To Love Talon. Carian Cole

To Love Talon - Carian Cole


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eine Waffel vor. „Arbeitest du?“

      Himmel noch mal, er kommt von Farben zum Job in nur einer Sekunde. „Ich arbeite zu Hause. Ich nähe und stelle Accessoires her, wie Gürtel, Schals und Schmuck. Außerdem mache ich Seifen und Badeprodukte, Body-Lotionen und Lippenbalsam.“

      Überrascht und beeindruckt hebt er die Augenbrauen. „Das ist ja cool. Hast du die Glitzersteinchen auf dein Shirt genäht?“ Mit der Gabel zeigt er auf mich.

      „Ja.“

      „Gefällt mir. Ich mag kreative Dinge. Und ich finde es gut, dass du zu Hause bist. Da muss ich mir keine Sorgen um dich machen.“

      „Machst du beruflich noch etwas anderes? Oder bist du nur in der Band?“

      Er wirkt beleidigt und lehnt sich auf dem Stuhl zurück. „Echt jetzt? Reicht das nicht?“

      „So ist das nicht gemeint. Ich dachte nur, dass du vielleicht noch etwas anderes machst.“

      „Ich habe mal gemodelt.“

      „Siehst du? Das ist doch schon was.“

      Er buttert einen Toast und feuert die nächste Frage auf mich ab. „Mein Bruder hat dich zum Altar geführt. Wo ist denn deine Familie?“

      Ich atme tief durch und suche nach den richtigen Worten, ihm meine Familienverhältnisse zu erklären, und entscheide mich für die nackte Wahrheit. „Mein Vater und mein Bruder sind im Gefängnis und meine Mutter ist mit einem Kerl abgehauen, als ich siebzehn war. Ich habe nur zweimal von ihr gehört, weil sie versucht hat, Geld aus mir herauszubekommen, das ich aber nicht hatte.“ Ich sehe Talon an und hoffe, dass er nicht zu entsetzt ist. Sein Blick ist sanft und er nickt mir zu, dass ich weitersprechen soll. „Ich musste vorzeitig die Schule verlassen, um zu arbeiten und für mich selbst zu sorgen. Ich war nicht auf dem College oder so etwas.“

      Er legt seine Gabel ab und streicht sich das Haar hinters Ohr. „Ob du im College warst, spielt für mich keine Rolle. Dass du das erleben musstest, ist echt schlimm, besonders so jung. Wie du bei der Hochzeit gesehen hast, habe ich eine große Familie und wir stehen uns alle sehr nah.“

      „Dann bist du ein Glückspilz.“ Ich beneide ihn darum. Auch wenn ich sie alle nur kurz gesehen habe, kamen sie mir extrem freundlich und nett vor. Man sah ihnen an, dass sie einander etwas bedeuten, ganz anders als in meiner Familie.

      „Das bist du jetzt auch. Meine Familie ist jetzt auch deine.“

      Ich schiebe das Obst auf meinem Teller hin und her. „Das ist echt lieb von euch. Aber wir wissen ja noch gar nicht, ob das mit uns funktioniert. Ich mache mir lieber keine verfrühten Hoffnungen auf eine nette Familie.“

      „Asia, also ich habe das nicht angefangen, um mich wieder scheiden zu lassen. Du etwa?“

      Entschlossen hebe ich den Kopf. „Auf keinen Fall.“

      „Gut. Denn ich habe zwar noch keine Ahnung wie, aber wir werden dafür sorgen, dass es funktioniert.“

      Bei dieser Aussicht erzittere ich innerlich. Vielleicht kann es wirklich funktionieren. Vielleicht schaffe ich es irgendwie durch die sechs Monate und habe am Ende einen Ehemann und eine tolle Familie.

      „Ist das dein richtiger Name?“, fragt er unvermittelt. „Asia?“

      „Ja. Und ist Talon deiner?“

      „Ja. In unserer Familie haben alle besondere Namen. Das kommt davon, wenn die Mutter eine Liebesromanautorin ist und der Vater ein Musiker.“

      „Ich mag eure Namen“, gebe ich zu. „Ich dachte die ganze Zeit, es sind nur Künstlernamen.“

      Er nimmt eine E-Zigarette aus dem Etui und pafft drauf los. „Nein. Sie stehen so in unseren Geburtsurkunden.“

      „Hast du schnell das Rauchen aufgehört, als du vorhin unten warst?“, necke ich ihn und deute auf die elektronische Zigarette.

