Interstellare Bräute® Programm Sammelband. Grace Goodwin

Interstellare Bräute® Programm Sammelband - Grace Goodwin


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getan?

      Ich wusste es nicht. Ich kannte weder diese Leute, noch ihre Regeln. Ich wusste nicht, wer Freund und wer Feind war oder wem er vertraute. Wem ich vertrauen sollte. Anscheinend niemanden. Zumindest aber wusste ich, dass ich den Rotarmigen nicht über den Weg trauen konnte. Wahrscheinlich würde ich dank dem Schurken, der sich an meinem Bein vergriffen hatte für den Rest meines Lebens Alpträume haben. Ich kam mir vor wie ein Fisch auf dem Trockenen—wie ein verwöhntes, sexuell verhätscheltes, extrem befriedigtes Maskottchen, das aber trotzdem einer anderen Spezies angehörte. Ich gehörte nicht zu ihnen. Ich war ein Alien und das spürte ich bis ins Mark.

      “Willkommen, Legionen.” Styx räusperte sich und Blades Hand kam auf meinem unteren Rücken zum Ruhen. Die Wärme seiner Berührung war mein Trost und erinnerte mich an das, was wir eben erst am Hinterausgang getrieben hatten. Styx hatte sich ein Stückchen vor mich gestellt, um mich vor denen im Raum hier zu beschützen. Beide taten das. Sie beschützten mich. Den gesamten Abend über hatten sie sich auf subtile aber wirksame Weise zwischen mich und alle anderen gestellt. Ein Teil von mir wollte sich darüber aufregen, aber ich machte diesem Erdenmädchen schnell klar, dass es die Klappe halten sollte. Wir befanden uns auf einem fremden Mond, in einem Raum voller Räuber und Betrüger. Ich war äußerst dankbar und mehr als mäßig angetörnt davon, dass zwei der furchterregendsten Männer in diesem Raum mir so offen ihre Ergebenheit deklarierten. Die Tinte oder die Piercings waren gar nicht nötig, um es zu spüren.

      Styx wartete, bis die Stille im Saal unbehaglich wurde und ich begann, nervös auf meinen Füßen hin und her zu treten. Das Schweigen wurde immer erdrückender und zugleich immer erwartungsvoller. Ich erkannte den Schachzug als das, was er war, nämlich eine Machtdemonstration. Eine Forderung nach Respekt.

      Als er zufrieden war, fasste er nach hinten und nahm meine Hand, dann zog er mich vorwärts, sodass ich neben ihm stand. Blade folgte und ich wurde von ihren muskulösen Figuren eingerahmt, beide pressten sie gegen meine Schultern. “Das hier ist unsere Partnerin Harper, von der Styx-Legion.”

      Es herrschte weiterhin Stille und ich biss meine Lippe, weil ich mich fragen musste, ob ich irgendetwas sagen sollte. Etwas tun sollte. Die verbale Kundgebung war gar nicht nötig gewesen. Alle wussten, wer ich war. Es war eher eine Ankündigung.

      Bis Astra schließlich ihr Glas hob und ihre Volltrecker ihrem Beispiel folgten. Sekunden später wurden alle Gläser im Raum in die Höhe gereckt und sie ergriff das Wort. “Auf Harper von Styx.”

      “Harper von Styx.” Der Saal ertönte im perfekten Gleichklang.

      Alle tranken. Blade atmete erleichtert aus. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er die Luft angehalten hatte und Styxs Schultern entspannten sich. Er drückte behutsam meine Hand und ich drückte zurück. Ich hatte keine Ahnung, was diese Show hier eigentlich sollte, aber später ich würde sie fragen, damit sie es mir erklärten.

      Mein Magen knurrte und der Duft nach frischen Früchten und Käse und einer Art köstlichem Würzfleisch machte mich fast benommen.

      Blade blickte lächelnd auf mich herab. “Hungrig, Liebes?”

      “Ja, ausgehungert. Ihr habt mir ziemlich Appetit gemacht,” flüsterte ich.

      Styxs Arm glitt um meine Taille und ich fand mich gegen seine harte Hitze gepresst wieder. Nein, eher war ich dabei an ihm zu zerschmelzen. Was die beiden anbelangte, so hatte ich kein bisschen Selbstbeherrschung. Es waren erst zehn Minuten vergangen und doch wollte ich sie schon wieder. Ich wusste, dass sie nur darauf warteten, bis ich um ihren Biss bettelte. Dass der Biss endgültig war. Heilig.

      Genau diese beiden Umstände hatten mir am Anfang eine Mordsangst eingejagt.

      Jetzt aber wollte ich sie so verzweifelt, dass ich es kaum zugeben wollte, auch nicht mir selbst gegenüber. Vor kurzem erst hatte ich lautstark ihren Biss eingefordert, aber scheinbar hatten sie mir nicht geglaubt. Oder das Timing war einfach schlecht. Oder beides. Vielleicht dachten sie, dass ich im Zustand der Erregung sonst was von mir geben würde, nur um endlich zu kommen. Vielleicht stimmte das ja.

