Mörderisches Schwerin. Diana Salow

Mörderisches Schwerin - Diana Salow


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ist ja schade«, bedauerte Berger.

      »Ich liebe meinen Beruf. Individuelle Schmuckstücke sind mein Steckenpferd. Jedes Teil sieht anders aus. Keine maschinell hergestellte Ware. Ich arbeite genau nach den Wünschen meiner Kunden. Das macht mir Freude und erfüllt mich.«

      »Das glaube ich Ihnen, Frau Wilke.« Berger sah, dass er sie wieder auf andere Gedanken gebracht hatte. »Der Armreif, den Sie gerade in den Händen hatten, ist auch sehr, sehr schön.«

      »Vielen Dank, Herr Hauptkommissar.« Sie lächelte ein wenig. Berger wollte gerade entgegnen, dass sie seinen Rang in der Anrede nicht ständig benutzen müsse, da fuhr sie fast gedankenversunken fort: »Herr Hauptkommissar, mein Mann und ich … wir lieben uns. Er hat kein Verhältnis mit Frau Holm. Niemals! Das können Sie mir glauben! … Oder denken Sie, er ist einfach untergetaucht und abgehauen?«

      »Ich glaube Ihnen, Frau Wilke«, antwortete Berger. Was er aber dachte, war, dass er schon viele Ehepaare kennengelernt hatte, deren äußeres Erscheinungsbild nicht den wirklichen Tatsachen entsprochen hatte.

      »Sie glauben mir nicht, Herr Hauptkommissar«, zweifelte Verena Wilke die Antwort des Kommissars an.

      Berger schaute ihr direkt in die Augen: »Dann sagen wir mal so, Frau Wilke, ich hoffe, dass Sie recht haben. Daran glaube ich.«

      »Das ist eine ehrliche Antwort, Herr Hauptkommissar.«

      »So, Frau Wilke, ich muss wieder los. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Suche nach Ihrem Mann.«

      »Ja. Sie werden ihn bestimmt finden. Vielen Dank, dass Sie bei mir waren. Vielen Dank!«

      Verena Wilke verabschiedete Thomas Berger, setzte sich an ihren Arbeitsplatz und begutachtete den silbernen Armreif, der kurz vor der Fertigstellung stand.

       Kapitel 10

      Thomas Berger fuhr von der Möwenburgstraße in die Wismarsche Straße. An der Straßenbahnhaltestelle am Lewenberg ergriff ihn ein seltsames Gefühl. Er rief über die Freisprechanlage seines Wagens Lars Paulsen an. »Lars, ich habe gerade mit Verena Wilke gesprochen und irgendwie ein eigenartiges Gefühl.«

      »Warum?«

      »Ich kann es dir nicht erklären. Aber ich möchte, dass wir Frau Wilke observieren lassen.«

      »Gibt es denn einen bestimmten Anlass oder ist das nur dein Bauchgefühl?«

      »Ich möchte es einfach«, gab Berger kurz und ohne weitere Erklärung zurück. »Bitte veranlasse es sofort!«

      »Ja, ja. Ist schon gut. Ich kümmere mich. Hoffentlich klappt das so schnell, wenn du keinen rechtlich-relevanten Grund hast. Du weißt doch, dass ein konkreter Verdacht auf eine Straftat vorliegen muss. Ohne Begründung sehe ich schwarz«, antwortete Lars Paulsen patzig. »Andererseits hast du ja vielleicht recht! Wir kommen momentan eh nicht weiter in unseren Ermittlungen.«

      »Lass dir irgendetwas einfallen, damit wir die Observierung durchbekommen.« Bergers Stimme wurde schon etwas lauter als sonst.

      »Ich bin ja nicht blöd. Irgendetwas wird mir schon einfallen.« Lars Paulsen beendete das Telefonat, ohne sich zu verabschieden. Eigentlich hatte er Feierabend und wollte mit seiner Freundin Kirsten im Schlossparkcenter shoppen gehen. ›Mist!‹, dachte er, drehte sich um und ging wieder in sein Büro zurück. »Die Einleitung der Observierung geht bestimmt schnell und Geld kann Kirsten bestimmt auch ohne mich ausgeben. Da bin ich mir sicher«, fluchte Paulsen.

      Es dauerte nicht lange, da rief Paulsen seinen Chef zurück. »Du, Thomas, das klappt nicht. Wir haben hier heute Notstand. Nur krankgeschriebene Beamte und der Rest der Kollegen ist im Urlaub. Ich bekomme so schnell keine Observierung umgesetzt. Mit Fahrzeugen sieht es heute auch nicht so rosig aus. Jedes Mal das gleiche Prozedere, entweder haben wir keine Beamten und ein Fahrzeug oder wir haben Beamte und keinen Wagen. Und für die Begründung ›Gefahr im Verzug‹ haben wir momentan keine stichhaltigen Argumente.«

      »So ein Mist«, nörgelte Berger in seinem Auto. Er ließ gerade die Scheibe an der Fahrerseite herunter, da anscheinend die Klimaanlage in seinem Dienstwagen zum wiederholten Male defekt zu sein schien. »Ich danke dir trotzdem!« Berger war zwar wütend, aber wusste im Grunde, dass sein Kollege alles Menschenmögliche tat, um ihn zu unterstützen. ›Dann muss ich eben selbst ran‹, dachte er und wendete seinen Wagen an der Tankstelle kurz vor der Robert-Beltz-Straße. Er fuhr zurück zu Verena Wilkes Wohnhaus in der Möwenburgstraße.

