Run and Gun. Sasha Reed

Run and Gun - Sasha Reed


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nickte aber. Sie hatte recht, und ewig darüber nachzugrübeln würde mir auch nicht weiterhelfen. Also lenkte ich mich selbst vom Thema ab, indem ich Thea auf die Hochzeitsvorbereitungen ansprach. Alles war besser, als über Zack Conner und seine stählernen Bauchmuskeln nachzudenken, die langsam zu einer ungesunden Obsession wurden.

      „Wie läuft die Planung für die Bachelorette-Party?“, fragte sie mich, nachdem sie mir das Design der Platzkärtchen bis ins kleinste Detail beschrieben hatte. Natürlich nur dank meiner gestrigen Hilfe bei der Schriftauswahl.

      „Hör auf, zu fragen. Es ist eine Überraschung.“ Ich hatte es mir nicht nehmen lassen, eine Feier für sie zu organisieren. Immerhin kannten wir uns seit der Schulzeit und waren durch dick und dünn gegangen. Da war es das mindeste, sie gebührend aus dem Singleleben zu verabschieden.

      „Was meinst du, sollten wir ein paar der Tigers einladen, wo wir doch jetzt befreundet sind? Als Stripper vielleicht?“, schlug sie grinsend vor. Und schon waren meine Gedanken wieder bei dem Mann, den ich nur Minuten zuvor gänzlich aus meinem Gehirn verbannen wollte.

      Kapitel 3

      Zack

      „Kannst du einfach damit aufhören?“, herrschte ich Branden an und er hielt das Bein, mit dem er zuvor ständig auf und ab gewippt hatte, endlich still.

      „Da ist ja jemand wieder ganz bezaubernd prinzessinenhaft gelaunt“, erwiderte er grinsend und schaute von seinem Handy auf. Ich wusste nicht, was es war, aber er schien sich wahnsinnig an meinem Leid zu erfreuen. Selbst ich wusste, dass ich in letzter Zeit ein ziemliches Arschloch war. Das passierte eben, wenn die verdammte Umzugsfirma Möbel nicht mehr finden konnte. Wie zum Henker verlor man ein Sofa?

      Wir hatten gerade eine private Trainingseinheit hinter uns und saßen in Brandens Küche zum Mittagessen, weil meine immer noch renoviert wurde, obwohl sie laut Zeitplan seit einer Woche schon hätte fertig sein müssen. Dieser verdammte Umzug zog sich viel länger als geplant. Eigentlich hatte ich gedacht, das Engagieren einer professionellen Umzugsfirma wäre dazu da, entspannter umziehen zu können. Offenbar hatte ich mich geirrt. Durch diese Idioten hatte ich noch mehr Stress als vorgesehen und das nur wenige Wochen vor Saisonstart. Einfach perfekt. Nicht nur, dass mein Sofa plötzlich unauffindbar war. Es hatte drei Tage gedauert, bis sie es wieder gefunden hatten und als es dann endlich geliefert wurde, sah es aus, als wäre es in der Zwischenzeit als Kratzbaum für ausgewachsene Sibirische Tiger verwendet worden. Ich war niemand, der mit seiner Bekanntheit angab oder eine Extrawurst verlangte, nur weil mein Name ab und zu im Fernsehen auftauchte. Aber ich hatte gehofft, dass sich wenigstens die Möbelfirma etwas mehr Mühe gab, wenn sie meinen Namen auf dem Kundenblatt sahen. Vielleicht waren diese Leute aber auch einfach Fans der New Yorker Mannschaft.

      „Soll ich dir ein bisschen Feenstaub in den Arsch blasen? Vielleicht bist du dann nicht mehr so griesgrämig?“, schlug Branden vor.

      „Glotzt du deswegen ständig auf dein Handy? Vergleichst du Feenstaub-Anbieter?“ Ich hob mein Glas und nahm einen tiefen Schluck Wasser. Whisky wäre mir lieber gewesen, aber es war gerade einmal Mittag und während der Vorbereitung trank ich keinen Alkohol, selbst wenn die Umstände gerade noch so verlockend waren.

      „Wäre wohl besser für deinen armseligen Arsch, aber ich mache Karten fürs erste Heimspiel klar.“

      „Die kleine Blonde von gestern Abend?“ Ich nickte. „Sie wirkte wie dein Typ.“ Was nicht viel hieß. Branden stand auf hübsche Frauen. Klein, groß, blond, brünett, rothaarig. Völlig egal, er war nicht wählerisch. Aber zu meiner Überraschung schüttelte Branden den Kopf. Er war kein typischer Aufreißer, aber auch er ließ sich eine gute Gelegenheit, flachgelegt zu werden, selten entgehen.

