Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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die liebenswerte Alma, die treu für sie sorgte, nicht zu vergessen, ihre tüchtige Ursel Hellenbrink, ohne die sie in der Praxis aufgeschmissen wäre.

      Warum jammerte sie eigentlich so? Es ging ihr gut! Und Lars. Man konnte nicht alles haben, reichte es denn nicht, dass sie sich tief und innig liebten?

      Wer konnte schon in die Zukunft sehen, reichte es nicht, dass sie eine so wundervolle Gegenwart hatten, wenn sie beisammen waren? Das war mehr als Wolke Sieben. Aber …

      Nein!

      Jetzt musste sie Lars wirklich aus ihrem Kopf bekommen, ihre Gedanken durften nicht mehr abschweifen.

      Sie dachte an Herrn Kuhl.

      Seine Frau war besorgt gewesen, hatte Angst um ihren Mann. Roberta war sich beinahe sicher, was zu diesem Anfall geführt hatte.

      Herr Kuhl war ein sehr angenehmer Mensch, der leider mehrere Laster hatte. Er rauchte wie ein Weltmeister, er sprach auch ganz gern mal dem Alkohol zu, und er liebte üppiges, fettes und stark gewürztes Essen. Er hatte Übergewicht, und er bewegte sich nicht viel.

      Roberta hatte ihm bereits mehrfach vor Augen geführt, dass es notwendig war, seine Lebensgewohnheiten zu ändern, und er hatte ihr hoch und heilig versprochen, etwas für seine Gesundheit zu tun.

      Es war schon verrückt, seine Ehefrau war da ganz anders. Sie war schlank und sportlich, lebte vegetarisch. Sie nahm sogar an Marathonläufen teil. Offensichtlich schaffte sie es nicht, ihren Ehemann auf eine andere Spur zu bringen, dabei waren die beiden wirklich ein sehr harmonisches Paar, das bekam man als Außenstehender mit.

      Das Ehepaar Kuhl bewohnte ein schönes altes Fachwerkhaus, das seit Generationen im Familienbesitz war. Es lag am Ortsrand, umgeben von saftigen grünen Wiesen, auf denen hier und da sehr schöne alte Bäume standen, die sich stolz in die Landschaft reckten und eine schöne Abwechslung im Einerlei der Wiesen waren.

      Die Vorfahren hatten noch Landwirtschaft betrieben, doch das hatten sie irgendwann einstellen müssen, wie viele kleine Höfe, und dann hatten sie alle Nebengebäude abgerissen.

      Nichts deutete mehr darauf hin, dass es hier früher einmal Kühe gegeben hatte und Äcker, auf denen sich das Getreide im sanften Wind bog.

      Frau Kuhl erwartete Roberta bereits. Sie war sehr aufgeregt, schüttelte Robertas Hand: »Danke, dass Sie so schnell kommen konnten, Frau Doktor. Ich mache mir ja so große Sorgen, mein Mann kommt mir vor wie ein gefällter Baum.«

      Sie hatte nicht übertrieben, der stattliche Mann hing wie ein Häufchen Elend im Sessel. Ihm war anzusehen, wie erleichtert er war, Roberta zu sehen.

      Roberta untersuchte ihn, ließ sich die Symptome noch einmal schildern, dann erkundigte sie sich: »Herr Kuhl, was haben Sie gegessen?«

      Er blickte sie ein wenig verblüfft an, dann sagte er: »Eine Schweinshaxe, und dazu habe ich zwei Bier getrunken, und, na ja, hinterher zur Verdauung ein Schnäpschen. Das kann ja wohl nicht schaden.«

      So etwas Ähnliches hatte sie sich schon gedacht.

      »Herr Kuhl, Ihre krampfartigen Bauchschmerzen, die Übelkeit, Ihr Erbrechen deuten auf eine akute Gastritis hin, das ist eine Magenschleimhautentzündung, bei Ihnen sollte eine Endoskopie gemacht werden. Das können Sie sehr gut ambulant bei einem Kollegen in Hohenborn machen, ich gebe Ihnen die Überweisung.«

      Als sie seinen fragenden Blick bemerkte, erklärte Roberta: »Das ist eine Magenspiegelung, die dauert nur ein paar Minuten, doch Sie müssen dafür entsprechend vorbereitet werden.«

      Davon wollte Herr Kuhl nichts wissen.

      »Können Sie denn nichts für mich tun?«, erkundigte er sich.

      »Herr Kuhl, Sie können selbst etwas tun, doch das erfordert sehr viel Disziplin …«

      Er unterbrach sie.

