Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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zu kochen. Es würde nicht lange dauern, bis Rosmarie hier hereinschneite. Morgens fuhren die Leute vom Sonnenwinkel aus in andere Richtungen, umgekehrt war kaum jemand auf der Straße. Außerdem fuhr Rosmarie mit ihrem heißen Sportwagen entsprechend rasant.

      Was mochte Rosmarie wohl von ihr wollen? Im Grunde genommen war sie für jede Überraschung gut. Doch welches Ereignis war es wohl, worüber sie mit ihr so früh sprechen wollte? Und das auch noch angekündigt? Normalerweise kam Rosmarie vorbei, ganz so, wie es ihr passte. Andersherum ginge das niemals.

      Man konnte sich an die Eigenheiten von Menschen gewöhnen, und wenn man keinen Film, daraus machte und anfing, aufzurechnen, dann funktionierte das auch ganz gut.

      Über ihren Sohn Fabian konnte sie sich nicht aufgeregt haben, der war zusammen mit Familie für ein paar Tage verreist, ehe die Schule wieder anfing. Wegen der kleinen Teresa hatten sie in diesem Jahr auf eine große Urlaubsreise verzichtet.

      Und Stella lebte in Stockholm. Außerdem war die viel zu harmoniesüchtig. Stella würde ihre Mutter nicht aufregen.

      Und Heinz?

      Der hatte in seinem Notariat das Sagen, daheim gab Rosmarie den Ton an.

      Ach, was sollte sie sich jetzt den Kopf darüber zerbrechen? Rosmarie würde schnell hier sein, deswegen entschloss Inge sich, sich um den Kaffee zu kümmern. Der war immer gut, in allen Lebenslagen, und den hätte sie sich auch ohne Rosmarie gekocht. Menschen hatten ihre Vorlieben und ihre Laster. Und da war eindeutig der Kaffee ihr Favorit, na ja, wenn sie ehrlich war, da kam dicht gefolgt etwas Süßes. Das war aber kein Laster, versuchte sie sich immer wieder einzureden, das war Nervennahrung, und die konnte jeder gebrauchen, besonders, wenn man mit einem so umtriebigen Mann wie mit ihrem Werner verheiratet war. Der konnte einen ganz schön auf Trab bringen, das merkte sie gerade sehr. Doch sie durfte sich nicht beklagen, sie hatte es so gewollt.

      Werner zu Hause war anstrengender, als ihn unterwegs zu wissen. Inge war gerade mit dem Kaffee fertig, als es an der Haustür Sturm geklingelt wurde.

      Rosmarie.

      Inge eilte zur Tür, öffnete, Rosmarie fiel ihr um den Hals und rief: »Danke, dass du für mich Zeit hast.«

      Was war mit Rosmarie los?

      »Ich habe doch immer Zeit für dich.«

      Sie gingen in die gemütliche Wohnküche der Auerbachs, setzten sich, und jetzt erst entdeckte Inge den wunderschönen Blumenstrauß, den Rosmarie in der Hand hatte und jetzt auf den Tisch legte.

      »Der ist für dich, Inge, und das hier, das ist auch noch für dich.«

      Sie legte neben die Blumen ein sehr exquisit verpacktes Päckchen.

      Inge war mehr als verwundert.

      »Rosmarie, ich habe heute doch keinen Geburtstag«, rief sie.

      »Pack das Päckchen aus«, sagte Rosmarie, und Inge folgte diesem Rat. Zum Vorschein kam ein wunderschöner silberner Elefant. Das verwunderte Inge noch mehr, denn für diesen Elefanten musste Rosmarie ein Vermögen ausgegeben haben, an der Verpackung hatte Inge gesehen, dass sie den Elefanten in einem teuren Antikgeschäft gekauft hatte.

      »Rosmarie …«

      Ehe Inge mehr sagen konnte, rief Rosmarie: »Die Blumen sind eine Entschuldigung, und der Elefant ein Symbol dafür, dass ich mich wie der berühmte Elefant im Porzellanladen benommen habe. Außerdem sammelst du ja Elefanten.«

      Es wurde ja immer mysteriöser.

      Rosmarie Rückert war für ihre exzentrische Handlungsweise bekannt, doch das war früher gewesen. Sie hatte sie geändert, sollte das jetzt ein Rückfall sein?

      »Rosmarie …«, begann Inge erneut, und wieder wurde sie unterbrochen.

      »Inge, es tut mir leid, ich habe mit Heinz gesprochen.«

      Weswegen entschuldigte sie sich dafür, Heinz war schließlich ihr Ehemann, es war normal, dass man mit dem sprach. Das sagte Inge ihr auch.

