100 Traumhäuser. Wolfgang Bachmann

100 Traumhäuser - Wolfgang Bachmann


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Haltung

      Eine Villa in der Stadt: flexibel und funktional, wertig und wohnlich.

      Mit seinen Villen und hübschen Klinkerhäusern inmitten englischer Gärten vermittelt Groß Flottbek, das seinen Namen der Flottbek verdankt, die früher als Bach in Richtung Elbe floss und heute unterirdisch verläuft, im Westen Hamburgs den Eindruck eines großzügigen Landschaftsparks. Die elegant-minimalistische Villa der Hamburger Architektin Alexandra Bub passt somit bestens an diesen Ort. Die Zusammenarbeit mit zwei Architekturbüros vorher war bereits gescheitert. Das im Sommer 2017 fertiggestellte Haus, in dessen Entwurfsprozess die Bauherren von der Architektin intensiv einbezogen wurden, stellt nun alle zufrieden und entspricht zudem der Groß Flottbeker Tradition. Zurückhaltend und doch selbstbewusst reiht sich das Haus ein in die lose Folge freistehender Einfamilienhäuser. Zwei im rechten Winkel aneinanderstoßende Kuben bestimmen die kantige, eindeutig heutige Gestalt: die vorspringende Garage sowie das annähernd quadratische, zweigeschossige Wohngebäude. Zur Straße geben sich die Fassaden geschlossen. Ein warmtoniger, wassergestrichener Klinker verblendet die Außenwände, der Fugenmörtel wurde auf die hellen Steine abgestimmt und flächig aufgebracht, zusammen mit dem hellen Eichenholz der Fenster und Türen vermittelt sich eine einladende Atmosphäre. Innen öffnet sich ein Raumkontinuum: Über das Entree gelangt man in den nach Süden raumhoch verglasten Wohnbereich, an den sich im Westen Essplatz und Küche sowie im Osten Musikzimmer und Büro anschließen. In der Mitte bleibt Platz für eine zweiläufige Treppe sowie Garderobe und Bad. Das Obergeschoss springt auf ganzer Breite auf der Gartenseite zurück und macht Platz für eine großzügige Dachterrasse. Im Westen wurden zwei Kinderzimmer, im Osten der Elterntrakt angeordnet. Ein Lichthof belichtet den Gäste- und Wellnessbereich im Untergeschoss. Ebenso komfortabel wie funktional und schön lässt sich hier leben. Und das auf lange Sicht: Bereits vorgedacht ist eine mögliche Teilung in drei Einheiten, sodass sich das Gebäude an die sich ändernden Bedürfnisse der Familie anpasst.

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       Oben: Die Gartenfassade springt zurück und macht einem geschützten Außenraum Platz.

       Unten: Die Einbaumöbel aus Eichenholz wurden von der Architektin entworfen. Sie entsprechen dem eleganten Erscheinungsbild des reduzierten Hauses.

       LAGEPLAN

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       OBERGESCHOSS

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       KELLERGESCHOSS

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       ERDGESCHOSS

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       MASSSTAB M 1:400

       1EINGANG

       2GARDEROBE

       3HAUSWIRTSCHAFT

       4KOCHEN/ESSEN

       5WOHNEN

       6ARBEITEN

       7WC

       8KINDER

       9GALERIE

       10ELTERN

       11ANKLEIDE

       12BAD

       13TECHNIK

       14SAUNA

       15GÄSTE

       16ABSTELL

       17WASCHKÜCHE

       18WEIN

       QUERSCHNITT

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       Standort: Hamburg

       Planungsbüro: BUB architekten

       Anzahl der Bewohner:

       5

       Wohnfläche (m2):

       335

       Grundstücksgröße (m2):

      1.238

       Zusätzliche Nutzfläche (m2): 44

       Bauweise: Massivbauweise mit Verblendfassade

       Energiestandard: KfW 70

       Fertigstellung: 2017

      Das Haus als Therapie

      Offene Mitte: Familienleben im und um das Außenzimmer herum.

      Gegensätze ziehen sich an. Zumindest für das Ehepaar, das sich hoch über Tübingen ein Haus für sich, drei Kinder, Hund und Katze bauen lassen wollte, scheint dieser Spruch zu stimmen: Die Bauherrin nämlich wünschte sich einen transparenten, kommunikativen Wohnraum, während der Bauherr einen uneinsehbaren Ort der Ruhe suchte. Empfohlen für die Lösung dieses scheinbar unlösbaren Problems wurden den beiden Christine und Thomas Steimle, die ein Büro in Stuttgart führen.

      Der Spagat aus einladend und abgeschottet, ruhig und kommunikativ, leicht und massiv ist offenbar geglückt. Selbstbewusst schließt der skulpturale Baustein eine Lücke in der bestehenden Hangbebauung. In Form eines polygonalen C legt er sich an und in die Topografie. Präzise Einschnitte für Türen und Fenster wurden dem kantigen Betonbau zugefügt, sie sind mit eloxierten Aluminiumtafeln ausgekleidet und sorgen mit ihrer horizontalen Anordnung für Ruhe.

      Das Raumprogramm verteilt sich sinnfällig über drei Etagen, die über eine einläufige Holztreppe im mittigen Bauteil miteinander verbunden sind. Der Wohnbereich mit Bibliothek befindet sich auf der Gartenebene, etwas erhöht öffnen sich Kochen und Essen bis ins Obergeschoss. Dort liegen Schlafzimmer und zwei Bäder. Die Garage, Nebenräume sowie ein Studio wurden in den Hang gebaut.

      Ein kleiner Hof am Ende des kürzeren Gebäudeschenkels sorgt für Luft und Licht. Optischer und kommunikativer Mittelpunkt des Hauses ist das offene Atrium auf Gartenniveau, es kann von allen Seiten betreten werden. Die großflächigen Sky Frames ermöglichen zudem Blicke quer durch das Erdgeschoss. Das helle Parkett auf dem Boden läuft durch, das Wohnzimmer wird zu Terrasse und Pooldeck.

      In den lichten Innenräumen wurden die erforderlichen Stauräume als Einbaumöbel platzsparend in die Wandflächen integriert. Die Glasfassade auf der Südseite ermöglicht passive Solargewinne in den kalten Jahreszeiten, gegen Überhitzung im Sommer schützt außenliegender textiler Sonnenschutz. Die weitgehend fensterlose Nordfassade ist hoch wärmegedämmt.

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       Oben links: Außenzimmer – der Grundriss umschließt auf drei Seiten die intime Terrasse. Das helle Parkett verbindet drinnen mit draußen.

       Oben rechts: Horizontale Aluminiumstreifen gliedern den geschliffenen Betonbau.


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