The way to find me: Sophie & Marc. Carolin Emrich

The way to find me: Sophie & Marc - Carolin Emrich


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ich mich bei der Menge total verschätzt.

      »Wir haben hier ein kleines Problem«, merkte ich an.

      »Ich hab mich schon gefragt, wann du da fertig bist.« Marc drehte sich, so weit es ging, um.

      »Ich hab viel zu viel Creme draufgemacht. Das ist sehr ergiebig. Steh mal auf, ich wisch dir was vom Rücken, dann kannst du es verteilen.«

      Bei der Aktion blieb sogar etwas für meine Schultern übrig, die sich doch ein bisschen heiß anfühlten. Eigentlich war ich mir sehr sicher, dass ich keinen Sonnenbrand mehr bekam, dafür hatte meine Haut schon zu viel Sonne abbekommen, aber Vorsicht war besser als Nachsicht.

      Als wir endlich mit der Prozedur fertig waren, suchten wir die Kinder und gingen noch mal zum Einmeterbrett.

      »Wenn ich du wäre, würde ich jetzt vom Fünfer springen«, sagte Marc, während wir dabei zusahen, wie uns Fee bewies, dass sie für ihre fünf Jahre echt Mumm besaß.

      »Wenn du ich wärst?«

      Er schmunzelte mich herausfordernd an. »Kennst du das Spiel?«

      »Klar.«

      »Also, wenn ich du wäre, würde ich vom Fünfer springen«, wiederholte er.

      Ich warf einen Blick den Sprungturm hinauf. Es sah von hier schon hoch aus, aber ich lag sicher richtig, wenn ich dachte, dass es schlimmer von oben war. Das Dreimeterbrett hatte ich bereits überwunden und es war nicht so schlimm gewesen. Also konnte ich das auch schaffen.

      »Gut.«

      »Geil«, war sein einziger Kommentar dazu.

      »Machst du’s?«, mischte sich meine beste Freundin ein. »Dann komme ich mit.«

      »Ja!«, rief ich aufgeregt, packte sie bei der Hand und zog sie hinter mir her.

      Bereits auf der Leiter bereute es Sina. Das spürte ich an der langsamen Art, wie sie die Sprossen erklomm. Mir ging ebenfalls ordentlich die Düse, aber Augen zu und durch. Außerdem durfte ich mir dann eine Aufgabe für Marc überlegen.

      »Was ist?«, fragte ich, als Sina oben am Fünfer nicht mehr weiterging. Sie musste nur auf das Brett, vorlaufen und springen.

      »Ähm … ist recht hoch«, stammelte sie.

      »Ja, los«, forderte ich sie auf. Je länger wir hier standen, desto mehr Zeit blieb mir, um mich umzusehen und Zweifel zu bekommen.

      »Bist du sicher, dass du …«

      »Ja«, unterbrach ich. »Spring oder lass mich vorbei. Ich gehe nicht runter, nur weil du dich nicht traust. Das hab ich früher gemacht. Ehrlich, da ist nichts dabei. Ich zeige es dir, indem ich zuerst springe, ja?«

      Sina grunzte, stieg dann nach oben auf das Brett. Sie klammerte sich am Geländer fest, aber es reichte, damit ich an ihr vorbeigehen konnte.

      Es war zugig, obwohl die Sonne nicht weniger brannte. Die leichte Brise wollte meine Haut abkühlen, kam jedoch gegen die sengende Juli-Hitze nicht an. Das blaue Plastik unter meinen Füßen wurde schnell unerträglich. Während Sina noch überlegte, trat sie von einem Fuß auf den anderen.

      »Denk nicht zu viel nach«, riet ich ihr, ehe ich langsam nach vorne ging. Wackelig war es, und alles unter mir erschien winzig. Auch das Becken. Bevor ich mich von der Angst lähmen lassen konnte, befolgte ich meinen eigenen Rat. Nicht denken. Drei Schritte.

      Eins, zwei, drei. Ich sprang. Und fiel.

      Wahnsinn, wie lang es da einfach nur nach unten ging. Wie so ein nasser Sack. Ich hatte nicht einmal Zeit, Angst zu haben, weil ich dieses Gefühl des Fallens so spannend fand.

      Da ich mit den Füßen zuerst eintauchte, war die Wucht nicht so groß, doch ich tauchte ganz schön tief unter. Es brauchte einige Schwimmzüge, bis ich endlich durch die Wasseroberfläche brach. Prustend wischte ich mir das Wasser aus dem Gesicht und meine Haare nach hinten.

      Als ich hochsah, stand Sina noch immer am Geländer.