      Viellicht erlaubte mir der sexuelle Rausch, eine kalte, harte Tatsache zuzugeben, der ich nicht ins Auge blicken konnte, solange ich mich unter Kontrolle hatte.

      Ich wollte sie. Ich wollte das, was sie mir anboten. Ich wollte für immer und ewig. Und diese Tatsache jagte mir eine Mordsangst ein.

      10

       Harper

      In einfachen Worten: es würde nicht funktionieren. Ich war immer noch bei der Koalition. Meine Dienstzeit war noch nicht vorüber. Genau genommen war ich die ganze Woche lang unerlaubt dem Dienst ferngeblieben. Wir hatten nicht darüber geredet, denn ich glaubte nicht, dass Styx und Blade sich umstimmen ließen. Eine Sache, die ich auf Rogue 5 gelernt hatte war, dass sie ihre eigenen Regeln machten. Die Regeln der Koalition galten für sie nicht. Vielmehr schienen sie der Koalition gezielt aus dem Weg zu gehen. Was bedeutete, dass Styx sich einen feuchten Dreck scherte, ob seine Partnerin einen ganzen Paragraphen an Koalitionsgesetzen brach. Die Legionäre wurden als Gesetzlose angesehen, genau wie ich jetzt auch.

      Da sie sich scheinbar nicht darum sorgten, eine ganze Flotte mit Kriegern der interstellaren Koalition ans Bein zu pinkeln, schob ich den Gedanken beiseite. Ich hatte dringendere Probleme, als wegen Fahnenflucht ins Gefängnis geschickt zu werden. Ich würde zumindest am Leben bleiben. Mein MedRec-Team würde vielleicht nicht so viel Glück haben. Sie waren irgendwo da draußen, als Gefangene oder Schlimmeres. Ich konnte sie nicht vergessen. Der Gedanke, den mysteriösen Angriff verstehen oder meine vermissten Kollegen zurückholen zu wollen, machte mich hilflos. Ich kannte diesen Planeten nicht, wo also sollte ich anfangen? Ich konnte niemanden in der Koalition kontaktieren. Mir waren die Hände gebunden. Ich musste darauf vertrauen, dass die anderen sie finden würden. Styx und Blade hatten mir versichert, dass die Kopfgeldjäger bereits nach ihnen suchten und dass ich mich nur zurücklehnen und abwarten musste.

      Einfacher gesagt als getan. Geduld gehörte nicht zu meinen Stärken. Nicht, wenn Leute, die mir am Herzen lagen, in Not oder Gefahr waren.

      Dennoch, ich war hier, auf Rogue 5 und ließ mir von zwei geschickten und sehr aufmerksamen Alien-Liebhabern das Hirn rausvögeln, während mein Team sich irgendwo in den Fängen unserer Feinde befand. Mir blieb keine andere Wahl, als Styx und seinen Leuten zu vertrauen; dass sie ihren Job machten, und zwar gut. Sollte ich als ihre Partnerin hierbleiben, dann würde ich mich sowieso daran gewöhnen müssen.

      In der Zwischenzeit verpasste Blade mir einen flüchtigen Kuss. Als ich ein merkwürdiges Geräusch hörte, drehte ich mich von ihm weg. Es klang wie ein Baseball, der auf Massivholz aufschlug. Ein dumpfer Knall. Dann ein Rollen. Ich sah das Objekt, es war metallisch und rund und rollte über den Boden. Es war eher so groß wie ein Softball, glänzte aber. Ich folgte der Richtung, aus der es gekommen war und erblickte eine finstere, männliche Miene. Ich japste, denn ich erkannte ihn sofort—der Typ vom Schlachtfeld auf Latiri 4. Silbernes Haar, helle Augen, leerer, abgestumpfter Blick. Ich hatte ihn damals nur wenige Sekunden lang gesehen, aber ich war sicher. Dieses Gesicht würde ich nie wieder vergessen. Nie.

      Etwas stieß gegen meinen Fuß. Der Softball. Als ich wieder aufblickte, sah ich das Grinsen auf seinem Gesicht. Es war bösartig. Bedrohlich.

      Das war genau dann, als ich das Piepen hörte. Es war leise. So leise, dass es kaum wahrnehmbar war.

      “Styx!” Blade schrie erst, dann kickte er das Objekt weg von mir, und zwar mit der Kraft eines Profifußballspielers.

      Mein Blick huschte vom familiären Gesicht des Fremden zu Blades Fußschlag. “Was—”

      Noch bevor ich meinen Satz beenden konnte, hob Styx mich nach oben und warf uns beide auf den Boden, sein Rücken zeigte Richtung Saal, sein Körper war beschützend um mich geschlungen, als alles in die Luft flog. Ich landete hart auf allen Vieren und spürte Styxs schweres Gewicht gegen meinen Rücken.

      Die


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