Run and Gun. Sasha Reed

Run and Gun - Sasha Reed


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Branden in unsere neue Nachbarschaft eingeweiht.

      „Zoey, schön dich wiederzusehen.“ Er umarmte mich fest und ich konnte Zacks bohrenden Blick in meinem Rücken förmlich spüren. Wahrscheinlich dachte er, dass ich ihm seinen besten Freund ausspannte.

      „Du wirkst nicht überrascht“, stellte ich fest.

      „Zack hat mir schon von seinem Glück erzählt.“

      „Ich hoffe sehr, dass Sie heute keine weitere Attacke auf mich geplant haben“, sagte Zack. Ich wandte mich ihm zu und zog eine Augenbraue in die Höhe. Ich konnte nicht sagen, ob er das ernst meinte, oder ob es nur eine lustig gemeinte Anspielung auf unsere erste Begegnung sein sollte. War Zack so nachtragend? Oder hatte er tatsächlich nicht gesehen, dass es keine Absicht, sondern ein Unfall gewesen war? So oder so wollte ich mich lieber auf eine friedvolle Nachbarschaft mit ihm konzentrieren und beschloss, nicht weiter mit ihm darüber zu diskutieren.

      „Das kommt ganz darauf an, ob Sie mir ein Bein stellen oder nicht.“ Ich nickte zu dem Geschenk, das er immer noch in der Hand hielt. „Wollen Sie nicht aufmachen?“

      Er sah mich einen Moment skeptisch an, machte sich dann aber daran, das Papier aufzureißen. Gespanntes Schweigen erfüllte den Raum und als die bunten Fetzen langsam zu Boden segelten und den Blick auf eine Packung Fleckentferner freigaben, begannen Branden und David zu grinsen. Mit angehaltenem Atem wartete ich auf Zacks Reaktion und hätte mir vor Verwunderung fast die Augen gerieben, als er leise lachend den Kopf schüttelte. Dieses fürchterliche Kribbeln kam zurück und breitete sich von meinem Bauch über den ganzen Körper aus. Mein Herz begann zu klopfen und die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Ich musste mich mehr auf meinen bevorstehenden Seelenfrieden freuen, als mir bewusst war. Übertrieben schockiert schnappte ich nach Luft. „Oh mein Gott, ist das …?“ Ich senkte meine Stimme zu einem leisen Flüstern. „Ist das etwa ein Lächeln?“ Und schwups, da war es wieder verschwunden. Stattdessen zog er eine Augenbraue in die Höhe.

      „Saubere Arbeit, Sherlock.“

      „Immer zu Diensten, Watson“, erwiderte ich und deutete eine Verbeugung an.

      „Wenn du die Kunst der Deduktion schon so einwandfrei beherrschst, warum tust du allen Anwesenden nicht einen Gefallen und findest heraus, woher dieser coole Tiger hier stammt?“ Er zeigte auf die Holzfigur neben dem Sofa. „Komischer Zufall, dass es gerade ein Tiger ist.“ Ich betrachtete das Logo auf seinem Pulli. In der Tat komisch.

      „Und da Sie die Kunst der Deduktion offensichtlich nicht beherrschen, ist Ihnen wohl nicht aufgefallen, dass sich Sherlock und Watson niemals duzen.“

      „Allerdings ist mir aufgefallen, dass wir mittlerweile im einundzwanzigsten Jahrhundert leben und das Duzen unter Nachbarn durchaus üblich ist.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich entspannt gegen den Türrahmen zwischen Flur und Wohnzimmer.

      „Nicht unter diesen Nachbarn.“ Vertrautheit mit Zack Conner wollte ich so gut es ging vermeiden.

      „Wir können auch einen Blutsbruderpakt schließen, wenn dir das lieber ist.“

      „Für einen Blutsbruder bin ich nicht männlich genug.“ Sein Blick wanderte langsam über mich und blieb dabei kurz an meinem Ausschnitt hängen. Seine Augen strahlten so intensiv, dass mein Körper sofort zum Leben erwachte und ich unwillkürlich einen Schritt auf Zack zu machte.

      „Wäre mir gar nicht aufgefallen.“

      „Ich habe vorhin auf dein Anraten einen Termin beim Augenarzt ausgemacht. Willst du mitkommen?“

      „Wenn die Hölle zufriert“, erwiderte er mit einem Augenzwinkern, warf den Fleckentferner in einer fließenden Bewegung quer durch den Raum und versenkte ihn in einem Umzugskarton. Ich legte den Kopf schief.

