Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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vor der Geburt verloren hatte, sie war am Leben geblieben, das Baby hatte man nicht retten können.

      Schon wollten sie die Schuldgefühle wieder überfallen, sie beinahe erdrücken. Da geschah etwas Unglaubliches, die kleine Teresa lächelte sie an.

      Ja, es war so!

      Das Baby lächelte!

      Sandra spürte, wie sie sich entkrampfte, und dann breitete sich ein Gefühl tiefsten Friedens in ihr aus. Dieser intime Augenblick, das Lächeln …

      Es war ein Zeichen!

      Während sie die kleine Teresa an sich presste und sanft hin und her schaukelte, rollten ihr die Tränen über das Gesicht.

      Das Baby Teresa war ganz still, ganz so, als spüre sie die riesige Welle der emotionalen Bewegung, die Sandra durchströmte.

      Sandra hatte keine Ahnung, wie lange sie mit dem Baby im Arm auf diesem Sessel gesessen hatte. Sie zuckte zusammen, als irgendwann Ricky wieder ins Zimmer kam.

      Teresa war wieder eingeschlafen, sie nuckelte zufrieden an einem Fingerchen.

      Ricky spürte, dass etwas geschehen war, doch sie wollte jetzt keine Rührseligkeit aufkommen lassen, und deswegen sagte sie forsch und voller Bedauern in ihrer Stimme: »Sandra, wie schade, dass du ab morgen nicht mehr in Deutschland sein wirst, ich würde dich sonst gern hin und wieder als Babysitter anheuern. Sieh nur, wie friedlich unsere kleine Krakeelerin aussieht.«

      Das tat sie wirklich.

      Von dem Baby gingen Frieden und Harmonie aus, und etwas davon hatte sich in Sandras Herz geschlichen.

      »Soll ich sie dir abnehmen?«, erkundigte Ricky sich, und obwohl sie noch stundenlang mit dem Baby im Arm hätte in dem Sessel sitzen können, nickte Sandra.

      Ricky nahm ihr behutsam die kleine Teresa aus dem Arm, legte sie vorsichtig in ihr Himmelbett, in dem schlief sie weiter.

      Wie erwachend strich Sandra sich über die Stirn, stand ein wenig benommen auf, dann umarmte sie Ricky.

      »Danke«, sagte sie leise, »tausend Dank, das war besser als jede Therapiestunde. Teresa ist ein ganz besonderes Baby, und ich bin so froh, dass ich meinem Impuls gefolgt bin, noch einmal zu dir zu kommen, das hier erleben zu dürfen.«

      Ricky erwiderte die Umarmung, bestätigte: »Ja, sie ist wirklich besonders, unsere kleine Teresa. Aber ich denke, dass man das nicht so ernst nehmen darf, Mütter sind immer in ihre Kinder verliebt und halten sie für etwas, was es sonst auf der Welt nicht gibt. Möchtest du noch etwas trinken?«

      Sandra schüttelte den Kopf.

      »Nein, bitte halte mich nicht für unhöflich. Ich möchte jetzt gern allein sein.«

      Ricky hatte damit kein Problem, sie begleitete ihre Freundin zur Tür, es gab eine letzte Umarmung, ein letztes Adieu, und dann ging Sandra.

      Sie war noch immer wie benommen, in der Nähe des Hauses gab es einen wunderschönen Park mit alten Bäumen, einem Seerosenteich, den suchte sie auf, lief die Wege entlang, ohne einen Blick für die Schönheit des Parkes zu haben.

      Es tat noch immer weh, dass sie ihr Baby verloren hatte, doch sie durfte es nicht immer wieder heraufbeschwören. Die Zeit mit der kleinen Teresa hatte den tiefen Schmerz noch einmal so richtig aufkochen lassen, doch dahinter hatte sich eine Spur von Frieden gezeigt und ein wenig auch Verzeihen für sich selbst. Sie hatte einen Mann, der sie trotz allem liebte, sie hatte Kinder, für die sie verantwortlich war, und auch ihre Mutter und deren zweiter Mann würden mit in das neue Leben gehen. Sie hatte von allen die Nerven schon viel zu stark strapaziert. Und Ricky hatte es eben auch wieder gesagt, was sie von allen ihren Lieben nicht nur einmal gehört hatte. Es war durch nichts mehr rückgängig zu machen. Sie musste nach vorne sehen, nicht nur um ihrer selbst willen.

      Sie musste jetzt auch nicht länger durch den Park laufen. Es waren zwar alle Vorbereitungen für den morgigen Tag getroffen, doch es war noch das eine oder andere zu tun.

