Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

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seinem Notariat sitzt. Mir würde es gefallen, mehr mit ihm zu unternehmen. Ich will auch aus dem Haus raus.«

      Schon wieder dieses Thema!

      Wann immer sie Rosmarie traf, wurde es irgendwann angeschnitten, dabei hatte sie diese protzige Villa doch um jeden Preis haben wollen. »Irgendwann wird sich ein Käufer finden«, bemerkte Inge. »Die Münsters und Marianne von Riedeing haben auch verkauft, und das sogar sehr schnell.«

      Rosmarie winkte ab.

      »Darüber haben wir schon geredet, und man kann es nicht vergleichen, das Anwesen da oben hat Tradition, ein gewisses Flair, unser Haus ist ein protziger Neubau. Wir sind mit diesem Thema durch, Heinz hat alle Verkaufsaufträge zurückgezogen. Wir werden die Villa behalten, damit endlich Ruhe einkehrt. Und zwar werden wir die obere Etage nicht mehr bewohnen, sondern uns im Erdgeschoss einrichten, Platz genug ist vorhanden, und oben wird immer mal sauber gemacht.«

      Als sie Inges skeptischen Blick bemerkte, fuhr sie beinahe trotzig fort: »Die Fürstenfamilie bewohnt im Regensburger Schloss auch nur ein paar Räume, und sie kommen damit gut zurecht. Es ist wie es ist. Damit komme ich besser zurecht, als mich unsinnigen Hoffnungen hinzugeben. Von deiner Mutter habe ich einen sehr klugen Satz übernommen – die Dinge geschehen, wenn die Zeit reif ist. Vielleicht taucht hier im Hohenborn mal jemand auf, der nur unser Haus haben will und sonst kein anderes. Ich habe meinen Frieden damit geschlossen, nein, noch nicht ganz, doch ich bin auf dem besten Weg dazu. Jetzt muss ich Heinz damit bearbeiten, dass er endlich mehr Zeit mit mir verbringt, und dann weiß ich auch schon, was wir anfangen werden …«, sie machte eine kurze, bedeutsame Pause, »wir werden zu Cecile reisen, die uns immer wieder ganz herzlich einlädt, und die sich sehr über unseren Besuch freuen würde.«

      Inge erinnerte sich an die Anfangszeiten, in denen Cecile plötzlich als die uneheliche Tochter von Heinz aufgetaucht war, von Rosmarie fälschlicherweise für seine junge Geliebte gehalten worden war. Rosmarie hatte die junge Französin gehasst, hatte sie als Erbschleicherin gesehen. Dabei besaß Cecile Raymond noch viel, viel mehr Geld als die Rückerts. Und ihr war es nur darum gegangen, ihren Vater kennenzulernen, von dem sie erst als Erwachsene erfahren hatte.

      Inge erinnerte sich ebenfalls daran, wie verblüfft sie alle gewesen waren zu erfahren, dass der trockene Heinz Rückert als junger Student in Paris seine große Liebe hatte, die durch widrige Umstände zerstört worden war.

      »Du magst Cecile sehr, nicht wahr, Rosmarie?«

      Die nickte ganz entschieden.

      »Und wie, und das beruht auch auf Gegenseitigkeit. Cecile ist ein so wunderbarer Mensch, liebenswert, bescheiden, dabei gehören die Raymonds zu den reichsten Familien Frankreichs. Cecile hat mir niemals nachgetragen, dass ich anfangs so herumgezickt habe. Wie verrückt, ich hielt sie für eine Erbschleicherin, dabei sind wir Rückerts nichts gegen sie. Ihr habe ich auch zu verdanken, dass ich mich nicht mehr wie einen Christbaum schmücke, sondern, dass es auch bescheidener geht. Und ja, deine Mutter hat das auch bewirkt. Teresa ist wirklich eine bemerkenswerte, großartige Frau. Was sagt die denn zu dem, was sich derzeit zwischen Werner und dir abspielt?«

      Inge lächelte.

      »Nichts, Rosmarie, meine Eltern halten sich da raus, das haben sie immer getan, und damit sind sie gut gefahren.«

      Rosmarie seufzte.

      »Darum sind sie zu beneiden, ich könnte das nicht. Ich würde am liebsten immer und überall mitmischen. Bei Stella ging es ja ein wenig, Fabian würde sich das verbieten. Er findet es gut, dass ich mich verändert habe, und das lässt ihn mir gegenüber ein wenig toleranter sein, aber lieben«, sie seufzte erneut, diesmal ganz bekümmert, »lieben wird er mich in diesem Leben wohl nicht. Doch ich kann mich nicht beklagen, es ist alles meine Schuld und die von Heinz.«

      Sie blickte auf ihre goldene Armbanduhr.

