To Love Talon. Carian Cole

To Love Talon - Carian Cole


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sie vor. „Liebe Asia, lieber Talon. Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit. Dies ist der erste Schritt zu einem hoffentlich Happy End.“ Mit gerunzelter Stirn sieht er mich kurz an. „Ihr könnt morgen auf eine zweiwöchige Hochzeitsreise gehen, oder, falls ihr glaubt, euch erst näher kennenlernen zu müssen, könnt ihr die Hochzeitsreise bis maximal zwei Monate verschieben. Dann wäre der nächste Schritt, so schnell wie möglich zusammenzuziehen. Jederzeit könnt ihr uns kontaktieren, wenn ihr einen Rat braucht, und denkt bitte an die Tagebücher und Video-Chats. Und haltet euch an die Richtlinien. Aber vor allem: genießt es und seid offen für die Liebe!“

      Er verdreht die Augen und wirft die Karte auf die Kommode. „Ich bin nicht sicher, was die Romantik betrifft, aber ich könnte einen exotischen Urlaub brauchen. Was meinst du?“

      Ganz und gar nicht. „Äh, wenn du einverstanden bist, würde ich lieber warten.“

      „Wirklich? Du hast keine Lust, morgen in ein Flugzeug zu steigen und irgendwo hinzufliegen, wo es exotisch ist?“

      Ich schüttele den Kopf und mir ist bewusst, dass ich ihn schon jetzt enttäusche. „Ich glaube nicht, dass ich schon soweit bin. Außerdem habe ich Flugangst. Ich bin noch nie geflogen.“

      Seine Miene ist eine Mischung aus Schock und Amüsement. „Was? Machst du Witze?“

      „Nein. Ich bin überhaupt noch nie verreist.“

      Er setzt sich aufs Bett und zieht sich die Schuhe aus. „Also das muss sich auch ändern. Ich reise viel mit der Band und ich will eine Frau, die manchmal mitkommt, oder die zumindest Urlaub mit mir macht, wenn ich nicht auf Tour bin.“

      Ich schlucke schwer und meine Hoffnungen sinken noch tiefer. „Wie oft gehst du auf Tour?“

      „Kommt drauf an. Wir reisen nicht so viel herum wie manch andere Bands. Vielleicht zwei der dreimal im Jahr, manchmal öfter, und normalerweise nicht länger als zwei Wochen am Stück. Mein älterer Bruder in der Band hat familiäre Verpflichtungen und kann daher nicht so lange weg sein.“

      „Und was geschieht während einer Tour? Wo übernachten wir, falls ich mitkomme? Und was passiert, wenn ich zu Hause bleibe?“

      Er zuckt mit den Schultern. „Wenn du mitkommst, dann mit uns allen. Wir schlafen im Tourbus oder in Motels. Kommt wie gesagt immer drauf an. Wenn du nicht mitkommst, bleibst du einfach zu Hause, wo auch immer wir wohnen.“

      Das klingt schrecklich, wie ein Zigeunerleben. Genau das will ich nicht, ohne ein festes Zuhause leben. „Das entspricht nicht dem, was ich eigentlich wollte. Ich möchte zu Hause sein, aber nicht ständig allein. Ich hatte Stabilität verlangt.“ Meine Stimme bricht und mir wird klar, dass alle Gründe, warum ich heiraten wollte, gerade den Bach runtergehen.

      „Das wirst du auch bekommen. Nur eben anders, als du es dir vorgestellt hast.“ Er sieht mir in die Augen und seine Stimme wird sanfter. „Hey, wir müssen das alles jetzt noch nicht besprechen. Es war ein langer Tag. Wir sind beide müde und ein bisschen verstört von der ganzen Sache. Wir sollten uns ausruhen und morgen darüber reden, wo wir wohnen wollen und alles andere. Es ist okay, wenn du mit der Hochzeitsreise noch warten willst. Ich werde dich zu nichts zwingen.“

      Schwach lächele ich. „Danke. Das ist doch alles schwerer, als ich es erwartet hatte.“

      „Dem kann ich nur zustimmen. Ich gehe duschen.“

      Er wühlt in seiner Reisetasche herum, die das Hotel inzwischen in die Suite gebracht hat, und verschwindet im Badezimmer.

      Ich atme tief durch, schließe die Augen und versuche, mich zu beruhigen. Alles wird gut. Man hat uns zusammengewürfelt. Die werden schon wissen, was sie tun. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, was wir gemeinsam haben könnten, oder diesem Mann je näherzukommen, doch die Experten müssen etwas in ihm gesehen haben, das mir noch verborgen bleibt.

