DJATLOV PASS - Die Rückkehr zum Berg des Todes. J.H. Moncrieff

DJATLOV PASS - Die Rückkehr zum Berg des Todes - J.H. Moncrieff


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nicht, Steven. Es ist unerwartet, das ist alles. Du wirkst sonst so …« Lana verstummte.

      »Was, vernünftig? Zurechnungsfähig?«

      »Ernst ist, was ich sagen wollte.«

      »Ich meine es ernst. Was ich glaube, schließt das nicht aus.«

      »Also, an was glaubst du? UFOs, Yetis oder alles zusammen?«, fragte Andrew.

      »Zu UFOs kann ich nichts sagen, aber ich finde, es ist ziemlich egozentrisch von uns, zu glauben, dass es keine anderen Planeten mit intelligentem Leben gibt – und ich benutze intelligent sehr großzügig an dieser Stelle. Aber das ist ja nicht anders zu erwarten, nicht wahr? Menschen sind nun mal sehr ich-bezogen. Wir haben nur uns selbst im Sinn.«

      Und mit einem Mal war Steven wieder die gute, alte Frohnatur, die sie kennen und lieben gelernt hatten. »Was für ein aufmunternder Gedanke.«

      Er nagelte sie mit seinem verstörend intensiven Blick fest. »Nein, Nat, es ist total deprimierend. Aber es ist deswegen nicht weniger wahr.«

      »Also Yetis. Daran glaubst du?«, fragte Igor.

      »Ja, aber lasst mich ausreden. Ich habe meine Gründe. Vor ein paar Jahren war ich im Six Rivers National Forest wandern, an der Grenze zu Oregon. Wie üblich war ich allein, was mich nicht stört. Tatsächlich ist mir das sogar lieber.«

      Es war schwer, nicht die Augen zu verdrehen. Was für eine Überraschung.

      »Na, zumindest brauchte ich nicht lange, um festzustellen, dass ich nicht allein war. Irgendetwas verfolgte mich. Zuerst habe ich gedacht, es wäre ein Tier, aber es schien zu intelligent zu sein. Was auch immer mich verfolgt hat, konnte kritisch denken. Und es hatte Daumen.«

      »Was?«, rief Lana. »Wie hast du das denn rausbekommen?«

      »Ich habe nachts meine Vorräte in die Bäume gehängt, in einem Netz, und als ich aufgewacht bin, war mein Rucksack durchwühlt und sämtliches Essen, das nicht in Dosen war, war weg. Hier kommt der eigenartige Teil – was auch immer mein Zeug durchwühlte, hat das Netz losgebunden und meinen Rucksack geöffnet, ohne ihn zu beschädigen oder mich wachzumachen. Welches wilde Tier ist zu so etwas fähig?«

      »Also war es ein Mensch«, sagte Andrew und äußerte dabei Nats eigene Gedanken.

      »Das hatte ich auch gedacht, also habe ich in der nächsten Nacht eine Kamera aufgestellt. Und glaubt mir, was am nächsten Morgen zu sehen war … war kein Mensch.«

      Nat lief ein Schauer über den Rücken. Arschloch oder nicht, der Mann konnte Geschichten erzählen.

      »Willst du sagen damit, du hast Bigfoot auf Video?«, fragte Igor, dessen Augenbrauen unter seiner Fleece-Mütze verschwanden.

      »In der Tat. Ich vermutete einen Schwindel, irgendein Scherzkeks im Affenkostüm, der die Wanderer beklaut, also hab ich die Aufnahmen ein paar Videoproduktionstypen gezeigt, die ich kannte. Dann hab ich sie Zoologen vorgeführt. Sie haben es alle bestätigt. Kein Schwindel.«

      »Aber wenn du echte Aufnahmen von Bigfoot hast, das wäre unbezahlbar«, sagte Nat. »Du könntest berühmt sein.«

      »Diese Art von Ruhm möchte ich nicht.«

      »Und was hast du mit dem Video gemacht?«, fragte Anubha. »In irgendeine Schublade gesteckt?«

      »Nein, dafür ist es viel zu kostbar. Sagen wir einfach, es ist an einem sicheren Ort, wo es keiner je finden wird.«

      »Aber warum? Diese Art von Beweismaterial, falls es existiert, würde alles verändern.« Andrew hob eine Augenbraue, als er Nat ansah. Sie konnte sich denken, was in seinem Kopf vorging. Wenn sie Steven nur davon überzeugen könnten, an die Öffentlichkeit zu gehen, was für einen Podcast würde das abgeben? Der daraus resultierende Ruhm könnte zu sehr viel mehr als nur einer Gehaltserhöhung führen.

      »Oh, es existiert. Aber die Art und Weise, wie es die Dinge verändern würde, ist genau das, was ich nicht will.«

      »Was meinst du?«, fragte Lana, aber Nat war sich ziemlich sicher, worauf Steven hinauswollte. Es lag an seinem Kommentar über die zerstörerische Natur ihrer Spezies.

      »Denk doch mal nach. Sobald ich die Beweise veröffentliche, würden die Leute über den Wald herfallen, um ihn zu sichten. Dabei würden sie einen der schönsten Naturräume zerstören, die wir noch haben. Und falls sie die Kreatur finden? Dann würden sie die auch zerstören, alles im Namen der Wissenschaft.«

      »Was für Spuren hat er hinterlassen?« Joe nickte seiner Frau zu, die ihm die Teller reichte, damit er sie mit dampfenden Spaghetti befüllen konnte. Es roch genauso gut und sah ebenso lecker aus wie das Essen im italienischen Restaurant. Nat lief das Wasser im Mund zusammen.

      »Das ist es ja. Abgesehen von der enormen Größe war es genau das, was mich davon überzeugt hat, dass es kein dummes Tier war. Die Kreatur trug so was wie selbstgemachte Schuhe, Pflanzen und Rindenstücke an die Füße gebunden. Es hinterließ eine Schleifspur, die alles Mögliche hätte sein können. Es sah sicherlich nicht wie ein Fußabdruck aus.«

      Die Gruppe wurde still, während sie die Vorstellung vom Sasquatch in Schuhwerk verdaute. Es war eine unglaubliche Geschichte, aber Nat dachte nicht, dass der Bergsteiger alles nur erfunden hatte. Er hatte wirklich alles gesehen, wie er es erzählt hatte, oder er glaubte, es gesehen zu haben.

      »Dass du gesehen dieses Ding in USA, heißt noch lange nicht, dass es ist hier, in Russland«, sagte Igor.

      »Hast du von der Notiz gehört, die man in Djatlovs Zelt gefunden hat?«, fragte Steven.

      Nat wusste davon und ein eisiger Schauer überkam sie, der nichts mit den niedrigen Temperaturen zu tun hatte.

      »Darauf stand: Von nun an wissen wir, dass Schneemenschen existieren.«

      

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