Bright Horizon. H.J. Welch

Bright Horizon - H.J. Welch


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spielte alles keine Rolle.

      Im Gegensatz dazu, wie seine Augen jedes Mal glänzten, wenn er Ben sah.

      Ben war davon überzeugt, dass es keine Einbildung war. Die Augen des Mannes wurden jedes Mal ein kleines bisschen größer und kleine Lachfalten wurden sichtbar.

      Es war nur eine dumme Verknalltheit, aber es erhellte Bens Tage, wann immer der Mann den Laden betrat. »Wie geht's?«, fragte er, stolz, nicht ins Stottern geraten zu sein.

      Und – ja – der Mann lächelte strahlend, als er die Hände auf die Glastheke legte, in der die Köstlichkeiten der Bäckerei aufgereiht waren. Kein Ehering. Das musste nichts zu bedeuten haben, aber in Ben keimte trotzdem ein kleiner, dummer Hoffnungsschimmer auf.

      »Prima, danke«, sagte der Mann fröhlich. »Heute darf ich mogeln, also will ich mich zum Frühstück verwöhnen. Mit etwas ganz Verbotenem.«

      Ich gebe dir gerne etwas Verbotenes, dachte Ben, den Kopf voller sündhafter Fantasien. Ein so eleganter, kultivierter Mann würde bestimmt keinen Gedanken an einen ungebildeten Twink wie Ben verschwenden. Aber Träume waren schließlich erlaubt, nicht wahr?

      Oder Fantasien. Sehr lebhafte sogar.

      »Entschuldigung?«, grummelte von hinten ungeduldig der Anzugträger.

      Ben lächelte, aber er ließ seinen Mann nicht aus den Augen. »Ich bin gleich für Sie da, mein Herr.« So gerne Ben auch hinter der Theke arbeitete – nicht jeder Kunde war ein Vergnügen. Der Anzugträger dachte vermutlich, er könnte sich vordrängen, weil er Geld hatte. Ob er nun einen Cupcake kaufen wollte oder gleich den ganzen Laden.

      Bens Mann schmunzelte und Ben fragte sich, ob er wohl durchschaut hatte, wie falsch sein Lächeln war.

      »Was kann ich heute für Sie tun?«, fragte er und hatte den Kerl von Happy Baker schon fast wieder vergessen.

      Sein Mann leckte sich über die Lippen und Ben hätte beinahe laut gestöhnt. Der Mann sah zum Anbeißen aus in seinem gut sitzenden, schwarzen Anzug und dem weißen Hemd. Der oberste Knopf stand offen und er trug keinen Schlips, sodass unten am Hals einige Brusthaare zwischen dem Stoff hervorlugten.

      Ben konnte nicht anders. Er stellte sich vor, mit der Zunge über diese süße Stelle zu fahren.

      »Ich dachte an einen Muffin«, sagte Bens Mann und schaute in die Auslage.

      Ben seufzte. »Die Muffins hatten heute Früh einen bedauerlichen Unfall.«

      »Entschuldigung, mein Herr?«

      »Ich bediene gerade einen anderen Kunden, mein Herr«, schoss Ben zurück.

      Dieses Mal lachte sein Mann laut. »Oh, das ist aber schade. Was würdest du mir stattdessen empfehlen?«

      »Hmm«, meinte Ben, der diese Unterhaltung noch nicht beenden wollte. Die Tage, an denen er und sein Mann mehr als eine höfliche Begrüßung teilten, liebte er besonders. »Vielleicht einen Plunder mit Kirschen und Mandeln?«

      »Entschuldigen Sie. Ich bedauere zutiefst, meine Dame.« Ben stellte verärgert fest, dass sich der Anzugträger mit seinen breiten Schultern an den wartenden Kunden vorbei nach vorne schob. Und er sprach mit einem britischen Akzent. Einem sehr noblen britischen Akzent sogar.

      Normalerweise hätte sich Ben darüber gefreut. Er hatte noch nie mit einem Briten gesprochen und viele seiner Lieblingsbücher spielten in Großbritannien. Aber dieser Mann glich keinem der Helden aus seiner Kindheit. Er sah eher aus wie der Bösewicht aus der modernen Variante eines Romans von Charles Dickens.

      »Bitte stellen Sie sich an«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er ärgerte sich über das unhöfliche Verhalten des Mannes. Außerdem wollte er sich die kostbaren Minuten mit seinem Märchenprinzen nicht nehmen lassen. »Wenn Sie bitte…«

      »Mr. Turner«, schnappte der Anzugträger ihn an und knallte schnaubend einen weißen Umschlag auf die Theke. »Ich muss mit Ihnen reden.«

      Ben fuhr eine Gänsehaut über den Rücken. Er schaute von seinem Mann erst auf die anderen Kunden, dann auf den Anzugträger. »Woher kennen Sie meinen Namen?« Happy Baker kannte Lars, aber nicht ihn.

