Gottes Angebote. Manfred Engeli
in allem Regie führen und seine Werke durch uns tun kann.10
Unsere Hingabe geschieht aus Liebe zu Gott und in ganzer Freiwilligkeit; Gott sucht Söhne und Töchter nach dem Vorbild Jesu, keine Marionetten.1.2.2. Die doppelte Grundentscheidung
Wenn Gott wirklich Mitarbeiter sucht, stehen wir vor einer doppelten Grundentscheidung:
1)Will ich mit Gott zusammenarbeiten oder will ich versuchen, das Gute in eigener Regie und mit meinen eigenen Mitteln zu vollbringen?
2)Wenn Zusammenarbeit: Will ich Für-Arbeiter für Gott oder Gottes Mit-Arbeiter sein? Von der ersten Art hat er wohl viele; die zweite, deren Vorbild Jesus ist, ist seltener.11
Es ist ein mutiger und folgenreicher Schritt, sich für die Zusammenarbeit mit Gott zu entschließen. Die klarste Art, wie der Entschluss vollzogen werden kann, zeigt uns Paulus:
Weil Gott so viel Erbarmen mit uns hatte, rufe ich euch zu:
Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung! Bringt ihm euch selbst als lebendiges Opfer dar, an dem er Freude hat. So vollzieht ihr den Gottesdienst, der Gott wirklich gemäß ist.
Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr im Innersten von Gott umwandeln. Lasst euch eine neue Gesinnung schenken. Dann könnt ihr erkennen, was Gott von euch will. Ihr wisst dann, was gut und vollkommen ist und was Gott gefällt.12
Paulus weiß, dass man die Barmherzigkeit Gottes an sich selber erfahren haben muss, bevor man sich ihm so bedingungslos hingeben kann.
Deshalb möchte ich Sie an dieser Stelle dazu einladen, sich auf den durch die weitere Lektüre des Buches in Ihnen ausgelösten persönlichen Prozess einzulassen. Machen Sie selbst möglichst viele eigene Erfahrungen mit Gottes Angeboten und seinem barmherzigen Handeln und setzen Sie sich ehrlich mit den vermittelten Erfahrungen und Schlussfolgerungen auseinander. Gegen Ende des Buches, wenn Sie besser wissen, worum es sich bei der Zusammenarbeit mit Gott und dem Ansatz der Finalen Seelsorge handelt, werde ich auf diese grundsätzliche Entscheidung zurückkommen und Sie ermutigen, den großen Schritt, den ich selber nie bereut habe, auch zu wagen.13
1.2.3. Ein Lernprozess beginnt
Mit dieser Grundentscheidung beginnt ein herausfordernder Lernprozess.14 Er hat damit zu tun, dass unser Verhalten stark durch Gewohnheiten und Automatismen geprägt ist. Man ertappt sich deshalb immer wieder bei Regungen, Gedanken und spontanen Handlungen, die im Gegensatz zum gefällten Entschluss stehen. Hier gilt es dann, um Vergebung zu bitten, umzukehren und unsere getroffene Entscheidung wieder zu bekräftigen. Wenn wir unserem Entschluss in dieser Weise treu bleiben, werden die alten Gewohnheiten und Reaktionsmuster abgebaut und die dem neuen Mitarbeiterstand gemäßen aufgebaut. So wird sich die neue Gesinnung immer klarer in uns ausprägen.
Es gilt aber nicht nur umzulernen. Es gibt auch neue Kompetenzen zu erwerben, die für Gottes Mitarbeiter unverzichtbar sind.15 Dies hat damit zu tun, dass die Professionalität der Mitarbeiter Gottes andere Anforderungen an uns stellt als die menschliche Professionalität; in der Herausforderung, die sie für uns bedeutet, steht sie dieser aber in keiner Weise nach! Wie und wo können wir diese Kompetenzen erwerben? Hier macht Jesus uns ein Angebot:
Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.16
Jesus ruft uns an seine Seite und bietet sich uns als Modell an. Er ist ein liebevoller, geduldiger und demütiger Lehrer. Er lädt uns ein, die drückenden Joche unserer Verpflichtungen zu verlassen und unter das leichte, sanfte Joch der Sohnschaft und der Freundschaft mit ihm zu treten. Er will die Richtung bestimmen und den Karren ziehen; wir dürfen einfach mitgehen und von ihm lernen, wie er seine Beziehung zum Vater lebt und tut, was er den Vater tun sieht. Unser Alltag ist der Ort, wo wir mit diesem Modellern-Prozess beginnen müssen; er beginnt mit der Treue im Kleinen.17
Wie könnte dieser Lernprozess ganz konkret aussehen? In meiner therapeutischen Tätigkeit hat sich erwiesen, dass das innere Zwiegespräch mit Jesus, dem Jochgenossen, so etwas wie ein Geheimtipp ist: Die Menschen, die nach dem Hingabeschritt von Römer 12,1–2 sogleich begonnen haben, durch ihren ganzen Alltag hindurch alles mit Jesus zu besprechen, habe ich erstaunlich schnell wachsen sehen. So wie alle Menschen das innere Selbstgespräch entwickeln können, sind wir grundsätzlich auch zum Zwiegespräch mit Gott befähigt.
