Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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das konnte vieles bedeuten. Sie hatte hoffentlich nicht wieder eine Idee, was man mit der Villa noch machen konnte. Dieses Thema war eigentlich durch, und wenn sie sich Schmuck und Klamotten kaufen wollte, da musste sie ihn nicht fragen. Da war er großzügig, doch das nahm Rosmarie ja schon lange nicht mehr in Anspruch. »Willst du noch einen Hund aus dem Tierheim holen?«, erkundigte er sich. »Das ist keine gute Idee. Wir haben doch schon Beauty.«

      Die hörte ihren Namen, kam unter dem Tisch hervorgekrochen. Heinz streichelte die kleine, hübsche Beagledame. Er war ja am Anfang dagegen gewesen, doch das hatte sich längst geändert. Er liebte Beauty mittlerweile nicht weniger, als Rosmarie es tat.

      Rosmarie trank einen Schluck, dann sagte sie: »Heinz, es geht um uns.«

      Auf Auseinandersetzungen hatte er jetzt wirklich keine Lust. Sollte Rosmarie sich etwas kaufen, eine verrückte Idee realisieren, die hatte sie manchmal. Doch wenn es um sie beide ging, da war mit Rosmarie manchmal nicht gut Kirschen essen.

      »Muss das jetzt sein?«, versuchte er, sich um ein Gespräch zu drücken, »wir sitzen gerade so nett zusammen, und …«

      Sie vollendete den Satz für ihn, »du langweilst dich.«

      Heinz Rückert ergab sich in sein Schicksal, gegen Rosmarie kam er nicht an. In seinem Beruf als Notar machte ihm wirklich niemand etwas vor, da war er clever, gesucht. Im Privatleben allerdings gab meistens Rosmarie den Ton an, er war viel zu träge.

      »Heinz, du hast mir nun schon so oft versprochen, nicht mehr so viel zu arbeiten, dein Nachfolger steht in den Startlöchern, doch nichts passiert.«

      Er verdrehte die Augen, er kannte dieses leidige Thema. Ehe er eine Antwort gab, musste er erst einmal etwas trinken. Er nahm einen kräftigen Schluck des köstlichen Rotweins.

      »Meine liebe Rosmarie, ich weiß, ich weiß. Doch so einfach ist es nicht. In meiner Position kann man nicht so einfach aussteigen. Ich bin kein Angestellter, der seine Arbeitsjahre auf dem Buckel hat und in Rente gehen darf.«

      Das war für Rosmarie kein guter Vergleich.

      »Nein, mein Lieber, dir geht es besser. Du musst nicht durchhalten, um im Alter einigermaßen leben zu können. Du kannst aussteigen, jederzeit. Und du musst nicht warten, bis du die Altersgrenze erreicht hast. Außerdem, darüber müssen wir nicht diskutieren, du hast es mir versprochen. Und damals, als Cecile in deinem Leben aufgetaucht ist, wolltest du sogar dein Notariat verkaufen, schon vergessen?«

      Wenn Rosmarie doch bloß nicht ein so gut funktionierendes Gedächtnis hätte!

      »Rosmarie, es geht nicht, wenn es an der Zeit ist, wenn ich es einrichten kann, werde ich auf deine Wünsche eingehen.«

      Rosmarie ließ die Bombe los.

      »Werner Auerbach kann es, und der ist doch, weiß Gott, wichtiger und bedeutender als du. Er ist ein international anerkannter und gesuchter Wissenschaftler.«

      »Der viel weniger daheim ist als ich. Er schwirrt andauernd in der Welt herum, ich komme jeden Abend nach Hause. Das ist ja wohl ein Unterschied.«

      Rosmarie winkte ab.

      »Heinz, Werner hat alles abgesagt, und dass es so ist, das weiß ich von Inge. Und sie hat mir sogar gesagt, dass sie drauf und dran war, Werner zu verlassen.«

      »Das glaube ich jetzt nicht«, sagte er im Brustton der Überzeugung. Es war für ihn nicht vorstellbar. Inge und Werner, die gehörten zusammen wie das Wasser und das Meer, wie … Er hätte jetzt noch viele Beispiele anführen können.