      Er lacht auf und schiebt seinen Teller ein Stück von sich. „Nein. Ich möchte hier nur nicht den Feueralarm auslösen. Aber ich versuche, aufzuhören. Mein Bruder hat diese hier benutzt und ich versuche es auch mal damit.“ Er bläst Dampf aus und sieht mich dann an. „So, jetzt zur Eine-Million-Dollar-Frage. Sex. Du hast klargemacht, dass du keine Schlampe bist, und das gefällt mir sehr.“

      Ich spüre Unruhe im Bauch und mir wird heiß. „Ich wünschte, das könnte ich auch von dir sagen. Sieht so aus, als ob du dir einen ziemlichen Ruf erarbeitet hast.“

      Er grinst. „Schuldig im Sinne der Anklage, Jelly-Bean. Tut mir leid.“

      Ich wappne mich innerlich für meine nächste Frage. „Bist du überhaupt in der Lage, treu zu sein?“

      Die Spitze der E-Zigarette glüht blau auf, als er einen Zug nimmt. „Ich glaube schon“, sagt er schließlich etwas unsicher.

      „Du glaubst? Du musst aber ganz sicher sein. Ich will nicht mit einem Fremdgeher verheiratet sein.“

      „Ist es auch Fremdgehen, wenn wir gar keinen Sex haben?“, fragt er neckend und neigt den Kopf zur Seite.

      Ich sehe ihn grimmig an und schiebe meinen Teller fort. Plötzlich ist mir der Appetit vergangen. „Ja, Talon, das ist es.“

      „Ganz entspannt bleiben, ich mache nur Spaß. Ich bin ganz sicher, dass ich dich nicht betrügen werde. Ich bin seit einem Monat mit keiner mehr zusammen gewesen, das allein ist schon ein Rekord für mich.“

      Ich fühle mich von seinen Worten wie geohrfeigt. „Einen Monat? Du hattest Sex vor einem Monat?“

      Er zuckt ahnungslos mit den Schultern. „So ungefähr. Eine Woche plus oder minus.“

      Kopfschüttelnd stehe ich auf und verlasse den Tisch. Nicht zu glauben, dass er vor einem Monat noch mit jemandem geschlafen hat. Teil des Ganzen war, dass wir alle Beziehungen zu anderen abbrechen sollten, als wir in die Gruppe aufgenommen wurden und ein Hochzeitstermin feststand. Und das war vor drei Monaten.

      Er folgt mir ans Fenster. „Was ist denn jetzt los?“

      Ich starre aus dem Fenster auf den See, an dem wir gestern Fotos geschossen hatten. Als wir uns das erste Mal geküsst hatten. „Da hast du schon von mir gewusst. Und dass schon ein Datum feststand.“

      „Ja, aber ich habe dich noch nicht gekannt. Ich wusste nur, dass es stattfinden würde.“

      Ich drehe mich zu ihm um. „Und das war nicht genug?“

      Er wirft eine Hand in die Höhe. „Keine Ahnung, ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht. Ich habe nur wie immer weitergemacht.“

      „Na toll.“ Ich schmolle.

      „Es war nur Sex mit einem Groupie. Es bedeutet mir nichts. Hat mir nie etwas bedeutet. Wir haben Sex und sie gehen, fertig.“

      „Wie furchtbar!“ Er sagte Groupies. Also mehrere. Ich gehe zur Couch, setze mich und verschränke die Arme vor der Brust. Mir wird übel bei der Vorstellung, dass er mit allen möglichen Frauen geschlafen hat, während wir darüber nachdenken sollten, zu heiraten und uns in jeder Hinsicht dem zu verpflichten. Ich war total aufgeregt gewesen, als ich erfuhr, dass mein passender Partner gefunden worden war, und ich sozusagen nun verlobt war. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als ihn endlich zu treffen. Ständig hatte ich Tagträume gehabt, wie er wohl aussehen und sich verhalten würde, und wie wir uns auf den ersten Blick verlieben würden. In der Zwischenzeit vögelte er Groupies, ohne auch nur einen Gedanken an mich zu verschwenden.

      „Entschuldige, Babe, aber so war es immer bei mir gewesen.“

      „Hör auf, mich Babe zu nennen! Du nennst alle so!“

      „Entschuldige.“ Er kniet sich vor mich auf den Boden, doch ich meide seinen Blick. „Bist du eifersüchtig?“

      „Nein!“ Vielleicht ein bisschen. „Ich hatte nur gehofft, mein zukünftiger Ehemann könnte sich besser zusammenreißen und sich allem verpflichten, so wie es uns gesagt wurde.“


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