Mörderisches Schwerin. Diana Salow

Mörderisches Schwerin - Diana Salow


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den Namen geben?«

      Berger bemerkte, hier saß eine Krimi-Expertin vor ihm.

      »Oder noch besser, Herr Berger. Ich habe etwas zu Hause, wovon Sie DNA-Spuren nehmen können!«

      Der leitende Kommissar staunte, wie hilfsbereit und aufgeschlossen die junge Frau war, um herauszubekommen, ob es sich bei der Verstorbenen tatsächlich um ihre Freundin Caroline Holm handelte. »Was haben Sie denn als Nachweis?«

      »Ich habe Caros Sauna-Tuch. Sie ist an dem Tag so schnell nach Hause geeilt. Da hat sie das Handtuch in der Umkleide liegen lassen. Ich habe es mitgenommen. Heute Abend wollte ich es eigentlich mit meinen Handtüchern mitwaschen. Dann hätte ich ihr das saubere Handtuch beim nächsten Sauna-Besuch zurückgegeben. Aber das ist ja …« Sie fing wieder an zu weinen.

      »Frau Rethel, wir könnten das Handtuch bei Ihnen sofort abholen oder uns auch Zutritt zur Wohnung oder zum Büro von Frau Holm verschaffen. Auch über die Zahnärztin wäre ein Abgleich möglich. Aber das Handtuch ihrer Freundin würde uns am schnellsten bei unseren Ermittlungen weiterhelfen.«

      »Ja, ich gebe es Ihnen sofort. Dann muss ich nicht in die Rechtsmedizin, oder? Liegt Caro da in einem Kühlfach?«

      »Ja, sie ist noch in der Rechtsmedizin. Ich denke, das Saunatuch reicht uns erst einmal aus«, beruhigte Paulsen sie.

      »Frau Rethel, ich muss Sie noch etwas fragen.« Berger wartete die Reaktion auf seinen Satz ab.

      »Ja, fragen Sie ruhig! Es geht gleich wieder.« Sie schnäuzte noch einmal kräftig in ihr Taschentuch.

      »Wenn die tote Frau Ihre Caro ist, haben Sie sich bestimmt auch vertrauliche Dinge erzählt, nicht wahr?«

      »Ja.«

      »Ist Frau Holm Ihre Lebensgefährtin?«

      »Nein.«

      »Könnte es sein, dass Ihre Freundin ein Verhältnis mit ihrem Chef, dem Architekten Jan Wilke, hatte?«

      »Warum fragen Sie mich das? Sie können ihn doch selbst fragen. Ich möchte nichts Falsches sagen.«

      »Herr Wilke ist leider spurlos verschwunden«, erklärte Berger.

      »Was? Der Wilke ist weg?«, fragte die Frau sichtlich überrascht.

      »Ja.«

      »Nein, ich glaube nicht, dass die beiden ein Verhältnis hatten. Er ist verheiratet. Ich glaube aber, dass Caro ihn angehimmelt hat. Er war immer sehr nett und zuvorkommend zu ihr. Und attraktiv ist er auch. Ich habe ihn einmal gesehen, als ich Caro zur Mittagspause aus ihrem Büro abgeholt habe. Vielleicht hat er ja am Mittwoch angerufen und sie ins Theater eingeladen?«, kombinierte sie das aufgeregte Verhalten ihrer Freundin nach dem mitgehörten Anruf.

      »Mag sein«, antwortete Berger. »Lars, würdest du bitte Frau Rethel nach Hause fahren, das Handtuch mitbringen und gleich bei den Kollegen der Spurensicherung abgeben? Wir benötigen dringend einen DNA-Abgleich. Ich bin zu neunundneunzig Prozent sicher, dass das Opfer Caroline Holm ist. Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Frau Wilke.« Berger stand auf. »Vielen Dank, Frau Rethel, Sie haben uns sehr geholfen und uns wichtige Hinweise geliefert. Ganz lieben Dank und mein herzliches Beileid, dass Sie vermutlich Ihre beste Freundin auf so tragische Weise verloren haben. Wenn wir die absolute Gewissheit haben, melden wir uns bei Ihnen noch einmal.«

      Sandra Rethel und Lars Paulsen verließen gemeinsam das Büro.

      Thomas Berger machte sich auf den Weg zu Verena Wilke. Die Neuigkeiten wollte er ihr persönlich mitteilen, um ihre Reaktion von Angesicht zu Angesicht mitzubekommen.