      Nur zehn Minuten hatte Thomas Berger vor dem Haus von Familie Wilke gestanden. Nun öffnete sich das Gartentor neben der Schmuckwerkstatt, Verena Wilke kam heraus, setzte sich in ihr Auto und fuhr los. ›Na, sieh mal einer an!‹, dachte Berger, während er schnell sein Basecap und seine Sonnenbrille aufsetzte. Er wollte keinesfalls riskieren, dass Wilke ihn erkannte und ließ bei der Verfolgung immer mindestens ein Fahrzeug Abstand. Er wusste durch seine langjährige Diensterfahrung, dass die ersten Observierungen die wichtigsten waren. Wenn Verdächtige etwas zu verbergen hatten, dann handelten sie meist schnell und ohne nachzudenken. Entweder waren es Telefonate oder plötzliche Fahrten, die Berger überraschend Fakten offenbart hatten.

      Verena Wilke fuhr zunächst zum Edeka-Markt in der Wismarschen Straße. Dort parkte sie und kaufte ein. Es ging schnell. Ein Ein-Personen-Haushalt, wie sie ihn seit Kurzem ohne ihren Mann führte, war schnell versorgt. Danach fuhr sie in Richtung Innenstadt. Berger war gespannt, wohin es jetzt gehen würde. Es war für die Observierung günstig, dass sie in der Stadt stattfand und Bergers Wagen im Straßenverkehr unverdächtig blieb.

      Auch die nächste Fahrt dauerte nicht lange. Verena Wilke fuhr über den Obotritenring. Sie machte sich nicht die Mühe eines Umwegs und lenkte ihren Golf plötzlich in verkehrter Richtung in eine Einbahnstraße hinein.

      »Scheiße!«, fluchte Berger laut. Entweder hatte sie ihn im Rückspiegel bemerkt oder sie wollte nur Zeit sparen. Darüber nachzudenken, war jedoch unnötig. Berger konnte auf keinen Fall entgegengesetzt in die Einbahnstraße folgen, dann wäre er direkt hinter ihr gewesen und ihr erst recht aufgefallen. Er fuhr einen kleinen Umweg und wollte versuchen, Wilkes Wagen abzupassen. Vielleicht kam sie ihm ja auch entgegen. Berger kurvte extrem langsam die anliegenden Straßen des Demmler-Platzes ab. Er konnte ihren VW jedoch nirgends entdecken. Hinter ihm hupte schon jemand, der in Eile war und den das Herumschleichen des Fahrzeugs vor ihm rasend machte. »Menschenskind, fahr doch vorbei, wenn du es so eilig hast!« Berger winkte mit seinem linken Arm aus dem Fenster und gab dem Fahrer hinter ihm zu verstehen, dass er ihn endlich überholen solle. Der Fahrer zeigte Berger einen Vogel und schüttelte genervt den Kopf. Weiter suchte der Kommissar geduldig die Gegend ab. Irgendwo musste das Auto und dessen Fahrerin doch abgeblieben sein.

      Den Wagen fand er zwar nicht, aber plötzlich sah er Verena Wilke in der Mozartstraße in ein Haus hineingehen. Berger fuhr rechts ran und wartete ab, bis sie durch die Eingangstür war. Dann suchte er sich einen Parkplatz in der Nähe, um sich das Haus näher anzuschauen. Er fotografierte ein goldenes Werbeschild und alle Klingelschilder am Eingang, um diese später zu überprüfen. Kurz überlegte er, sich einen Weg ins Haus zu verschaffen und in der obersten Etage zu warten, aus welcher Wohnung Verena Wilke herauskommen würde. Allerdings wollte er weder riskieren, dass er ihr dabei im Hausaufgang begegnen, noch, dass sie wohlmöglich über Nacht blieb und er stundenlang vergebens warten würde. Vielleicht hatte ihn sein Gefühl auch nur getäuscht?

      Berger setzte sich wieder in seinen Wagen und wartete. Nach einer Stunde brach er die Observierung ab. Es tat sich nichts. Er stand auf einem privaten Dauerparkplatz. Sicherlich würde der Nutzer irgendwann erscheinen. Auf Diskussionen hatte er keine Lust mehr. Er startete seinen Dienstaudi und fuhr nach Hause.

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