EUPHORIA Z. Luke Ahearn

EUPHORIA Z - Luke Ahearn


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auf ihn zuzukommen, allen voran sein ehemaliger Chef. Der tote Mann schnappte nach dem Wagen und steckte seinen Arm ins halboffene Fenster der Beifahrertür. Cooper schleifte ihn ein Stück mit, ehe der Arm abriss. Dann bremste er und setzte zurück, um sicherzugehen, dass der Kerl tot war. In diesem Moment wusste er, dass er aus der Stadt verschwinden und sich von allen besiedelten Gegenden fernhalten musste.

      Vor seinen Augen erhoben sich die Toten, während er der einzige Überlebende in Monterey zu sein schien. Im Rückspiegel sah er, wie die Berge Tausender Leiber unruhig wurden und sich verschoben.

      ***

      Als Cooper auf den Parkplatz der Filiale einer großen Lebensmittelkette einbog, bremste er sofort. Mehrere Personen eilten mit Armen voller Waren und aberwitzig hoch gefüllten Einkaufswagen aus dem Gebäude. Er steuerte die hintere Ausfahrt des Parkplatzes an, dies war eine Abkürzung zum Highway. Während er über das von Bäumen umgebene Gelände fuhr, stürzte ein schmutziger, blutbesudelter Mann aus dem Dickicht auf eine Frau zu, stieß sie um und biss sie, doch Cooper wunderte sich eher darüber, lebendige Menschen aus dem Geschäft kommen zu sehen, als über einen aggressiven Toten.

      Plötzlich tummelten sich Hunderte von Leichen auf dem Parkplatz. Sie fielen aus den dichten Hecken auf der gegenüberliegenden Seite ein und umzingelten die Lebenden. Menschen schrien, während sie von den Toten niedergerungen wurden. Ein Wagen fuhr mit quietschenden Reifen los, rammte aber einen Baum, nachdem einer der Toten kopfüber durch eines der offenen Fenster gesprungen war. Auf einmal herrschte wieder Stille, abgesehen vom Stöhnen und Kauen der Leichen. Cooper fuhr langsam zur Rückseite des Gebäudes, als ein zweiter Ansturm erfolgte.

      Er gab Gas und schaffte es bis hinter den Laden. Ein Toter rannte auf ihn zu, sodass er nicht umhinkam, ihn anzufahren. Der Mann flog etwa 20 Fuß weit, richtete sich aber sofort wieder auf. Er konnte zwar kaum mehr auf seinen zertrümmerten Knochen stehen, torkelte aber dennoch wieder auf Cooper zu.

      Der fuhr nun an der Seitenmauer des großen Gebäudes entlang, während zu seiner Rechten ein hoher Zaun stand. Er musste weiterkommen und den Mann noch einmal rammen, um seinen Weg fortzusetzen, also jagte er den Motor hoch und traf den Toten so schwungvoll, dass dieser über die Motorhaube rutschte und gegen die Windschutzscheibe knallte. Risse wie Spinnweben breiteten sich im Glas aus. Der Mann rollte übers Dach des Wagens und fiel hinten hinunter, wie Cooper im Rückspiegel sah.

      Als er weiterfuhr, näherte er sich endlich der Straße, die ihn an dem Lebensmittelgeschäft vorbeiführen würde. Über das Brummen des Motors hinweg hörte er Schreie, weshalb er stehenblieb. Eine Handvoll Personen weiter unten auf dem Weg stürmte zum Gebäude. Wenige Augenblicke später strömte die nächste Schar Toter über die Straße und versperrte sie. Cooper musste wenden, um einen anderen Fluchtweg aus der Stadt zu finden.

      Indem er durch Nebenstraßen brauste und einmal querfeldein durch einen Park fuhr, gelang es ihm, den Großteil der lebenden Leichen zu meiden. Einige schlurften umher, und er konnte ihnen nicht immer ausweichen, sondern fuhr sie um.

      So langsam gingen ihm die Ideen aus, was sein Entkommen aus der Stadt betraf. Seine letzte Hoffnung, den Highway zu erreichen, setzte er in eine Auffahrt, die sich gleich vor ihm befand, doch als er sich näherte, erkannte er, dass dieser Zuweg sowie die Schnellstraße selbst verstopft waren mit toten Leibern und umgekippten Fahrzeugen. Er wollte gerade erneut wenden, als er Schüsse hörte.

      Derjenige, der sie abgab, schien nicht allzu weit entfernt zu sein. Cooper fuhr langsam in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, und schaute sich nach dem möglichen Ursprung der Schüsse um, während er sich fragte, wer feuerte und worauf. Plötzlich explodierte die Heckscheibe, und Schaumstoffstücke der Kopflehne des Beifahrersitzes flogen herum. Er brauchte nicht einmal eine Sekunde, um zu begreifen, dass er unter Beschuss stand, weshalb er das Letzte aus dem Wagen holte. Weitere Schüsse folgten, und er duckte sich, während er die Flucht ergriff.

