Interstellare Bräute® Programm Sammelband. Grace Goodwin

Interstellare Bräute® Programm Sammelband - Grace Goodwin


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      Keine Schreie.

      Keine verdammte Person hier war am Schreien. Die Rufe kamen erst, als mein Hörsinn wieder zurückkam.

      Ich roch Blut. Kein menschliches Blut. Kein schwerer Eisengeruch. Das hier war erdig, schwer.

      Es roch wie der Tod.

      Ich wollte mich aus Styxs Griff befreien, aber er weigerte sich loszulassen, als ich erste Reaktionen hörte. Gewusel. Harsche, kühle Befehle von Leuten, die es gewohnt waren zu kämpfen. Die es gewohnt waren zu bluten. Die den Tod gewohnt waren.

      “Lass los!” Ich wehrte mich mit aller Kraft, aber meine Muskelstärke war der seinen deutlich unterlegen. Ich spürte seine Körperwärme, die festen Stränge seiner Muskeln, wie sie sich krampfartig verspannten.

      “Nein.” Er drückte mich noch fester an sich. Ich spürte seinen Atem an meinem Nacken, sein Herz, wie es gegen meinen Rücken hämmerte. “Erst, wenn Blade es sagt.”

      “Blade ist vielleicht verletzt worden, du Schwachkopf. Lass. Mich. Los.” Ich boxte mit der Faust auf seinen Unteram. Ob er nun losließ oder nicht, seine Entschlossenheit mich zu beschützen war offensichtlich. “Sofort. Lass mich ihnen helfen. Wenn Blade etwas zustößt, dann werde ich dir das niemals verzeihen. Niemals.” Klar, das war unterste Schublade. Aber ich war bis in Mark erschüttert, als ich feststellte, dass es auch stimmte. Blade gehörte mir. Er war wichtig. Nicht, dass die anderen Verletzten im Raum unwichtig waren, aber es war die Wahrheit. Sollte Blade wegen Styxs Unnachgiebigkeit draufgehen, dann würde ich ihm das niemals verzeihen.

      Heilige Scheiße, ich hatte mich verliebt. Ich hatte mich in diese beiden dominanten, überfürsorglichen Aliens verliebt.

      Styx lockerte die Arme und rollte von mir weg. Noch bevor ich mich umgedreht hatte, war er bereits wieder auf den Beinen. Um mich zu beschützen. Schon wieder.

      Ich stand auf wackeligen Knien, meine Ohren rauschten und ich musste an Styxs imposanter Figur vorbeischauen, um den Raum zu betrachten. Kein Feuer, nur schwarzer Rauch, der in Richtung Decke zog.

      Körper auf dem Boden. Blut. Blicke voller Schock, Resignation und Schmerz.

      Eine Welt, mit der ich bestens vertraut war. Meine Welt, fast zwei Jahre lang. Ich schob mich an Styxs Schulter vorbei und zerrte ein hübsches Stück Stoff von einer der Tischdekorationen. Es war sauber.

      Ich reichte es Styx, hustete vor lauter Qualm. “Reiß das in Streifen und besorg mir einen ReGen-Stift. So viele wie möglich. Wir werden sie brauchen.” Ich sprang von der Plattform und suchte Blade. Er stöhnte, aber er regte sich. Er öffnete die Augen und blickte vom Boden zu mir auf.

      “Blade!” Ich fiel neben ihm auf die Knie und tastete jeden Zentimeter seines Körpers ab. Als seine Mundwinkel sich verzogen und er mich für einen Kuss heranziehen wollte, wusste ich, dass er in Ordnung war. Styx und Blade ging es gut.

      Ich konnte aufatmen. Wieder wurden meine Sinne vom Gestank nach Rauch, Chemikalien und Blut überwältigt. Aber ich war hier. Präsent. Ich konnte noch denken.

      Blade streckte die Hand nach mir aus. “Harper. Harper. Harper.” Mein Name war wie ein Mantra auf seinen Lippen und er hob den Kopf und wollte mich küssen.

      Ich drückte ihn runter, sein Kopf landete dumpf auf dem Boden. Er grinste.

      “Ich bin nicht da, um dich zu befummeln, du Tölpel. Ich stelle sicher, dass du nicht verletzt bist.”

      Er schaute an sich herunter, ich folgte seinem Blick und sah die dicke Beule in seiner Hose. Jupp, ihm ging es bestens.

      Etwas Dunkles und Bedrohliches löste sich in meinem Herzen und die Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hielt sie zurück, sammelte mich wieder. Während der Triage durfte ich nicht die Nerven verlieren. Punkt. Stattdessen zwang ich mich, ihn mit wässrigen Augen anzulächeln, dann küsste ich ihn auf die Wange. “Mach sowas nicht noch einmal,” warnte ich ihn. Er hatte mich gerettet. Seine David-Beckham-Flanke hatte die Bombe aus dem Zentrum des Saals befördert, weg von den meisten Gästen.

