Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels. Joe Barry

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wird. Wir wollen ihn vor dem Richter sehen. Aber ich glaube, deine Befürchtungen sind übertrieben. Hymnie ist zu raffiniert, um eine tödliche Gefahr überhaupt an sich heranzulassen.“

      Der FBI-Mann dachte einen Augenblick nach und entschloß sich dann ebenfalls, Joe gegenüber offen zu sein.

      „Wir glauben, daß Hymnie etwas Neues plant. Wir haben dir schon von dem Landkauf in Texas erzählt, den er getätigt hat. Der Mann, dem das Land vorher gehörte, ist einer der größten Rancher dort unten, und du weißt, was das heißt. Er ist noch ein Rinderzüchter vom alten Schlag, einer, der am liebsten im Sattel sitzt und beim Viehauftrieb mitmacht.“

      „Warum hat er verkauft?“

      „Das ist genau das Problem. Es ist nicht der geringste Grund dafür zu erkennen Am Geld lag es jedenfalls nicht. Abgesehen davon hat Hymnie ihm nur wenig bezahlt, wenn man bedenkt, daß dort möglicherweise eine hübsche Ölquelle lossprudeln wird.“

      Joe hüllte sich nachdenklich in eine Rauchwolke.

      „An Erpressung habt ihr vermutlich selber schon gedacht.“

      Slim nickte.

      „Haben wir. Wir haben in dieser Hinsicht auch Erkundigungen eingezogen. Einen Anhaltspunkt dafür haben wir nicht gefunden. Gegen Erpressung spricht auch, daß der Rancher Hymnie schon vor zehn Jahren ein kleines Grundstück mit einem Haus verkauft hat. Damals kam Hymnie zum erstenmal nach Texas und hatte die Absicht, sich dort niederzulassen. Frank Capra verkaufte ihm ein Haus. Die Geschäftsbeziehung zwischen den beiden stammt also nicht von gestern.“

      „Da ihr keine Anhaltspunkte dafür habt, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, solltet ihr mir erzählen, wie ihr darauf kommt, daß Hymnie ein neues Ding plant?“

      Die Gesichter der beiden knöpften sich zusehends zu.

      „Über Details wollen wir nicht reden, Joe. Nur soviel: Wir haben die Beobachtung gemacht, daß Hymnie gewisse alte Geschäftsbeziehungen wieder angeknüpft hat. Außerdem herrscht in gewissen Kreisen ziemliche Beunruhigung, wenn dir das etwas sagt. Die Ereignisse der letzten Tage schließlich bestätigen unsere Theorie. Deshalb beobachten wir Hymnie. Und deshalb interessieren wir uns für den Namen, den du uns genannt hast. Wie lautete er doch?“

      „Bayard Swope“, sagte Joe.

      Slim schwieg einen Augenblick. Dann sah er Joe forschend an.

      „Hast du wirklich die Absicht, in diesem Fall aktiv zu werden? Ich warne dich. Kann ein Geduldspiel werden. Wir können ein Lied davon singen.“

      Joe schüttelte den Kopf.

      „No. Hymnie ist nicht mein Klient. Von mir aus unternehme ich nichts. Aber ich weiß, daß er mich mit aller Gewalt hineinziehen will. Deshalb sehe ich mich vor.“

      „Ist ein sturer Hund, dieser alte Unterweltsboß“, bestätigte Slim. „Undurchsichtig wie eine Gewitterwand. Deine Rolle gehört wahrscheinlich in seinen Plan, Joe. Sieh dich vor! Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was er wirklich will, aber das konnte man bei Hymnie nie. Deshalb konnte er uns so lange an der Nase herumführen.“

      Sie zahlten und gingen. Was zu sagen war, war gesagt.

      Aber der Abend hielt noch eine weitere Überraschung für sie bereit.

      Vor dem Gebäude der FBI-Division parkte ein grauer Chevrolet Als Slim ihn sah, stiegen zwei steile Falten zwischen seinen Augenbrauen hoch.

      „Moment mal, das ist doch Denny!“

      Er lief über die Straße, gefolgt von den anderen.

      Es waren tatsächlich Hymnies Bewacher. Sie machten Gesichter wie Jetpiloten, die man als Gefreite zur Infanterie versetzt hat.

      Ihre Story war verblüffend wie zwanzig Jahre Knast, wenn man Freispruch erwartet hat.

      Hymnie hatte das Hotel Marberry verlassen und war mit einem Taxi zu Ganders Kneipe in der 38. Straße gefahren. Sie waren ihm dorthin gefolgt. Als sie beobachteten, wie er durch eine Hintertür verschwand, waren sie ihm gefolgt. Im Flur hinter der Kneipe fanden sie ihn. Sein Körper wies sechs Einschußstellen auf; er war tot.

