Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.

Fluch der verlorenen Seelen - Darina D.S.


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möchte, dass du Teil unseres Teams wirst und dem Orden beitrittst«, antwortete Julien.

      »Warte, das ist zum jetzigen Zeitpunkt zu früh für sie. Bei Amalia fehlt es noch an den Grundlagen in Kampf- und Waffentechniken«, gab Freya zu bedenken.

      »Ja, sie hat recht. Und … äh … muss ich dafür nicht eine Art Aufnahmeprüfung oder ein gruseliges Ritual machen?« Amalia klang verunsichert.

      »Aber natürlich«, warf Yato ein, »heute um Mitternacht entführen wir dich. Unsere Gesichter sind verhüllt mit Schweinsmasken. Wir schleifen dich in die Kirche des Klosters und Opfern auf dem Altar eine Ziege. Anschließend reißen wir dir die Kleider vom Leib und du musst in ihrem Blut baden.« Der Cowboy blickte sie mit ernster Miene an und Amalia starrte verängstigt zurück.

      »Franz!«, schrie Freya und schlug Yato die flache Hand auf den Hinterkopf, sodass ihm der Hut ins Gesicht fiel.

      »Nein, Quatsch! Erst wenn du eine Mission mit uns erfolgreich abgeschlossen hast, wir Collin davon berichtet haben und er es genehmigt, ist ein solcher Beitritt möglich.« Julien stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab und lehnte sich zu Amalia vor.

      »Trotzdem geht das zu schnell, Julien. Ich hatte ein halbes Jahr Training und Unterricht, bevor bei mir vom Orden überhaupt die Rede war«, meinte Freya.

      »Ja, bei mir war es, glaube ich, sogar noch etwas länger und das, obwohl ich bereits Erfahrung im Umgang mit Schusswaffen hatte«, stimmte Yato Freya zu.

      »Ich weiß und es ist auch nicht üblich, dass es so schnell geht, aber Collin und Professor Adams überprüfen jeden potenziellen Schüler, den wir an der Akademie aufnehmen vorab, oder, wenn sie durch Hörensagen von selbst kommen, eben danach. Und anhand ihrer Fähigkeiten wird geschaut, ob sie sich als Doom Slayer eignen oder nur Schüler bleiben, die in einem sicheren Umfeld unterrichtet werden. Collin meint, dass Amalias Kräfte für den Orden von Nutzen sind«, erläuterte Julien.

      »Moment! Collin weiß doch überhaupt nichts über meine Kräfte. Er war noch bei keinem Training dabei.« Amalia schüttelte den Kopf.

      »Es hat gereicht, dass er dir im Büro die Hand geschüttelt hat. Er spürt deine Kräfte«, antwortete Julien prompt.

      »Okay. Aber warum führen die Jackdaws die Akademie, wenn sie von den Nightingales gegründet wurde? Ich verstehe das nicht.« Amalia rutschte auf ihrem Stuhl nervös hin und her. Die Situation überforderte sie; zu viele Informationen brachen in der letzten Zeit wie ein Tsunami über sie herein. Freya berührte ihren Arm und sah ihr tief in die Augen. Aus irgendeinem Grund beruhigte das Amalia.

      »Die Familien haben schon immer zusammengearbeitet und die Akademie auch gemeinsam geführt. Von Beginn an durften nur volljährige Mitglieder der Familien die Einrichtung leiten und damit war sichergestellt, dass die Akademie nie in falsche Hände geriet und der Name niemals für Schandtaten missbraucht werden konnte. Als jedoch die letzten Nachfahren der Nightingale-Blutlinie ums Leben kamen, übernahm mein Cousin Collin die Leitung. Jetzt bereitet er auch mich darauf vor, irgendwann die Führung zu übernehmen. Das Wissen und die Werte der Akademie werden von Generation zu Generation weitergegeben«, erklärte Julien ruhig.

      »Ah, das meinte dein Cousin mit ›dich anzulernen‹. Aber was mir nicht in den Kopf will: Wie zum Teufel seid ihr in der Lage, Geister mit normalen Waffen zu vernichten? Das geht nicht! Also, nein. Ich … ich … meine, nicht jeder sieht diese Kreaturen und dann mit normalen Waffen töten? Nein …«, sprudelte es aus Amalia heraus.

      »Unsere Waffen sind nicht normal und Geister sind an sich immateriell. Auch wenn uralte Groohls die Fähigkeit, von Menschen Besitz zu ergreifen, erwarben, so bleiben sie doch Geisterwesen. Mit normalen Waffen könnten wir ihnen tatsächlich nichts anhaben«, sagte Julien.