      “Ich werde alles tun, um dich zu schützen, Harper.”

      Diese Kundgabe brachte ihm einen weiteren verheulten Kuss ein, aber ich musste weiter. Mein Helferinstinkt verlangte, dass ich in die Gänge kam. Leute würden verbluten. Sterben.

      Ich nickte ihm zu, dann wandte ich mich ab und prüfte den Raum. “Andere brauchen meine Hilfe.”

      Ohne auf seine Antwort zu warten—er würde mich nur davon abhalten Erste Hilfe zu leisten—, lief ich zum nächsten regungslosen Legionär. Gelb. Blau. Grün. Rot. Silber. Bei der Triage achtete ich nicht auf die Armbänder, sondern ich schätzte den Grad ihrer Verletzungen ein. Im Moment war es scheißegal, welche politischen Tücken auf dieser Mondbasis abliefen. Es gab Verletzte.

      Blade rappelte sich auf und Styx folgte mir, er reichte mir die provisorischen Stoffbandagen, die ich ihm gegeben hatte und die er pflichtbewusst für mich in Stücke gerissen hatte. Als an meiner Schulter ein ReGen-Stift auftauchte, nahm ich ihn meinem wunderschönen, mächtigen Partner dankbar aus der Hand. Er wich nicht mehr von meiner Seite. Er half mir bei der Notversorgung, kam mir aber nicht in die Quere.

      Selbst, als ich bei ihm angelangt war. Ich erschrak. “Du,” keuchte ich.

      Er war bei Bewusstsein, schweißbedeckt, sein Gesicht bleich wie Kreide. Der Grund war offensichtlich. Aus einem tiefen Schnitt in seinem Oberschenkel spritze Blut. Gott sei Dank sudelte das Blut nicht in Schwällen aus ihm heraus, aber das Volumen, das da durch seine Finger sickerte sprach Bände. Ich tippte auf eine durchtrennte Beinschlagader. Und obwohl seine Hände auf die Wunde pressten und versuchten, die Blutung zu stoppen, würde er in den nächsten Minuten wohl verbluten.

      “Kennst du diesen Kronos-Typen?” fragte Blade aus der Ferne.

      Ich ignorierte die Frage. Sie war irrelevant fürs Überleben meines Patienten. “Gib mir eine Stoffbandage oder einen Gürtel. Sofort oder er wird sterben.”

      Der Kronos-Typ, den ich da versorgte, hatte eben versucht mich zu verletzen, mit seiner Bombe hatte er vielen Leuten Schaden zugefügt, aber ich war jetzt durch und durch auf Rettungsschwester gestimmt.

      Jedes Leben war von Bedeutung. Sogar seines. Was er getan hatte, war unter diesen Umständen egal.

      Ich hatte keine Ahnung, wer mir den Gurt von einem Ionengewehr über die Schulter reichte, aber Styx war es nicht. Er hätte auch von einer Zauberfee kommen können, es war egal. Ich schnappte mir den Gurt, schob die Hände des sterbenden Mannes beiseite, schlang ihn um seinen Oberschenkel und zog ihn fest. Ich machte einen Knoten, dann zog ich den Gurt noch einmal fester.

      “Nimm die Seite,” wies ich mit ruhigem, bestimmten Ton Blade an, der jetzt an meiner Seite kniete und hielt ihm ein Ende des Gurtes hin.

      Er packte zu und zog den Gurt fester, bis die Blutung zu einem Rinnsal versiegte und ich sein Bein abbinden und einen Druckverband anlegen konnte.

      “Die Wunde ist zu groß, um mit einem Stift behandelt zu werden. Er braucht einen ReGen-Tank. Sag dem Doktor, dass er die Vene flicken muss, bevor er den Druckverband abnimmt. Wenn er nicht sofort versorgt wird, dann wird er sein Bein verlieren.”

      Zwei kräftige Typen hoben ihn hoch, einer packte ihn unter den Armen, der andere an den Knöcheln und sie schleppten ihn aus dem Raum. Als ich aufstehen wollte, wurde ich von Blade mit einer Hand an meinem Bizeps gestoppt.

      “Du kennst ihn. Woher?”

      Unsere Hände waren blutverschmiert, Blades Gesicht war verrußt. Ich konnte mir nur denken, wie fertig ich aussehen musste. Die Verwundeten wurden fortgetragen oder an Ort und Stelle mit ReGen-Stiften behandelt. Ich sah die Legionsführerin, Astra, wie sie sich gerade um jemanden kümmerte, der eine kleine Schnittwunde an der Stirn davongetragen hatte. Ich konnte einen Moment lang durchatmen, den Kopf freibekommen und mich sammeln. Der Rauch war verzogen, aber der Geruch nach verkohltem Holz und ein Brandgeruch, der mich an die Feuerwerke am vierten Juli erinnerte, lag weiter in der Luft. Ich war total verschwitzt unter meiner


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