      „Nee, die heiratet im November, aber ich hab ihr gestern Tickets versprochen. Sie ist ein riesiger Fan. Wäre fast umgekippt, als ich es ihr angeboten habe.“

      Er schmunzelte, scheinbar amüsiert von der Erinnerung. Was mich anging, wollte ich den gestrigen Abend lieber vergessen. Es war Dwights Geburtstag gewesen und damit einer der wenigen Anlässe, zu denen der Coach einige wenige Drinks erlaubte, ohne uns im anschließenden Training den Arsch aufzureißen. Viele meiner Kameraden hatten diesen Umstand ausgenutzt und mittlerweile bereute ich es fast, mich nicht bis zum Filmriss betrunken zu haben, um mich nicht an das Desaster erinnern zu müssen. Es hätte mir ja schon gereicht, jede Erinnerung daran ignorieren zu können. Aber Branden ließ das natürlich nicht zu. Zum ersten Mal in den letzten zehn Minuten hob er den Kopf und widmete mir seine volle Aufmerksamkeit.

      „Was ist denn mit der sexy Barkeeperin? Die wirkte wie dein Typ.“

      Ich schnaubte. „Erinnere mich nicht daran. Sie war genauso sexy wie sie psychotisch war.“

      „Weil dein Alphamännchen-Gehabe gestern ja so sehr von psychischer Stabilität zeugt?“

      „Halt die Klappe.“ Ich warf meine Serviette nach ihm, aber das Bild dieser komplett übergeschnappten, verdammt heißen Frau erschien wieder vor meinem inneren Auge. Zum dritten Mal innerhalb der letzten zwölf Stunden. Die dunklen Haare, die ihr in üppigen Wellen über die Schultern fielen und diese ausdrucksstarken, eisblauen Augen, die mich vom ersten Moment an gefesselt und meinen Blick immer wieder zu ihr zurückgezogen hatten. Ihre Lippen, die ich nur zu gern geküsst hätte. Die endlosen Beine, nahezu perfekt in engen, schwarzen Jeans. Ihre langen Wimpern, mit denen sie so verführerisch geklimpert hatte – Momente, bevor sie mir das halb volle Glas übergekippt hatte. Und ihr perfekter Arsch, als sie danach zur Bar zurückgestürmt war. Totale Spinnerin. Heiß und verrückt mag für Harley Quinn funktioniert haben, auf das Drama konnte ich aber getrost verzichten.

      „Du bist so süß, wenn du verliebt bist“, seufzte Branden, das Gesicht zwischen den Händen. „Sie heißt Zoey, übrigens.“

      Ich imitierte seinen lächerlichen Gesichtsausdruck. „Interessiert mich nicht die Bohne.“ Zoey. Eine weitere kleine Information, die jetzt in meinen Gedanken herumspinnen würde. Hätte sie nicht irgendeinen abturnenden Namen haben können? War Edwina zu viel verlangt?

      Ich schob meinen leeren Teller von mir und stand auf. Zeit zu gehen und dieser Inquisition zu entkommen. Sonst plauderte ich vermutlich noch aus, dass ich gestern nach diesem Vorfall im Club so sehr über Zoey und meine Reaktion auf sie nachgedacht hatte, dass ich allein nach Hause gegangen war. Ich wollte mir einreden, dass Zoey mir die Stimmung vermiest hatte, aber die Wahrheit war, dass ich, seit ich sie gesehen habe, keinerlei Interesse mehr an den Frauen hatte, die später zu uns gekommen waren. Mein Plan war gewesen, Zoey anzusprechen und sie mit nach Hause zu nehmen. Stattdessen war der verschüttete Cocktail der Tropfen gewesen, der das Fass meiner überstrapazierten Nerven zum Überlaufen gebracht hatte und Zoey hatte es ausbaden müssen.

      „Gleiche Zeit morgen?“, fragte Branden, doch ich schüttelte den Kopf.

      „Die letzte Möbellieferung kommt morgen. Es sei denn, die haben sie wieder verloren.“ Ich zuckte mit den Schultern. Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, dass diese Situation außerhalb meiner Kontrolle lag, auch wenn ich nicht gerade glücklich damit war. „So oder so muss ich in der Wohnung sein.“

      „Viel Glück, Mann.“

      Ich nickte ihm dankend zu, während ich meine Sporttasche schulterte. Ich hob die Hand zum Abschied und machte mich auf den Weg zur Haustür.

      „Falls das morgen doch nicht klappt, kenne ich einen Laden, in dem du bestimmt gut deinen Frust abbauen kannst. Heißt Spotlight und ich habe gehört, dass die Barkeeperin genau dein Typ ist.“

      Ich verdrehte die Augen und zog mit Nachdruck die Tür hinter mir zu. Diese verdammte Barkeeperin würde mich bis in alle Ewigkeit verfolgen. Zoey.

      Kapitel 4

      Zoey

      Ich schloss meinen Spind im Personalraum des Spotlight und lehnte mich dagegen. Es war eine verdammt anstrengende Nacht gewesen und ich war erschöpft. Nicht nur hatte ich wegen des Ansturms auf meine Pause


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