To Love Talon. Carian Cole

To Love Talon - Carian Cole


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zieht sie mich auf die Füße. „Ich muss gehen, weil ich deine Trauzeugin bin.“

      „Es ist unfair, dass du ihn zuerst zu sehen bekommst.“

      „Pech gehabt. Vergiss nicht, dass Rob, Dr. Hollister und das Wissenschaftlerteam an deiner Seite sind. Sie sitzen links, wenn du den Gang entlang gehst.“

      Na wunderbar. Kats Freund und das Romantikerteam sind die Einzigen auf meiner Seite. Mein Bräutigam wird mich für eine totale Versagerin halten, wenn er sieht, dass ich keine Familie habe und nur eine Freundin.

      Kat umarmt mich zum Abschied, bevor sie ihren Platz am Altar einnimmt, und lässt mich allein. Ich beäuge das Fenster und ziehe es als Fluchtweg in Betracht. Ich befinde mich im Erdgeschoss des Hotels und könnte leicht hinausklettern und vor diesem Wahnsinn davonlaufen. Single zu sein erscheint mir gar nicht mehr so schlimm. Ich war es lange genug und könnte es noch länger aushalten.

      Leise klopft es an der Tür und Kimberly, unsere Ansprechpartnerin im Team, steckt ihren Kopf herein.

      „Alles klar bei dir? Ich möchte nur nach dir sehen.“

      Nein, geh weg. Ich werde gleich flüchten und als eine alte Katzenlady enden.

      Schnell kommt sie rein, schließt die Tür und strahlt mich an. Sie sieht hübsch aus mit den dunkelbraunen Haaren, die ihr in Wellen über die Schultern fallen, anstatt dem Pferdeschwanz, den sie sonst immer trägt. Ich nicke und erwidere das Lächeln, allerdings nicht so strahlend wie sie. „Du siehst klasse aus, Kim.“

      „Hey, das ist mein Text, Dummerchen. Und das stimmt auch. Das Kleid steht dir fantastisch.“

      „Danke. Ich komme mir overdressed vor und irgendwie fake.“ Ich glätte das weiße Satinkleid, das sich mit jeder Minute schwerer anfühlt.

      „Alle Bräute fühlen sich so. Hochzeitskleider sind immer zu eng, oder zu aufgebauscht und viel zu lang. Ich konnte es nicht erwarten, meins endlich ausziehen zu können, als ich geheiratet habe.“

      Ich sehe sie an und atme tief durch. „Ich nehme an, jetzt ist es soweit?“

      „Ja.“

      „Haben die anderen Paare schon geheiratet?“ Ich frage mich, wie es für sie war und ob sie mit ihren Partnern zufrieden sind.

      „Ja, jetzt sind sie alle verheiratet und ich habe mich heute nach ihnen erkundigt. Allen geht es gut. Und dir wird es auch gut gehen, versprochen.“ Sie strahlt mich wieder an. „Alle sind fertig und in ein paar Minuten wird die Musik einsetzen. Und dann gehst du den Gang entlang, okay?“

      „Verstanden.“ Mein Mund ist trocken und fühlt sich wie ein Wattebausch an.

      „Du bist ein Glückspilz.“ Sie seufzt verträumt und geht aus dem Zimmer.

      Ich hoffe, dieser Kommentar bedeutet, dass mein Ehemann ein toller Hecht ist. Anscheinend ist es so, denn sonst hätte sie das nicht mit diesem dämlichen Grinsen im Gesicht gesagt. Ich überprüfe mich noch einmal im Spiegel und lächele mich schwach an. „Okay, Zeit Mrs. Irgendwer zu werden“, flüstere ich, gehe aus dem Zimmer und halte vor der Tür des Raumes an, in dem die Trauung stattfindet. Dort warte ich darauf, dass die Musik einsetzt. Ich starre die Tür an, mein Herzschlag beschleunigt sich und meine Hände fangen an zu schwitzen. Ich umklammere den Brautstrauß aus rosa Rosen.

       Hau ab! Da ist eine Tür mit einem großen Ausgang-Schild darüber!

       Nein, bleib hier! Der Mann deiner Träume befindet sich hinter dieser Tür!

       Lauf, Idiotin! Das ist das Dümmste, was du je gemacht hast!

      „Nervös?“

      Die tiefe männliche Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.