      Ich stehe auf, will mich ausziehen, stelle jedoch fest, dass ich das Kleid nicht allein öffnen kann. Scheiße! Es gibt zu viele Haken, an die ich nicht herankomme, und ich würde es nie über den Kopf bekommen. Ich hätte mich nicht von Kat überreden lassen sollen, dieses Kleid zu kaufen. Tarzan hat mich darin sowieso nicht wirklich angeschaut. Ich hätte mir etwas weit Simpleres aussuchen können, das man auch leichter ausziehen kann, und er hätte den Unterschied überhaupt nicht gemerkt.

      „Wieso sitzt du immer noch da?“ Er schlendert aus dem Bad, trägt nichts weiter als schwarze Sweat-Shorts, das feuchte Haar hängt auf seinen Schultern und seiner Brust, Wassertropfen laufen über seinen schwer tätowierten, muskulösen Oberkörper.

      Wow. Dieser Mann strotzt nur so vor wohldefinierter Muskeln. Noch nie habe ich so viele Muskeln an einem Mann gesehen. Trotz den langen Haaren und der Tattoos, zieht sich mein Inneres zusammen beim Anblick des halbnackten Körpers und wie sich seine Muskeln bei jeder Bewegung anspannen. In keiner mir bekannten Realität kann ich mir vorstellen, so einen Körper anzufassen, oder dass ein Mann wie er mich je anziehend finden könnte. Ich reiße den Blick von dem muskulösen V los, das im Bund seiner Hose verschwindet, und sage ihm, dass ich das Kleid nicht allein ausziehen kann.

      „Das bedeutet wohl, dass ich dich ausziehen muss.“ Er wirft mir ein teuflisches Grinsen zu und lässt sein Handtuch auf den Boden fallen.

      „Das wäre super … wenn es dir nichts ausmacht.“

      Schnell kommt er zu mir und stellt sich neben mich. Ohne meine hochhackigen Schuhe ist er ein ganzes Stück größer als ich.

      „Ganz und gar nicht.“ Er grinst immer noch. „Dreh dich um.“

      Ich drehe ihm den Rücken zu und atme tief durch. Er ist mir sehr nah und seine nackte Brust berührt mich fast. Fast. Ich spüre die feuchte Hitze, die sein Körper ausstrahlt, und mich mit seiner Wärme umhüllt. Sanft berühren seine Hände meine Schultern, und als er sich vorbeugt, streifen seine Lippen mein Ohr, was mir einen Schauer über den Rücken jagt.

      „Soll ich jeden Haken und Knopf einzeln öffnen, oder es dir einfach herunterreißen?“ Er macht nur Spaß, doch seine Stimme ist sinnlich rau. Er hat Lust, zu spielen, und ihm gefällt die Jagd, aber ich bin noch nicht bereit, mich einfangen zu lassen.

      „Ich würde das Kleid nur ungern zerstören, es ist so hübsch“, antworte ich unschuldig. Ich habe einiges mit diesem Kleid vor. Mit all der Spitze, den Knöpfen und der Seide kann ich mindestens zehn verschiedene Outfits und Accessoires herstellen.

      „Gute Entscheidung“, stimmt er zu. „Aber das sind eine Menge Knöpfe. Das ist fast wie ein Geschenk auszupacken.“

      „Ich glaube nicht, dass ich als Geschenk etwas tauge.“

      Seine Finger arbeiten an den Knöpfen und berühren dabei jedes Mal meine Haut. „Das werde ich selbst entscheiden, wenn ich dich aus dem Kleid befreit und im Bett habe.“

      „Oh …“ Mir bleiben die Worte im Hals stecken, mein Herz rast und zwischen meinen Beinen wird es unerwarteterweise feucht. „I-ich glaube nicht, dass ich schon soweit bin.“

      „Du hast soeben geheiratet, Schätzchen, bereiter kann man gar nicht sein.“ Noch ein Knopf wird geöffnet.

      „Ich weiß … es ist nur … das ist viel beängstigender als ich dachte. Ich hatte nicht geplant, dass du mich ausziehst. Oder, dass wir zusammen ins Bett gehen. So schnell schon.“

      Seine Hände auf meinem Rücken gleiten tiefer. „Aber hier sind wir nun, allein in einem Hotelzimmer in unserer Hochzeitsnacht, und du hast ein Kleid an mit einer Million winzigen Knöpfen, und ich ziehe es dir aus. Das macht mich ein bisschen an, und ich dachte, das wäre dann der nächste Schritt.“

      Langsam nicke ich. Da hat er recht. Wenn ich keine Hotelangestellte rufe, die mir mit dem Kleid hilft, kann ich ihn nur das schöne Kleid zerreißen oder es mir ausziehen lassen.

      Meinen Ehemann.

      Unwillkürlich erbebe ich.

      „Bin ich denn so widerlich?“, fragt er.

      „Nein … nur nicht, was ich erwartet hatte.“


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