      »Kannst du dich noch an den Groohl aus der Psychiatrie erinnern, der in den blauen Flammen verendete?«, wollte Freya wissen. Amalia nickte kaum merkbar. »Dadurch vernichten wir sie. Es nennt sich Fuchsfeuer. Kyuu schmiedet unsere Waffen aus einem speziellen Material namens Zerelantisches Eisen in diesen blauen Flammen. Nur dieses seltene Metall kann bei verfluchten Geisterwesen bleibende Schäden anrichten und – siehst du die durchsichtigen Kugeln mit dem blauen Schimmer darin?« Freya tippte auf das runde Glas mit dem eisblauen Nebel in ihrer Glefe. Erneut nickte Amalia zustimmend. »Das sind Seelen von Tieren, denn nur ein Geist kann einen anderen Geist zerstören. Daher brauchen wir die Tierseelen, um die Kraft des Fuchsfeuers entfachen zu können. Die Kombination Feuer und Eisen ist zwar schädlich für Geisterwesen, also wir können sie damit verletzen, aber ohne die Seelen sind wir nicht in der Lage, die Geister zu vernichten, da wir nur Menschen sind.« Freya atmete tief ein und legte Amalia die Hand auf die Schulter und drückte sie liebevoll. »Ich weiß, das ist jetzt alles viel auf einmal. Mit der Zeit wirst du es verstehen.«

      »Aber wozu die Kutten und Kreuze?« Amalia legte die Stirn in Falten.

      »Um in der Öffentlichkeit als Exorzisten aufzutreten. Deshalb tragen wir auch alle ein Kreuz.« Yato grinste.

      »Das ist nicht der einzige Grund. In früheren Zeiten mussten die Familien beziehungsweise der Orden unter dem Deckmantel der Kirche arbeiten. Das Kloster als Sitz der Einrichtung war deshalb auch keine zufällige Wahl. Später schlossen die Familien ein Bündnis mit der katholischen Kirche und von da an traten die Ordensmitglieder in der Öffentlichkeit als offizielle Exorzisten auf«, erläuterte Julien genauer.

      »Also, habe ich das richtig verstanden, die Ordensmitglieder arbeiten für die katholische Kirche und die wissen von den Geisterwesen?«, hakte Amalia verunsichert nach.

      »Nicht so ganz. Wir arbeiten nicht für sie, sondern mit ihnen zusammen, aber das regelt alles Professor Adams. Da sind wir nicht eingebunden. Deshalb musst du dir darüber auch keine Gedanken machen«, beruhigte Julien.

      Freya verzog unzufrieden die Lippen und Amalia war völlig perplex. Bis vor Kurzem hatte sie noch geglaubt, verrückt zu sein, und jetzt sollte sie einem geheimen Orden angehören, der Geisterwesen bekämpfte? Sie sprang frustriert auf und lief in dem kleinen Raum auf und ab.

      »Amalia, mach dir keine Sorgen, das wird schon schiefgehen«, sagte Yato und kicherte.

      »Aber hoffentlich nicht so wie beim Schießtraining«, scherzte Freya und zeigte mit einem hämischen Grinsen auf seinen Hut.

      Julien musterte die beiden kopfschüttelnd. »Wir haben jetzt leider keine Zeit herumzualbern. Der Auftrag beginnt morgen Nachmittag und wir sollten noch eine Waffe für Amalia finden.«

      Augenblicklich kehrte Stille ein und alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf Julien. Ganz klar erkannte Amalia, dass er der Anführer der Truppe war, auch wenn er sich nicht selbst als solcher bezeichnete.

      »Überlass das mit der Waffe mir, wir müssen erst noch einen Waffentyp für sie finden«, schlug Freya vor.

      Julien schien ihr zu vertrauen; ohne nachzufragen, stimmte er zu.

      »Dann lasst uns die Uniformen holen.« Yato steckte den Revolver – nicht, ohne ihn kurz um seinen Finger kreisen zu lassen – in das Holster zurück. Typisch Cowboy. Das Gewehr nahm er behutsam vom Tisch und drückte es Julien in die Hand. Der verstaute alle Waffen wieder im Schrank. Es schien, als müsste Julien über alles den letzten kontrollierenden Blick haben.

      Währenddessen wühlte Freya in einer der braunen Kisten, die auf dem Boden standen.

      »Bingo, der Umhang müsste dir passen.« Sie streckte Amalia ein zusammengefaltetes schwarzes Stoffstück entgegen. »Ich hol dich morgen um zwölf Uhr ab. Sei fertig!«, mahnte sie.

      Amalia traute sich kein Wort mehr zu sagen. Alle Antworten hatten sie nur mehr verwirrt und so nickte sie nur resignierend.

      *

      Aufgeschreckt vom Wecker sprang Amalia wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. Desorientiert und benommen blickte sie sich um; sie hatte schlecht geschlafen. Die Bilder aus der Bibliothek mit all dem Blut hatten sich wie ein Parasit in ihren Verstand eingenistet und tauchten immer wieder auf. Amalia ging das alles auf die Nerven; sie


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