      Cooper drehte sich um, weil er wissen wollte, ob er verfolgt wurde, und als er wieder nach vorne schaute, fuhr ihm ein anderer Wagen direkt in den Weg. Er hatte keine Zeit mehr zum Bremsen und rammte das kleinere Fahrzeug. Der Aufprall war markerschütternd und er konnte von Glück sagen, sich angeschnallt zu haben. Dennoch wurde er herumgeschleudert, erlitt Prellungen am ganzen Körper und drohte, die Besinnung zu verlieren.

      Verschwommen sah er den Fahrer des anderen Wagens, der auf dem Lenkrad zusammengesackt war, und hörte, wie jemand von hinten gelaufen kam. Zweifellos derjenige, der versucht hatte, ihn zu töten. Dann wurde er ohnmächtig.

      - 6 -

      Sal konnte seine Füße kaum noch heben und bewegte sich im Schneckentempo die Straße entlang. Sein Körper spielte nicht mehr mit, er hielt ihn mit schierer Willenskraft aufrecht. Der Himmel vor ihm glühte in unterschiedlichen Farben, und bald würde ihn die Sonne blenden, die am fernen Horizont aufstieg.

      Er war die ganze Nacht gelaufen, und die Santa Cruz Mountains lagen jetzt hinter ihm. Endlich stolperte er und kippte vornüber, verlor mitten auf dem Highway das Bewusstsein. Er hatte den Ort erreicht, an dem er zu sterben hoffte.

      ***

      »Er lebt noch.« Jordan Ling kauerte vor dem großen Mann, der mitten auf der Fahrbahn lag, ohnmächtig und mit dem Gesicht nach unten. Sie befürchtete, er würde sterben, falls sie ihn hier draußen zurückließen. Bald ging die Sonne unter, und wenn sie verschwand, wurde es kalt.

      Sie drehte sich nach ihren beiden Brüdern um, die fast gleichaltrig waren und einander so ähnlich sahen, dass die Menschen sie ständig für Zwillinge hielten.

      »Helft mir, ihn umzudrehen.« Jordan war klein und hätte es nie geschafft, diesen Riesen alleine zu bewegen. Ihre Brüder packten mit an, doch selbst zu dritt fiel es ihnen nicht leicht.

      »Danke«, sagte sie geistesabwesend. Obwohl sie als Teenager durchging, war sie Ende 20.

      Ihre Brüder wirkten gelangweilt. Sie waren fast zehn Jahre jünger als sie, und Jordan sorgte sich ständig um die beiden. Während sie in Informatik promoviert hatte, schien das College für die Jungs überhaupt nicht infrage zu kommen. Die Geschwister befanden sich auf dem Weg in die Berge, wo sie sich mit ihren Eltern treffen wollten, denen dort ein Wochenendhaus gehörte.

      »Hey.« Sie klopfte dem Mann leicht auf die Wange.

      Seine Lider flimmerten, doch er öffnete die Augen nicht.

      »Was sollen wir mit ihm machen, Jord?«, quengelte einer der Brüder.

      »Weiß nicht, aber wir können ihn nicht einfach liegenlassen.«

      »Was, wenn er infiziert ist?«

      »Dann würde er nicht hier herumliegen, sondern nackt über den Highway rennen und schreien.«

      Sal wachte langsam auf. Die Welt verschwamm in einem Farbenmeer. Er war ausgehungert, dehydriert und extrem erschöpft, vor allem aber enttäuscht darüber, noch zu leben. So schloss er seine Augen wieder, ohne die drei Personen zu bemerken, die ihn umringten. Allerdings spürte er etwas in seinem Gesicht, als tätschelte es jemand. Kurz glaubte er, es sei Maria, aber dann versetzte die Erinnerung an ihren enthaupteten Körper seinem Herzen einen Stich.

      Während das Tätscheln weiterging, öffnete er die Augen ein wenig. Ohnehin ließen sich seine verklebten Lider nur schwerlich öffnen. Sein Herz tat einen Sprung – es war wirklich Maria! Er wusste, dass sie nicht mehr lebte, doch dies war ihr Geist. Vielleicht hatte er sein Leben doch ausgehaucht. Er versuchte, zu sprechen, brachte aber nur ein paar gemurmelte Worte hervor.

      »Ich liebe … vermisse dich.«

      Und seine Erscheinung antwortete: »Schon gut, Sie kommen wieder auf die Beine.«

      Sal versuchte, eine Hand hochzuheben, um die Stimme zu berühren.

      »Ich … vermisse dich.« Er verzog sein Gesicht und fing an zu weinen, doch seine Augen blieben trocken. »… so leid …«

      »Ihnen geht es bald wieder gut.« Die Stimme spendete Sal Trost, eine bloße Erinnerung daran, was er verloren hatte.

      »Nicht ohne … dich. Niemals … wieder


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