      Sandra kehrte um, und zufällig fiel ihr Blick auf ein Stückchen Rasen. Wie fremdgesteuert trat sie näher, und dann …, sie konnte es nicht glauben, sie entdeckte erneut ein vierblättriges Kleeblatt, wie oben in den Mauerresten der Felsenburg.

      Diesmal ließ Sandra sich nicht davon abhalten, sich zu bücken und ganz vorsichtig das Kleeblatt zu pflücken. Es war ein Zeichen, sie hatte es finden sollen, denn auf einer Wiese ein vierblättriges Kleeblatt zu finden war ungefähr so wie die Nadel im Heuhaufen.

      Sie holte ihr Notizbuch aus der Tasche, dann legte sie das Kleeblatt vorsichtig zwischen zwei Seiten und legte das Notizbuch zurück.

      Jetzt war sie sich sicher, dass sie auf dem richtigen Weg war, dass ihre Entscheidung, in Arizona neu anzufangen, eine gute Entscheidung gewesen war.

      Das vierblättrige Kleeblatt deutete auf Glück hin.

      Sandra spürte, wie die Schatten anfingen sich aufzulösen, wie die Schwere einer zarten Leichtigkeit wich.

      Sie hatte es auf einmal eilig, nach Hause zu kommen, zu den Menschen, die sie liebte und von denen sie geliebt wurde …

      *

      Es war eine schöne Gewohnheit, dass Roberta und ihre Alma mitunter nach dem Essen ein Gläschen Wein zusammen tranken und sich dabei unterhielten. Roberta tat es gern, denn ohne Alma wäre sie aufgeschmissen, und Alma wiederum genoss es, von ihrer Chefin so wertgeschätzt zu werden.

      Heute war mal wieder so ein Abend, und Roberta wunderte sich, warum Alma so aufgeregt war. Sie hatte sogar etwas Besonderes gekocht.

      Als sie beim Wein waren, entschuldigte Alma sich, stand auf, verließ den Raum und kam wenig später mit einem hübsch verpackten Gegenstand zurück, den drückte sie Roberta in die Hand und sagte ein wenig verlegen: »Das ist für Sie, Frau Doktor.«

      Es war ein Geschenk.

      »Alma, ich habe doch überhaupt keinen Geburtstag, und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass es ein besonderer Tag ist, an dem ich ein Geschenk verdient habe.«

      »Frau Doktor, Sie müsste man jeden Tag beschenken, Sie sind eine so großartige Frau, und ich danke dem Himmel immer wieder, dass ich auf Ihren Weg kommen durfte.«

      Alma sagte so etwas oder ähnliches immer wieder, und das war Roberta peinlich und machte sie verlegen.

      »Wenn, liebe Alma, dann müsste ich Sie jeden Tag beschenken. Durch Sie ist mein Leben so einfach geworden, Sie schmeißen den Haushalt, kümmern sich um den Garten, Sie kaufen ein, ach, ich könnte noch eine lange Liste dessen aufführen, was Sie für mich tun.«

      Sie blickte neugierig auf das Paket.

      »Darf ich es auspacken?«, erkundigte sie sich.

      Alma nickte, schaute Roberta gespannt an, die wurde immer neugieriger.

      Sie packte das Paket aus, und es kam ein in Öl gemaltes Bild zum Vorschein. Es war ganz eindeutig das Stück Ufer des Sees, an dem Roberta sich am liebsten aufhielt.

      Die Stimmung war sehr gut eingefangen, das Bild berührte einen.

      »Alma, sind Sie verrückt, so viel Geld für mich auszugeben? Das Bild war bestimmt teuer, doch ich finde es ganz wunderschön.«

      Diese Worte erfreuten Alma, das war nicht zu übersehen. »Dann ist es gut«, sagte Alma. »Doch bitte – machen Sie sich keine Gedanken. Es hat nichts gekostet, nur die Leinwand und ein bisschen Farbe.«

      »Ach so, und der Maler hat das Bild umsonst gemalt, einfach so«, rief Roberta, die sich von dem Bild nicht losreißen konnte. Es war kein Meisterwerk, aber es war sehr gut gemalt, sehr stimmungsvoll. Und diese Stelle am See, die sie besonders liebte, war sehr genau getroffen. Die Stimmung war gut eingefangen, man glaubte, das Plätschern des Wassers zu hören. Es war ein wirklich, wirklich schönes Bild. »Alma, das Bild ist wirklich ganz besonders. Aber ich kann es nicht annehmen, es ist zu kostbar. Und Sie dürfen sich für mich nicht in Unkosten stürzen.«

      Alma wurde rot, sie verschränkte


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