      »Ich bin nicht hier, um ein Croissant zu kaufen«, fauchte der Mann ihn an und rückte seinen lächerlichen braun-beige gestreiften Schlips gerade. Dann schob er Ben den Umschlag zu und hielt sich mit beiden Händen an seiner teuren Ledermappe fest. »Mein Name ist Mr. Cabot und ich bin hier im Auftrag von Aldridge Harding Carmichael.«

      »AHC?«, sagte Bens Mann mit offensichtlichem Interesse. »Was will denn eine der besten Anwaltskanzleien Londons in einer Kleinstadt der amerikanischen Nordwestküste, Mr. Cabot?« Wow. Woher kannte sein Mann sich so gut aus? Und… war Ben jetzt endgültig verrückt geworden oder hatte sein Mann sich schützend zwischen ihn und Mr. Cabot geschoben?

      »Gibt es… ein Problem?« Ben spürte die Blicke, die auf ihn gerichtet waren. »Ist es… eine Vorladung?«

      Glücklicherweise hatte Lars die Aufregung bemerkt und kam aus der Backstube nach vorne. »Okay, wer ist als Nächstes an der Reihe? Was kann ich für Sie tun?«, fragte er und winkte die Kunden nach links, während Ben einige Schritte nach rechts ging.

      Mr. Cabot und Bens Mann folgten ihm.

      »Nein, es ist keine Vorladung.« Mr. Cabot schob den Umschlag mit dem Zeigefinger nach rechts zu Ben, schniefte und holte ein Taschentuch aus der Innentasche seiner Jacke, um sich die Nase abzutupfen. »Ich bin beauftragt, diese Dokumente an Mr. Turner persönlich auszuhändigen«, sagte er knapp, ohne Bens Mann eines Blickes zu würdigen, obwohl seine Erklärung offensichtlich für ihn gedacht war. »Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden, Mr…?«

      Bens Mann zog die Augenbrauen hoch. »Mr. Turner hat das Recht, seinen persönlichen Anwalt hinzuzuziehen, wenn er mit einem Repräsentanten des Magic Circle spricht. Das ist die Elitegruppe der Anwaltschaft in London«, erklärte er Ben augenzwinkernd und sah dann wieder Mr. Cabot an. »Ihr seid bekannt für eure spezielle Art.«

      Es kam Ben vor, als wäre Mr. Cabot gerade beleidigt worden, aber er war zu aufgeregt, um sich darüber Gedanken zu machen.

      »Wenn Mr. Turner über einen Rechtsvertreter verfügt…«, fing Mr. Cabot an.

      Bens Mann ignorierte Mr. Cabots indigniertes Gehabe. »Ben«, sagte er und drehte sich zu ihm um. »Hast du einen Dollar?«

      »Einen Dollar?«, wiederholte Ben verwirrt und zog einen Dollar aus der Tasche. »Sicher. Aber warum…?«

      Sein Mann nahm den Geldschein zwischen die Finger und sah Ben an. »Darf ich?«, fragte er leise. Ben lief ein Schauer über den Rücken. Guter Gott, er konnte sich genau vorstellen, wie sein Mann diese Frage unter intimeren Umständen stellte…

      Es war lächerlich. Reiß dich zusammen, ermahnte er sich.

      Er nickte und überließ dem Mann den Geldschein. Sein Mann lächelte strahlend, faltete den Schein sorgfältig zusammen und steckte ihn in die Tasche. Dann reichte er Mr. Cabot die Hand. »Jetzt hat er einen Rechtsvertreter! Elias Solomon, Pine Cove Rechtsberatung. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

      Ben hätte sich fast an seiner eigenen Spucke verschluckt. Sein geheimer Schwarm war Anwalt. Und er war sofort zu Bens Verteidigung gekommen, ohne erst darum gebeten werden zu müssen. Ben sollte sich erkundigen, worum es bei dieser Angelegenheit überhaupt ging, aber er konnte nur an eines denken. Der Mann war so verdammt sexy. Er – Elias – war schon immer beeindruckend gewesen, aber… Rechtsanwalt? Es war unglaublich. Bens Schwanz wurde allein bei dem Gedanken hart.

      Aber damit durfte er sich jetzt nicht aufhalten. Mr. Cabot drückte Elias die Hand und machte ein Gesicht dabei, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. Dann wandte er sich wieder an Ben. »Mr. Turner«, sagte er mit kalter, geschliffener Stimme. »Ich bin hier im Namen der verstorbenen Anne Grimaldi de Loutherbergh, CBE. Aldridge Harding Carmichael ist mit der Testamentsvollstreckung der Verstorbenen beauftragt.« Er schürzte die Lippen. »Und mit der Anfechtung des Testaments.«

      Ben


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