Die brennende Giraffe. Achim Goldenstein

Die brennende Giraffe - Achim Goldenstein


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sammelt sich und taucht aus ihrer Erinnerung auf. Ihre Hände liegen verkrampft um das Glas mit dem Château Monbousquet, das sie sich an dem rustikalen Holztisch eingeschenkt hat. Sie trinkt einen Schluck und lockert ihre Muskeln.

       Damals hat sie sich noch am gleichen Tag auf den Weg zu ihrem Onkel in die Pflegeanstalt gemacht. Während der rasanten Autofahrt, in der sie alle Verkehrsregeln vergaß, hatte sie nicht ernsthaft die Hoffnung gehabt, Antoine könnte in seinem umnachteten Zustand Licht in das dunkle Geheimnis bringen und sie über die rätselhaften Dinge aufklären. Maylènes Befürchtung bestätigte sich nach einer knapp zweistündigen Tour. Antoine sprach kein einziges Wort und verzog keine Miene, als sie ihn auf den Kellerfund angesprochen hatte. Auch nach dem dritten und vierten Anlauf erhielt sie kaum mehr als ein Blinzeln zur Antwort. Bevor sie zurück nach Hause fuhr, lief sie wie aufgescheucht durch den kleinen Park, der dem Pflegeheim angeschlossen war. Sie stolperte über eine Baumwurzel, die durch die Pflasterung des Weges gedrungen war und verknackste sich den Fuß.

      Nachdem am Abend des gleichen Tages im Restaurant die letzten Gäste gegangen waren, fuhr Maylène nach Hause und richtete sich mit Filou auf der Terrasse gemütlich ein. Sie benötigte für Behaglichkeit selten mehr als guten Wein, Musik und ab und an eine Zigarette. Filou hingegen war allein mit Maylènes Gesellschaft überaus zufrieden.

      Sie erfuhr, dass Antoine seinen Militärdienst in den Jahren 1969 und 1970 auf eigenen Wunsch fernab von Europa in Französisch Guayana abgeleistet hatte, als sie in seinem Notizbuch las. Als einfacher Soldat war er im Dritten Infanterieregiment in Kourou, westlich der Hauptstadt Cayenne stationiert. Die Armee errichtete dort ein Raketenabschusszentrum, dem große Urwaldflächen weichen mussten. Als gelernter Angestellter des Sägewerkes konnte Antoine sein Wissen lohnend einbringen und stieg recht schnell in den Unteroffiziersrang eines Sergents auf. Mit einer der Schulterklappen, die mit gelb-grünen Abzeichen eines Gruppenführers versehen waren, spielte Maylène zwischen ihren Fingern. Sie tat es so, als betrachtete sie nachdenklich ein Beweisstück.

      Maylène goss sich Wein nach, strich dem dösenden Hund über den Kopf und bemühte ihren Tablet-Computer. Sie ermittelte, wo die Stadt Kourou lag. In welchem Land, auf welchem Kontinent, an welchem Ozean. Und sie erfuhr, dass sich das Raketenabschusszentrum über die Jahre zu einem hochmodernen Weltraumbahnhof entwickelt hatte, dem Centre Spitial Guyanais.

      Die losen Blätter waren aus dem Buch herausgerissen worden. Möglicherweise war dies in dem Vorhaben geschehen, sie zu vernichten oder verschwinden zu lassen. Offensichtlich hatte Antoine, oder wer immer das Carnet in den Händen gehalten hatte, es sich, nachdem er die Blätter entfernt hatte, anders überlegt und sie zurück zwischen die Seiten des Tagebuches gelegt. Maylène hatte Mühe, die Schrift zu entziffern. Die Tinte hatte über die Jahre stark gelitten. Hochkonzentriert und mühsam gelang es ihr, den Inhalt zu erfassen. Zeile für Zeile erschloss sich ihr. Sie war so in den Bann der Ausführungen in Antoines Tagebuch gezogen, dass einige ihrer Zigaretten, die sie sich während des Lesens angezündet hatte, im Aschenbecher verglommen und sich wie weißgraue Aschewürmer zwischen den zerdrückten Stummeln schlängelten. Gedankenverloren ließ Maylène es zu, dass sich zwei Insekten in ihrem Glas tummeln konnten. Als sie schließlich zu Ende gelesen hatte, klappte sie das Notizbuch zu, rang schwer atmend nach Luft und blickte verstört in den Nachthimmel, der sich wie ein mit leuchtenden Punkten besetztes Netz über den Garten spannte und irgendwo inmitten des Waldes den Boden zu berühren schien.

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