      »Du liebe Güte, jetzt muss ich mich aber beeilen, Heinz wartet bestimmt schon auf mich, und wenn er auch viele gute Eigenschaften hat, Geduld gehört nicht zu seinen Tugenden.«

      Rosmarie wollte die Bedienung rufen, um ihren Cappuccino zu bezahlen, doch Inge sagte, dass sie das übernehmen wolle. Rosmarie bedankte sich. »Das ist nett von dir, das nächste Mal bin ich dran. Es war schön, dich zu treffen. Das ist immer eine Bereicherung für mich. Du bist schon eine tolle Frau, und danke auch, dass du so aufrichtig zu mir warst. Ich werde mein Glück bei meinem Heinz auf jeden Fall versuchen. So pflegeleicht er in mancher Hinsicht auch ist: Wenn Heinz etwas nicht will, dann kann er störrisch sein wie ein Esel. Es gibt keinen Menschen, der so unglaublich stur sein kann.«

      Inge lachte.

      »Rosmarie, du schaffst das schon, da habe ich überhaupt keine Sorge.«

      Rosmarie fiel in das Lachen mit ein, dann stand sie auf, ergriff ihre Jacke und ihre Handtasche, umarmte Inge, dann verließ sie das Café, das sich allmählich füllte. Frauen kamen von ihren Einkäufen, die sie mit einem leckeren Getränk oder mit süßen Köstlichkeit abschließen wollten. Das war eine schöne Gewohnheit, von der auch Inge sich nicht freisprechen konnte. Sie wäre auch ohne Rosmarie irgendwohin gegangen.

      Inge sah Rosmarie nach, wie sie über den Marktplatz lief. Zum Glück trug sie nicht mehr diese schrecklichen Stilettos mit schwindelerregenden Absätzen, mit denen sie nur halsbrecherisch stöckeln konnte.

      Ja, Rosmarie hatte sich wirklich sehr zu ihrem Vorteil verändert. Und das nicht nur in äußerlicher Sicht. Und was sie für das Tierheim tat, das war schon beachtlich und eine große Hilfe. Und dass es so war, das war eindeutig Teresa, ihrer Mutter, zu verdanken. Die hatte Rosmarie auf die richtige Spur gebracht, und dass Rosmarie sich sogar einen Hund aus dem Heim geholt hatte, diese Wette hätte Inge verloren. Ja, manchmal konnte man sich in Menschen ganz schön täuschen.

      Inge winkte die Bedienung herbei, doch nicht etwa, um zu bezahlen, das hatte Zeit. Nein, sie bestellte sich einen weiteren Kaffee, und sie konnte nicht anders, diese Schokobrownies hatten sie schon die ganze Zeit über angelacht. Einer davon musste es sein …

      *

      Roberta hatte sich im Krankenhaus in Hohenborn nach dem Befinden eines ihrer Patienten erkundigt. Es war unumgänglich gewesen, ihn ins Krankenhaus zur stationären Behandlung einweisen zu lassen. Roberta tat eine ganze Menge für ihre Patienten, doch sie war nicht so selbstherrlich zu glauben, sie könne alles tun und sei so etwas wie Gott. Nun, manche ihrer Kollegen fühlten sich als die Götter in Weiß, und das machte sie jedes Mal sehr zornig. Aber es war nicht zu ändern.

      Zum Glück ging es dem Patienten ein wenig besser, auch wenn sich leider ihr Verdacht bestätigt hatte. Stationär war er auf jeden Fall besser aufgehoben. Und er war voller Dankbarkeit, vor allem auch, weil die Frau Doktor es sich nicht hatte nehmen lassen, nach ihm zu sehen und mit den behandelnden Ärzten zu sprechen.

      Roberta wollte gerade zu ihrem Auto gehen, als sie Roberto Andoni traf, den Wirt des ›Seeblicks‹.

      »Roberto, was willst du im Krankenhaus?«, erkundigte sie sich verwundert. Roberto gehörte zu ihren Patienten, er kam allerdings nur zu den Routineuntersuchungen zu ihr. Roberto besaß eine beneidenswerte Gesundheit. Doch er musste aufpassen, denn er trieb Raubbau mit seiner Gesundheit, und ein Körper machte das nur eine Weile mit.

      Roberto Andoni begrüßte sie, lachte.

      »Keine Angst, meine Liebe, ich werde dir niemals untreu, eine bessere Ärztin als dich gibt es nicht. Ich will nur einen von meinen Stammgästen besuchen. Er liegt mit gebrochenem Bein im Krankenhaus und ist ziemlich jammervoll. Ich hoffe, ihn mit ein paar Dolcies ein wenig aufzumuntern. Aber es ist gut, dass wir uns hier treffen. Susanne und ich haben uns nämlich etwas überlegt. Wegen unserer kleinen Valentina ist sie ja so gut wie überhaupt nicht mehr im Restaurant, und da haben wir uns gedacht, dass du an unserem Ruhetag zu uns kommst. Wir essen in aller Ruhe gemeinsam, unterhalten uns, und du kannst sehen, wie groß unser Sonnenschein schon geworden ist.«

      Natürlich bedankte Roberta sich für die Einladung, sie und die beiden Wirtsleute waren längst gute Freunde geworden, und es hatte auch niemals einen Missklang gegeben, nachdem ihre Freundin Nicki Roberto verlassen hatte. Etwas, was sie später


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