Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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den Raum, und es dauerte nicht lange, als er mit einem ganzen Stapel von Spielen wiederkam. Und wenig später kam auch Pamela mit einer sauberen Luna zurück.

      Pamela stürzte sich auf die Kekse, und Inge konnte nicht anders, sie griff klammheimlich in die Schale und steckte Luna zwei Kekse zu, was die mit einem dankbaren Blick belohnte.

      Es war beinahe so wie früher, es wurde lange darüber diskutiert, welches Spiel denn zuerst gespielt werden sollte, und wie früher setzte Pamela sich durch, die damals noch Bambi hieß. Doch das musste in einem anderen Leben gewesen sein.

      Inge wusste überhaupt nicht, was sie von allem halten sollte. Eine solche Harmonie, ein so aufgeschlossener Werner.

      Ehe sie begannen zu spielen, bemerkte Werner so ganz ne­benbei: »Ach, ehe ich vergesse, es zu sagen. Mein Arbeitszimmer kann auch betreten werden, wenn ich dort arbeite. Eine ­kleine Abwechslung tut immer gut.«

      Er warf seiner Jüngsten einen liebevollen Blick zu.

      »Es würde mich wirklich freuen.«

      Dann schaute er Inge an, doch der brauchte er keine Worte zu sagen, auch Blicke konnten Bände sprechen.

      War es nur ein Ausrutscher, oder hatte Werner endlich wirklich begriffen, worum es ging?

      Inge war noch immer ein wenig skeptisch. Die Zeit würde es zeigen.

      Aber es war ein guter Anfang. Ein guter Anfang? Das war untertrieben, es war grandios!

      Sie begannen zu spielen, und es dauerte nicht lange, da erklang Pamelas Stimme: »Papi, du mogelst. Ich habe genau gesehen, dass du eine vier gewürfelt hast, aber du bist fünfmal weitergezogen.«

      Es war wirklich so wie früher.

      Inge war an der Reihe.

      »Und während ihr euch streitet, schmeiße ich den roten Stein schon mal raus. Tut mir leid, Werner, du hast nicht aufgepasst.«

      Pamela jubelte.

      »Das hast du gut gemacht, Mami«, was sie allerdings nicht daran hinderte, wenig später ihre Mutter kurz vor dem Ziel hinauszuwerfen, und das mit dem allergrößten Vergnügen.

      Es war nicht zu glauben, wie sich die Stimmung im Hause Auerbach verändert hatte, alle lachten, hatten Spaß miteinander. Für Inge und Werner war es, als habe es ihre Krise niemals gegeben, und Pamela dachte nicht an ihren Freund Manuel, den sie vielleicht niemals mehr in ihrem Leben sehen würde.

      Es war wie früher!

      Irgendwann rief Inge: »Es tut mir leid, doch ich muss mich jetzt ausklinken, denn sonst bekommt ihr heute Abend nichts zu essen.«

      Wieder wuchs Werner Auerbach über sich hinaus und versetzte alle ins Staunen.

      »Wir können in den ›Seeblick‹ gehen«, schlug er vor. »Und, Inge, frag doch mal deine Eltern, ob sie keine Lust haben, mitzukommen. Ich lade euch selbstverständlich ein, denn heute ist ein besonderer Tag, und ich finde, dass so was gehörig gefeiert werden.«

      Pamela kicherte.

      »Papi, hast du etwa den Nobelpreis erhalten, und ich habe das nicht mitbekommen?«

      Der Professor schenkte seiner Tochter einen liebevollen Blick, strich ihr übers Haar. »Viel mehr, mein Kind, ich habe begriffen, worum es wirklich geht.«

      Das hinterfragte Pamela nicht, es interessierte sie in keiner Weise. Es ging bestimmt wieder um eine wissenschaftliche Formel, die außer ihrem Papi kein Mensch verstand.

      Inge wurde rot. Pamela bekam das mit, doch sie war fest davon überzeugt, dass ihre Mami sich freute, weil sie heute nicht kochen musste. Und der ›Seeblick‹ war etwas Besonderes, dorthin gingen sie alle gern.

      Pamela sprang von ihrem Stuhl auf.

      »Darf ich zu den Großeltern gehen und sie fragen?«, erkundigte sie sich aufgeregt.

      Sie durfte natürlich und stob davon, gefolgt von Luna, die durchaus wusste, warum sie so gern nach nebenan ging.