      »Und daran habe ich es bislang immer mangeln lassen. Ich dachte immer, dass es schon irgendwie gehen würde. Aber das jetzt, das ist Hölle. Was muss ich tun, Frau Doktor, um diese Magenspiegelung zu vermeiden?«

      »Die zu machen, das würde ich Ihnen auf jeden Fall empfehlen, und bis die Beschwerden verschwunden sind, sollten Sie fasten.«

      Als sie seinen entsetzten Blick bemerkte, schwächte sie ab: »Herr Kuhl, nehmen Sie verträgliche Vollwertkost zu sich, Haferbrei, Kartoffelpüree, essen Sie Zwieback, trinken können Sie Gemüsesäfte. Worauf Sie verzichten müssen, das sind Zigaretten, Alkohol, fettes und scharfes Essen, und Sie müssen sich bewegen. Wenn Sie sich an alles halten, kann diese akute Gastritis vorübergehen, wenn nicht, dann wird sie chronisch.«

      Er sagte zunächst nichts, blickte ganz niedergeschlagen zu Boden, kämpfte mit sich.

      »Ich habe mir alles selbst zuzuschreiben, Sie haben mich gewarnt, doch ich habe Ihre Warnungen in den Wind geschlagen, und jetzt habe ich die Quittung.«

      Seine Frau trat neben ihn, legte fürsorglich einen Arm um seine Schulter.

      »Schatz, ich helfe dir bei allem, und mach nicht so ein entsetztes Gesicht, was du essen darfst, das kann man sehr lecker zubereiten. Und das Rauchen willst du jedes Jahr an Neujahr aufgeben. Was hindert dich daran, es dann eben mitten im Jahr zu beginnen?«

      Er blickte sie schief an.

      Roberta kam Frau Kuhl zur Hilfe.

      »Sie tun es für sich, Herr Kuhl, und Sie werden sich hinterher viel besser fühlen, Sie werden ganz andere Energien bekommen.«

      »Haben Sie nicht etwas, was ich einnehmen kann, Frau Doktor?«, erkundigte er sich schließlich.

      »Herr Kuhl, Ihnen ist bekannt, dass ich nicht zu den Ärzten gehöre, die ihren Patienten die Pillen verschreiben wie bunte Smarties. Es liegt bei Ihnen, die Gastritis in den Griff zu bekommen, aber gut, ich lasse Ihnen homöopathische Tropfen hier, die sehr wirksam sind ohne viele Nebenwirkungen zu haben. Davon nehmen Sie bitte eine Woche lang dreimal täglich, bevorzugt nach den Mahlzeiten, jeweils fünfzehn Tropfen ein, danach reduzieren Sie auf jeweils zehn Tropfen, und das ebenfalls eine Woche, und danach kommen Sie in meine Praxis, es muss eh noch eine Blutuntersuchung gemacht werden, und dann sehen wir weiter. Was Sie nicht mehr tun sollten, damit fangen Sie bitte sofort an, ebenfalls mit der Ernährung.«

      Es gefiel ihm nicht, doch die Schmerzen wollte er auch nicht mehr haben, und anlegen mit der Frau Doktor wollte er sich auch nicht. Die wusste, was sie tat, und wenn er ehrlich war, dann wusste er auch, dass er sich selbst alles zuzuschreiben hatte.

      Roberta holte die Tropfen aus ihrem Arztkoffer, dann gab sie noch ein paar Ratschläge, ehe sie sich von den Kuhls verabschiedete. Sie hoffte sehr darauf, dass er wirklich etwas verändern würde. Sie konnte es ihm nicht befehlen, er war ein gestandener, erwachsener Mann.

      Frau Kuhl begleitete sie zur Tür.

      »Danke, Frau Doktor, ich weiß gar nicht, wie wir das wieder gutmachen sollen.«

      »Frau Kuhl, ich mache nur meinen Job.«

      »Aber den müssen Sie nicht an Ihrem freien Tag machen, Frau Doktor.«

      Sie entschuldigte sich noch einmal, bedankte sich voller Überschwang. Es wäre noch eine Weile so weitergegangen, hätte Roberta sich nicht verabschiedet.

      Sie wollte jetzt nur noch nach Hause.

      Als sie über den Hof fuhr, lief eine schwarze Katze von rechts nach links.

      Was sagte Nicki doch immer?

      Wie musste eine schwarze Katze laufen, damit es Glück brachte?

      Es dauerte eine Weile, ehe Roberta drauf kam. Ja, so war es … »Von rechts nach links, Glück bringt’s.«

      Da konnte man mal sehen, wie unsinnig solche Sprüche waren.

      Was sollte ihr denn heute noch Glück bringen?

      Sie würde es sich daheim gemütlich machen, aber vielleicht war das ja schon Glück, wenn man ein schönes Zuhause hatte. Doch um das zu schätzen, da musste einem keine


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