      Mit »ziemlich cool« begrüßte mich Marc, als ich aus dem Becken stieg.

      »Kein Ding«, gab ich großspurig an, obwohl ich mir zwischendurch echt nicht sicher gewesen war, ob ich sprang.

      Das Gefühl, etwas geschafft zu haben, wovor ich Angst gehabt hatte, war unglaublich. Jetzt musste nur meine beste Freundin da oben runter. Und ich war mir nicht sicher, auf welchem Weg es stattfinden sollte.

      »Aaron sagte gerade, dass sie Höhenangst hat?«

      Ich sah erst zu Sina hoch, danach wieder zu Marc. »Früher, ja, ich dachte, das hätte sich verwachsen. Sie war eben sofort dafür, mitzukommen. Ich hab sie nicht mal gefragt.«

      Aaron hatte sich mittlerweile auf den Weg gemacht, seine Freundin zu retten. Es wäre kein Problem gewesen, selbst noch mal hochzusteigen, doch vielleicht war Aaron da die beste Besetzung.

      Nach einigem Zureden stiegen sie die Leiter runter, schafften es dann, vom Dreimeterbrett zu springen. Das war ein Teilerfolg, der dafür sorgte, dass Sinas Laune nicht am Tiefpunkt anlangte. Das wäre nämlich passiert, wenn sie komplett runtergestiegen wäre. Es war ihr schlicht peinlich und das verstand ich total. Aber für ihre Höhenangst konnte sie schließlich nichts.

      Den Nachmittag ließ ich Marc mit einer Gegenaufgabe in Ruhe, brannte jedoch darauf, mir etwas besonders Fieses auszudenken.

      Rieke, 20:10 Uhr: Bock, vorbeizukommen und mit mir zusammen zu lernen? Ich weiß, dass du zu Hause bist.

      Ich ließ nicht oft eine Party ausfallen, aber an diesem Dienstag war es dringend notwendig gewesen und das hatte ich ihr erst vorhin mitgeteilt, weswegen sie das nun gegen mich verwendete.

      Am Donnerstag stand die Klausur in meinem absoluten Hass-Fach an. Alles in allem bedeutete das eine Menge Stress. Ursprünglich wollte ich meine Ausschweifungen ja eh einschränken, da ich für den Halbmarathon fit sein musste, doch das war wie immer leichter gesagt als getan.

      Marc, 20:10 Uhr: Willst du nicht lieber zu mir kommen? Da sind keine nervigen WG-Mitbewohner. Außerdem gab es heute Abend Gazpacho und wir haben Reste.

      Rieke, 20:11 Uhr: Manchmal liebe ich dich ein bisschen. Bin gleich da.

      Schmunzelnd legte ich mein Handy zur Seite und stand auf, um meinen Eltern Bescheid zu sagen, dass Rieke gleich noch rüberkam und wir uns wahrscheinlich auf die Terrasse setzen würden.

      Ja, natürlich war ich alt genug, um Besuch zu bekommen, wann immer ich wollte, gerade wenn es sich um meine beste Freundin handelte. Aber ich empfand es als Akt der Höflichkeit, das anzumelden. David war nicht zu Hause, doch meine Eltern fand ich draußen bei einem Kartenspiel vor. Sie hatten natürlich kein Problem damit, dass wir uns mit den Unterlagen zu ihnen an den Tisch setzen würden.

      Ich durchsuchte die Küche also nach etwas zu knabbern und stellte eine weitere Flasche Cola in den Kühlschrank. Das konnten wir brauchen.

      Nach einem Teller Suppe setzten wir uns raus zu meinen Eltern, die sich freuten, Rieke mal wiederzusehen. Sie hatten recht damit, dass wir uns in letzter Zeit selten bei mir getroffen hatten. Gerade seit sie und Dennis ein Paar waren, versammelten wir uns fast nur noch in Aarons und Dennis’ Wohnung, da wir dort nicht gestört wurden.

      »Was machst du denn da?«, erkundigte ich mich, als Rieke eine Zeitung auspackte und aufschlug.

      »Estoy leyendo un artículo de prensa en español«, sagte sie. Lediglich die Sprache konnte ich zuordnen.

      »Ich verstehe nur spanisch«, witzelte ich, was meine Mutter neben mir zu einem belustigten Schnauben verleitete.

      Ha, ich war witzig.

      »Das ist eine spanische Zeitung. Die nächste Klausur handelt von Analysen. Uns wurde empfohlen, viel zu lesen, und reißerische Klatschpresse eignet sich da als Abwechslung sicher auch mal, anstatt nur vorgefertigte Texte zu analysieren.«


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