      »Lieber Heinz, du musst es glauben«, Rosmaries Stimme klang unerbittlich, und sie konnte nur hoffen, Inge würde es ihr verzeihen, dass sie darüber redete. Sie hatten dummerweise nicht darüber gesprochen, ob sie es Heinz erzählen durfte. Doch was sollte dagegen sprechen? Sie waren schließlich Familie, auch wenn sie angeheiratet waren. Sie holte tief Luft. »Werner und Inge schlafen sogar in getrennten Zimmern.«

      Heinz Rückert merkte, wie sich feine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Es war ein für ihn unvorstellbarer Gedanke, das konnte nicht sein. Rosmarie und er waren immer zusammen gewesen, seit sie in sein Leben getreten war und ihn aus seinem Tief um seine verlorene Liebe Adrienne geholt hatte. Er war für die attraktive Rosmarie nicht die erste Wahl gewesen, doch ihm hatte immer gereicht, was sie zu geben bereit gewesen war. Rosmarie hatte Schwung in sein Leben gebracht, und ihretwegen hatte er sich noch mehr angestrengt, in seinem Beruf erfolgreich zu sein, obschon er schon aus vermögenden Verhältnissen stammte und sie niemals Sorgen um seinen Lebensstandard machen musste.

      Das mit den getrennten Schlafzimmern klang wie eine Drohung. »Rosmarie, du hast doch jetzt nicht die Idee …, ich meine …, du denkst doch nicht daran …«

      Er brachte es einfach nicht fertig, seinen Satz zu beenden, weil eine solche Vorstellung zu gruselig war.

      »Heinz, mit so was würde ich dich niemals erpressen, ich habe nur versucht klarzumachen, dass man manchmal nicht anders kann und dann eben zu nicht ganz so schönen Mitteln greifen muss.«

      Das war vielleicht noch keine Erpressung, aber es war eine Drohung, und das war genauso schlimm.

      »Und was erwartest du, Rosmarie?«, ächzte er.

      Rosmarie war klug, und sie war, wie man manchmal im Volksmund so schön sagte ›dreimal chemisch gereinigt‹.

      »Mein Liebling, ich erwarte doch nichts«, sagte sie zuckersüß, »ich wünsche mir nur etwas.«

      »Und was?«, konnte er gerade noch herausbringen.

      »Wie gesagt, dass du mehr Zeit mit mir verbringst, das ist alles, was ich möchte, und deshalb ist es mir wichtig, dass du mich nicht andauernd vertröstest, sondern dass endlich etwas passiert.«

      »Und was?«, wiederholte er seine letzte Frage.

      Inge ließ sich Zeit mit der Antwort, sie trank etwas Wein, beugte sich zu Beauty herunter, die es sich mittlerweile zu ihren Füßen gemütlich gemacht hatte, streichelte sie.

      »Ich wünsche mir, dass wir Cecile in Paris besuchen und das nicht nur für ein Wochenende, und dann möchte ich gern sehen, wie Stella, Jörg und die Kinder in Stockholm leben. Ist das denn zu viel verlangt, mein Heinz?«

      Rosmarie schaffte es immer wieder, die Dinge so zu drehen, dass er nicht widersprechen konnte, um nicht als Spielverderber zu erscheinen. Und, wenn sie sich damit zufrieden gab, dann ging ja der Kelch noch mal an ihm vorüber, im Notariat kürzertreten zu müssen. Ein, zwei Wochen, das konnte er einrichten, das war ja so etwas wie Urlaub.

      Von wegen!

      Er hatte es kaum abgenickt, als sie sagte: »Und dann können wir uns auch mal Gedanken darüber machen, ob wir nicht irgendwo im Süden überwintern.«

      Er blickte sie entsetzt an, und ihr dämmerte, dass ihr Heinz noch lange nicht bereit war, sein Leben zu verändern.

      »Okay, mein Lieber, ich will dich natürlich nicht unter Druck setzen, die andere Alternative ist doch, dass du bleiben kannst, und ich fahre dann eben allein. Du hast deine Arbeit, kannst in der Villa nach dem Rechten sehen. Und, ach, natürlich nehme ich Beauty mit.«

      Er unternahm einen letzten Versuch. »Ich bin Notar, Rosmarie, die Leute kommen zu mir, weil sie Vertrauen zu mir haben, weil sie wollen, dass ich die Beurkundungen vornehme. Wie stellst du dir das vor?«

      »Ganz einfach, Heinz, du hast keine Arbeit auf Halde liegen, deine Beurkundungen erfolgen relativ zeitnah. Du weist deine Klienten darauf hin, dass ein anderer die Beurkundung vornehmen muss oder dass die Leute warten müssen, bis du wieder in dem Notariat sein wirst, und das ist ungewiss. Du hast einen so guten Namen, da können alle davon ausgehen, dass du auch entsprechend gutes Personal hast und dass dein Nachfolger von dir auf Herz und Nieren geprüft wurde und in deinem Sinne arbeiten wird.«

      Er zögerte.

      »Heinz, wir haben nur dieses eine Leben, und so richtig gelebt haben wir nie. Du hast Geld gescheffelt, und ich habe es unüberlegt ausgegeben, was mir mittlerweile sehr leid tut. Wir haben unser


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