Nick 1 (Pionier des Weltalls): Start in die Unendlichkeit. Fred Hartmann

Nick 1 (Pionier des Weltalls): Start in die Unendlichkeit - Fred Hartmann


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sie selbst von der Ladung getroffen. Als Drittes gibt es den Knickstrahl, den Sie bereits kennen. Diese Ausrichtung hat sich bewährt, wenn man um die Ecke schießen muss. Auf einem Zählwerk können Sie einstellen, ab welcher Entfernung der Strahl einen Knick vollziehen soll. Auch eine Einstellung des Winkels ist möglich, aber das werden Sie noch lernen. Sie bekommen für die Bedienung der Waffe eine Hypnoschulung und zur Anwendung ein mehrmonatiges Training, bis Sie alle Funktionen im Schlaf beherrschen.« Er machte eine kurze Pause und sah plötzlich sehr ernst aus. »Es wäre schon fatal, wenn Sie jemanden nur betäuben wollen, aber aus Versehen auf Desintegration stellen.«

      »Damit kämen wir zur dritten Domäne: ›O‹, meint sicher ›Optionen‹«, drängte Nick ungeduldig und wies mit seinem rechten Zeigefinger auf das hellrote Oktogon. »Da sehe ich acht Funktionen. So viele kenne ich noch gar nicht. Was um alles in der Welt ist da noch hinzugekommen?«

      François Neige lächelte. »Einiges! Hitzestrahlen, Desintegrator und Lähmungsstrahlen kennen Sie ja schon von früheren Einsätzen – ich glaube, den Traktorstrahl zum Fortbewegen schwerer Objekte auch. Aber dazu muss ich noch etwas Wichtiges ergänzen: Wir sind noch nicht so weit, dass Sie bei aktiviertem Traktorstrahl auch andere Optionen derselben Domäne nutzen können, was heißt: Wenn Sie diese Funktion aufrufen müssen, um zum Beispiel einen verwundeten Kameraden aus einem gefährlichen Bereich zu ziehen, können Sie mit Ihrer Waffe nicht gleichzeitig auf mögliche Gegner schießen. Sie würden dann Ihren Freund gefährden.«

      »Ich weiß«, bestätigte Nick. »Deswegen empfiehlt es sich, immer eine zweite Waffe bei sich zu haben.«

      Neige nickte und zeigte wieder auf den Strahler. »So weit zu den bekannten Optionen. Jetzt zu den Neuerungen!« Mit diesen Worten tippte er auf eine linke untere Ecke des Screens. »Das ›Hy‹ steht für ›Hypnosestrahl‹. Damit können Sie jedem Gegner Ihren Willen aufzwingen.«

      »Auch einem Telepathen, der sich Suggestionseinflüssen entziehen kann?« Xutl musste sich an die deprimierende Erfahrung mit den Ewigen erinnern, deren Willensstrahlen selbst ihn trotz seiner telepathischen Begabung gefügig machen konnten. Gegen natürlich-mentale Beeinflussung war er aufgrund seiner paranormalen Eigenschaft bisher immer resistent geblieben, aber bei elektronisch generierter hatte sich diese Fähigkeit als nutzlos erwiesen.

      Neige nickte und wusste offenkundig Bescheid. Er kannte die Geschichte des Marsianers. »Wir haben die Wirkung bei paranormal Begabten anderer galaktischer Völker bereits erprobt. Die Ergebnisse waren unterschiedlich. Bei einigen Probanden erwies sich der Hypnosestrahl als sehr erfolgreich, andere Telepathen entwickelten solch eine enorme Widerstandsfähigkeit, dass wir mit dieser Strahlung keine Wirkung erzielen konnten. Eine Erklärung dafür haben wir noch nicht, aber unsere Spezialisten vermuten, dass die Frequenzen ihrer Mentalschwingungen mit denen der Hypnosestrahlen nicht kompatibel sind. An einer Verbesserung wird noch gearbeitet.« Er wandte sich wieder den anderen zu. »Wie Sie bei dem Einsatz der Strahlen mit der Zielperson kommunizieren können, erkläre ich Ihnen später. Dafür gibt es an der Waffe noch eine besondere Funktion. Aber zunächst einmal die anderen Optionen der Domäne ›O‹: ›K‹ meint ›Kältestrahl‹, damit können Sie ihren Feind vereisen und jedes Feuer löschen. Die Temperaturen sind variabel einstellbar und reichen maximal bis kurz vor dem absoluten Nullpunkt von 0 Grad Kelvin bzw. -273 Grad Celsius.«

      André pfiff anerkennend durch die Zähne, doch da setzte Neige seine Ausführungen bereits fort: »Eine Neuheit ist auch der Explosionsstrahl, den Sie bisher nur von Kanonen kennen. Das Projektil aus konzentrierter, reiner Energie funktioniert wie eine Bombe, die bei einem Ziel mit elastischer Membran in das Objekt eindringt und im Innern explodiert, bei festem Material explodiert sie davor. Wenn eine starke Panzerung durchbrochen werden muss, ist die Explosionsstrahl-Option wegen der schnelleren Wirkung auf jeden Fall effektiver als Hitze- oder Desintegrationsstrahlen.«

      »Ich erinnere mich«, wusste Jane zu berichten, »bei der Invasion mit der Gedankenbombe konnte auf diese Weise eine Riesenamöbe vernichtet werden.«

      »Stimmt«, bestätigte der Waffentechniker, »damals gab es diese Technologie nur als Kanone, jetzt konnten wir sie auch auf Strahler konvertieren.«

      »Eine beeindruckende Waffe«, resümierte Nick, »aber etwas bereitet mir dabei Sorgen.«

      »Und das wäre?« Neige musterte ihn mit neugierigen Blicken.

