Der Rundfunk von der Antike bis zur Gegenwart. Jürgen Tiedmann

Der Rundfunk von der Antike bis zur Gegenwart - Jürgen Tiedmann


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Funkverkehr über den Atlantik, so glaubte Marconi, könne man den alten und teuren Seekabeln gehörig Konkurrenz machen. Seine Mitarbeiter erklären ihn für verrückt. Mit 3.500 Kilometern war die Entfernung mehr als zwanzigmal so groß wie bei den bisherigen Versuchen. Zwischen den beiden Stationen lag durch die Erdkrümmung ein 200 Kilometer hoher Wasserberg. Von der Reflektion der elektromagnetischen Wellen aus der Ionosphäre wusste man damals noch nichts.

      In Deutschland werden die ersten drahtlosen Funkversuche durchgeführt. Prof. Slaby und Popow führen Sendeversuche zwischen dem Turm der Heilands-Kirche in Sacrow und Potsdam durch. Slaby und sein Assistent Graf von Arco erzielen zwischen Berlin-Schöneberg und Rangsdorf eine Reichweite von 21 Kilometern.

      Ferdinand Braun erfindet die Kathodenstrahl-Oszillografenröhre zur Demonstration und zum Studium des zeitlichen Verlaufs variabler Ströme.

      In den USA experimentiert Nicolas Tesla mit der drahtlosen Telegrafie. Der Bankier Morgan finanziert Teslas Labor in Colorado Springs und die Sendestation in Wardenclyffe. Zwischen 1897 und 1900 gelingt es Tesla, Signale über die Entfernung von ca. 1.000 Kilometern zu übertragen.

      Marconi sendet das erste Radiogramm. Aufgegeben wurde es von Lord Kelvin (geb. William Thomsen).

      Professor Ferdinand Braun demonstriert in Straßburg die von ihm gefundene “drahtlose Telegrafie durch die Luft”, die in ihrer Anordnung mit induktiver Koppelung eine völlig neue, von Marconis System abweichende Erkenntnis bedeutet.

      Joseph Berliner, Bruder des E. Berliner (Erfinder des Grammophons), gründet in Hannover die Deutsche Grammophon Gesellschaft.

      Der dänische Physiker Valdemar Poulsen meldet in Deutschland sein erstes Patent auf ein „Telegraphon“ an. Das Gerät wird in zwei Ausführungen beschrieben und erlaubt erstmals elektromagnetische Schallaufzeichnung und Wiedergabe (Vorläufer des Tonbandes). Als Tonträger fungiert ein Stahldraht.

      Reginald Fessenden baut eine der ersten Hochfrequenzmaschinen, die 15 kHz erzeugt (Voraussetzung für Sprechfunksender).

      Funkverbindung des East-Goodwin-Luftschiffes mit dem South Foreland-Leuchtturm, wobei erstmalig Hilfe in Seenot gerufen werden konnte.

      Marconi überbrückt den Ärmelkanal zwischen England und Frankreich und stellt die erste internationale Funkverbindung her.

      Englische und französische Behörden grüßen sich über Marconis erste drahtlose Telegrafie-Verbindung über den Ärmelkanal.

      Die französische Marine rüstet erstmals ein Kriegsschiff mit drahtloser Telegrafie aus.

      Marconi ließ auf dem Dampfer St. Paul die erste Zeitung (The Transatlantic Times) mit drahtlosen Nachrichten drucken.

      AT&T kauft das Unternehmen American Bell auf und verschafft sich damit das Telefonmonopol in den USA.

      Slaby & Arco überbrücken im Dienste der kaiserlichen Marine drahtlos 48 km.

      Tesla entwickelt einen HF-Generator, der kontinuierlich eine bestimmte Frequenz erzeugen kann: Continous Wave High Frequency Alternator.

      Braun setzt erstmals seinen Kristallgleichrichter mit Metall-Halbleiter-Kontakt (Spitzendiode, bei der eine verschiebbare Metallspitze gegen einen Halbleiter-Kristall aus Pyrit drückt) als Nachweisgerät für elektromagnetische Wellen ein. Das Gerät wird ab 1906 zum Kristalldetektor, der die Anfänge des Rundfunkempfangs bestimmt, weiterentwickelt.

      Marconi meldet das Patent für eine Abstimmvorrichtung an (Patent Nr. 7777). Mit dieser Abstimmvorrichtung war es möglich, verschiedene Sender, welche örtlich und frequenzmäßig relativ nahe beieinander liegen, zu empfangen.

      Prof. Slaby demonstriert im Berliner Schiffbauerdamm den Eingang drahtloser Telegramme aus dem AEG-Werk Oberspree und gleichzeitig aus der TH Charlottenburg.

      Zwischen der Nordseeinsel Borkum und dem Borkum-Riff-Leuchtschiff wird eine drahtlose Verbindung hergestellt.

      Das an der Ratel-Bank aufgelaufene Schiff MEDORA schickt als erstes einen Seenotruf.

      A. E. Kenelly & Oliver Heaviside entwickeln die Theorie über die Ionosphäre. Durch sie werden Kurzwellenverbindungen über weite Entfernungen möglich.

      Popow überbrückt 72 km drahtlos.

      Eröffnung eines drahtlosen Wirtschaftsrundfunks auf Hawaii. Marconi-Sender verbinden fünf Inseln miteinander.

      Aus der experimentellen Sendestation in Poldhu (Cornwall) gelingt es Marconi, den Buchstaben S (= drei Punkte) drahtlos über den Nordatlantik zu senden. Das Signal wird über eine Distanz von 3.600 Kilometern in Glace Bay (Neufundland) empfangen. Marconi stellt zu seiner Erleichterung fest, dass sich die elektromagnetischen Wellen nicht einfach in den Weltraum verflüchtigen, sondern der Erdkrümmung folgen.

      Rudolf Hell wird in Eggmühl (Oberpfalz) geboren.

      Die Marconi Wireless Telegraph Co. Ltd. rüstet 25 feste Stationen und 30 Handelsschiffe sowie 32 britische Kriegsschiffe mit Funkeinrichtungen aus.

      Max Wien stellt den Löschfunkensender vor.

      Der Berliner Adolf Koepsel führt den Drehkondensator als Abstimmelement in die Funktechnik ein.

      Otto von Bronk veröffentlicht eine Patentanmeldung (DRP Nr. 155 528) für einen Fernsehapparat für farbige Bilder. Die Idee: ein Farb-Fernsehsystem mit Selenzellen, Geißler’schen Röhren und umlaufenden Spiegeln. Bis Farbfernsehen allerdings realistisch wird, vergehen noch einige Jahrzehnte.


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