Die Auslöschung jüdischen Lebens in Kirchberg/Hunsrück in der Zeit des Nationalsozialismus. Группа авторов
Kappeler Str. 3 (früher Nr. 279): Familie Haimann
Kappeler Str. 5 (früher 280): Familie Heymann
Schülerinnen der KGS Kirchberg überreichten Harry Raymon eine Rose vor seinem Elternhaus. „Heute Morgen, da gab es Momente, wo ich den Tränen nahe war“, sagt Harry Raymon später beim Interview in der KGS.
Marktplatz 8 (früher 101): Familie Gerson
Schülerinnen und Schüler der Schul-AG und der Klasse 10d lasen die Schicksale der einzelnen Familien vor, die deportiert und ermordet wurden oder die aus Deutschland fliehen konnten.
Glöcknergasse 6 (früher Affengasse 206): Familien Gerson/Friedberg
Das Schulorchester und eine Bläserklasse der KGS unter der Leitung von Claudia Rat umrahmten die Verlegung auf dem Marktplatz und in der Glöcknergasse (früher Affengasse).
5.3. „Finde deinen Weg nach Haus‘“
Lied von Manfred Häder
WO IMMER DEINE SEELE JETZT IST
SIE WAR ZU LANGE ALLEIN
DOCH DAS IST JETZT VORBEI
ES GIBT EINEN STEIN
MIT DEINEM NAMEN
GUNTER DEMNIG VERLEGT IHN VOR DEIN HAUS
HIER IST ENDLICH
DIE VERGESSENHEIT VORBEI
UND DU KANNST IHN FINDEN
DEINEN WEG NACH HAUS’
JETZT KANNST DU IHN FINDEN
DEINEN WEG NACH HAUS’
FINDE DEINEN WEG NACH HAUS’
FINDE DEINEN WEG NACH HAUS’
FINDE DEINEN WEG NACH HAUS’
FINDE DEINEN WEG NACH HAUS’
TEXT UND MUSIK: MANFRED HÄDER
Manfred Häder, Mitbegründer der Frankfurt City Blues Band, hatte eigens einen Song für die Erstverlegung der Stolpersteine in Kirchberg geschrieben. Schülerinnen und Schüler der Klasse 1Od verlasen an den Verlegeorten die Namen der Ermordeten bzw. Geflohenen.
6. Alle tragen Verantwortung – Empfang in der KGS
6.1. „Wir sind heute froh und stolz“
Begrüßung durch die Schülerinnen Leonie Hammen und Lisa Bauermann
Denkmal auf dem Marktplatz (1998) an die damals bekannten 27 jüdischen Opfer Kirchbergs.
Sonja Wendling und die Schülerin Sabrin Ramadan führten durch das Programm. Zwei Schülerinnen der Schul-AG „Stolpersteine“ begrüßten die Anwesenden beim Empfang in der Aula der Kooperativen Gesamtschule:
„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler, wir begrüßen Sie zur Gedenkveranstaltung in der Aula unserer Schule anlässlich der ersten Stolpersteinverlegung in Kirchberg ganz herzlich im Namen unserer Schüler-AG.
Ich bin Leonie Hammen, bin 14 Jahre alt und besuche die Klasse 9d.
Ich bin Lisa Bauermann, bin ebenfalls 14 Jahre alt und besuche auch die Klasse 9d.
Als wir im siebten Schuljahr waren, haben wir uns im Religionsunterricht sehr intensiv mit dem Judentum als Religion, aber auch mit der Verfolgung der Juden im Laufe der Geschichte beschäftigt. Wir waren auch in Laufersweiler in der Synagoge und wurden durch Herrn Pies an die Situation der Juden im Rhein-Hunsrück-Kreis während der Zeit des Nationalsozialismus herangeführt. Wir merkten, dass uns dieses Thema besonders interessierte und deshalb sagten wir auch sofort zu, als uns Frau Wendling am Anfang des achten Schuljahres fragte, ob wir an der AG zur Vorbereitung der Stolpersteinverlegung teilnehmen wollten.
In dem letzten Jahr beschäftigten wir uns mit dem Schicksal der jüdischen Familien in Kirchberg und erfuhren auch durch Herrn Pies viele wertvolle Informationen zu den schrecklichen Taten des NS-Regimes. An manchen Tagen waren wir verzweifelt, denn die Recherchen zu den jüdischen Familien waren sehr anstrengend und zeitaufwendig. Wir müssen ehrlich zugeben, dass wir kurz davor waren aufzugeben. Aber durch die Hilfe von Frau Wendling und Herrn Pies haben wir es dann doch geschafft und wir sind sehr froh und stolz diesen Tag mit Ihnen allen heute mit gestalten zu können.
Durch die Beschäftigung mit diesem Thema ist uns klar geworden, dass wir alles tun müssen, dass so etwas Schreckliches nicht noch einmal passieren darf. Wir wünschen Ihnen für diese Veranstaltung, dass Sie alle einen guten Einblick über unsere schulische Beschäftigung mit diesem Thema erhalten und an diesen Tag positiv zurückdenken werden“.
6.2. Kleiderbügel als Erinnerungsbrücken
Begrüßung durch den Stadtbürgermeister Udo Kunz
Kleiderbügel als Erinnerungsbrücken Von links: Manfred Häder, Axel Weirich, Harry Raymon (Heymann), Udo Kunz, Ernst-Ludwig Klein
Stadtbürgermeister Udo Kunz begrüßte die Anwesenden und packte aus einer Plastiktüte mehrere Kleiderbügel aus, die alle vom Kaufhaus „Gebrüder Heymann“ stammten. Harry Raymon war überrascht und fasste seine Gedanken über dieses Geschenk in einem Leserbrief an die Rhein-Hunsrück-Zeitung am 17.12.2017 zusammen1:
„… „Was haben Sie dabei empfunden?“ Eine Frage, die in einem Interview selten fehlt, soll sie doch dem Befragten die Chance bieten, seine menschliche Seite vorzuführen. War sie also erwartet worden, ein Zögern des Antwort Suchenden dürfte nicht verwundern. Wem fällt es leicht, Gefühle zu beschreiben?
In diesem Fall handelte es sich um einen alten Kleiderbügel.
Nach dem Beschluss des Stadtrats von Kirchberg, an ihre früheren jüdischen Bürger mit dem Verlegen von „Stolpersteinen“ zu erinnern, war viel Zeit und Energie mit Planen verbracht worden. Neben einem von Schülern organisierten Empfang, bot das ausgearbeitete Programm unter anderem Vorträge und Konzerte an, ein Gedenk-Gottesdienst sowie einen von Schülern organisierten Empfang. Mit der Einladung als Zeitzeuge, war eine Lesung meines autobiographischen Romans „Einmal Exil & zurück“ verbunden“.
„Den Kleiderbügel hatte Stadtbürgermeister Kunz zuhause ausfindig gemacht. Ein Zufall? Das Holzstück stammt aus dem im Jahr 1925 erbauten, noch stehenden Geschäftshauses Kappeler Straße Nummer 5, der ehemaligen Bahnhofstraße. Wie die Beschriftung auf der Unterseite des Bügels, war bis zum Jahr 1935 auf den Fenstern des ehemaligen Tuch- und Kleidergeschäfts, das Firmenzeichen „Gebrüder Heymann“ zu lesen. Die Brüder waren mein Vater Max, und dessen Bruder David.