrassentür auf und schrie: »Luna, mein Schätzchen, Sam, mein Großer, ich bin wieder daheim.«

      Oh nein, dachte Inge und verdrehte die Augen, eigentlich hatte sie sich auf ein gemütliches Mittagessen mit Werner und Pamela gefreut, doch damit war es erst einmal vorbei. Die beiden Hunde kamen durch den Garten gehechelt, und dann gab es eine stürmische Begrüßung.

      Werner betrat die Küche, umarmte seine Frau, küsste sie, dann deutete er auf die Idylle draußen auf der Terrasse.

      »Mein Gott, Inge, musste das jetzt vor dem Essen sein«, beschwerte er sich.

      Sie schmiegte sich an ihn.

      »Werner, du kennst doch unsere Tochter, Luna und Sam kommen immer zuerst, ganz so, wie es früher mit Jonny war.«

      Ein wenig anders war es doch, Pamela tollte nicht so lange wie sonst üblich mit den beiden Labradoren herum, mehr noch, sie sorgte dafür, dass sie erst einmal draußen blieben, was den Hunden überhaupt nicht gefiel, denn sie zogen beleidigt ab.

      Inge war sich sicher, dass das einzig und allein an den Spaghetti lag, die Pamela genüsslich und in ganz großen Mengen essen wollte.

      Inge trug das Essen auf, Pamela setzte sich mit glänzenden Augen an den großen Familientisch, doch von dort wurde sie sofort verscheucht, als ihr Vater mit autoritärer Stimme sagte: »Pamela, ehe du dich über das Essen hermachst, wäschst du dir erst einmal die Hände. Ordnung muss sein.«

      Widerwillig erhob Pamela sich und rannte ins Badezimmer, um den Wunsch ihres Vaters zu erfüllen.

      Er hatte ja recht, dachte sie, als sie sich wenig später die Hände abtrocknete, nachdem sie die gewaschen hatte.

      Spaghetti mit dieser leckeren Tomatensauce, die so schmeckte wie in Italien. Pamela bekam Pfützchen auf der Zunge, und ja, zu diesem köstlichen Essen trank sie eine Apfelschorle, die nicht minder lecker war.

      *

      Es war immer wunderschön, wenn Nicki sie im Sonnenwinkel besuchte, und leider verging die Zeit jedes Mal wie im Fluge, auch diesmal.

      Roberta und Nicki machten einen letzten gemeinsamen Spaziergang am See, dann würde ihre Freundin sich in ihr Auto setzen und wieder nach Hause fahren.

      Roberta bedauerte wieder einmal, wie schade es doch war, dass Nicki nicht wenigstens in der Nähe wohnte. Doch da war nichts zu machen, jetzt schon überhaupt nicht, seit sie in diesem herrlichen Loft wohnte in der ehemaligen Papierfabrik.

      Die beiden Frauen waren nicht in Eile, sie mussten nicht als Erste ins Ziel kommen.

      Es war noch ziemlich früh, und nur wenige Menschen waren unterwegs. Doch das würde sich im Laufe des Tages ändern, denn der Sternsee war ein beliebtes Ausflugsziel, und die Menschen kamen nicht nur aus der näheren Umgebung oder direkt aus dem Sonnenwinkel. Die sah man eigentlich am wenigsten, doch es war ja meist so, dass man das, was vor der Tür lag, am wenigsten schätzte.

      Sie hatten gemütlich gefrühstückt, dafür hatte Alma noch gesorgt, ehe sie aufgebrochen war zu einem Auftritt mit ihrem Gospelchor.

      Was für ein schöner Morgen!

      Die Luft war klar, die Sonne schien vom klarblauen Himmel, es versprach, ein wunderschöner Tag zu werden. Der Sternsee wirkte wie


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