      „Sauber eingelocht.“

      „Falsche Sportart, Baby.“ Seine Stimme war eine Nuance tiefer geworden und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich ballte die Hände zu Fäusten und atmete einmal tief durch, um mir nichts davon anmerken zu lassen. Seine Stimme klang wahnsinnig sexy und ich konnte nicht zulassen, dass Kosenamen, auch wenn sie ironisch gemeint waren, mir zu Kopf stiegen.

      „Nenn mich nicht Baby.“

      „Ach?“ Er schnaubte amüsiert. „Und wenn doch? Willst du mich mit Drinks überschütten, bis ich ertrinke?“

      „Bevor ich meinen brillanten Plan noch ausplaudere, sollte ich vielleicht lieber wieder gehen.“ So gern ich auch die gegnerische Seite ausspionieren wollte und dieses Gespräch auf eine seltsame Art Spaß machte, meine Mission war erfüllt. Außerdem brauchte ich eine Pause von diesem High, das ich seit meiner unkonventionellen Entschuldigung spürte.

      „Willst du nicht mal auf ein Bier bleiben?“, fragte David.

      Ich schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das wäre keine gute Idee.“

      „Sie hat recht, ein verschütteter Cocktail reicht schon, da muss sie nicht auch noch das gute Bier vergeuden“, sagte Zack und als ich gerade schon kontern wollte, sah ich das leichte Lächeln auf seinen Lippen. Verdammt, war er hübsch.

      „Darauf werdet ihr noch ewig rumhacken, oder?“, seufzte ich theatralisch.

      „Sicher. Und darauf, dass du ihm dann auch noch den Rest über den Kopf gekippt hast“, erwiderte Branden lachend.

      „Warte mal einen Moment, wer hat was gemacht?“, fragte einer der beiden Spieler, die im Club nicht dabei gewesen waren. Branden setzte gerade zu einer Erklärung an, da beschloss ich, den Rückzug anzutreten.

      „Diese Peinlichkeit erspare ich mir lieber. Viel Spaß noch.“

      „Wie nachbarschaftlich von dir, mich das jetzt allein ausbaden zu lassen“, warf Zack mir vor.

      „Für Rettungsaktionen dieser Art hätten wir schon einen Blutsbruderpakt schließen müssen.“

      „Wie es aussieht, bin ich mit dem Regelwerk der Nachbarschaft und Blutsbruderschaft nicht ganz vertraut.“

      „Ich leg dir bei Gelegenheit eine Kopie in den Briefkasten.“ Ich zwinkerte ihm zu und verließ das Wohnzimmer. Vielleicht schwang ich die Hüften sogar ein wenig mehr als sonst, was rein gar nichts mit meiner Friedensmission, sondern viel mehr mit dem Kribbeln in meinem Bauch zu tun hatte.

      „Alter, hast du die Schuhe gesehen?“, hörte ich Branden zischen, als ich den Flur durchquerte.

      „Du hast immer wieder so ein beschissenes Glück“, fügte David hinzu.

      „Haltet die Klappe und holt euch ein Bier“, erwiderte Zack und ich schloss mit einem Grinsen im Gesicht die Tür hinter mir.

      Kapitel 5

      Zack

      „Also, wer ist diese heiße Nachbarin, mit der ihr alle schon so seltsam bekannt seid?“, fragte Greg, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und ein schrecklich süffisantes Grinsen im Gesicht, kaum dass die Tür hinter Zoey ins Schloss fiel. Greg roch interessante Geschichten zehn Kilometer gegen den Wind. Branden informierte ihn nur zu gern über unsere erste Begegnung im Spotlight und die anschließende Erkenntnis, dass wir verdammt noch mal Nachbarn waren. Als sie mir vor gerade mal zwei Tagen die Tür in nichts als diesen lächerlich kurzen Hotpants und einem Tanktop geöffnet hatte, hatte ich nicht gewusst, ob ich lachen oder weinen sollte. Sie hatte hammer Beine, lang und schlank, und ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie sie sich um meine Hüften geschlungen anfühlen würden. Ihre eisblauen Augen waren riesig, als sie mich erkannt hatte.

      Mit dem Finger fuhr ich über die Vertiefungen im hölzernen Tiger, den ich heute Morgen auf meiner Dachterrasse gefunden hatte. Wer auch immer die Figur hergestellt hatte, hatte verdammt noch mal Talent. Leider lenkte mich dieser Fakt nicht von meiner heißen Nachbarin ab. Ich glaubte nicht an Schicksal oder so einen Blödsinn, aber es war ein komischer Zufall. Seit der unglücklichen Cocktail-Geschichte war Zoey mir einfach nicht mehr aus dem Kopf


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