      Jetzt kam das Überraschende. Es war gar nicht Hymnie. Es war ein anderer, der ihm allerdings sehr ähnlich sah und seinen Mantel und Hut trug.

      Lieutenant Starr von der Citizen Police, der sofort in die Ermittlungen eingeschaltet wurde, hatte dann näheres herausgefunden. Der Mann hieß Chet Gwynn und war ein früherer Gangster. Er hatte nachweislich Hymnie früher gekannt.

      Slim verdaute diese Nachrichten mit spielenden Backenmuskeln. Dann zog er seine Schlüsse.

      „Ist doch klar! Hymnie hat gewußt, daß er beschattet wurde, und hat einen alten Freund ein wenig Theater spielen lassen, um euch loszuwerden. Insofern ist die Geschichte eindeutig.“

      „Aber dieser Mann wurde ermordet“, gab der FBI-Agent namens Denny zu bedenken.

      „Yeah, und da taucht die Frage auf, ob nicht außer euch noch ein anderer auf das Theater hereinfiel und diesen Gwynn für Hymnie hielt. Wenn das stimmt, ist bewiesen, daß Hymnies Theorie, man wolle ihn ermorden, zutrifft.“

      Joe sagte nichts. Er hatte zumindest schon daran gedacht, Hymnie zu glauben.

      Als er sich auf den Heimweg machte, gestand er sich ein, daß dieser Besuch ihm keineswegs Klarheit gebracht hatte. Im Gegenteil. Die Dinge waren noch verworrener als zuvor.

      Es ist wie ein Quiz, dachte er.

      Was er brauchte, war der Quizmaster.

      Hymnie war verschwunden. Als Antony Starr im Marberry eintraf, hatte man nur noch ein bedauerndes Achselzucken für ihn.

      Mr. Heywood habe vor einer halben Stunde seine Rechnung verlangt, reichlich Trinkgelder gespendet und sei abgefahren,

      Gewiß, der Portier habe sich auch gewundert; denn kurz vorher glaubte er, Hymnie beim Verlassen des Hotels gesehen zu haben. Aber das mußte ja wohl ein Irrtum sein. Im übrigen seien die Gäste des Marberry freie Menschen und könnten tun, was ihnen beliebte.

      Es kostete den Captain einige Mühe, das Taxi herauszufinden, das Hymnie fortgebracht hatte. Dann wußte er, daß Hymnie zur Central-Station gefahren war.

      Er setzte sich mit dem FBI in Verbindung. Man überprüfte alle Züge, die in der fraglichen Zeit den Bahnhof verlasssen hatte. Aber man versprach sich nichts davon. Wenn ein Mann wie Hymnie sich zum Bahnhof fahren ließ, war das ein fast sicherer Beweis dafür, daß er gewiß nicht mit dem Zug verreisen wollte.

      Auch eine Rundfrage bei den Fluggesellschaften ergab nichts, Einen Hinweis erbrachte erst die Aussage eines Garagenmeisters, der in der Nähe des Marberry eine Reparaturwerkstatt betrieb. Der Mann hatte Hymnies Chrysler zum Parkplatz der Central-Station gebracht. Jetzt wußte man, wie Hymnie die Stadt verlassen hatte.

      Da das Material keineswegs ausreichte, um einen Haftbefehl gegen ihn zu beantragen, mußte man es dabei belassen.

      Antony Starr rief gegen neun bei Joe an, um ihm das Ergebnis dieser Fahndung mitzuteilen.

      „Der Kerl hat sich unsichtbar gemacht“, schloß er. „Spricht nicht sehr für seine Unschuld.“

      „Finde ich auch“, meinte Joe. „War im Marberry nichts auszuschnüffeln?“

      „Doch“, sagte Tom. „Hymnie scheint in New York eine Freundin zu haben. Ich versuche jetzt, das Mädchen ausfindig zu machen. Vielleicht kann sie uns einen Tip geben. Sowie ich was Neues erfahre, rufe ich wieder an.“

      Joe überließ das Feld dem Captain. Er war immer noch nicht entschlossen, in desen Fall einzugreifen. Er wollte nur auf dem laufenden sein.

      Nachdenklich ging er in die Küche und inspizierte den Kühlschrank. Er fand nichts Appetitanregendes.

      Deshalb beschloß er, zu Billys Inn zu fahren und dort eins der berühmten T-Bone Steaks zu verzehren. Billys Spezialität waren Steaks, so groß wie eine Nilpferdfährte.


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