Ester. Jean-Daniel Macchi

Ester - Jean-Daniel Macchi


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steht, entstand im Judentum von den ersten Jahrhunderten u. Z. an.280 Der Traktat Megilla des Babylonischen Talmuds enthält einen midraschartigen Kommentar zu Ester (b. Meg. 10b–17a).281 Der erste Teil des Midrasch Ester Rabba282 geht wahrscheinlich auch auf die Zeit des Talmuds zurück. Die beiden Targumim zu Ester283 gehen weit über eine einfache aramäische Übersetzung hinaus; sie stellen die eigentlichen Midraschim zum Buch Ester dar und stammen aus dem 7.–9. Jahrhundert u. Z. Eine beträchtliche Zahl von midraschartigen Texten zu Ester wurde noch zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert geschrieben, so beispielsweise der kleine Midrasch über Ester in Pirqe de Rabbi Eliezer (Kap. 49–50), die Ergänzung zum Midrasch Ester Rabba, gekennzeichnet durch die Hinzufügung des Kommentars zu Est 3–8, mehrere Midraschim zu Ester wie Midrasch Abba Gorion und Midrasch Panim Aḥerim. Außerdem enthalten Midrasch Leqaḥ Tov und das Buch Josippon lange Abschnitte über das Buch Ester.

      Von mittelalterlichen jüdischen Autoren wurde das Buch Ester häufig kommentiert; so etwa von Raschi, Raschbam, Maimonides, Ibn Esra und Gersonides sowie von den Kabbalisten Bachja ben Ascher und Abraham Saba.284 Auch später noch wurden dem Buch ausführliche Kommentare gewidmet, wie im 18. und 19. Jahrhundert die Werke des Gaon von Wilna oder von Raphael Hiya Pontremoli (Me’am Lo’ez) belegen.

      3.2. Ester im Christentum

      Im Christentum hat das Buch Ester eine eher untergeordnete Rolle gespielt. In der christlichen Liturgie hatte das Buch nur geringe Bedeutung, und so ist es auch weiterhin.285

      Wie bereits erwähnt, wurde Ester in der frühchristlichen Literatur relativ selten zitiert.286 Die wenigen christlichen Kommentatoren des Buchs im Mittelalter – darunter Hrabanus Maurus und Walahfrid Strabo im neunten Jahrhundert und Rupert von Deutz im zwölften Jahrhundert287 – bieten eine allegorische Lesart des Werks. Ester wird als Repräsentantin der Jungfrau Maria oder der Kirche dargestellt, die der Synagoge (Waschti) oder dem Teufel (Haman) gegenübersteht.

      Vom 16. Jahrhundert an, seit der Erfindung der Druckerpresse und der Reformation, entstanden immer mehr Studien zum Buch Ester – sowohl von protestantischen als auch von katholischen Autoren.288 Auch in der europäischen Kunst von der Renaissance an bis ins 17. und 18. Jahrhundert hinein stieß die Ester-Erzählung auf erstaunliche Resonanz.289 Zu den bekanntesten Gemälden, die Szenen aus dem Leben von Ester darstellen, gehören Botticelli/Lippi, Szenen aus dem Leben Esthers (1475, Louvre, Paris), Veroneses Deckenfresken in der Kirche San Sebastiano (1556 Venedig) und Rembrandt, Ahasver und Haman beim Fest von Esther (1662, Puschkin-Museum, Moskau).

      Im französischen Theater des 16. und 17. Jahrhunderts nimmt die Ester-Erzählung beträchtlichen Raum ein. Zu erwähnen wären Aman, tragédie sainte von André de Rivaudeau (1566), Esther von Pierre Mathieu (1583), Aman ou la Vanité von Antoine de Montchrestien (1601), Esther von Pierre Du Ryer (1643) und natürlich Racines Esther (1689). Das häufige Auftreten der Ester-Thematik in den Theaterproduktionen dieser Zeit kann insbesondere im Zusammenhang mit dem Streit zwischen Katholizismus, Protestantismus und Jansenismus sowie der Gewalt zwischen den Gemeinschaften im Zusammenhang mit der Aufhebung des Edikts von Nantes erklärt werden.290

      Was die Musik anbelangt, verdient Händels Oratorium Esther (HWV 50, 1732) Beachtung. Aus Platzgründen kann hier nicht auf die Rezeption von Ester in der modernen Literatur und im Kino eingegangen werden.

      G. Zum Aufbau dieses Kommentars zu Esters masoretischer Fassung

      Der anschließend gebotene Kommentar ist folgendermaßen aufgebaut. Am Anfang jedes Kapitels291 werden die Hauptthemen und -aspekte des masoretisch-hebräischen Texts (MT) vorgestellt. Dem schließt sich Perikope für Perikope eine möglichst wortgetreue Übersetzung des MT auf der Grundlage des Codex Leningradensis (B 19a) an, gefolgt von Anmerkungen zum Text und zur Übersetzung. Sodann wird jede Perikope kommentiert (synchrone Analyse).

      Jedes Kapitel endet mit einer diachronen Analyse, die aus drei Abschnitten besteht. Im ersten Abschnitt werden die Inhalte von Proto-Ester, die sich im Alpha-Text (A.-T.) spiegeln, übersetzt und diskutiert. Im zweiten Abschnitt wird untersucht, wie die protomasoretische Redaktion ihre Quelle überarbeitet hat. Die verschiedenen proto-masoretischen „Extras“ werden aufgelistet und die spezifischen stilistischen und thematischen Details dieser makkabäisch-hasmonäischen Redaktionsphase diskutiert. Zuletzt werden die späteren Änderungen des hebräischen Texts und die Entstehung der Übersetzungen kurz angesprochen.

      Die sechs Zusätze in den griechischen und lateinischen Fassungen von Ester werden in einem eigenen Kapitel am Ende des Bands diskutiert.

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