      Rosmarie wurde verlegen, und dann brach es aus ihr heraus. Sie erzählte, dass sie mit ihrem Mann über die Eheprobleme der Auerbachs gesprochen hatte.

      »Inge, ich habe euch als Beispiel angeführt, weil ich etwas mit Heinz verändern wollte. Ich hätte das nicht tun dürfen, ich kam jedoch nicht weiter, und ihr seid ja für meinen Mann etwas, dem man durchaus nacheifern kann. Und wenn Werner kürzertritt, um seine Ehe zu retten, dann kann es mein Heinz doch erst recht tun, ich … ich … nun, ich hätte nicht ausplaudern dürfen, dass ihr in getrennten Schlafzimmern schlaft. Inge, es tut mir wirklich leid, dein Vertrauen so missbraucht zu haben.«

      Rosmarie saß wie ein begossener Pudel da, sie konnte einem schon leidtun.

      »Hat es denn wenigstens etwas bewirkt?«, erkundigte Inge sich schließlich und war froh, diesmal von Rosmarie nicht unterbrochen zu werden.

      Rosmarie nickte.

      »Na, dann war es doch für etwas gut, Inge. Und mache dir keinen Kopf. Was ich dir erzählt habe, geschah nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit, und du hast es ja auch nur deinem Ehemann erzählt und es nicht in die Öffentlichkeit getragen. Aber du hättest diesen teuren Blumenstrauß nicht mitbringen müssen, über den wunderschönen Elefanten gar nicht erst zu reden. Du bist verrückt.«

      Rosmarie nickte.

      »Ich weiß, und ich danke dir dafür, dass du das immer erträgst. Die Blumen und das kleine Geschenk waren längst fällig. Ich überfalle dich immer wieder und benutze dich als meinen seelischen Mülleimer. Inge, es ist so schön, dass es dich gibt, dass ich mich bei dir ausheulen kann.«

      »Rosmarie, ich bitte dich, wir sind angeheiratete Verwandte, da muss man einfach füreinander da sein. Außerdem, es ist doch sehr unkompliziert geworden, mit dir umzugehen. Du bist so herrlich normal geworden. Über Designeroutfits, über angesagten Schmuck könnte ich mit dir nicht reden. Aber danke, Rosmarie, natürlich freue ich mich. Besonders dieser Elefant ist eine kleine Kostbarkeit, und dass du die Blumen in meiner Lieblingsfarbe gewählt hast.«

      »Schlicht und weiß«, rief Rosmarie. Sie war erleichtert, das war ihr anzusehen. »Früher habe ich ja darüber die Nase gerümpft, doch mittlerweile weiß ich auch, dass die Klasse zählt, nicht die Masse. Ich war wirklich unerträglich, manchmal denke ich, dass das in einem anderen Leben gewesen sein muss. Jetzt, da du mir nicht böse bist, kann ich dir auch anvertrauen, was meinen Heinz beinahe aus den Puschen gehauen hätte und was ihm wirklich so richtig Angst gemacht hat.«

      Jetzt war Inge aber gespannt.

      Rosmarie kicherte.

      »Als ich das mit getrennten Schlafzimmern erwähnte, wurde er richtig panisch. Hätte ich diese Drohung wahr gemacht, ich glaube, er hätte mir ein Königreich versprochen, damit wir weiter in einem Zimmer in unserem Doppelbett schlafen.«

      Sie trank etwas von ihrem Kaffee, der mittlerweile längst kalt geworden war, doch das machte nichts.

      »Wie läuft es denn bei Werner und dir?«, erkundigte sie sich vorsichtig.

      »Wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte Inge, dann erzählte sie der staunenden Rosmarie sogar, dass Werner mit ihnen gespielt hatte, nicht nur das, dass er sogar mit ihnen in den ›Seeblick‹ gegangen war, wo sie einen wundervollen Abend verbracht hatten – Werner, sie, Pamela und ihre Eltern. »Übrigens, liebe Rosmarie, dafür gilt auch kein Redeverbot. In den ›Seeblick‹ zu gehen, das ist immer ein Highlight, und so weit ist es von Hohenborn auch nicht.«

      Rosmarie gefiel die Idee, doch dann blickte sie ganz entsetzt auf ihre Armbanduhr.

      »Inge, ich wäre gern noch geblieben. Bei dir ist es immer wieder schön, aber ich muss weg, ich habe einen Termin und kann nicht gleich beim ersten Mal zu spät kommen.«

      Rosmarie bemerkte Inges erstaunten Blick, wurde ein bisschen verlegen. »Ich hielt es ja für unmöglich, doch ich habe deinen Rat befolgt und bin in die Seniorenresidenz gegangen und habe meine Hilfe angeboten. Da waren alle sehr nett, haben sich gefreut,


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