Impulse zur Vertiefung:
Gott sucht Mitarbeiter. Was löst diese Feststellung in mir aus?
Worin möchte ich Gottes Barmherzigkeit erfahren?
1.3. Gottes Angebote
Wenn wir Gottes Mitarbeiter sein wollen, ergeben sich weitere Fragen: Wie geht Gott auf die Nöte und Leiden seiner Geschöpfe ein? Welche Angebote und Wege hält er für die Menschen bereit?
Aus meiner langen Erfahrung heraus bin ich davon beeindruckt, wie vollkommen Gott mit seinen Lösungen auf den Menschen eingeht: Er liebt ihn, achtet seine Würde und weiß um seine Schwachheit:
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.
Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind;
er gedenkt daran, dass wir Staub sind.
Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras,
er blüht wie eine Blume auf dem Felde;
wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.18
Es lassen sich zwei Arten von göttlichen Angeboten und Wegen unterscheiden: einerseits biblisch begründbare und allgemeingültige; andererseits individuelle und einmalige, ganz auf die einzelne Person zugeschnittene göttliche Lösungen.
1.3.1. Die biblischen Angebote
Übersicht 3 vermittelt einen Eindruck vom Reichtum der göttlichen Gaben und Hilfestellungen. Gott macht uns wirkliche Angebote – der Mensch ist nicht dazu verpflichtet, darauf einzugehen. Sie müssen freiwillig beansprucht und in Besitz genommen werden. Im Gegensatz zu vielen menschlichen „Angeboten“ verdienen sie diesen Namen, denn vom Anbieter her sind keine eigennützigen Interessen damit verbunden; Gottes einziges Ziel ist, das Schwere stellvertretend für uns zu tun, uns entgegenzukommen, Entlastung zu schaffen und es uns einfach zu machen.
Der folgende Überblick über die biblischen Angebote (vgl. die angegebenen Bibelstellen) ist aus meinen Erfahrungen in der Finalen Seelsorge und meiner täglichen Bibellektüre über die Jahre entstanden. Er entspricht dem heutigen Stand; aber ich bin auf weitere Entdeckungen gespannt.
Übersicht 3 |
Gottes Angebote |
Versöhnung mit Gott – in die Gottes-Kindschaft eintreten(2Kor 5,18–20; Joh 1,12; Röm 8,14–16) |
Die Freiheit der Kinder Gottes empfangen und bewahren(Joh 8,36; Gal 5,1; Jak 1,25; 1Kor 6,12) |
Nur einen Herrn haben: alles für Gott tun – niemanden sonst zufriedenstellen (Apg 5,29; Mt 23,8–10; 1Kor 4,1–4; Kol 3,17) |
Der Heilige Geist: Beistand, Tröster, Ermutiger, Lehrer, Ausrüster(Gal 4,6; Joh 14,26; 2Tim 1,7; 1Kor 12,4–11) |
Gottes Wort als Brot des Lebens, Wegweiser und zurechtbringende Kraft (Mt 4,3; Ps 119,105; Hebr 4,12–13; Jes 55,10–11) |
Aus der unguten Erblinie austreten – ins göttliche Erbe eintreten(1Petr 1,18–19; Röm 8,17; Kol 1,12; 1Petr 3,9) |
Liebesfähigkeit: Die Frucht des Hl. Geistes – Gottes Kleiderschrank(Mt 22,36–40; Gal 5,22; Kol 3,12–14) |
Versöhnung mit dem Leben: mit der Vergangenheit – dem Heute – der Zukunft (Lk 9,62; Phil 3,12–14; Ps 31,16) |
Versöhnung in den Beziehungen: Vergebung empfangen – Vergebung schenken (2Kor 5,18–19; |