      Werner und Inge waren allein. Es breitete sich eine leichte Verlegenheit zwischen ihnen aus, die Inge unterbrach, indem sie sagte: »Danke, Werner.«

      Er war ein wenig irritiert, wusste nicht, wofür Inge sich jetzt bedankte.

      »Für alles«, sagte sie, »für unser Gespräch und dafür, dass du dir für uns Zeit genommen hast. Pamela hat es genossen, und ich muss sagen, dass es mir auch Spaß gemacht hat, wieder einmal ganz unbeschwert zu spielen.«

      Er bestätigte, dass auch er es genossen hatte.

      »Inge, ich habe begriffen, dass es so wenig ist, was du willst. Ich bin bereit, dir mehr zu geben. Auf jeden Fall ist es der erste Schritt in die richtige Richtung.«

      Er wollte aufstehen, um sie erneut in die Arme zu nehmen, doch das ging nicht. Pamela kam zurück, natürlich mit Luna, wie konnte es anders sein, und brüllte: »Die Großeltern freuen sich, die kommen gern mit.«

      Das war schnell gegangen, doch die Auerbachs sahen sehr schnell, warum, Teresa und Magnus von Roth folgten ihrer Enkelin, und Magnus erkundigte sich: »Könnt ihr uns mal sagen, was hier los ist?«

      Pamela kicherte. »Die Großeltern wollen sich selbst überzeugen.«

      »Ganz einfach«, erklärte Werner, »wir wollen heute bei uns mal die Küche kalt lassen. Der ›Seeblick‹ hat sich mittlerweile zu einem so großartigen Restaurant entwickelt. Man kann ja schon von einem Gourmet-Tempel sprechen. Ich freue mich auf einen gemütlichen Abend mit euch allen!«

      Alles war bestens geregelt, und da sie nun noch etwas Zeit hatten, konnte Pamela ihre Großeltern dazu überreden, mit ihnen zu spielen, und da sagten die natürlich nicht nein.

      Es wurde viel gelacht, ein wenig auch gestritten, das gehörte dazu. Nur Inge hielt sich ein wenig zurück. Ein wenig glaubte sie zu träumen, weil sich das Blatt so schnell gewendet hatte.

      Aber Werner hatte es schon richtig beziffert. Es war der erste Schritt in die richtige Richtung. Es war schon unglaublich viel, dass der getan war.

      Pamela stieß ein wahres Indianergeheul aus, denn sie hatte nun schon zum zweiten Male hintereinander gewonnen, ganz knapp vor ihrem Opi.

      Alle waren sie froh, nur Luna war ein wenig beleidigt. Sie war es nicht gewohnt, kaum Beachtung zu finden. Ein kleines, leckeres Leckerli hätten sie ihr ja wenigstens geben können. Als Luna klar wurde, dass hier wirklich nichts zu holen war, zog sie sich in die Diele zurück und legte sich vor die Haustür. Die konnte sie ein bisschen bewachen, und vielleicht kam da ja noch jemand herein, der es gut mit ihr meinte.

      Die Zeit schritt voran, der Abend zum Genießen im ›Seeblick‹ konnte für die Auerbachs und die von Roths beginnen.

      *

      Rosmarie Rückert war ein spontaner Mensch, wenn sie etwas beschäftigte, dann musste es heraus. Da konnte man sie mit einer Flasche Champagner vergleichen, aus der es auch heraussprudelte, wenn man den Korken gelöst hatte.

      Mochte man es altersweise nennen. Es hatte sich da etwas bei ihr geändert. Aber es lag vermutlich in erster Linie daran, dass sie ihren Heinz kannte, und das durch und durch.

      Heinz liebte keine Überraschungen, und man musste den richtigen Zeitpunkt abwarten, wenn man ihm etwas Wichtiges verklickern wollte.

      Heute war der richtige Zeitpunkt, da war Rosmarie sich sicher. Sie verbrachten einen gemeinsamen Abend zu Hause, was in erster Linie an dem grauenvollen Wetter lag. Es war kalt, stürmisch, und es regnete Bindfäden. Da jagte man keinen Hund auf die Straße. Sie hatten lecker gegessen, jetzt saßen sie sich mit einem köstlichen Rotwein gegenüber, waren entspannt, nur Heinz meckerte darüber, dass im Fernsehen überhaupt nichts zu sehen war.

      Ehe er nun auf die Idee kam, sich einen der vielen Filme anzusehen, die sie entweder im Haus hatten oder herunterladen konnten, sagte Rosmarie rasch: »Heinz, wir müssen miteinander reden.«

      Heinz Rückert stellte das Glas ab,


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