      »Gesetzt den Fall, aus irgendeinem Grund fällt sämtliche Energie aus, so dass der Strahler nicht mehr funktioniert. Was dann?«

      »Auch die beste Technik hat ihre Grenzen«, räumte Neige ein, »aber ein Energieausfall dürfte relativ unwahrscheinlich sein, denn diese Waffe speist sich aus zwei Quellen: Zum einen kann sie Lichtenergie aus ihrem direkten Umfeld aufnehmen und in einem Akku speichern, zum anderen ist die Waffe auch auf Batteriebetrieb umstellbar.«

      »Nicht schlecht«, musste Xutl zugeben, doch Tom blieb skeptisch. »Und wenn das alles nichts nützt?«, brachte er seine Zweifel stirnrunzelnd zum Ausdruck, »zum Beispiel, wenn der Feind über einen Energieblockierer verfügt?«

      Neige zeigte oben links des Oktogons auf den Buchstaben R. »Sehen Sie dieses ›R‹? Es steht für ›Revolver‹. Der Strahler enthält zehn Patronen, die mit geringen Mengen Schießpulvers ein Metallprojektil abfeuern können. Das ist von jeder elektronischen Energiezufuhr unabhängig und im äußersten Notfall Ihre letzte Verteidigung.« Nach einer kurzen Pause gab er zu: »Ob sie allerdings bei einem Gegner wirksam ist, der die Energie Ihrer Strahler blockieren kann, muss eine offene Frage bleiben.«

      »Trotzdem eine geniale Idee«, lobte Nick, »aber die Umstellung auf andere Funktionen kann doch nur elektronisch vorgenommen werden. Wie soll ich die Revolverfunktion aufrufen, wenn die Waffe keinen Saft mehr hat?«

      »Auch dafür gibt es eine Lösung«, entgegnete der Techniker. »Die R-Funktion ist die einzige, die mechanisch einstellbar ist. Sie brauchen nur auf den entsprechenden Knopf zu drücken, die Umschaltung erfolgt dann unabhängig von jedweder Energiezufuhr.«

      »Sie haben wirklich an alles gedacht.«

      François schien Nicks Kompliment überhört zu haben, denn unbeirrt setzte er seine Ausführungen fort: »Es gibt noch weitere wichtige Einstellungen«, erklärte er und zeigte auf die unteren Reihen, die aus je vier Tastfeldern bestanden. »Die neuen Strahler sind ein überzeugendes Multifunktionsgerät mit einigen sehr nützlichen Extras«, dozierte er. »Sehen Sie hier die Buchstaben auf den Screens, ich erkläre Ihnen jetzt, was sie bedeuten: ›T‹ steht für ›Teleportation‹. Wenn Sie die Funktion auf diesem Feld aktivieren, ist ihre Waffe teleportierbereit, das heißt, auf Gedankenbefehl kann sie jetzt in besonders gefährlichen Situationen aus dem Holster in Ihre Aktionshand teleportiert werden. Ein schnelles Ziehen ist nicht mehr nötig. Damit werden Sie selbst Wyatt Earp und Billy the Kid Konkurrenz machen. Der Vorgang gelingt aber nur über ein Passwort, das Sie als Befehl denken müssen, und damit das Ganze auch richtig funktioniert, müssen Sie sich einer ausgiebigen mentalen Schulung unterziehen.« Mit diesen Worten zeigte er auf das ›I‹. »Die ›Individual-Funktion‹ schützt Ihre Waffe vor Missbrauch. Früher haben wir das mit Fingerabdruck gemacht, jetzt läuft es über einen Individualsensor, der auf die körperspezifischen Energieschwingungen programmiert ist. Nur der Träger oder eine registrierte andere Person kann die Waffe dann benutzen, bei Nichtregistrierten verweigert sie ihren Dienst.«

      Nick hatte verstanden. »Wenn es also einem Gegner gelingen sollte, mir die Waffe zu entwenden, kann er damit nichts anfangen.«

      »Höchstens als Keule«, lachte François, dann ergänzte er: »Aber die Waffen werden auf jeden Fall auch für andere aus der Crew freigeschaltet sein. Das könnte sogar einmal lebenswichtig werden.« Er zeigte ihnen ein Feld und zwei Schalter auf der schmalen Rückseite mit der Aufschrift S. »Das steht für ›Scan‹«, erklärte er. »und mit dieser Funktion können Sie jede beliebige Person für den Gebrauch dieser Waffe freischalten oder wieder löschen.«

      Nun war das Zeichen K an der Reihe. »›K‹ steht für ›Körper‹ und aktiviert den Körperenergieschirm. Niemand kann Sie dann mehr erschießen, und er schützt sogar vor Stürzen aus vielen hundert Metern Höhe. Beim Aufprall passiert dem


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