      „Äh, oh ja.“ Ich räuspere mich und betrachte den großen Mann mit breiten Schultern, einem dunklen Pferdeschwanz, dunkelbraunen Augen und einem Fünf-Uhr-Bartschatten. Er verströmt etwas Anziehendes, was ich nicht genau benennen kann, doch ich muss mich dazu zwingen, den Augenkontakt abzubrechen.

      „Das ist normal“, sagt er. „Es ist ein großer Schritt.“

      „Ja.“ Ich wende mich wieder der Tür zu.

      „Du willst doch nicht etwa ganz allein den Gang entlang gehen, oder?“

      Ich knirsche unabsichtlich mit den Zähnen. „Doch.“

       Geh weg!

      „Würdest du mir die Ehre gestatten?“ Er lächelt und hält mir seinen Arm hin.

      Ich sehe ihn an, als sei er verrückt geworden. „Äh … das geht nicht. Ich kenne dich doch gar nicht.“

      Er zwinkert mir zu. „Ich bin Asher Valentine. Dein zukünftiger Schwager.“

      Heilige Scheiße.

      Sein Bruder.

      Der Bruder meines Ehemannes.

      „Oh! Es tut mir leid. Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Asia. Asia Jenson.“

      Er hält mir erneut seinen Arm hin und nervös hake ich mich bei ihm unter.

      Er lächelt. „Ich kann schließlich nicht die Braut meines kleinen Bruders ganz allein zu ihm gehen lassen, oder?“

      Warum kann ich keinen Vater haben, der das für mich tut? Oder einen netten großen Bruder, wie dieser hier? Tränen steigen mir in die Augen, als ich an meine Eltern denke, die niemals richtige Eltern waren, und einen Bruder, der mich nur ausgenutzt hat.

      Asher beugt sich zu mir hinab und flüstert: „Keine Sorge, Asia. Jetzt bekommst du die Familie, die du dir immer gewünscht hast.“

      Bevor ich etwas antworten kann, beginnt die Musik. Die Doppeltür öffnet sich und wir schweben den Gang entlang wie in einem Traum. Ich fühle mich wie außerhalb des Körpers, sehe mich selbst aus der Entfernung. Alle drehen sich zu uns um. Links auf meiner Seite sitzen ein paar Pärchen, die ich nicht kenne, und Kats Freund und das Team. Meine Seite ist also nicht leer, wie ich gedacht hatte. Wie sie sein sollte.

      Die rechte Seite, seine, ist voller lächelnder Gesichter. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, was so ungewöhnlich an ihnen ist. Die meisten der männlichen Gäste haben verdammt lange Haare. Und Piercings. Und Tattoos.

      Heilige Scheiße, bin ich in einem Rock-Konzert gelandet? Was ist hier los?

      Als wir uns dem Altar nähern, sehe ich zuerst Kat an, die mir aufgeregt ihren erhobenen Daumen zeigt, was mir in dieser Situation recht unpassend erscheint. Immerhin ist das hier eine Hochzeit. Oder?

      Asher entlässt mich von seinem Arm, küsst meine Wange, wendet sich seinem Bruder zu, umarmt ihn kurz und geht zu seinem Platz hinter uns.

      „Darf ich euch vorstellen?“, fragt die Standesbeamtin freundlich. „Asia Jenson, das ist Talon Valentine. Bitte nehmen Sie sich an die Hände.“

      Ich merke nicht, dass ich die Hände bewegt habe, doch schon werden sie von großen, warmen Fingern umschlossen. Die Stimme der Standesbeamtin scheint eine Million Meilen weit entfernt zu sein. Langsam hebe ich den Blick und schaue in die Augen meines Zukünftigen. Sie sind genauso dunkelbraun wie die seines Bruders, nur mit einem frechen, sexy Funkeln darin.

      Oh Gott.

      Das ist nicht mein Traummann.

      Das ist mehr eine hippiemäßige Rockstarversion von Tarzan. Sein dunkelblondes Haar ist fast so lang wie meins, und fließt über seine Schultern und auf seine Brust. Er trägt keine Krawatte, das Oberhemd unter der Anzugjacke ist oben offen und lässt Tattoos auf der Brust sehen. Das entspricht nicht der Beschreibung in meiner Bewerbung. Seine Lippen bewegen sich, doch ich kann ihn durch die Schreie in meinem Kopf nicht hören. Schon gleitet ein Ring über meinen zittrigen Finger.

      Habe ich schon Ja gesagt?

      Die Standesbeamtin fordert mich auf, mein Ehegelübde zu sprechen. Ich tue es mit roboterhafter


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