       Kapitel 9

      Hauptkommissar Thomas Berger klingelte eine halbe Stunde später an der Wohnungstür der Wilkes. Da sich nichts tat, aber ein Auto mit dem SloganIhre Goldschmiedin mit ganz viel Herz und Engagement vor der Tür stand, ging er ums Haus herum und entdeckte dort Verena Wilke bei ihrer Arbeit. Berger klopfte vorsichtig an die Fensterscheibe des kleinen Ateliers. »Hallo, Frau Wilke, darf ich reinkommen?«

      Sie fuhr zusammen, als sie ihn erblickte. »Oh, Gott, Herr Hauptkommissar! Jetzt haben Sie mich aber erschreckt.« Wilke legte ihr filigranes Werkzeug und einen silbernen Armreif vorsichtig auf dem Arbeitstisch direkt unter einer kleinen Arbeitslampe ab. »Kommen Sie doch rein, Herr Hauptkommissar!«, forderte sie ihn freundlich auf.

      Der Herr Hauptkommissar trat ein und schaute sich flüchtig um.

      »Gibt es etwas Neues, Herr Hauptkommissar? Haben Sie meinen Mann gefunden?« Verena Wilke sprach schnell und mit hoher Stimme.

      »Nein, wir haben ihn bisher nicht gefunden. Es gibt aber dennoch Neuigkeiten.«

      »Ja, was denn?« Wilke stand regungslos da und war gespannt, was ihr Besucher berichten würde.

      »Heute hat sich eine junge Frau gemeldet, die ihre Freundin vermisst. Diese Freundin ist letzten Mittwoch ins Theater gegangen und ist vermutlich diejenige, die durch die Explosion ums Leben gekommen ist.«

      »Das ist ja schlimm. Aber warum erzählen Sie mir das?«, entgegnete sie und hob dabei ihre Schultern fragend in die Höhe.

      Berger sammelte sich kurz, um nichts Falsches zu sagen: »Ich erzähle Ihnen das, weil vermutlich diese verstorbene junge Frau die Assistentin Ihres Mannes war. Wir benötigen nur noch einen DNA-Abgleich zur Bestätigung.«

      »Wie bitte? Caroline Holm ist die tote Frau aus dem Theater? Das kann doch nicht sein. Wo ist denn mein Mann? Die beiden waren zusammen im Theater? Das glaube ich jetzt nicht.«

      »Weitere Details kennen wir noch nicht, Frau Wilke. Vielleicht waren sie zusammen im Theater? Vielleicht war ihr Mann aber gar nicht dort und nur Frau Holm allein? Wir sind immer noch beim Abgleichen der Gästelisten, wer genau auf welchem Platz gesessen hat. Mein Kollege konnte vor ein paar Minuten einen der verletzten Männer im Klinikum befragen, wie die Frau im Theater aussah, die neben ihm gesessen hat. Die Beschreibung trifft auf die Assistentin Ihres Mannes zu.«

      »Hat der Befragte auch meinen Mann irgendwo in der Nähe gesehen?«

      »Das konnten wir bisher nicht ermitteln«, erklärte Berger.

      »Frau Holm ist ja eine sehr attraktive Frau. Meinen Sie, mein Mann und Frau Holm haben …«, sie verbesserte sich schnell, »… hatten ein Verhältnis?«

      Berger war erleichtert, dass Wilke selbst die Frage aufgeworfen hatte. »Wir wissen es nicht. Ich habe diesen Fakt auch erst bedacht, nachdem eine Freundin von Caroline Holm bei mir in der Polizeiinspektion war.«

      »Können Sie mir bitte die Telefonnummer der Freundin geben?«, bat Verena Wilke.

      »Nein, das darf ich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht. Ich kann aber Frau Rethel fragen, ob ich Ihnen ihre Handynummer übermitteln kann.«

      »Oder sagen Sie doch bitte Frau Rethel, dass ich sie gern sprechen würde und geben Sie ihr einfach meine Telefonnummer.« Sie holte eine Visitenkarte aus dem Regal ihrer Werkstatt.

      »Danke, Frau Wilke. Aber Sie hatten mir schon eine Ihrer Karten gegeben, als Sie die Vermisstenanzeige bei mir aufgegeben haben.«

      »Ja, stimmt.« Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Herr Hauptkommissar, wissen Sie, was mich traurig macht? Warum war mein Mann mit Caroline Holm im Theater und nicht mit mir? Da stimmt doch irgendetwas nicht. Mein Mann hat mich immer zu Events mitgenommen. Nur diesmal nicht. Und jetzt ist seine Assistentin tot und er spurlos verschwunden …«

      Berger wollte die Frau nicht in ihrem Schmerz allein lassen und wechselte schnell das Thema. »Das ist aber eine schöne Werkstatt, Frau Wilke. Ich bewundere Ihre handwerklichen Fähigkeiten.« Dabei schaute er sich aufrichtig interessiert um.

      »Ja, das Goldschmiede-Handwerk gehört zu den ältesten Gewerben der Welt. Ich habe den kleinen Traditionsbetrieb in nunmehr vierter Generation übernommen. Wir haben keine Kinder und daher wird das Juwelier-Geschäft wohl oder übel mit mir


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